Full text: St. Ingberter Anzeiger

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St. Fugbherter Amriger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unt erhaltungs 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt tostet vierteljahrlich 1 40 einschließlich Trä jerlohn; durch die Post bezogen 14 60 O, einschließlich 
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M 16. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Neich. 
Müunchen, 18. Jan. Der Rektor der 
Würzburger Universität, Professor Wislicenius, war 
rach München gekommen, um den Konig zu der 
m August d. Is. stattfindenden Jubiläumsfeier 
der Universität einzuladen, erhielt jedoch keine Au— 
dienz, da der König z. Z. nicht hier ist. Wie 
uun das „Vaterland“ vernimmt. hat der Minister 
Dr. von Lutz dem Rektor die Zusage gegeben, 
aß er den Jubiläumsfeierlichkeiien im August 
eiwohnen werde. Dr. Sigl schließt hieraus, daß 
dr. Lutz offenbar im August noch Minister zu 
ein gedenke. 
Nachdem die durch koͤnigliche Allerhöchste Ent⸗ 
chließung vom 16. November v. Is. um zwei 
Monate verlängerte Tauer des Landtages mit 
dem 31. d. M. zu Ende geht, steht alsbald eine 
veitere Verlängerung in Aussicht und zwar wie 
vir hören, bis Ende Februar. Ob es aber möglich 
ein wird, daß in diesem fünften Monat der Dauer 
es dermaligen Landtages das Budget zur Erle— 
zigung gelangt, ist nach dem dermaligen Stande 
der Arbeiten sehr zu bezweifeln. 
Der Reichstag verwies am Donnerstag, 
zachdem noch mehrere Redner gesprochen hatten, 
»en Antrag von Buhl und Genossen (Un fall⸗ 
zersicherung) an eine Commission zur Vor—⸗ 
»erathung. Der sozialdemokratische Abg. Kayser 
varf den Liberalen vor, zwölf Jahre lang hätten 
ille Arbeiterpetitionen nichts geholfen; erst seitdem 
Fürst Bismarck sich der sozialen Frage annehme, 
önne man sehen, wie Conservative und Liberale 
sich um den „armen Mann“ reißen. Darauf wurde 
in zweiter Lesung der Gesetzentwurf über die Be— 
rufsstatistik vollends durchberathen und statt 
200 M. (Regierungsvorlage) nach dem Antrag der 
ommision 30 M. Strafe auf falsche Angaben bei 
der Zahlung gesetzt. 
Die in Aussicht gestellte Vorlage, betreffend das 
Tabakmonopol resp. die Erhöhung der Tabak⸗ 
zewichtsteuer, wird ohne Zweifel, selbst wenn sie 
nicht zum Gesetz erhoben wird, ihre Wirkung auf 
den Reichssäckel üben — allerdings zum Nachtheil 
desselben. Die Erfahrung hat gezeigt, daß im letzten 
Jahre der Tabakbau erheblich zugenommen, eine 
deberproduktion Platz gegriffen hat, welche nicht 
illein die Preise erheblich drückte, sondern auch die 
Einfuhr verringern half. Unter solchen Verhält⸗ 
nissen würden viele Tabakpflanzer, da der Ertrag 
der Ernte in Folge der gedrückten Preise weit hinter 
hren Erwartungen zurückgeblieben ist, den Anbau 
»on Tabak einschränken und wir in Bälde zu 
iormalen Verhältnissen zurückkehren, die eine ge⸗ 
teigerte Einfuhr, und da der Zoll wesentlich höher als 
die Steuer ist, auch eine Vermehrung der Reichs⸗ 
einnahmen mit sich brächten. Erscheint im Frühjar 
ibermals eine die Besteuerung des Tabaks betreffende 
Vorlage, so können wir mit Sicherheit darauf 
ꝛechnen, daß unter der Vorausseßung einer nicht 
nusbleibenden Tabakspekulation und bei der That⸗ 
ache, daß der Reichstag die Nachsteuer nicht ge⸗ 
iehmigt, abermals eine Vermehrung der mit Tabak 
)epflanzten Bodenfläche eintreten wird. Da nun 
eine Aussicht vorhanden ist, daß der jetzige Reichstag 
ie Regulirungsvorlage genehmigt, so würde nut 
die eine Wirkung bleiben, daß durch die abermals 
zermehrte Produltion die Tabakpreise gedrückt und 
»urch das weitere Zurückweichen des Tabakimports 
ie Reichseinnahme aus den Zollen erheblich ge⸗ 
qymalert wird. Mit besonderer Freude sieht man 
Sonntag, 22. Januar 1882. 
