Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Jugberter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
— — — — — — — — — — — —— — — — — — — 
St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
mund Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blati kostet vierteljährlich 14 40 A einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1MA 60 H, einschließlich 
JZuflellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 H, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 135 A4. bei Reclamen 30 A. Bei a4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
162. Samstag, 19. Auaust 1882. 
17. Jahrg. 
Politische Uebersiht. 4 
Für die bevorstehende Wintersession des Reichs⸗ 
tages soll der Reichskanzler unterschiedliche Inter⸗ 
»ellationsbeantwortungen vorbereitet haben. Man 
pricht von der Briefmarkenfrage, wie von der—⸗ 
enigen der koburggothaischen Erbfolge. Nachfolger 
»es 64jährigen Herzogs Ernst ist dessen zweiter 
Brudersohn der Herzog von Edinburgh. Schon 
rüher einmal war im Reichstag ein Antrag auf 
den Ausschluß nichtdeutscher Prinzen von der 
Thronfolge in Deutschland im Werke, der Reichs⸗ 
tanzler verbat sich denselben aber. Jetzt wäre ihm 
ein solcher angeblich willlommen. Immerhin wird 
man wohlthun, bei jenen Nachrichten die jetzt end⸗ 
lich wirklich beginnende todte Jahreszeit mit ihr em 
für Zeitungskorrespondenten empfindlichen Stoff⸗ 
nangel mit in Betracht zu ziehen. 
Die seit Jahren ausstehende Neuausrüstung der 
chweren deutschen Cavallerie⸗Regi⸗ 
nenter und der Offiziere und Unteroffiziere der 
esammien deutschen Cavallerie mit dem neuen deut⸗ 
hen Cavallerie⸗Revolver erweist sich nunmehr endlich 
n das Stadium der Verwirklichung eingetreten. 
Zrobeweise wird bereits bei vielen Regimentern mit 
er neuen Waffe geschossen und soll nach einer neueren 
Nittheilung das Garde⸗Cürassier⸗Regiment bereits 
ollständig mit derselben ausgerüstet sein. Sicher 
st, daß fortgesetzt von Mannschaften dieses Regi— 
nents Schießuͤbungen mit dem neuen Revolver ab⸗ 
zehalten werden. Die Handlichkeit desselben ist in 
sie Augen fallend, die Schießergebnisse werden nach 
illen Beziehungen als zufriedenstellend bezeichnet, 
pezielle Rachweise müssen dafür ijedoch noch abge⸗ 
partet werden. 
Die deutsche Corvette Nymphe hat 
orläufig Befehl erhalten, sich nach Beyrut in 
Syrien zu begeben, und es wird von den politischen 
Zerhältnissen abhängen, ob dieselbe dann im Mittel⸗ 
neer verbleiben oder weiter, wie anfänglich beab⸗ 
ichtigt, sich nach Westindien begeben wird. 
Nach der „Nat.⸗Ztg.“ sind die Eingaben der 
»andelskammern an den Reichskanzler behufs Ent⸗ 
Hädigung deutscher Kaufleute für ihre 
verluste in Alexandrien durch die egyp⸗ 
ische Regierung im Zunehmen begriffen. Es wer—⸗ 
en dabei dem Reichskanzler Verzeichnisse der be⸗ 
hädigten Firmen unter Hinweis auf die erlittenen 
Zerluste unterbreitet. Die Gesuche haben bei dem 
deichskanzler eine durchaus günstige Aufnahme ge— 
unden. Es sind bereits sehr umfassende Erhebungen 
ur Feststellung des Schadens angeordnet, und von 
ʒen Ergebnissen derselben wird es abhängen, wie 
veit den Ansprüchen genügt werden kann, welche 
atürlich auch von den Angehörigen anderer Na⸗ 
ionen, die in gleicher Weise zu Schaden gekommen, 
rhoben werden. Die Entschädigungsfrage dürfte 
ielleicht später noch einer gemeinsamen Verhand- 
ung der Cabinette unterbreitet werden. 
Ausland. 
Wien, 16. Aug. Die „Politische Corresp.“ 
neldet aus Konstantinopel, daß der türkische Be⸗ 
ollmächtigte auf der Conferenz am 14. August 
zen Wunsch aussprach, man möge zunächst noch 
yon einer Vertagung der Conferenz Umgang neh—⸗ 
nen. Mehrere Bevollmächtigte erklärten, hierüber 
hren Regierungen referiren zu müssen. 
