Port⸗Said, 21. August. Die Panzerfloite
und Truppenschiffe sind in den Suezcanal einge—
laufen; der Verkehr auf dem Canal ist nur tem⸗
porär sistirt, um eine unbehinderte Duchfahrt der
britischen Schiffe zu ermöglichen. — Die Canal—⸗
Compagnie verweigerte den Kriegsschiffen die Lootsen.
— die Truppen Arabi's räumten Ghemileh und
retirirten nach Damiette.
AJ
—
Lokale und pfaälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 22. August. Ein Stromer
bon der richtigen Sorte, schon ofters bestraft und
auch schon 12 Jahre in Amerika, wurde gestern
don dem hiesigen Amtsgerichte wegen Bettel und
dandstreicherei zu einer dreiwöchentlichen Haftstrafe.
wovon er jedoch schon 14 Tage als Untersuchungs-
haft verbüßt hat, verurtheilt. Bei seiner Abführung
in das Gefängniß äußerte er sich dahin, daß er
die Strafe nicht absitzen, sondern seinem Leben durch Er⸗
hängen ein Ende machen werde. In der That versuchte
er auch dieses, indem er ein Handtuch und ein Taschen⸗
uch Jusammenband Jowie seine Hosen zerriß, um
sich daran aufzuhängen. Sein Vorhaben wurde
jedoch vereitelt; da er sich aber von seinen Selbst⸗
mordgedanken nicht abbringen ließ, so wurde vom
Gerichte verfügt, Alles aus der Zelle zu beseitigen,
was seinen Plan befördern konnte, außerdem wurde
er noch geschlossen.
Duͤrch Erlaß des Herrn kgl. Oberstaatsan⸗
waltes wurden wegen musterhafter Führung der
Standesakten pro 1881 die Standesbeamten von
Herbitz heim und Medelsheim, resp. der
Gemeindeschreiber beider Bürgermeistereien mit einer
Belobung ausgezeichnet, und erhielt letzterer auf
Empfehlung des kgl. Bezirksamts eine Remuneration
von 150 Mt.
ESämmtiliche Pferdezüchter dürften auf die
am 3. Septembet in Landstuhl stattfindende
Generalversammlung des Pferdezucht⸗ Vereins der
Pfalz und die damit verbundene Pramiirung von
Zuchipferden aufmerksam zu machen sein. Bekannt⸗
uůch war die Betheiligung der Pferdezüchter bei dem
im vorigen Jahre zu Lambsheim abgehaltenen
Preisfeste des genannten Vereines eine äußerst
jahlreiche und hat sich bei dieser Gelegenheit recht
deuͤtlich gezeigt, wie anregend derartige Pramiirungen
auf die Pferdezucht treibende Bevoͤlkerung einwirken,
und daß dieselben ein nicht zu unterschätzendes
Mittel zur Verbesserung unserer heimischen Pferde⸗
zucht geben. Besonders verdient noch hervorgehoben
zu werden, daß der Verein auch solchen Züchtern
welche nicht Mitglieder des Vereines sind, die Theil⸗
nahme an der Konkurrenz nicht verwehrt. Möchten
recht viele Landwirthe mit ihren Pferden sich ein⸗
finden. Fur Freunde der Pferdezucht wird das
Fest noch aus dem Grunde von Interesse sein, weil
die Absicht besteht, ein Trabreiten, Trabfahren und
Wettpflügen mit demselben zu verbinden.
Friedelsheim, 18. Aug. Gelegent⸗
lich des hiesigen Kirchweihfestes wurde das Pferd
welches das Carroussel zog, scheu. Da dasselbe in
rasendem Galoppe herumsprang, wurde das Car⸗
roussel in so schnelle Bewegung gesetzt, daß die
Umsiehenden nicht im Stande waren, dasselbe an⸗
zuhalten. Man konnte nur die daraufsitzenden
Kinder zum Festhalten ermuntern. Nachdem dieser
Vorgang beinahe 104 Stunde dauerte und man es
nicht mehr länger mit ansehen konnte, da zu be⸗
furchten war, die brennenden Lampen würden her⸗
umecfallen und Alles in Brand setzen, so sprang
der Eigenthümer des Carroussels von einem in der
Nähe stehenden Brunnenstein in dasselbe hinein,
faßie das Pferd und brachte es zum Stehen,
worauf dann starke Männer das Carroussel zum
Stillstand brachten. Als man die Kinder herunter⸗
gehoben hatte, fielen sie fast alle ohnmaächtig um.
