Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Indherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Tet. Jugberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmalz: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 60 H, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 4. bei Necelamen 30 M. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
I161. 
Politische Uebersicht. 
—A 
Gegenüber der in vor. Nr. dieses Blattes 
hiener Meldung eines englischen Blattes wonach 
nst Bismarck neulich in Varzin einem fremden 
plomaten gegenüber beim Morgenspazierrit ge⸗ 
ußert, er besiße nicht den Einfluß in Deutschland, 
den man ihm zumuthe, Deutschland sei in den 
nden der Juden und der Frauen, die eminent 
riedlich gesinnt seien, bemerkt die Norddeutsche: 
Wir wollen, um eitlem Geschwätze ein Ende zu 
nachen, erwähnen, daß Fürst Bismarck kürzlich 
herhaupt keinen fremden Diplomaten empfing und 
hon seit Jahr und Tag durch seinen Gesundheits⸗ 
stand verhindert ist, zu Pferde zu steigen.“ 
Kafsel, 16. Aug. Prinz Karl ist heute 
Zormittag nach Wilhelmshöhe übergesiedelt, der 
gufenthalt dasselbst ist auf volle drei Wochen 
verechnet. 
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NIn 
Ausland. 
Die Begegnung des öͤsterreichischen Kai— 
ers mit dem König von Italien findet in 
xt zweiten Septemberhälfte in Aucona statt, 
dohin ersterer sich nach Besichtigung der Triester 
usstellung und den neuen Fortificationen von 
bola begiebt. 
den Besuch des deutschen Kronprinzen in 
Monza begleitet die Crispische Riforma mit folgen⸗ 
uen Bemerkungen: „Wenn auch nur auf wenige 
zunden als Gast in unserem Lande anwesend, 
inpfange der Kronprinz, der seinen Aufenthalt nahe 
ex italienischen Grenze nicht vorübergehen lassen 
wollle, ohne unseren König zu begrüßen, den Aus— 
duch der aufrichtigsten Freundschaft seitens unseres 
zunzen Volkes. Er repräsentirt in edelster Weise 
ain großes Geschlecht, ein großes Volk; ein Geschlecht 
ind ein Land, mit denen unsere Dynastie und 
nser Volk durch Bande einer Freundschaft ver⸗ 
unden sind, welche, geboten durch den Verstand, 
elittet durch das Blut, eine absolute Nothwendig⸗ 
it bleiben muß durch die Logik der Ereignisse. 
Nöge in der jetzigen Umarmung des Konigs und 
des Kroprinzen für immer auch die Umarmung 
yt beiden Staaten enthalten sein, im Interesse des 
tiedens und der Freiheit.“ 
kdondon, 16. August. 8000 Mann Trup⸗ 
en aller Waffengattungen gehen am Freitag nach 
Halta und Cypern ab, um als Reserve fuͤr das 
Wheditionskorps in Egypten zu dienen. — Die 
limes glaubt Dufferin werde in Kurzem die For—⸗ 
tung stellen, daß die Pforte die englischen Be— 
ngungen für die Cooperation der türkischen 
ldauppen in Egypten sofort annehme oder die Unter⸗ 
ndlungen abbreche. 
Petersburg, 16. August. Nachdem die Be⸗ 
Aerung der Halbinsel Korea neuerdings Feind⸗ 
lügkeiten gegen die dortige japanesische Mission 
Agengen, hal die Regierung von Korea den Bei⸗ 
und Chinas gegen die Unruhestifter angerufen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
—Der Vorschußverein Blieskastel 
wach sich in seiner am 13. ds. stattgehabten Ge⸗— 
rielbersammlung einstimmig geg en die Anstellung 
nes Verbands rev isors aus, desgleichen auch 
Vorschußverein Alsenz und die Volks— 
unk in Lundan. Dagegen hat die Generalver⸗ 
mnlung des Vorschußdereins Dürkheim 
mAnschluß an den auf dem jüngsten Verbands 
Donnerstag, 17. August 1882. 17. Jahrg. 
tage in Aussicht genommenen Revisionsverband 
einstimmig genehmigt und den jährlichen Beitrag 
um pfälzischen Genossenschaftsverband von 60 M. 
auf 120 Meerhöht. (Auch die nächste General⸗ 
dersammlung des Vorschußvereins St. Ingbert 
vird zu dieser Frage Stellung zu nehmen haben. 
