Full text: St. Ingberter Anzeiger

dieser Rohheit, die jeder Motivirung bar ist, bekam 
jeder dieser Strolche 9 Monate Gefängniß. 
— Zweibrücken, 16. Aug. Der Selbst 
mord scheint hier zur ansteckenden Krankheit ge— 
worden zu sein. Kaum hat sich die Gruft über 
der Frau Wiß geschlossen und schon wieder ist ein 
gleicher Fall zu berichten. Heute setzte der Wirth 
und Weinküfer J. Schwakopf, ein Mann in den 
Fünfzigern, seinem Leben durch Erhängen ein jähes 
Ziel. Das Motiv wird wohl in dem Umstand zu 
suchen sein, daß es dem Bedauernswerthen, der 
ein braver Mann war, in geschäftlicher Beziehung 
nicht glücken wollte, obwohl er sich alle Mühe 
gab. (Pf. K.) 
— Von Seiten des Bezirkscomites des land⸗ 
wirthschaftlichen Vereines Zweibrücken ist die 
Errichtung einer landwirthschaftlichen Bezirksschule 
zu Zweibrücken, ähnlich wie in Kaiserslautern und 
Waldfischbach, pro 1888/84 angeregt worden. Der 
dortige Stadtrath nahm von der an die Regierung 
gerichteten Vorstellung Kenntniß und erklärte sich 
auf die an ihn gestellte Anfrage bereit, ein im 
Realschulgebäude vorhandenes Local unentgeltlich 
zur Verfügung zu stellen, so lange dieses Locab 
nicht zu anderen Schulzwecden nothwendig ist. 
— Kusel, 16. Aug. Von der preuß. Grenze 
wird der „Kus. Ztg.“ folgender Vorfall berichtet: 
Der Polizeidiener Koch von Berschweiler hatte am 
Montag einen Handwerksburschen nach Baumholder 
zu geleiten und scheint dabei die nöthigen Vorsichts⸗ 
maßregeln außer Acht gelassen zu haben, denn aus 
dem Wege drehte sich der vorausgehende Bursche 
plötzlich um, einen Revolver in der Hand, und schoß 
dem Polizeidiener eine Kugel in die Brust. Letzterem 
gelang es indessen trotz der schweren Verwundung, 
den Angreifer festzuhalten, bis in der Nähe befind⸗ 
liche Leute herzueilten, von denen dann beide nach 
Baumholder gebracht wurden, der Alttentäter in's 
Gefängniß, der Polizeidiener zu Herrn Dr. Nagel. 
Der ärztlichen Kunst gelang es zwar, die Kugel heraus⸗ 
zuziehen, doch wird die Verletzung als lebensgefähr— 
lich betrachtet. 
— Aus Landau, 14. Aug. wird der „Pf 
Pr.“ berichtet: In welcher Weise das Publikum 
angebettelt und ausgebeutet wird, davon liefert fol⸗ 
gender Vorfall wieder einen Beweis: Einsender 
dieses fuhr gestern von der Godramsteiner Kirchweihe, 
die beiläufig gesagt, dieses Jahr wieder sehr stark 
besucht war, hierher zurück. Am Wege saß ein 
Bettler, der ein schwarzes Plakat angehaͤngi hatte, 
mit der Aufschrift: „Ein blinder und taubstummei 
Mann bittet um ein Almosen.“ Bei dem „blinden, 
taubstummen Manne“, der sich obendrein ein recht 
gedrücktes, ja blödsinniges Aussehen zu geben wußte, 
befand sich eine Orgelspielerin, die durch ihr herz⸗ 
und ohrenzerreißendes Orgelspiel unsere Pferde 
scheuen machte. Auf unser Ersuchen, einen Augen⸗ 
blick das Spiel zu unterbrechen, hielt das Weib 
einige Sekunden still. Da wir aber fortgesetzt mit 
den Pferden zu thun und unsere Damen Todes⸗ 
angst hatten, konnten wir kein Almosen geben. 