Zum Glüdk waren es lauter schon mehr erwachsene
Finder; wären es kleinere gewesen, so wären die⸗
selben durch die ungeheuer schnelle Bewegung jeden⸗
falls heruntergeschleudert worden. —A
Vorfall, infoige dessen großes Unglüch hätte ent—
stehen konnen, zur besonderen Vorsicht mahnen.
— Mutterstadt, 20. Aug. Vor unge⸗
fähr 14 Tagen war der etwa 14 Jahre alte Sohn
des Metzgers und Gaftwirthes Konrad Steiger von
hier mil dem Spalten eines Stüdes geschlachteten
Viehes beschäftigt, als demselben der Spälter aus-
fuhr und er sich 3 Adern des Oberschenkels durch⸗
hieb. Glücklicherweise war gerade der im Hause
vohnende Dr. M. zu Hause und eilte im Verein
mit einem zweiten Arzie schnell zur Hilfe herbei
Den beiden Aerzten gelang es denn auch, den
armen Jungen vor Verblutung zu schützen, so daß
keine weiteren Befürchtungen bei sorgfältiger Ver—
pflegung gehegt zu werden brauchten. Da zog am
letzten Donnerstag das schwere Gewitter über un⸗
sete Gemarkung dahin, vermischt mit strömendem
Regen und hestigem Blitz und Donner. Ein furcht⸗
barer Donnerschlag erschreckte nun den Jungen der⸗
maßen auf seinem Krankenlager, daß durch die
momentane Nervenaufregung eine Ader platzte und
er nach wenigen Minuten seinen Geist aufgab.
— Speyer, 19. Aug. Die am Mittwoch
begonnene Aufnahmeprüfung in den 4. Curs der
hiesigen Lehrerbildungsanstalt wurde heute beendigt
Unter 48 Erschienenen mußten 2 wegen ungenü—
gender (Privat⸗) Vorbereitung während der Prüfung
zurücktreten. Aus der Kirchheimbolander Praͤpa⸗
randenschule fielen vier durch, aus der Anstalt zu
Blieskastel 83, die Zöglinge aus Speyer bestanden
sämmtlich das Examen. — Der Secretär des land⸗
virthschaftlichen Vereines der Pfalz, Herr Hauter,
zeabsichtigt ein Blatt herauszugeben, welches den
afälzischen Obstbauvereinen als Organ dienen soll
Derselbe ersucht in den „Landwirthschaftlichen Blät—
rern“ die Vorstände der Obstbauvereine, ihre Stel⸗
lung zu dieser Frage kund zu geben.
— Kirchheim a. Eck, 17. August. Seit
inigen Tagen wir der erst seit 3 Jahren hierher
»erheirathete Bäcker Friedrich Feitner aus Eberts-
seim vermißt. Derselbe soll eine Baarschaft von
2000 - 2500 M. mit sich genommen haben; darunter
vefinden sich seinem Stieftinde gehörige Prämien-Loose,
velche er bei einem Grünstadter Bankhause vor
einer Abreise umsetzte.
— Dem kath. Fabrikrath in Frankenthal
vurde die nachgesuchte Erlaubniß zur Vornahme
einer Gabenverloosung zum Vortheile der Restau⸗
irungsarbeiten an und in der Kirche durch die
gl. Regierung mit der Maßgabe ertheilt, daß der
Absatz der Loose auf den Regierungsbezirk der
Bfalz beschräntt bleibe.
