Full text: St. Ingberter Anzeiger

—3weibrücken, 15. Aug. Kommende 
Nacht um 12/ Uhr geht das hier garonisonirende 
2. Bataillon kgl. bayer. 18. Infanterie-Regiments 
per Extrazug nach Unterfranken, um daselbst an den 
Mansvern theilzunehmen; die Rückkehr erfolgt am 
17. September. Wir wuünschen von Herzen, daß 
die Manöverstrapazen von allen Betheiligten glück⸗ 
lich überstanden werden möchten. (Zw. 3.) 
— In Pirmasens hat ein zum Besten des 
pfälz. Lehrerwaisenstiftes am 10. ds. veranstaltetes 
Kirchenkonzert 275 M. Reinertrag geliefert. 
Bewiß sehr anerkennenswerth! 
— Kaiserslautern 14. Aug. Der hiesige 
Gewerbeverein hat nach erfolgreicher Durchführung 
des ersten Extrazuges nach Nürnberg bei der Direk⸗ 
tion der pfälz. Eisenbahnen den Antrag auf Ab— 
lassung eines zweiten Zuges gestellt. Derselbe if 
für Ende August oder Anfang September projektirt 
und dürfte der erfolgte günstige Witterungswechsel 
belebend auf die Betheiligung an der Fahrt um so 
mehr einwirken, als auch der nunmehr erfolgte 
Schluß sämmtlicher Schulanstalten die Reiselust bei 
Eltern, Lehrern und Schülern wesentlich steigern 
wird. (Kais. 3.) 
— Dem „pPfälz. J.“ wird aus Kaisers— 
laustern geschrieben: Wenn die Neustadter schon 
„lange Gesichter“ machten, als der Steuerbote sie 
mit den neuen Steuerzetteln bedachte, dann hätten 
sie erst die langen Gesichter der Kaiserslauterer sehen 
sollen, als der Steuerbote in den letzten Tagen 
nicht weniger als 5—6000 „Mahnungen x 20 
Pf.“ auf Steuern pro 1882 den Steuerpflichtigen 
zustellte. Es ist eben allgemein zur Gewohnheit ge⸗ 
worden, ohne Mahnung einmal nicht mehr zu zahlen. 
— Neustadt, 18. Aug. Gestern Nachmittaç 
brach in dem eine Stunde von hier entfernten Orte 
Lachen Feuer aus. Das verheerende Element, 
genährt durch aufgespeichertes Heu, circa 500 Haufen 
Frucht und 50—60 Ster Holz, griff so rasch um 
sich, daß binnen wenigen Stunden 4 Wohnhäuser, 
3 Scheunen und eben so viele Ställe ein Raub 
der Flammen wurden. (D. A.) 
— Der Verbanrdstag des pfälz. Gewerbe⸗Ver⸗ 
eins⸗-Verbandes wird an einem der ersten Sonntagt 
des Monats Oktober in Dürkheim stattfinden. 
Auf die Tagesordnung ist vorläufig gesetzt: Rechen⸗ 
schaftsbericht pro 188182, das Fortbildungswesen 
der Pfalz, etwaige Anträge einzelner Vereine. 
— Bergzabern, 13. Aug. Heute versam⸗ 
melten sich dahier die Turnwarte der südpfälzischen 
Turnvereine, um unter Leitung des Bundesturn⸗ 
warts Meinhardt von Spehyer verschiedene Uebungen 
durchzumachen. Hieran reihte sich eine Besprechung 
über das projektirte Bezirksturnfest. Der Verein 
Landau erklärte sich zur Uebernahme des Festes 
bereit, welchem Anerbieten allseitig zugestimmt wurde. 
Das Fest soll am 3. Septbr. in Landau abgehalten 
werden und wird der dortige Verein mit demselben 
sein 5jähriges Stiftungsfest verbinden. (L. T.) 
— Bezüglich der Postkarten mit Antwort 
ist vielfach die irrige Ansicht verbreitet, als ob die⸗ 
selben im Wechselverkehr mit Reichspost und Würt⸗ 
temberg nicht ebenso zulässig seien wie im Rerkehr 
des Weltpostvereins. Die Antwortkarte mit bayerischen 
Werthzeichen kann in Berlin, Stuttgart ⁊c. ebenso 
wie diejenige mit Reichs- und württembergischen 
Werthzeichen im bayerischen Postgebiet gültig ver⸗ 
wendet werden. 
Vermischtes. 