*— Die gesammte Geschäftsführung des durch 
den Tod des kgl. Bergamtmannes Hrn. Bockhart 
erledigten kgl. Bezirksbergamtes Zweibrücken wurde 
‚orläufig dem kgl. Markscheider Hrn. Braun 
übertragen. 
*— Für den Feuerwehr-Bezirks-Ver— 
»and Zweibrücken findet die diesjährige Be— 
irksversammlung nächsten Sonntag, 20. ds. Mis., 
Nachmittags 2 Uhr, zu Hornbach statt. Die 
Tagesordnung umfaßt 1. Bericht des Ausschusses 
iber seine Thätigkeit, 2. Besprechung sonstiger 
Feuerwehrangelegenheiten, 3. Bestimmung des nächsten 
Bersammlungsortes. 
— In der letzten Strafkammersitzung des kgl. 
dandgerichts Zweibrücken wurde ein Konditor 
von Landau mit 45 Mk. Geldstrafe belegt, weil er 
eine geringe nicht gesundheitsschädliche Ouantität 
Malzzucker an eine Brauerei im Westrich geliefert 
hatte. In den Ländern, in denen das Malzauf—⸗ 
chlaggesetz nicht eingeführt ist, ist die Verwerthung 
ind der Zusatz von Malzzucker erlaubt, in Bayern 
zingegen nicht, 
— Nach der „Kus. Ztg.“ wurden auf dem 
zortigen gestrigen (16. Aug.) sog. kleinen Preis⸗ 
Markte verkauft: 108 Fassel, 6 Ochsen, 58 Stiere, 
16 Kühe, 52 Rinder, 16 Kälber, zusammen 286 
Stück, um die Kaufsumme von 51,191 Mk. (Im 
Jahre 1881 wurden 456 Thiere um 63,554 Mtk. 
derkauft.) Demnach stellte sich der Durchschnittspreis 
im vor. J. für 1 Thier auf 140 Mk., während 
er heute 179 Mk. erreichte. Für Fassel wurden 
Preise bis zu 330 Mk. erzielt. für Kühe bis zu 
345 Mt. 
— Am Samstag den 29. August el. Is., 11 
Ihr Vormittags, findet in Kaiserslautern 
im Gasthof zum Schwanen die 40. Generalver⸗ 
ammlung des Vereins Pfälzer Thierärzte statt. Zu 
derselben ist folgende Tagesordnung festgesetzt: 
1) Vereinsangelegenheiten. 2) Das Reichsseuchen— 
und das bayer. Entschädigungsgesetz. Referent: 
dreisthierarzt Groß. J 
— Edenkoben, 15. August. Aus der 
Stiftung des verstorbenen Professors Lamont, des 
zerühmten ehemaligen Directors der Sternwarte in 
München, erhält ein Pfälzer, Herr Christian Ernst, 
tud. matn. aus Maikammer, zur Fortfsetzung 
seiner Studien für das nächste Jahr das wirklich 
ceiche Stipendium von 2100 Mk. Genannter Herr 
absolvirte die hiesige Lateinschule und das Landauer 
Bymnasium, seit zwei Jahren studirt er an der 
Universität München. (Ggwi.) 
— Nicht uninteressant dürfte sein, daß in 
Wattenheim 4 Geschwister von der Familie 
Triebel leben, die bis heute sich der besten Gesund⸗ 
jeit erfreuen und zusammen das Alter von 320 
Jahren erreicht haben; das älteste ist 84, das jüngste 
74 Jahre alt. (Pf. P.) 
Der Anstifter des am Samstag in Lachen 
ausgebrochenen großen Brandes wurde in der Person 
des Tünchers Eichhorn ermittelt. Derselbe wurde 
durch die k. Gensdarmerie von Haßloch bereits verhaftet. 
— Die pfälzischen Bahnen vereinnahmten 
in den verflossenen 7 Monaten von 1882 um 
353,737 M. 45 Pf. mehr, als in dem gleichen 
Zeitraum des Vorjahrs. 
— An Stelle des zum Oberbeamten der kgl. 