— Aus dem uns vorliegenden Jahresberichte
des Knabeninstituts und der Handelsschule zu
Frankenthal entnehmen wir, daß auch in die—
em Schuljahre die Frequenz gestiegen ist, indem
zie Zahl der Schüler nicht weniger als 1832 be—
rug, von denen 63 im Pensionate untergebracht
waren. Da sich die Anstalt um die Berechtigung
ur Ausstellung von Maturitätszeugnissen für den
iinjährigen Militärdienst beworben hat, so wurde
im ihre Leistungen zu konstatiren, am Ende dieses
Schuljahres im Auftrage des kgl. bayerischen Mini⸗
teriums unter Leitung eines kgl. Commissärs eint
Abgangsprüfung nach Maßgabe der Bestimmungen
ür die kgl. bayerischen Realschulen abgehalten
Das Resultat dieser Prüfung war ein äußerst gün⸗
tiges, indem sämmtliche Schüler des 6. Curses be—
tanden haben und zwar drei mit dem Prädicate
„gut“ und einer mit dem Prädicate „genügend“.
— Aus dem Alsenzkhal wird der „Kais.
Ztg.“ berichtet: „Daß man sich bei der Eisenbahn⸗
ahrt nicht ganz und gar auf das Zugpersonal
derlassen soll, beweißt folgender Vorfall: Mit dem
um 86 Uhr 10 Min. fruͤh in Kaiserslautern nach
Münster a. St. abgehenden Zuge fuhren jüngss
ein Landmann und seine Frau; ersterer links, letz⸗
tere rechts des Waggons am Fenster fitzend. Aujf
der Station Imsweiler, der zweiten unter Langmeil
im Alsenzthal, traf sich nun im Gespräch daß der
Mann nach Worms fahren wolle, worauf er zur
Antwort erhielt, daß er schon 2 Stationen zu weil
und auf falsher Strecke sei. Ganz verblüfft sprang
der gute Mann noch zur rechten Zeit, ehe der Zug
in Bewegung kam, heraus und trabbte in der
—XED
zelaufen rief er plötzlich sich umdrehend und dem
Zuge nacheilend, „mei Fraa, mei Fraa!“ der Zug
verschwand im Tunnel. Als die Passagiere sich
iach der Frau erkundigten, welche von dem Vor—
falle keine Ahnung hatte und ihr sagten, ihr Mann
jei irre gefahren und eben ausgestiegen, war deren
Bestürzung noch größer; sie brach sogar in Schimf—
worte aus. Auf der darauffolgenden Station
Rockenhausen ankommend, verließ dieselbe eiligst den
Wagen, um ihrem Manne, welcher circa 10
Stunde gegen sie profitirt hatte, nachzueilen. Was
aus der Wormser Fahrt geworden ist, wissen wir
nicht.“
— Aus der Nordpfalz schreibt man der
Kais. Z.“: Wie man sich Gastwirthen gegenüber
ächt, ersieht man im Oertchen O. in der Nord
falz. Daselbst finden seit jüngster Zeit Streitig
keiten und Uneinigkeiten statt, wobei auch der F
des Dorfes hineingezogen wurde. Um uun diesen
Wirthe zu trotzen, ließ man Bedürfnißhalber *
2. Wirihschaft errichten mit dem Titel Wirthscha
zur „Einigkeit“. Ob sich nun dadurch die in
einigkeit legt, wird sehr in Frage gestellt.
Vermischtes.
f Aus Bayreuth schreibt man den Mün—
hener „Neuesten Nachr.“, daß am 25. ds. M
die Trauung der Tochter Richard Wagnets
Blandine mit dem Grafen Gravina vor dem Stan—
desamt und die kirchliche am darauffolgenden Tage
tattfinden wird. Die Neuvermählten begeben su
sodann nach Italien, wo die junge Frau 9—
römisch-⸗katholischen Kirche überzutreten beabsichtigt
WVon anderer Seite wird dagegen erzählt, du
Blandine (eigentlich die Tochter Bülows) katholise
getauft sei, aber in der protestantischen Confessio
erzogen wurde.)
F An dem Würzburger Jubelfesst haben
nach dem Präsenzverzeichniß der Alma Julia 299
herren Theil genommen. Die Zahl der Ehrengas
belief sich auf 221.