F Folgende niedliche Heirathsgeschichte verdient 
wohl neu erzählt zu werden. Bekanntlich war 
König Ludwig II. von Bayern vor einigen Jahren 
verlobt, und sollten gleichzeitig mit Allerhöchstem 
Brautpaare mehrere Brautpaare aus den Provinzen 
des Reiches in München getraut werden. Wenn 
ich nicht irre, so war aus jedem Kreise ein Paar 
bestimmt. In der Pfalz traf die hohe Gunst ein 
armes Brautpaar aus Sch.... im Bienwalde. 
Unter uns gesagt war es der alte, nunmehr ver⸗ 
storbene, allgemein beliebte Bürgermeister obiger 
Gemeinde, welcher sofort nach Bekanntgade dieser 
Allerh. Anordnung sich einen braven Burschen und 
ein passend dünkendes schmuckes Mädchen aussuchte, 
um, wie sichs zeigte, mit Erfolg als Freiersmann 
aufzutreten. Es gelüstete ihn, als Brautführer in 
München eine „gute Suppe“ zu essen. Die ganze 
Gemeinde war ob dieser hohen Auszeichnung im 
Jubel. Doch „mit des Geschickes Mächten ist kein 
ew'ger Bund zu flechten“, uud unser Paar mußte 
auf die hohe Ehre verzichten. Als unsern jungen 
Brautleuien die Kunde ward, daß sich das Ver— 
löbniß Sr. Majestät gelöst habe, sprach die Braur 
resolut: „Kann unser König warten, kann ich auch 
warten.“ Der „Hochzeitsputz“ — die Originaltrach 
der Bauern in der Gegend von Steinfeld — 
wanderte in den „Kasten“ und selbst Amor legte 
chielenden Auges die Stirne in Falten und wandte sich 
treulos anderen Liebesintriguen zu. Der Vorsatz unserer 
Braut scheint aber zur höheren, vielleicht höchsten 
renntniß gekommen zu sein. Nach einigen Wochen 
erschien der Herr Amtmann von G. und erbot das 
Brautpaar auf's Rathhaus. Die Braut war nicht 
leich zur Hand und kamspäter zufällig im reinlichen 
Zausmacherrocke und mit dem nöthigen Attribute 
der Bauernmädchen am Bienwalde — mit dem 
„Schubkarche“ am Rathhause vorbei, wo sie kurzweg 
dom gestrengen Polizeidiener weggenommen und dem 
Amtmann vorgestellt wurde. Sie wiederholte dreifl 
ihren Vorsatz. Der Herr Amtmann lachte weidlich 
und ersuchte sie freundlich, ihrem Vorsatze untrer 
zu werden und ihrem Verlobten treu zu bleiben 
Bleichzeitig händigte er das Brautgeschenk mit 600 
Thr. aus. Nunmehr lächelte auch Amor wieder 
und that derselbe nach wenigen Wochen dem holder 
Brautpaare beim Hochzeitsschmause sogar „Bescheid.“ 
Die Sybille aber ist froh, daß sie nich — — — 
wartete, denn sie ist mit ihrem Michel recht glücklich 
Neunkirchen, 11. August. Die „Saar⸗ 
u. Bl.⸗Ztg.“ schreibt: Aus dem Kreise unserer 
Leser geht uns ein Brief zu, den kürzlich ein von 
ausgewanderten Glasbläsern nach Amerika gelockter 
-chmiedemeister aus hiesiger Gegend von drüben 
Staat Ohio) an seine hiesigen Freude geschrieben. 
Das Schriftstück ist eine rührende Umschreibung 
des alten, leider heute zu sehr in Vergessenheit ge— 
rathenen Spruches: „Bleibe im Lande.“ Nachdem 
die Beschwerden der Ueberfahrt beschrieben, warnt 
der Briefschreiber jeden, mit einem englischen Schifft 
zu fahren; dort gäb's schlechtes Essen und alles 
ei schmutzig. Dann bemerkt der Brief wörtlich: 
Liebe Freunde! Hier ist alles sehr theuer 
vir haben uns ein Haus gemiethet mit 3 Zimmern 
düche und Keller, dafür müssen wir (monatlich) 
15 Doll. bezahlen; auch sind die Lebensmittel sehr 
heuer. Wenn man für 1 Mt. Kartoffeln hat, 
tann sie eine einigermaßen zahlreiche Haushaltung 
in einer Mahlzeit essen. Das Fleisch ist hier eben 
so theuer, wie in Deutschland. Ein Kopf Kappes 
ostet 4 Sgr. und dabei ist er noch nicht groß; 
überhaupt ist hier alles theuer. Was die Leute 
hier mehr verdienen, das brauchen sie auch mehr. 