Plotzlich lief der „blinde, taubstumme Mann“* un⸗ 
serer Chaise nach und fing an, mit einem ganzen 
Lexikon der gemeinsten Schimpfwörter uns zu über— 
schütten. Es ist uns unbegreiflich, wie solche 
Gauner, die wir fast aller Orlen finden, entweder 
ohne, oder mit einer gefälschten Legitimation das 
Publikum ausbeuten und belästigen dürfen. Wir 
machen die Polizeibehörden hierauf ausdrücklich auf⸗ 
merksam. 
— In Landau werden bereits schwarze 
Pfalzer Trauben auf dem Wochenmarkte zu 40 
bis 50 Pfg. das Pfund verkauft. 
— Aus Speyer, 14. August berichtet bie 
.Pf. Z.“ Im Laufe des heutigen Vormittags er— 
eigneten sich hier zwei bedauerliche Unglückfalle, 
indem ein Arbeiter der Schulzschen Brauerel, Heinrich 
Moser von Heiligenstein, beim Eishauen im Kellei 
bon einem nachrutschenden Eisblocke so schwer getroffen 
wurde, daß er nach kurzer Zeit eine Leiche war. Der 
Verunglückte hinterlaäßt Frau und ein Kind. — 
Der andere Unfall betraf das Fuhrwerk des Müllers 
Jung hier, an welchem bei der geschlossenen Barriere 
an der Rheinbrücke das Pferd scheute, die Barriere 
durchbrach und mitsammt dem Wagen von der 
gerade offenen Brücke in den Rhein stürzte, wo es 
ertrank. 
— In Speh erspielte am Dienstag Abend ein 
Mann in der Hauser'schen Wirthschaft mit einem ge⸗ 
ladenen Revolver. Plötzlich ging derselbe los und eine 
Zugel dem daneben sitzenden Sohne des Herrn Bäcker 
Eckel in den Arm, so daß ärztliche Hilfe sofort 
in Anspruch genommen werden mußte. Wenn doch 
Leute die mit Waffen nicht umzugehen verstehen, die 
Finger davon lassen wollten! 
— Ludwigshafen, 17. Aug. Die gest⸗ 
rige Fest⸗Collecte beim Gustav⸗Adolph⸗Gottesdienste 
brachte 189 Mk. 88 Pf. ein. Der Ertrag fällt 
der Gemeinde Mittelberbach zu. (Pf. K.) 
Vermischtes. 
F München, 16. August. In Niederaschar 
ist vergangene Nacht ein großer Brand ausgebrochen. 
welcher den ganzen Ort in Asche zu legen droht 
Das sich anschließende Oberaschau ist Befitzung dees 
Reichsraths Frhrn. v. Cramer⸗Klett. 
fF Neunkirchen, 12. Aug. Gestern Abend 
begann man auf dem hiesigen Eisenwerke mit dem 
„Ausblasen“ des Hochofens Nr. 5. Der Ofen soll, 
laut der „S.⸗ u. Bl.⸗Z.“ höher gebaut werden, 
damit ein größeres Quantum Roheisen erzielt wird. 
Der im Umbau begriffene Ofen Nr. 4 geht seiner 
Fertigstellung entgegen und soll damit auch der 
Betrieb des Stahlwerks wieder aufgenommen 
werden. 
F Neunkirchen, 183. Aug. Gestern trug 
ich, nach der „S.⸗ u. Bl.⸗Z.“, auf dem hiesigen 
Standesamte ein gewiß seltener Vorfall zu. Ein 
Brautpaar erschien, um die standesamtliche Trauung 
dornehmen zu lassen, mit den erforderlichen beiden 
Zeugen. Nachdem der Alt vorbereitet war, richtete 
der Beamte die vorgeschriebene Frage an die Braut— 
leute, ob sie die Ehe mit einander eingehen woll⸗ 
ten. Zum Erstaunen aller erfolgte nun seitens 
des Bräutigams ein vernehmliches Nein! Trotz des 
Weinens und Bittens der Braut verblieb der 
Bräutigam bei seiner Weigerung, so daß der Be⸗ 
amte die Brautleute schließlich zum Verlassen der 
Amtsstube aufforderte. Nach eiwa einer Viertel⸗ 
stunde erschienen die Brautleute wieder, um jetz! 
die Eheschließung vornehmen zu lassen; dieselben 
wurden jedoch zur reiflicheren Ueberlegung auf eine 
halbe Stunde zurückbestellt, und nun erst erfolgte 
deren Trauung. Möge die Ehe eine glücklichere 
sein, als der Anfang versprochen hat. 