17. Jahrg. 
m Reichstage der Frühjahrssession nicht entgegen; 
ibgesehen davon, das man sich wenig Erfolg von 
ʒen in Aussicht gestellten Arbeiten verspricht. 
eins St. Ingbert (Zweigvberein des bayer. 
Landeshilfsvereins und zugleich Organ der 
daiser-Wilhelm-Stiftung) entnehmen wir 
der „Zw. Ztg.“, der ein Bericht hierüber zuging, 
daß der Rechnungsabschluß pro 1881 ergab; 
A. an Einnahmen: — 
Uebertrag von 1880. 453 47 
Verzinsliche Kapitalanlage.... 8400 — 
zinsen.. ... 344 — 
Zeitrügfgfen.. 23160 
Sa. .. 4429 07 
B: an Ausgaben: 
Fortlaufende Unterstützung an Invaliden 140 — 
Finmalige F — 30 — 
Fortlaufende Unterstützung an Hinter⸗ 
bliebene derselbhen..198 — 
Finmalige dittd.. 30 — 
Regiee 17 10 
Sa. .. 415 10 
Der Ueberschuß am Ende des Jahres 1881 be⸗ 
rug Mk. 9018.97, wovon baar in Kassa 413.97 
ind Kapitalanlage 8600. — Nachdem dem bis⸗ 
jerigen Ausschusse die Fortführung der Geschäfte 
nuch für das Jahr 1882 übertragen worden, wurde 
herr Pfarrer Ferkel als Ausschußmitglied und 
Zekretär für den durch Versetzung ausgetretenen 
derrn Dekan Krieger gewählt. 
* St. Ingbert, 21. Jan. Am verflossenen 
Donnerstag (19. ds. Mis.) verstarb in München 
der berühmte Reisende und Gelehrte Hermann 
zrhr. v. Schlagintweit⸗-Sakünlünski. 
der Verstorbene, der älteste Bruder unseres Herrn 
gl. Bezirksamtmannes, war geboren am 13. Mai 
326. Seine großen Verdienste um die Wissen⸗ 
chaft wurden von vielen Fürsten durch Verleihung 
soher Orden und Titel gewürdigt. König Max U. 
on Bayern erhob ihn im Jahre 1858 in den 
rblichen Adelstand; den Beinamen Sakünlünski 
rhielt er 1864 von Kaiser Alexander II. von Ruß⸗ 
and in Anerkennung der von ihm im Verein mit 
einem Bruder Robert 1856 unternommeneu gefahr⸗ 
vollen Ersteigung des Kuenlün, eines der höchsten 
Berge des Hymalaja in Asien. 
— Kaiserslautern. Der lath. Kirchen⸗ 
»auverein hat die Genehmigung fur seine Lotterie 
200.,000 Loose zu 2 M.) erhalten. 
Ausland. 
Wien, 19. Jan. Als der russische Botschafter 
Zubril mit dem Botschaftssekretär Krupenski 
dachmittags um 313 Uhr zu Wagen von der 
riechischen Kirche nach dem Botschaftsgebäude zu⸗ 
ückkehrte, wurde ein großer Stein durch das 
Wagenfenster nach den im Wagen Sitzenden ge⸗ 
vorfen. Oubril und Krupenski sind unverletzt, 
er Thäter ist verhaftet. Er soll Johann Zich 
zeißen, aus Böhmen gebüriig sein, als Freiwilliger 
n der russischen Armee den Türkenkrieg mitgemacht 
zaben. Er wollte sich rächen, weil er angeblich 
von der Botschaft mit einem Bittgesuch abgewiesen 
vorden war. 