Die Leuie schreiben nur nach Deutschland, was sie 
verdienen, aber nicht, was der Lebensunterhalt kostet.“ 
Möchten sich die Auswanderungslustigen auch vor⸗ 
her über diesen Punkt iuformieren. Die Einsicht 
ommt drüben gewöhnlich zu spät. Am Schlusse 
es Briefes heißt es noch: „Liebe Freunde! Es soll 
rniemand nach Amerika denken, denn das ist ein 
Schwindelland. Es giebt bloß ein Deutschland. 
deutschland über alles.“ 
4Gech!) Ein junger Schuhmachermeister in 
Burbach bei Saarbrücken hatte ein Trierer Loos, 
auf welches, wie bereits im „Anz.“ mitgetheilt, 
bei der neulich stattgehabten Ziehung ein Gewinn 
im Werthe von 6000 Mte. fiel. Irregeführt durch 
die mehrfache Verschiebung der Verloosung, ver—⸗ 
hrannte er den Zettel in der Meinung, derselbe sei 
werthlos. Nun stellte sich heraus, daß das Loos 
einen 6000 Mlk. werthen Brillantschmuck gewonnen 
hat. Es wird jetzt versucht werden, die Aushän⸗ 
digung des Gewinnstes auf Grund der Kollekten⸗ 
iste zu erlangen. (Nach andern Nachr. soll der 
Schuhm. seinen Gewinn bereits erhoben haben.) 
(Gheinschifffahrt.) Zur Illustration des 
gewalligen Aufschwunges, den der deutsche Handel 
in dem letzten Jahrhundert, seit Erfindung der 
Fisenbahnen, genommen, und der allen Transport⸗ 
vegen zugute kommt, schreibt der Jahresbericht der 
Düsseldorfer Handelskammer: „Trotz der ungeheuren 
Bütermassen, welche auf den Eisenbahnen zu beiden 
Seiten des Rheines befördert werden, hat sich der 
Schifffahrtsverkehr in den 40 Jahren von 1840 — 
880 stetig entwickelt. In Emmerich betrug er im 
rsteren Jahre 600 1 Schiffe mit 7,637, 275 Schiffe Ctr. 
Tragfähigkeit; in letzterem dagegen 25037 Schiffe 
nit 73,482,210 Etr. Beladung. Die Zahl der 
Schiffe hat sonach in dieser Zeit sich auf das Vier— 
'ache, ihre Transportfähigkeit jedoch auf das Zehn⸗ 
ache erhoͤht. Der Gesammwerkehr auf dem Rheine 
jatte allein in den letzten 5 Jahren eine Zunahme 
von 132 Mill. Ctr. auf 185,5 Mill. Ctr. aufzu⸗ 
veisen. Hieraus erkennt man, welche Pflege und 
ind Fürsorge die Schiffahrt auf dem Rheine verdient 
Die deutsche Kaiserin hat, wi 
„Trib.“ erfährt, am Freitag auf Shhloß * 
berg beim Gehen einen Fehltritt gethan adebn 
dadurch zu Falle; der Unfall, den sich die kin 
Frau zugezogen, ist nicht absolut leichter hoh 
doch dürften andererseits ernste Befürchtungen an 
ausgeschlossen sein. wob 
F* (GFünffacher Mord.) In Berli 
herrschte am Samstag eine außergewöhnliche o 
regung über einen fünffachen Mord, der in 
Nacht im Haufe Fruchtstraße 68 verübt uin 
war. Dort wohnte eine von ihrem Ehemann 
trennt lebende Frau Conrad mit ihren vier q 
dern, die sich im Alter von acht bis herunen 
inem Jahre befanden. Diese fünf Personen ⸗ 
den am Morgen des 12. erhängt gefunden. 
Ehemann Conrad ist als des Mordes verdh 
verhaftet worden. 
FGicht brummen)) Berliner Gerichtsscent 
Pras.: Sind Sie die Waschfrau Wilhelmine Wep 
zel? „Det bin ick“, lautete die in kräftigem vu 
ertönende Rückantwort der Angeklagten, welche 
vor dem Schöffengerichte wegen Körperverlehun 
veranworten sollte. Präs.: Sie sollen am' 15 
Februar d. Is. den Fuhrherrn Heide mit en 
Wäschestütze auf den Kopf geschlagen haben, un 
zwar dermaßen, daß er gleich zusammensank, e 
zählen Sie mal die Geschichte. Angekl.: Woel! 
