Full text: St. Ingberter Anzeiger

aanze Rue de l'Echiquier sind von rheinischen 
de.Inlen bevölkert, die unter dem Vorwand von 
usmie ten ünd vbaherischem Vier in aller 
ner Schinken und bayerischem Bier in alle 
——* Gewerbe treiben. Am Boulevard Bonne⸗ 
— helle giebt es ein Lokal, wo man nur dentsche 
us und die Deusschen sich laut über üns 
achen. Man muß die kleinen, dunklen, schmutz⸗ 
gig in 
Wocher sehen, in denen die Tausende und Tausend 
nshen zusammentreffen welche sich über unser 
—*— ergossen haben. Ungeheure Bierfässer, auf 
J dolztischen Teller mit Bretzeln, über dem 
— Schnüre von Würsten, in einer Ecke 
Pehen, nicht unsere leichten und munteren, son⸗ 
m plumpe Maschinen mit ungeheurem Rohr und 
nssben Porzellan⸗Oefen; man glaubt in eine der 
— Bierstuben einzutreten, wo Ströme einer 
nnden truͤben Flüssigkeit herunterplätschern. Der 
satsche lommt um 5 Uhr aus seinem Geschäft 
iin don der Börse; er laßt sich nieder, verlangt 
Journal, die lieblische Kolnische Zeitung, in 
her der Kriegsgott sich zum Pamphletisten macht, 
xrschlingt ein Vesperbrod und vertieft sich nun, 
— 
dummung. In gewissen Vierteln lost sich Paris 
nauter kleine Berlins auf. Neben diesen Bier— 
ben, die dem Pariser Deutschen über das „Bier⸗ 
ch hinweghelfen sollen, welches in ihm stärker ist, 
Jdas „Heimweh“, giebt es andere, glänzende 
d boulevardartige, die nur darauf berechnet sind, 
en guten Pariser anzulocken, ihm sein Geld abzu⸗ 
hmen und ihn obendrein noch zu beobachten. 
sHührend er da unschuldig an seinem Tische sitzt, 
j diskutirt und seine Ansicht über alle Dinge laut 
het die Dächer schreit, fangen andere Gäste, an⸗ 
hinend ganz in den Gerstensaft vertieft, die öffent- 
he Meinung von Frankreich auf, indeß Landwehr⸗ 
ifziere als Handlungsreisende und Mäkler sich 
her Feld und Wald, über Straßen und Wege 
threiten, ein Beftellbuch in der einen, einen Plan 
der andern Hand. Aufgepaßt! Tausende von 
hren und Augen sind auf uns geheftet und Alles 
darauf eingerichtet, uns auszuforschen, den Handel, 
ie Industrie, die Literatur, die Liebe ja selbst das 
het, das schäumende Bier dient uns als Spion!“ 
Allem Anschein nach hatte Herr Alexandre Hepp 
in diesem „guten schäumenden Spion-Bier“ eine 
hergroße Quantität zu sich genommen, als er den 
ögeführten Artikel niederschrieb. 
Gegen ander unrichtigen Stelle,) 
Khrend in Deutschland Klagen auf Klagen über 
KRegens allzu reichliche Fülle laut werden, welche 
ie dordem so prächtigen Ernteaussichten so grausam 
srabgestimmt haben, wird aus Rom, 1. August 
pmeldet: „In Südeuropa herrscht solche Dürre, 
tj z. B. in Sardinien das Trinkwasser fehlt. 