FSt. Johann, 14. Aug. Der hiesige 
„Anz.“ erzählt folgende Scene von dem ietzten 
St. Johanner Wochenmarkt. Die Eier⸗ und But 
terverkäuferin spricht mit einer kauflustigen Frau 
und fragt, was die Eier kosten. „Ich werd' mir 
5 Stück nehmen“, sagt sie. Sie greift fünfmal 
in den Eierkorb und legt jedesmal das Entnom— 
mene in ihren Handkorb. „So, hier ist das Geld 
für die 5 Eier.“ „Ich werd Ihnen bei 5 Eiern 
—A— 
die Eskamotage der Frau beobachtet hatte: legen 
Sie die zuviel genommenen 10 Eier freundlichsi 
vieder in den Korb, Sie infames Weib, oder ich 
chmeiß' Ihnen sofort ein Dutzend Eier ins Gesicht. 
Solch Zählen ist bei uns aicht Mode Sie Galgen⸗ 
pogel!“ Die entartete Jüngerin Bosco's mußte den 
Raub wieder herausgeben und verschwand daraus 
schnell im Marktgewühle. 
F.Welzheim (Württemberg), 12. August 
Eine hiesige Familie wurde heute bon einem schwe— 
ren Ungluͤck betroffen. Kurz nach 8 Uhr Morgens 
ertönte, wie man der „D. Reichspost“ schreibt, ein 
furchtbarer Knall in dem Hause des Kaufmannes 
Weller hier und in demselben Augenblid schlugen 
aus sämmtlichen Fenstern des Erdgeschosses die 
Flammen empor. In dem neben dem Laden be— 
indlichen Magazin war eine größere Menge Benzin 
auf bis jetzt unerklärte Weise in Brand gerathen. 
Unglücklicherweise befanden sich gerade die fünf er— 
vachsenen Kinder des Hauses in diesem Raum. 
Dreien davon, den zwei alteren Töchtern und einem 
Sohn gelang es noch, das Freie zu gewinnen, 
vähtend zwei Töchter im Alter von 18 und 17 
Jahren den Ausweg nicht mehr finden konnten. 
Ihre verlohlten Leichen wurden nach Löschung des 
Brandes im Innern aufgefunden. 
f.Ueber einen eigenthümlichen Zufall 
wird berichtet: In der Nahe von Heppenheim 
a. d. B. befindet sich an der Ecke eines Weges ein 
großes steinernes Kreuz mit einem Christus, welches, 
wie die darauf befindliche Inschrift besagt, im Jahre 
1782, also gerade vor 100 Jahren, von einem 
vohlhabenden Mann errichtet wurde. Vor einigen 
Tagen gerieth nun ein schwer mit Frucht beladener 
Wagen, als er an dem Kreuze vorüber wollte, durch 
asches Fahren aus dem Geleise und rannte mi 
inem kräftigen Ruck gegen das Kreuz, so daß das 
elbe umstürzte und in Trümmer ging. Der merk. 
ürdige Zufall ist aber der, daß an demselben 
33 das Kreuz umgefahren wurde — 
Jahre vorher dasselbe auch errichtet worden n 
zwar, wie aus der Inschrift hervorgeht, —* 
Urgroßvater dessen Landmannes, dem der Vip 
angehört. Der Landmann ist über den Unsae 
gerade ihn betreffen mußte, ganz untröstlich 
will nun ein neues Kreuz auf der alten Shel 
ichten lassen. J 
aenn din recht nette zunanzipierte Kinderscha 
machte, dem „D. T.“ zufolge, am Freitag in einen 
Restaurant in der Bülowstraße zu Berline 
zewisses Aufsehen. Kommt da ein etwa Aijastn 
Junge mit 4 Kameraden und ebensoviel —X 
Dämchen hinein, bestellt und erhält pro — 
Seidel Bier, bezahli es, nimmt am Klavier din 
und läßt mit ziemlicher Fertigkeit ein Tanzüae 
nach dem andern erschallen. Ohne jegliche Shit 
ternheit umfassen sich die Paare und — 
„Tanzkränzchen“ ist fertig. Ein enthusiastischer h 
wunderer des Künstlers gab ihm eine Cgene 
dieser ohne üble Folgen verrauchte. gu welchen 
Hoffnungen berechtigen diese Sproͤßlinge unsen 
„freien Zeit“ und wie sind Eltern sind — Gesl 
schaft um solche Früchte der Erziehung zunh 
neiden! 