NRu wejen so 'ne Bajetellje verklagt mir so'n Mensh 
und will mir möglicherweise in's Loch stecken? Ne— 
so wat! Pras.: Fassen Sie sich kurz, haben Si 
mit der Wäschestütze geschlagen oder nicht? Angell. 
Ih gewiß hab' ick ihm eenen uf'n Däts jejeben 
wat broocht so'n Stiesel mit ner Karre voll Mül 
un weeß Jott for Rariteten uf'n Hof zu kommen 
wenn ick jerade Wäsche ufhänge, jlooben Sie denn 
det eene ehrliche Waschfrau det scheene thut, wenn 
die frischjewaschenen Faltenhemden mit Kalk und 
Mauerschutt bestreut wer'n? Präs.: Sie brauchten 
dem Fuhrmann aber nicht in dieser brutalen Weis 
zu Leibe gehen. Angekl.; Wat wer ick da lang 
Faxen machen? wenn ick jerade een Levkojenstenge 
in de Finger jehabt hätte, so hätt' ick'n wohl da 
mit uf'n Kopp jetippt, nu hab' ick aber jerade een. 
Wäschestütze jehabt un det mag wohl 'n bisken 
derbe ausjefallen sind. Uebrigens hat det ihm 
nicht geschadt und ick will jerne in't Blatt seter 
lassen, dat ick ihn sonst for'n anständigen Man⸗ 
halte. Mehr kann er nich verlangen. Der Ge— 
ichtshof ertlärte die mannhafte Waschfrau der 
störperverletzung für schuldig und erkaunte dem An⸗ 
hrage des Staatsanwalts gemäß auf eine achttägigt 
Gesangnißstrafe. Auf die Frage, ob sie sich bei 
dem Urtheil beruhigen wolle, gibt sie noch folgende 
Erklärung ab: „Ih Jott bewahre! wo werd id 
denn, ern meene Hemden verrunjenieren und dasor 
noch brummen, meen Mann sagi so immer: Ole. 
hrumme nich!“ 
Dem Ehescheidungsrichter kommen 
oft höchst possirliche Dinge vor, so diuß der würdig 
Richier alle Mühe hat, ernst zu bleiben. War 
oll nun erst ein jugendlicher Referendar dazu sagen 
venn Sachen an ihn herantreten wie folgende. mit 
ver sich ein angehender Hüter der Themis in Berlin 
jüngst zu befassen hatte: Ein biederer Bürget klagi 
nuf Scheidung, Nach den Gründen gefragt, —8 
vportele er kurz: „Hert Assessor, das Weib ist toll 
„Ja, aber das sind keine Gründe; Sie müssen 
pegielle Fulle angeben!“ „Na, also gut. Jett 
age ich deulich zu meiner Frau, wir wollen moel 
rach Polsdam fahren. — Schoön, sagte fie.7 
Wie wir beim Bahnhofe ankommen, sagte ich: Jette. 
ch komme gleich zurück, kaufe Du rasch Billets. — 
Schon, sagie sie — Wie ich in den Bahnhof komm⸗ 
agte ich: Jetie, hast Du die Billets? — Ja, freilich 
agte sie. NRa dann gib sie her! — Wie id 
ni die Billets besehe, ist es ein Personen. und ein 
hundebillet. — Jetie, sagte ich, was hast Du wieden 
jemacht? — Da fiehi sie mich groß an und sagt: 
Auf was für ein Billet willst Du Schweinehund 
denn anders fahren als auf ein Hundebillet⸗ *„ 
nun dine ich Sie, Herr Ahessor, in das We 
nicht toll?“ Daß der Herr Referendar heftig m 
inem Lachtrampf lampfte, ist am Ende nicht 
derwundern. Dem Betoffenen aber war die Sach 
sehr ernst und er drang mit aller cunetae h 
—Scheidung von seiner um ihn so besorgten Eheha 
4 Der Gipfel der Fälschung. In s aalh 
laufie, wie die Essener Zeitung meldet, am Dla 
Mis. eine Frau von einem hausirenden Hunn 
ein Dutzend Eier, um sie sofort zum Minnpie 
u verwenden. Allein beim Aufschlagen fan