lan läßt es aus Genug zu Schiffe holen. Die 
dürte auf der Insel hat die ganze Ernte vernichtet.“ 
FGOie WaschfrauvonAlerandrien,) 
lten unter den Gräuln von Alexandrien — so 
vird der K. Z. geschrieben — hört man von den 
thelnen Zügen der Treue und des Edelmuths 
irh die sich manche Eingeborene auszeichnen. Se 
iue ich von einem arabischen Diener in Alerx⸗ 
drien, der das Haus seines geflüchteten Herrn 
uh die Ausrede, es sei das eines Rechtgläubigen, 
ete sogar dem Entfernten Nachricht sandte, und 
i die Ftage, warum er ihm solche Anhänglichkeit 
xigt, dann einfach antworiete, sein Herr habe eine 
t Mutter, die ihm, dem Araber, so lieb sei wie 
egene — der habe er das Haus erhalten. Eine 
e Wescherin aus Ramleh hatte von einer ihrer 
nden regelmäßig abgelegie Kleider und Stiefel 
iuten; als nun kürzlich die reiche Frau fast nack 
d schambosl nach der Stadt flüchtele, trat ihr die 
nherin in den Weg, führte sie in ihre Hütte und 
e: Sitte, willst Du nicht ein Paar von Deinen 
iseln wieder haben?“ — Da möchte man wirt · 
inschen es fande sich zum Preise dieser alten 
cichfrau ein neuer Chamisso! 
Gemeinnũtziges. 
bin neues Hustenmittel. Gelegentlich des 
uhes, den bekanntlich vor ungefähr zwei Jahren 
Anzahl von Zulukaffern den europaischen Lanvern 
latteen, wurden viele von ihnen —in doölge 
— ungewohnten Klimas wahrscheinlich — von 
lrrhen heimgesucht. Da erregie es denn die 
— aller in naͤhere Berührung mit diesen 
mens hen gekommenen Personen, wie durch ein 
— einfaches Mittel Husten und Schnupfen im 
n Entehen schon gründlich vertrieben wurden. 
llehen nicht an. diese neue Kurmelhode, da 
sie bei Allen, welche sie bisher nachgeahmt, die 
zünstigsten Resultate aufwies, hier zum allgemeinen 
hesten mitzutheilen. Man nimmt 1 Pfund guter 
jesunder Zwiebeln, befreit sie von den trockenen 
Auͤßenschalen und schneidet sie, jedoch nicht allzu— 
ief, an; darauf gibt man sie zusammen mit 84 
pfund Meliszucker und ungefähr 8 dg. Honig in 
in Gefäß mit 1 8. Wasser, worin das Ganze gegen 
reiviertel Stunden kochen muß. Es entsteht eine 
iemlich dickflüssige Masse, welche man in Flaschen 
üllt, nachdem selbstverständlich die Zwiebelreste daraus 
entfernt worden. Gleich nach dem ersten Husten⸗ 
anfall nimmt man einen Eßlöffel voll ein, und 
dann je nach Erforderniß fünf bis acht halbe Löffel 
fäglich, und zwar immer erwärmt. Der Erfolg 
souͤ, wie versichert wird, überraschend sein. 
F. v. T. im Osterr. Landw. Wochenbl 
Gegen Epilepsie wendet Professor Reklam, 
wie er soeben veroffentlicht, schon seit 30 Jahren 
mit großem Vortheil Knochenasche (Ossa calcinata) 
an und zwar in folgender Form: 
R. Ossa calcin. 100,0. 
Sacch. alb. 50.,0 
F. pulv. M. 8. 
Täglich 3—25 Mal einen gestrichenen Theelöffel 
boli. Er hat mit diesem Mittel eine stattliche An—⸗ 
zahl völliger Heilungen erzielt. Unter den Geheilten 
hbefinden sich Personen, bei denen nach Darreichung 
des Mittels seit dem Jahr 1851 die epileptischen 
Anfälle gänzlich verschwunden sind und ein geistig 
und körperlich normaler Zustand an Stelle der 
rüheren Hinfälligkeit getreten ist. Nebenbei erwähnt. 
st Knochenasche bei strophulösen Kindern als Zu— 
'atz zur Nahrung von unschätzbarem Werth und 
ie befördert und erleichtert auch sehr den Aufbau 
ind das Wachsthum der Zähne. Um in der Füt⸗ 
erung der Thiere einen etwaigen Mangel an 
tnochenerde im Futter zu ersetzen, wird von Dr. 
Cohn in Martinikenfelde bei Berlin schon seit einer 
Reihe von Jahren ein besonderes auch für Kinder 
geeignetes Futter⸗Knochenmehl hergestellt. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Rohrbach bei Landau Valentin 
Anding, 53 J. a.; in Kaiserslautern Ludwig 
BZecker, Lokomotivführer, 43 J. a.; in Bergzabern 
Bäcker Heinrich Dreifuß; in Landau Frau Regine 
Dannheisser, geb. Goldschmidt, 51 J. a. 
benda Johann Körber, 65 J. a.; in Zwei— 
brücken Katharina Lehmann, geb. Ruf, 73 J. 
a.; in Frankenthal Frau Elisabetha Essich, geb. 