Filialbank Amberg ernannten Herrn J. R.Zürn 
wurde Herr Lochmüller von der kgl. Filialbank 
Augsburg zum Kassirer an der kgl. Filialbank Lud⸗ 
wigshafen ernannt. 
Vermischtes. 
In der Festsitzung der k. Akademie der 
Wissenschaften zu München am 25. Juli letzthin 
vurde auch einem Pfälzer Landsmanne die Ehre 
u Theil, zum ordentlichen Mitgliede derselben er⸗ 
iannt zu werden, Herrn Dr. Wilhelm Meyer 
us Speyer, Privatidozent an der Universität 
München und Sekretär der Hof und Staatsbilbliothek, 
einem noch jungen Manne, der als Philologe schon 
Hervorragendes geleistet hat. (A. L.) 
F Ein Heidelberger Geldverleiher hatte 
1875 bis 1878 einem Studenten von adeliger 
Familie nach und nach 6500 M. geliehen, dafür 
aber Wechsel in der Höhe von 60.000 M. sich 
ausstellen lassen. Die Wechselklage ist anhängig; 
eider aber ist dem sauberen Geschäftsmann straf⸗ 
rechtlich nicht wohl beizukommen, weil die Bewucherung 
dor Einführung des Wuchergesetzes Statt gefunden 
hat; zivilrechtlich wird sich die Sache hoffentlich 
anders gestalten. 
4GMilitaärisches.) Bisher wurden der 
n Metz stehenden bayerischen Besatzungsbrigade 
4. und 8. Infanterrieregiment) zu den Herbst⸗ 
ibungen gewöhnlich Artillerie ꝛc. aus den pfälzischen 
Barnisonen überwiesen, was nicht unbedeutende 
dosten und sonstige Unzutraglichkeiten im Gefolge 
zatte. Vom Generalkommando des XV. Armee⸗ 
rorps wurden nun der Brigade auf die Dauer der 
diesjährigen Uebungen und Manöver nachbezeichnete 
zreußische Truppentheile unterstellt, nämlich: das 
Dragonerregiment Nr. 9, das Ulanenregiment RNr. 
b, die 2. Abtheilung des Feldartillerieregiments 
str. 31 mit 3 Batterien, eine Feldkompagnie des 
HZionierbataillons Nr. 15 und ein Detachement des 
15. Trainbataillons. 
Wie die „Gem.⸗Zig.“ für Elaß-Lothringen 
neldet, hat der Kaisser eine Ehejubilaums-Medaille 
gestiftet. Diese wird aus Anlaß der goldenen oder 
»iamantenen Hochzeit an würdige Jubelpaare ver—⸗ 
iehen. die einer Unterstützung nicht bedürfen. Die 
Medaille ist von Silber, etwas größer u. stärker wie 
ein Fünfmarkstück und trägt in prachtvoller Prägung 
auf der einen Seite die Bilder des Kaisers und 
der Kaiserin anf der anderen Seite eine zur Feier 
vassende Inschrift, Anträge auf Verleihung dieser 
Medaille köͤnnen aber dem Kaiser nur vor dem 
Tage der goldenen, bezw. diamantenen Hochzeits— 
eier vorgelegt werden. Andere Geschenke an Jubel⸗ 
zaare, abgesehen von Geldunterstützungen an solche, 
die dieselben bedürftig sind, werden nicht mehr gewährt. 
F Eine elsässische Miniaturrepublik in 
Amerika. Der „Elsässer Stadt- und Landbote“ 
eschreibt eine kleine Republik, welche im Staate 
Jowa in der Nähe der Stadt Davenpor liegt und 
»em Hohenliede den stolzen Namen Amana entlehnt 
yat. Der sogenannte Musterstaat besteht aus sieben 
Dörfchen und verdankt seine Entstehung zwei elsäs⸗ 
ischen Separatisten, dem Straßburger Michael 
drausert und der ehemaligen Dienstmagd Barbara 
)eynemann. Die aus Elsässern, Deutschen und 
Schweizern gebildete Secte gründete zuerst das Dorf 
kEben⸗Ezer, verließ es aber infolge innerer Zerwürf⸗ 
zisse, um im Staate Jowa eine neue Niederlassung