Amerikanische Reklame. In einem amerika⸗
chen Blatte findet fich die Annonce einer Schnupf ·
firma, welche eine ganze Kolumne des großen
Nes bedeckt. Der Haupttheil der Annonce ist
n holzschnitt des bekannten Kaulbach'schen Bildes
germann und Dorothea, welches die beiden El⸗
n im Thorwege sitzend darstellt. Der Vater
manns hält bekanuͤtlich eine Schnupftabaksdose
der Hand, und auf derselben befindet fich —
dirma der inserirenden Schnupftabakhandlung.
e Amerikaner haben ihren Vortheil bei Inser⸗
glosten gefunden; Reklamescheu ist bei ihnen ein
wundener Standpunkt.
Das Jahr 1883 wird als seltsames Kurio—
m aufzuweisen haben, daß Fast nacht⸗So nn⸗
g auf den 4. Februar, Aschermittwoch auf den
Februar fällt. Seit 1742 hat sich dies nicht
ehr ereignet und wird erst 1894 und 1940
der eintreffen. Die nächste Karnevalssaison
sind also eine sehr kurze werden.
(Gerbstmoden.) Für unsere Damen dürfte
„von Interesse sein, über die Neuheiten der Herbst⸗
ison etwas zu erfahren. In Wollenstoffen sind
F'die Roben, zu deren buntfarbigen runden Röcken,
eist in langen Plisse⸗Falten, Stoffe, die auf gleich⸗
rbigem Grunde helle, gewirkte Muster zeigen, für
zille und Besatz verwendet werden, die sich der
gemeinen Beliebtheit erfreuen. Der Sammet wird
Afalls eine große Rolle spielen. nicht nur bei den
ostümen auf der Straße, sondern auch in den
ellschaftstoilletten und in hellen Modefarben für
Ballfaal. Unter den neuen Farben befindet
Jauch ein herrliches Blaßblau und ein gleich
znes mattes Grün. Auch in Zusammenstellungen
il anderen Materialien, wie z. B. reicher Brokat
id Chene⸗Seite, wird der glatte Sammet ange—⸗
indet werden, der auf diese Weise die gepreßten
ammete und Atlasse ganz verdrängt. Die Muster
den Seidenstoffen, welche für die Abendtoilletten
stimmt sind, weisen noch lebhaftere Farben und
oͤßere Dessins auf als bisher. Hüte werden ge⸗
dezu riesige Dimensionen annehmen, Kronen und
empen so hoch und breit wie möglich und mit
allenden Straußfedern, exotischen Vögeln und viel⸗
bigen Bandern garniert sein. An Stelle der
aghaarigen Filz⸗ und Plütschhüte wird der glatte
ij und Sammet treten. Zu Bindebändern für
le wird ausschließlich das doppeltseitige Band
Sammet und Atlas oder Seide und Allas ver⸗
hendet werden.
f Hausfrauen konnen das Aussehen von
Pobeln sehr leicht verbessern, wenn sie dieselben
le Jahre ein⸗ oder zweimal mit einem feuchten
uppen rein abwischen und dann, wenn sie voll⸗
minen trocken sind, das Holz mit sehr wenig ge⸗
ochtem Leindl mittels eines wollenen Lappens ab⸗
eiben. Dadurch werden alle Fleckeen entfernt, und
ie Möbel erhalten ein neues glänzendes Aussehen.
daßs Oel muß ganz eingerieben werden, so daß
ichts obenauf sitzen bleibt, weil sich sonst der Staub
mauf setzt; man darf also nur eine kleine Ouantität
l anwenden.
f Gescheiden.) „Sie, Meister, haben S' denn
ar keine Beschäftigung für mich, Sie glauben gar
icht mit wie wenia Arbeit ich zufrieden bin!“
9
3
4
in neues Seilmittel gegen Epilepsie.