Hofrath. 69 J. a.; in Dürkheim Frau Magdalena 
zeraner, geb, Leovold, 31 J. a. 
Neueste Nachrichten. 
Stuttgart, 7. Aug. Der Staatsanzeiger 
meldet: Der Minifter des Aeußern wird die Frage 
hesonderer würtembergischer Postwerthzeichen dem Bei⸗ 
rath der Verkehrsanstalten vorlegen, bevor dieselbe 
nn den Aussch üssen des Bundesraths zur Berathung 
ommt. Das Ressortministerium unterstütze jeden 
Versuch, den Unzuträglichkeiten abzuhelfen. 
Konstantinopel, 7. Aug. Bezüglich der 
gegen Arabi zu richtenden Aechtungsproclamation 
Jeißt es nun, daß unmittelbar vor der Ausschiffung 
der türkischen Truppen ein türkischer Würdenträger 
mit der bezüglichen Proclamation ans Land gesetzt 
werden solle, wodurch der englischen Forderung, daß 
die Proclamation vor Ausschiffung der türkischen 
Truppen erfolge, ebensowie den türkischen Einwend⸗ 
ungen gegen diese Förderung nachgekommen würde. 
Fuür die Redaktion verantwortlich F. X. Deme ß. 
Eingesandt. 
„Canalisation und Wasserleitung.“ 
Man entnimmt dem Rapport für öffentliche 
Besundheitspflege in England folgende für 
die Sterblichkeit sehr wichtige Zahlen, die allein 
zurch die seit 30 Jahren ausgedehnten Wasserlei⸗ 
tungen und Canalisationen erteicht wurden: 
„Im Distrikte von Nortn Withford (Cambridge) 
iel die Sterblichkeit, welche im Jahre 1841 bis 
1850 27 von 1000 betragen hatte, auf 21 in den 
Jahren 1851 bis 1800 und auf 20 fur die Jahre 
1861 bis 1870. In den 4 Jahren, welche mit 
1874 enden, war das Resultat noch bemerkens⸗ 
verther, die Sterblichkeitsziffer reducirte sich näm⸗ 
ich auf 17 von 1000. 
In Wyhittlesoy (Cambridge) hat sich auch die 
Morsalität von 25 per 1000 in den Jahren 1841 
bis 1850 langsam auf 23 in 1851 bis 1860, auf 
21 in 1861 bis 1870 und auf 19 in 1871 bis 
1874 heruntergearbeitet. In Wisbeach begannen 
anitarische Maßregeln etwas nach der Cholera⸗ 
Fpidemie in 1854. Die Sterblichkeitsziffer fiel 
»on einem Mittel von 258 auf 19. In 
Irsett fanden ähnliche Reduktionen bis auf 17 
der 1000 statt. Speziell wurde die Sterblichkeits⸗ 
ziffer für Lungenschwindsucht von 2,8 per 1000 
n den Jahren 1851 bis 60 auf 1,8 per 1000 
in den Jahren 1861 bis 70 reduzirt, was der 
vervollkommneten Drainage und der vergrößer—⸗ 
ten Trockenheit des Bodens zugeschrieben wird. 
Im District Salisbury haben wir ebenfalls 
eine Reduction von 28 auf 20. Molverhampton, 
doventry, Maullyfield und KIngston-upon- 
u lI1 weisen alle auch bedeutende Reductionen auf. 
In Merthyr-Pydfil, dem großen Cen— 
trum der Eisenfabrikation in Süd-Wales, überhaupt 
einer unsauberen Gegend, war die Sterblichkeitsziffer 
in den Jahren 1841 bis 50 und 1850 bis 60 
esp. 28 und 29. Im Jahre 1866 wurde endlich 
)ainage eingeführt und für ausreichende Wasser⸗ 
leitung gesorgt. Infolge dessen betrug die durch— 
chnittliche Sterblichkeitsziffer in den Jahren 1861 
is 70 bereits nur 25“. 