FNürnberg, 18. Aug. Die Besucherzah—
der Ausstellung ist fortwährend im Steigen be⸗
griffen. Sie erreichte am vergangenen Sonniag
die enorme Zahl 19,404, wobei die Besitzer von
Saison⸗, Aussteller- und Vertreterkarten gar nicht
mitgerechnet sind, so daß also die im Ausstellung
parke und in den Gebäuden befindliche Menschen—
menge auf mindestens 25,000 Kopfe geschätzt wer⸗
den darf. Wenn diese gewaltige Ziffer auch niun
an Sonntagen erreicht wird, so ist die Besucher
jahl doch auch an Werktagen eine über alles Er
warten hohe und stetige; bei nur halbwegs schönen
Wetter beläuft sie sich auf 7̃—8000 und darüber
ẽs ist dies ein ehrendes Zeugniß für die Streb
amkeit der Nürnberger und Fürther Bevölkerung
Aber auch aus den übrigen Theilen des Lande
und aus ganz Peutschland, ja aus Europa be
anden sich in letzter Woche Tausende von Besuchern
sier. Am Sonntag Vormittag beföorderte die
Ztaatsbahn allein 8300 Menschen hierher. Di
ẽtrazüge aus allen Gauen Deutschlands werden
mmer häufiger. Die größeren Etablifsements feh—
ꝛen fort, ihre Arbeiter zur Ausstellung zu sender
uind den mittellosen Arbeitern wird das Hierher
ommen durch Subvention aus der Wittelsbacher
Stiftung in großarligem Maßstabe ermöglicht.
Saarbrücken, 21. Aug. Seit geftern
ursiert hier die Nachricht von einem kürzlich statt—
zjehabten Duel!l zwischen einem Referendat und
nem Studenten der Medizin, beide aus hiesiget
Hegend. Das Duell soll mittelst Pistolen be
Tarlsbrunn ausgefochten, und der Referendar durch
inen Schuß in den Unterleib schwer verwundet
vorden sein. Der junge Mediziner wäre nach
afelben Nachricht flüchtig geworden. (Saarbr. 9)
Met. Wie die„Metzer Ztg.“ vernimm
wird die Feier des Geburts- und Namensfestes St.
Majestat des Königs Ludwig von Bah ern an
Freitag, den 25. August, in hiesiger Garnison in
mmaloger Weise stattfinden, wie dies in den früheren
Jahren geschehen, nur soll an diesem Tage auch
die Feier des Befestigens der Allerhöchst den beiden
hiesigen bayerischen Infanterie-Regimentern de
lchenen Säcular⸗Fahnenbänder vor sich gehen Wi
jonst wird am Morgen des 25. Festgotiesdienst ir
er Garnisonkirche und in der Kathedrale abgehalten
aach dem Gottesdienst wird eine Parade der hier garni
onirenden bayerischen Truppen nach Anordnun!
des Herrn Commandeurs der bayerischen Beseh
ngs: Brigade auf dem Konigsplatz stattfinden. Rat
erfolgtem Parademarsch große Parole⸗⸗Ausgabe eben⸗
zaselbst, wobei die Offiziere und Unteroffiziere de
Hharnison zugegen sein werden. Nachmittags Diner
her bayerischen Offiziercorps in den Regimenn
nine nd Abendo fesüche Speisung und e
lustigung der Mannschaft. Die Stunde der *
des Vefestigens der Säcular⸗Fahnenbänder an
Fahnen der Regimenler sieht noch nicht fest, mn
dürfle dieses Vormittags in der Zeit zwischen Go
dienst und Parade geschehen. Die Militargebeu
Kasernements und Forts flaggen von —
hruch bis zur Dunkeiheit; die Ausdehnung n
allgemeinen Urlaubes auf eine spätere Stunde
Zapfenstreich für die königl. bayer. Truppen *
deichte Schuͤchlich rwähnen wir noch.d
„as Eintreffen des Generals der Infanterie, Gen
duans der lonict. Leibgarde der Hartschiere
—