d
Wohl die entsetzlichste und grauenvolsste aller
ankheiten, von denen die Menschheit heimgesucht
ird, ist die Epilepsie, die „fallende Sucht“, auch
lechweg „Krämpfe“ genannt und mit Mitleid
egegnet man jenen Unglücklichen, die mit diesem
eiden behaftei find. Das Grauenvolle dieser
rankheit wird aber noch vermehrt durch die That⸗
iche, daß selbst die Aerzte weder über die Ursache
vch über die Heilbarkeit derselben etwas Positives
zzugeben wissen und rückhaltlos eingestehen, daß
ie Epilepsie unheilbar sei. Es ist eine alte Er⸗
hrung, daß man da, wo die Kunst der Aerzte
achtlos ist, mit Vorliebe zu Geheimmitteln seine
iflucht nimmt. Und so haben selbst sehr hochge⸗
lte Persönlichkeiten aus Humanität sich herbei⸗
lassen, angebliche Heilmiltel gegen dieses Leiden
verabfolgen, — allein durchgreifende Erfolge
id damit noch nicht erzielt worden und im Lichte
Wissenschaft bewährten sie sich erst recht nicht.
oße Zweifel mußten wir deßhalb, wie das „Verl.
agebl.“ schreibt hegen, als uns vor längerer Zeit
ganz glaubwürdiger Forw folgende Mittheilung
ber eine neue Heilmethode der Epilepsie zuging:
In einer Straßke Berlins wurde eine Dame auf
9
dem Trottoir plötzlich von Krämpfen befallen. Hilfe⸗
zereit drängten sich die Passanten um die Unglück-⸗
iche, ohne ihr wirklich Hilfe bringen zu können.
da drängt sich ein zufällig des Weges kommender
herr durch die Menge der Umstehenden, faßt der
iuf der Erde liegenden und in Krampfen sich win⸗
denden Dame mit der rechten Hand in den Nacken,
jebt sie zugleich mit der linken Hand am Arme
mpor — und die Unglückliche ist von den Krämpfen
efreit und geht nach Ordnung ihrer Kleider ruhig
beiter. Dem nach Verrichtung dieses Samariter⸗
ienstes sich entfernenden Herrn — der sich später
ils Herr Kaufmann Heyer, Moritzstraße 21 wohn⸗
jaft, zu erkennen gab — eilt ein Augenzeuge dieser
Scene nach und interpelliert ihn über diese eben
usgeführte Manipulation. Darauf erklärte Herr
deyer dieselbe dahin, daß er mit der rechten Hand
ie Nackenmuskeln, welche während des Krampf⸗
infalles fest gespannt und bretthart zu sein pflegen,
o lange zusammendrücke, bis sie schlaff und weich
verden, worauf der Anfall sofort aufhöre. Auch
rklärie er sich bereit, ohne ein Gewerbe daraus zu
nachen, diese Manipulation auch an anderen Kranken
uszuführen. — Als uns diese Mittheilung gemacht
ind die Bitte daran geknüpft wurde, dieselbe im
illgemeinen Interesse zu veröffentlichen, ließen wir
unächst bei Herrn Heyer Nachfrage darüber halten.
derselbe bestätigte die obige Mittheilung und er⸗
lärte auf Befragen, daß er auf diese Manipulation
um Unterdrücken der Krämpfe vor etwa 14 Jahren
ufällig selbst gkkommen sei. Er war damals Uhr⸗
nacher in Hannover und hatte einen an Epilepsfie
eidenden Gehilfen. Oft wurde dieser mitten in
zer Arbeit hinter dem Arbeitstische von Krämpfen
zefallen und verursachte ihm durch Zerschlagen von
Uhren, Gläsern ꝛc. erheblichen Schaden. Um nun
enselben hinter dem Tische hervorzuziehen, hatte er
hn einmal zufällig am Nacken erfaßt und herbor⸗
ezogen, worauf zu seinem Erstaunen die Krämpfe
ofort aufhörten und der Gehilfe wieder zur Be—
innung kam. Beim zweiten Anfalle faßte er ihn
vieder am Nacken und so fort, bis er die Erfahrung
nachte, daß der Krampfanfall durch das Zusammen⸗
ücken der Nackenmuskeln unterdrückt werde. Ob⸗
vohl Herr Heyer, der später Maschinentechniker ge⸗
vorden, vielfach Gelegenheit hatte, an epileptischen
Fabrikmädchen und sonst diese Manipulation aus—⸗
uführen ohne je einen Mißerfolg zu beobachten,
'o ist er bisher damit noch nicht an die Oeffent⸗
ichkeit getreten, weil er nie die Absicht hatte, daraus
kapital zu schlagen. Um nicht durch voreilige
Veroffentlichung Hoffnungen zu erregen, deren Nicht⸗
rrfüllung um so herbere Enttäuschungen-zur Folge
haben müßten, wendeten wir uns nunmehr an die
erste wissenschaftliche Autorität auf dem Gebiete
»er Nerven⸗ und Krampfkrankheiten, Herrn Prof.