Wien, 17.Aug. Die türkischen Erklärungen 
ind Ausflüchte, um die Convention zu verzögern. 
diese Verschleppungstendenz erhöht die Verstimmung 
er befreundeten Mächte. — Das Gerucht von 
iner Erkrankung Arabi's in Folge von Vergiftung 
dird dementirt 
Paris, 17. August. Man hält hier eine 
Entscheidungsschlacht in Egypten für nahe be— 
horstehend. 
London, 17. August. Laut Nachrichten aus 
Alexandrien herrscht dort Ruhe; nur an einigen 
Orten lassen sich die feindliche Vorposten-Abthei⸗ 
lungen sehen. Die letzte englische Recognoscirung 
ergab, daß in der eghptischen Position ein Zeltlager 
für wenigstens 8000 Mann aufgeschlagen worden 
ist. Arabi soll sich fortwährend zwischen Ismailia 
und Port⸗Said unterwegs befinden. Aus Suez 
wird vom Mittwoch gemeldet, daß die Truppen⸗ 
ransportschiffe Befehl erhalten haben, die Aus— 
schiffung einzustellen; es wird daher vermuihet, daß 
eine Landung in Ismailia beabsichtigt wird. Die 
Vorposten Arabis stehen bei Chalouf. 
London, 17. Aug. Nach Nachrichten aus 
Alexandrien wurde heute ein Beduinen-Scheik im 
englischen Lager erwartet, um bezüglich des Ueber⸗ 
ristes von 2000 Beduinen bei Mex zu unter⸗ 
handeln. 
London, 17. Aug. Einer Meldung des 
Reuter'schen Bureaus aus Tanger zufolge, ist die 
Madrider Nachricht, in Marocco werde der heilige 
Zrieg gegen die Christen gepredigt, vollstandig un⸗ 
vegründei. 
Auch in den Hofkreisen, wo man ˖ es bisher 
dementirte, wird jetzt zugegeben, daß die Kaiser—⸗ 
rönung bevorstehe und zu Petersburg und 
Moskau Vorbereitungen getroffen werden. Die 
rönungsfeier wird abgekürzt und nur in Gegen— 
vart der fremden Botschafter und Gesandten voll⸗ 
zogen. Einladungen an fremde Fürstlichkeiten wur⸗ 
den nicht erlassen. 
Der Reiseplan des Kaisers von Rußland 
jat bisher keine Veränderung erlitten; mit dem 
19. August enden die großen Manöver in der Um— 
jegend Petersburgs; darauf wird die Reise zu 
Schiff von Peterhof zunächst nach Kovenhagen an⸗ 
getreten. 
Deutsches Reich. 
Nünchen, 16. August. Zwei von dem 
ug unter'm 5. ds. Mtis. sanctionirte allerhöchste 
ünungen betreffen die Rückvergütung des Malz⸗ 
schlags in den Land estheilen diesseits des Rheines 
yun der Pfalz. Dieselben enthalten gegenüber 
mit dem Tage ihres Inkrafttretens erlöschenden 
heren Verordnungen vom 30. November 1875 
bezw. 1. August 1881 im wesentlichen 1) die 
derung: daß, wenn das in einer Gemeinde er⸗ 
ie Bier in Gebinden und in Sendungen von 
vdestens 16 Litern aus dem Gemeindebezirke aus- 
hrt wird, der Localmalzaufschlag nunmehrmit 38 
statt wie bisher 35 Pf., vom Hektoliter braunen 
x zurückzuverguͤten ist, und 2) außerdem die 
neue Bestimmung; „Wird Bier, welches in 
Gemeindebezirken von auswärts eingeführt wurde, 
demselben in Gebinden und in Sendungen von 
destens 16 Litern wieder ausgeführt, so ist der 
dieses Bier bei der Einfuhr entrichtetete Auf⸗ 
ag nach Abzug von 6 Procent, welche der Ge⸗ 
nde als Ersatz für die Erhebungs⸗ und Ueber⸗ 
vungskosten verbleiben, zurückzuvergüten.“ 
Nünchen, 16. August. An der hiesigen 
wersität haben im abgelaufenen Jahr 1881/82 
Ganzen 87 Promotionen stattgefunden; es wurden 
Hoctoren promovirt: in der medicinischen 60, 
ader philosophischen 22, in der juristischen und 
der staatswirthschaftlichen Facultät je 2 und in 
theologischen Facultät 1 Studirender. 