(Ein Maler Honorar.) Der helunnt 
Porträtist Professor Lenbach aus München befun Me 
sich gegenwärtig in Berlin zu dem Zwede der Wele 
endung des Porträts des geheimen Kommerzien gis 
rathes v. Bleichröder, für welches Professor denbah 
das stattliche Honorar von 80,000 Mi. erhält. 
fFEine lehrreiche Geschichte) J 
der Schalk. Ztg. lesen wir: „Von einem Oelononn 
wird eine einfache Geschichte erzählt, die aber st 
uusere heutigen Verhältnisse sehr lehrreich ist. deaun 
einem Landwirthe trat vor länger als zwolf — 
ein 18jähriges Mädchen in Dienst, das ein Kiehen 
verhältniß mit einem jungen Vterlandsvertheidinn 
unterhielt. Nach Absolvirung seiner Militarjate h 
nahm der junge Mann einen Dienst als — 
auf einem Gute an, und da beide recht bonde sunein 
und sparsame Leute waren, so blieben fie bis do 
ungefähr vier Wochen auf ihren Stellen, dir 
und sie zwölf Jahre. Nach hartnäckigem inger 
hatten sie sich nun so viel erspart, um in in or 
math ein Colonat pachten zu können. A X 
das Mädchen sein Sparkassenbuch eingehändigt 
hielt, welches sein Herr aufbewahrt hatte, —5 
es nicht wenig, darin einen Betrag verzeichn Ig 
sehen, der seine kühnsten Erwartungen ußnrtienn 
ein recht ansehnliches Sümmchen darste n 
Herrschaft war der treuen Magd danlbar ꝓ 
und hatte ihr außer ihren Ersparnissen jede i 
50 Mark extra in die Sparcasse eingelegt. —J 
auch der fleißige Knecht hatte einen nicht — 
braven Gutsherrn gefunden, und so war das F 
Ehepaar in der Lage, ein Colonat kaufen mn 
baar bezahlen zu koönnen. Wenn alle ee 
so handelten, wie viel Elend und Jammer 
ieden werden.“ 
perni (Durch eine Trikot⸗Jacke vergiftet.) 9 J 
Wiener Blatt bringt folgende ee 48 
theilung: „Ein merkwürdiger —A 
in Wien manchfaches Interesse erwecken s A 
eignete sich in Warschau. Ein gewisser —A 
erkrankte plötzlich unter Symptomen, die n 
Natur der Krankheit nicht leicht zu sueßene du— 
Er bekam Schwindel, dann Blutfturz, ver une 
das Augenlicht und wurde so entkräftet, asne 
nicht rühren konnte. Herbeigerufene n —368 
die Ursache der Kranlheit lange nicht werre se 
sie schließlich auf den Einfall kamen, e Untersuch in 
eine Vergiftung vorliegen. Nach mherern —28 
ung hat sich ergeben, daß Herr G. Vae 
Trikot· Unterjacke trug, welche in Folge w Sne 
sich stark abfärbte. Die chemische — 
zimmtbraunen Farbe ergab, daß fie —— 34 
näher zu bezeichnenden Giftpflanze 5 
Gift war so stark, daß es, einem Hunde — 
dessen Tod in einer Stunde —88 — . 
ein starker Mann im blühendsten Alter r — 
aller Pflege unter den graͤßlichsten Quau Zegblat u 
.Gecht husti gs, Das erse —— 
enthält folgende Mitiheilung: „Wir haden ee 
gemeldet, daß mehrere Reisende in de dien 
Strunge bei Roman von einer Räuber ehe 
fallen und ausgepündert worden find —8 
nachträglich mitgetheilt wird, ist die am —* 
kurator und dem Untersuchungsrichter 3 * 
von Roman bestehende — * 
sich in den genannten Wald zur Ein 
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