Dr. Westphal, und ließen demselben den ganzen
yall vortragen. Obwohl Herr Dr. Westphal sehr
aran zweifelte, suchten wir ihn doch dafür zu
nteressieren, so daß er Herrn Heyer zu sich beschied
ind sich von demselben die bewußte Manipulation
demonstrieren ließ. Herr Professor Westphal meinte
arauf, daß es einem französischen Arzte gelungen
ei, durch Druck (Kompression) auf die große Hals⸗
»lagader (Carotis) epileptische Anfälle zeitweise
». h. solange der Druck dauerte, zu unterdrücken;
ib die Handgriffe des Herrn Heyer damit in Zu⸗
ammenhang stehen, müsse er erst näher untersuchen.
Jedenfalls versprach er, diese Manipulation auf der
inter seiner Leitung stehenden Abtheilung für Nerven⸗
ind Krampfleiden an der koniglichen Charité ver⸗
uchsweise ausüben zu lassen und das Resultat
ins mitzutheilen. — Nachdem darüber etwa zwei
Nonate hingegangen waren, machte Herr Professor
Bestphal unserem Vertreter folgende Mittheilungen:
Er habe die Assistenz⸗ und Unterärzte auf seiner
Ubtheilung in der Charitéèé über die Methode des
herrn Heyer instruiert und beauftragt, bei vor⸗
ommenden Fällen dieselben auszuüben. Es war
chwierig, Kranke, die nur an Epilepsie litten, her⸗
uuszufinden, und auch bei diesen nicht immer möglich,
ꝛechtzeitig das Mittel anzuwenden. Gleichwohl sei
‚asselbe etwa ein Dutzend Mal versucht worden,
edoch nur einmal habe ein Unterarzt ganz eklatant
zie Krämpfe schwinden sehen, sobald er die Nacken⸗
nuskeln des betreffenden Patienten zusammendrückte.
In den anderen Fällen seien die Versuche mehr
»der minder mißlungen und in den ganz schweren
Fällen, wo die Epileptischen aus einem Anfall in
den andern fallen, ohne während 24 Stunden nur
inmal zur Besinnung zu kommen, — bei denen
iilso eine Heilung oder Linderung besonders- wün—⸗
chenswerth sei — zeigte sich gar kein Ersoig.
Bleichwohl glaubte Herr Professor Westphal kein
definitives Urtheil über den Werth oder Unwerth
dieser Methode abgeben zu sollen, weil ihm ein zu
geringes bezügliches Krankenmaterial und noch zu
venig Beobachtungsfälle zu Gebote stehen. Er em⸗
pfahl uns aber, der unter Leitung eines Herrn von
Bodelschwingh stehenden Anstalt für Epileptische
dei Vielefeld davon Mittheilung zu machen und
dieselbe zur versuchsweisen Anwendung dieses Mittels
aufzufordern, da diese sehr viele epileptische Kranke
in Beobachtung habe. Das ist denn auch unserer⸗
seits geschehen und das Resultat dieser Versuche
»xst nach einiger Zeit zu erwarten.
Gemeinnuͤtziges.