ẽs dürfte auch für weitere Kreise von Inter⸗ 
e sein, über den Umfang des Sparkassen— 
esens in Bayern einige Hauptziffern kennen 
lernen. Es handelt sich hier um das Verwalt⸗ 
pjsahr 1879. Zu Anfang genannten Jahres 
wirten in Bayern 282 Sparkassen. Die darin 
nachten Einlagen betrugen 81,651,747 M. die 
für wirklich bezogenen, ausbezahlten Zinsen 
77,663 Mk. die zur Vermehrung der Einlagen 
ugeschriebenen Zinsen 1,161,3501 Mk. Das Aktiv⸗ 
mögen der Anstalten belief sich auf 89 Millionen, 
won 503 Millionen auf Grund und Boden 
lgeliehen waren. Weitaus am regsten steht der 
pafinn in Mittelfranken, und demgemäß 
it dort am stärksten das Sparkassenwesen. In 
ittelfranken betrugen in 33 Sparkassen im An—⸗ 
ag des Jahres 1879 die Einlagen 18,695,994 M. 
neuen Einlagen während des genannten Jahres 
ugen 4285,673 Mark, rücgezahlt wurden 
63029 M. die rückbezahlten Zinsen betrugen 
5686 M. Das Aktiv⸗Vermögen der mittelfränk⸗ 
en Sparkassen ift 21 Millionen, wovon 104 
lonen in Schuldverschreibungen und Werth⸗ 
»cren, das Uebrige auf Hypothek angelegt ist. 
Zerwaltungskosten betrugen 45,087 M Unseres 
dtens lassen diese Zahlen einen nicht ungünstigen 
idluß auf den Voikswohlstand im Allgemeinen 
no lange die Einlagen mehr betragen, als 
nrückzahlungen. 
Jerlin, 16. Aug. Der Centralausschuß der 
wittspartei hat den Centralausschuß der libe⸗ 
n Vereinigung zum Zusammenwirken in den⸗ 
n Wahibezirken aufgefordert, wo in Folge 
— Compromisse Candidaten aus beiden 
ven arfgestellt sind. — Wie verlautet, würde 
den Octoberwahlen hervorgehende neue 
Ashe Landtag in diesem Jahre nicht mehr 
erufen werden Xr. 3) 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 18. Aug. Das Geburts⸗ 
und Namensfest Se. Maj. des Königs (25. d. M.) 
wird von der hiesigen Knappschaft in der bisher 
üblichen Weise begangen werden. Die Bewirthung 
der Knappschafts-Angehörigen ist zwei Wirthen, 
den Herren Baumann und Horst übertragen, 
n deren Lokalitäten nach dem Essen auch der 
Bergmannsball“ stattfindet. 
— Strafkammersitzung des kgl. Land⸗ 
zerichts Zweibrücken vom 11. August 1882. 
) Während in der Neuzeit Bauersleute und Städter 
ich zu Obstbaumvereinen zusammenthun, der Ver⸗ 
hönerungsverein Alles aufbietet und besondere 
gaumwärter von den Distrikten bestellt werden, um 
ie Baumpflege zu fördern, und Jung wie Alt sich 
reut an einem schönen, blühenden oder schatten⸗ 
zebenden Baume, gibt es doch leider auch in unsrer 
gzfalz rohe Burschen, die ihren gemeinen Sinn an 
gewächsen und Bäumen in unqualificirbarer Weise 
uslassen. Würde man derselben nur immer hab⸗ 
naft werden! Nun, zwei in Pirmasens wohnende 
Schuster, den 19 jährigen Christian Ries aus 
hirmasens und den 19jährigen Martin Traut— 
nann vom Karlsberg, hat man endlich einmal 
jekommen. Dieselben demolirten am 23. April 
ibhin auf der Distriktsstraße nach Rodalben fünf 
lleebäumchen, die auf dem Straßenkoͤrper standen 
ind rissen an zwei weiteren die Krone ab. Wegen