Paris, 19. Jan. Die Deputirten haben 
jeute in ihren Bureaur den Ausschuß von 33 Mit⸗ 
zliedern zur Prüfung der Regierungsvorlage über 
ie beschränkte Abänderung der Verfassung und 
lufnahme des Grundsatzes der Listenabstimmung 
n die Verfassung gewählt. Die große Mehrheit 
er gewählten Ausschußmitglieder sprach sich gegen 
ie Vorlage der Regierung aus, erklärte sich für 
ie nicht beschränkte Umgestaltung der Verfassung 
ind verwirft die Aufnahme des Prinzips der Listen⸗ 
bstimmung in die Verfassung. — Die Regierungs⸗ 
lätler erkllären, das Kabinet Gambetta werde die 
dabetsfrage stellen und jede Abänderung seiner Vor⸗ 
agen zuruͤdweisen. 
Petersburg, 17. Januar. Anläßlich des 
Lufrufes der Wjera Sassulitsch und Lawroff's 
m Pariser „Intransigeant“, um mil de Beiträge 
für die bedauernswerthen Opfer russischer Tyrannei“ 
u erzielen, erklärt das „Journal de St. Peters⸗ 
ourg“, daß Rußland recht wohl wisse, wo die 
Noͤrder bereitwillige Zuflucht finden und wie weit 
die Toleranz gegen dieselben reiche; ob aus Ohn— 
nacht oder Indulgenz, dies hat Rußland nicht zu 
intersuchen, wohl aber die Thatsache der Toleranz 
ind deren mögliche Folgen. Rußland hat sich an 
ie Solidarität der Regierungen gewandt, über—⸗ 
eugt, daß dieselben, welcher Art sie auch seien, 
ie Mission haben, über die allgemeine Sicherheit 
u wachen und zu verbieten, daß bei helllichtem 
kage mit Hilfe der neuesten Errungenschaften der 
Bissenschaft Complote gegen eine derselben ge⸗ 
hmiedet werden. Nicht Rußlands Sache ist es, 
eine Anschauungen anderen Mächten zu octroyren, 
iber es ist Rußland erlaubt, seine eigene Condnite 
ach derjenigen anderer Staaten zu regeln. Sicher 
st eine Toleranz gegenüber öffentlichen Aufrufen, 
im im fremden Staate Revolution und Mord zu 
ntfesseln, nicht nur incompatibel mit den guten 
Zeziehungen einer Macht zur anderen, sondern un— 
ereinbar mit den internationalen Pflichten. — 
der Artikel, von allen Diplomaten depeschirt, erregt 
lufsehen, weil er weit über die bekannte gewöhn⸗ 
iche Reserve der Officiösen hinausgeht. 
Vermischtes. 
F Die Actienbrauerei zum TZöwenbräusin 
München zahlte eine Dividende von 500 und 
otirte außerdem den Reservefonds mit 294,000 M. 
F Berlin, 19. Jan. Der gestrige zur Feier 
»es historischen 18. Januar (Jahrestag der Wie— 
ererrichtung des deutschen Reiches) veranstaltete 
Fommers deutscher Burschenschaften nahm einen 
ingestörten und inposanten Verlauf, fand aber ein 
ragisches Ende. Als es zum Semester⸗Salaman⸗ 
derreiben kam, erhob sich zuletzt das 106. Semester 
neldend, der Geheime Sanitätsrath Dr. Adolf 
röwenstein Alle Anwesenden entblößten vor dem 
Zenior das Haupt und dieser hielt eine feurige 
nit großer Begeisterung aufgenommene Ansprache, 
velche mit den Worten schloß: „Möchten alle 
achfolgenden Generationen treu halten zu dem 
Wahlspruch der deutschen Burschenschaft und wie 
ch bis zum 106. Semester einstehen für unsere 
yöchsten Ideake: „Vaterland, Ehre, Freiheit.“ In 
»emselben Augenblick, da er das Glas an die Lip⸗ 
yen brachte, um zu trinken, fiel er um und war 
ine Leiche. Das Fest fand selbstverständlich sofort 
einen Abschluß. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 21. Jan. Gestern fand 
u Blieskastel unter dem Vorsitze des Herrn 
gl. Bezirkdamtmannes eine gemeinschaftliche Sitzung 
er Distriktsraths-Ausschüsse für die 
eiden Kantone St. Ingbert und Blieskastel 
Statt. 
*St. Ingbert. Bezüglich der am Montag 
m Stadthaussaale dahier stattgehabten General— 
zersammlung des Kantonal-Hilfsver—