Bekannt ist die Vortrefflichkeit des Glyzerins
ür die Haut und für das Haar. Selhbst feinstes
ODlivenol steht dem Glyzerin in Bezug auf den
günstigen Einfluß auf Haut und Haar nach. Es
ommt daher sehr gelegen, daß das Glyzerin in
usnehmender Weise die Fähigkeit besitzt, den Blüthen
hren Wohlgeruch zu entziehen. Nimmt man ein
Hefäß mit Glyzerin, bringt in dasselbe Flieder⸗
„lüthen, Hyazinthen, Narzissen, Maiblümchen, Re⸗
eda, Veilchen, Rosen, Lindenblüthen, Jasminblüthen
1. dgl., läßt dieselben ruhig 3 Wochen darin liegen,
ummt sie nachher heraus, so haben solche ihren
janzen Wohlgeruch dem Glyzerin abgegeben und
ieses bildet dann ein ausgezeichnetes Haaröl. Da
ich Glyzerin, abweichend von den fetten Oelen mit
Wasser in dem Verhältnisse mischt, so darf man
inige Tropfen hiervon zum Waschwasser gießen,
im damselhe fein zu varfümieren
Stervᷣefãlle.
Gestorben: in Billigheim die Gattin von Philipp
Funk, Margareta geb. Schwarz, 24 J. a.; in
Neustadt der pens. Lehrer Braun von Insheim;
in Annweiler Forstkandidat Franz Dörr, 19 J.
a.; auf dem Sandhof bei Zweibrücken Albert Frei⸗
herr de Lasalle von Louisenthal, äigl.
zayer. Major a. D.; in Zweibrücken Luise, 512
Mon. a., T. v. Carl Friderich; in Landau
Jarl Augnus Lienal. 34 3. a.
Dienstesnachrichten.
Oberlandesgerichtsrath Wolff in Zweibrücken
wurde wegen Krankheit auf sein Ansuchen auf ein
Jahr quiescirt, Landesgerichtsdirector Ost helder
n Landau wurde, gleichfalls auf Ansuchen als
Rath an das Oberlandesaericht Zweibrücken ver⸗
eßt.
Der Notariatspraktikant Däuwel aus Ober⸗
ustadt wurde zum Notar in Grünstadt ernannt.
Der bisherige Caplan Brehm in Pirmasens
vurde zum Pfartverweser in Schifferstadt ernannt,
»er dortige Caplan Weber erhielt Anweisung als
Faplan von St. Martin und der Caplan von St.
Martin, Johann Geißler, Anweisung als Ca—
Uan non Virmasens.
Eisenbahn⸗Dienstesnachrichten.
Vom 1. September d. J. ab treten nachstehende
Personalveränderungen ein: Es werden versetzt und
jezw. befoͤrdert: Stationsverwalter August Kaysing
n Altenglan als Bahnhofpverwalter nach Bexbach;
ie Stationsverwalter Karl Grühb von Mutterstadt
iach Langenkandel, Friedrich Hammel von Al—⸗
isheim nach Altengian, Franz Rauch von Bocken⸗
jeim nach Mutterstadt. Eduard Boye von Wil⸗
jartswiesen nach Steinwenden, Michael Vaillant
»on Cortwig nach Morschheim; der Haltestellever⸗
valter Georg Leidner in gleicher Eigenschaft nach
Fontwig (Haltestelle); ferner werden ernannt zu
Ztationsverwaltern in Albisheim a. d. Pf. der Ein⸗
iehmer Franz Ihrig in Kirchheimbolanden; in
Bockenheim der zweite Einnehmer Georg Schmitt
»on Homburg; in Wilgartswiesen der Assistent
Tarl Metz von Winnweiler; zu Einnehmern in
domburg (als zweiter Einnehmer) der Einnehmer
Tarl Bartels daselbst; in Kirchheimbolanden
der Expeditionsgehilfe Max Godron von Franken⸗
thal; in Winnweiler der Expeditionsgehilfe Heinrich
Jacob Peter in Kaiserslautern; zum Verwaltungs⸗
Assistenten in Homburg der Expeditionsgehilfe Friedrich
Baade von Wörth. Endlich wird vom 1. Oktober
d. J. an der Stationsverwalter Ludwig Göhler
in Rheingönheim wegen eingetretener Dienstuntaug—
ichkeit pensionirt und an dessen Stelle der Calculator
Franz Herfel in Ludwigshafen zum Stations⸗
derwalter in Rheingönheim ernannt.