(Eingesandt.) 
Ende vorigen Monais concertierten in St. 
Jo hann die Domchorsänger aus Berlin. 
Zum Accompagnement bei erwähntem Concerte 
ieferte die Pianoforte-Fabrik, Herr Julius Deesz 
in St. Johann, ein Pianino und gelangte ge— 
nanntes gewerbliche Etablissements zu wohlver⸗ 
dienter Anerkennung, wie ihm solche schon vielfach 
ind weithin, sogar in fremden Erdtheilen zu Theil 
zeworden ist. 
Die Herrn Sänger, so schreibt die St. Johanner 
Zeitung, die für diesen Fall wohl unzweifelhaft 
als sachverständig gelten dürfen, haben darüber 
eine Aeußerung zu Papier gegeben und sämmllich 
mit ihrer Namensunterschrift versehen, die uns 
dorliegt und folgenden Wortlaut hat: 
Das Pianino, welches uns von der Pianoforte⸗ 
Fabrik von Julius Deesz in St. Johann zu 
unserem Concerte zur Verfügung stand, ist, was 
wir mit Vergnügen constatiren, das beste, welches 
vir auf unserer Concertreise angetroffen, dessen 
tlangschönheit und Gesangsfähigkeit wir ganz be— 
onders zu würdigen im Stande sind; dabei ent⸗ 
pricht dasselbe den größten technischen Anforderungen. 
Wir drücken hiermit den Wunsch aus, daß diese 
Firma immer mehr, so wie sie es verdient, von 
allen Seiten anerlannt werden möge. 
Die Mitglieder des Königl. Dom⸗Chors 
zu Berlin. 
(Folgen die Unterschriften.) 
Einjähriger Militärdienst. Die Be— 
rechtigung dazu erwirbt man sich am Besten durch 
die Absolvirung der 6 unteren Klassen einer Staats⸗ 
ehranstalt. Für junge Leute aber, welche in ihren 
Studien zurück oder nicht promovirt sind, bildet 
zewiß der sicherste Weg dazu der Besuch einer bee⸗ 
dechtigten Privatlehranstalt mit Pensionat. Bei 
der letzten mündlichen Prüfung von 19 Abiturienten 
des International⸗-Lehrinstituts zu 
Bruchsal erhielten 18 den Berechtigungsschein, 
unter Anderen August Claußk, Karl Ssoepel 
und Robert Ufer von Landau, Adolf Kranz⸗ 
bühler von Neustadt a. H. und Simon Wein⸗ 
gart von Ludwigshafen a. Rh. 
Schmidt und Günther's Leipziger Illustrirte 
Inene I882 Ar. 20, herausgegeben vom Konigl. 
berfoͤrster Ritz sch e, enthält folgende Artikel: 
Der Wilddieb und seine Richter im Rahmen „früherer, 
Jahrhunderte, von Eduard Rüdinger. — Jagdliches aus 
Rußland, vom Oberförster Gersiner. — Die Abnahme der 
dibiße in Nordthüringen, von E. von Wofßjersdorf. — 
Mancherlei: Zur Geschichte der Stadt Herzberg am Harz, 
»on H. Schirrmeister. — Zur Naturgeschichte des Rehes, 
‚om grafl. Oberforfter Lang. — Hohes Alter von Vögeln 
don K. A. o. Schulenburg. — Junge Schacker (Turdua 
vilaris), vom großherzogl. Stationsjager A. Hagemeister. 
— Ein weißer Staar, von C. A. v. Schulenburg. — Brief⸗ 
vechsel. — Inserate. — Illustrationen: In der Stille des 
dochgebirges, mit erklarendem Text. — Wapitihirsch von 
inem Grislibaren überfallen, ebenfalls mit erklärendem Terxt. 
Die JIllustrir te Jagdzeitung von Schmidt und 
Dünther in Leipzig erscheint am 1. und 15. des Monais 
und kostet bei den Buchhandlungen halbjährlich M. 3.— 
Bei den Postanstalten vierteljährlich M. 1,50