Full text: St. Ingberter Anzeiger

acere Male genossen, langsam aber sicher tödtete. 
f Popov hatte nun in die ganze Umgegend 
Wohnortes Emissärinnen ausgeschickt, di⸗ 
rall ausspähten, wo es Zwistigkeiten zwischen 
gchatten gab. Wo sie solche Häuser fanden, dort 
Wieet 
nen aus dem Wege auften 
8 schließlich den erwähnten giftigen Saft, 
velcher denn auch in allen Fallen den Tod des 
ngludlichen Ehegatten herbeiführte. Funfund⸗ 
aßig Frauen sind durch den Untersuchungsrichter 
hereits des Gattenmordes übersührt worden; gegen 
weitere dreißig Weiber liegt der begründete Ver⸗ 
sucht dieses Verbrechens vor. Das Verbrechen 
Inde durch die eigene Tochter der Giftmischerin 
in Anzeige gebracht. 9 
da din w der eeure 
352 Häuser, waͤhrend es im Jahre eren 
* 71,874 besaß. In fünf Jahren sind also 
Ha7s Häuser gebaut worden. Die Durchschnitts- 
jer det Bewohner eines Pariser Hauses beträgt 
ᷣ bis 27. 
bh Die Wuth der Franzosen gegen alles was 
Deuisch heißt, hat sich sogar auf die deutschen Weine 
astreckt. Von einer Weinausstellung, welche gegen⸗ 
rtig in Bordeaux abgehalten wird, berichtet die 
Roͤpublique Francaise“, jedenfalls mit mehr Vor⸗ 
ntheil als Sachverständniß: Ungarn zählt wenig 
Jussteller in Bordeaux; das kommt daher, daß 
zine ordinären Weine im Lande selbst verzehrt 
derden, und außerdem ist es von der Reblaus be— 
uruhigt, die an mehreren Punkten des österreichisch⸗ 
ingarischen Gebietes aufgetreten ist. Gleichwohl 
hegt es ausgezeichnete Gewächse, welche Liqueur⸗ 
Heine und namentlich den Tokayer hervorbringen. 
diese letzteren Weine erzielen fabelhafte Preise. 
deutschland ist durch zwoöͤlf oder fünfzehn Aus— 
eller vertreten, deren Erzeugnisse mit einem bei 
olchen 8 ganz —A — eerehe 
ind. ir wissen nicht, ob die deutschen Weine 
er Schönheit der Flaschen und Möbel entsprechen, 
n denen sie sich uns präsentiren; aber wir haben 
hrund, es zu bezweifeln. Abgesehen von einigen 
zsässer Weißweinen und Lothringer Roth⸗ und 
Beißweinen, die doch am Ende französische Weine 
ind, bringt Deutschland nur einen berühmten Wein 
erbor, den Johannisberger, der in der Nahe von 
Painz wächst. Seine rothen Weine zählen nicht 
ind seine weißen Weine find im Allgemeinen nur 
in heißen Jahren trinkbar. Meistens sind sie hart, 
jerb und rauh. Das hindert den deutschen Handel 
nicht, sogenannte Burgunder- und Bordeauxweine 
zu fabriziren. Doch lassen wir das; es ist viel— 
leicht noch die geringste ihrer Fälschungen. 
fPetersburg, 29. August. Die sibirische 
—Aä 
tußland ausgebrochen und wurde heute ein Todes⸗ 
iall an dieser Pestilenz aus Odessa gemeldet. 
fGas Thermometer gilt nichts in 
einem Vaterland!) Das beweist folgende 
Zusammenstellung: In Frankreich ist das Thermo— 
meter des Schweden Celsius in Verwendung, in 
deutschland, Oesterreich und Rußland jenes des 
zranzosen Roͤaumur, in England und Amerika be— 
dient man sich des Thermometers des Deutschen 
dahrenheit, und auch die Schweden verleugnen 
dandsmann und benützen vorwiegend das Thermo— 
meter des Schotten Leslie. 
f(Aus meinem Tagebuche.) Dulden 
und Verzeihen sind die zwei Haupteigenschaften 
auf welche fich das Gleichgewicht im Familienleben 
fütt. Ohne die immer verzeihende Liebe, ohne 
die selbstlose Ueberwindungskraft, welche Kränkungen 
ind Verletzungen mild ausdeutet und niemals rächt, 
söchstens mit schonendem Wort tadelt, ist das Zu⸗ 
sammenleben im Familienverbande als ein glückliches 
nicht denlbar. Einige Glieder wird es immer geben 
die da von sich selbst sagen: „Ich leide um des 
illgemeinen Friedens willen.“ Gibt es keine solchen, 
hehaupten alle gleich kräftig und rücksichtslos ihr 
dogenanntes Recht, so wird das Familienleben leich! 
jut Qual werden, die Mißverständnisse werden sich 
— 
n zu Klippen, an denen die Einigkeit Schiff- 
eidet. 
F Von einem brennenden Flusse aus Man— 
hester wird vom 28. berichtet: . Gestern brach in 
siter Morgenstunde in der Sendley Mühle der 
oteetor Lamp and Ligthing Company zu Wors⸗ 
eh, in der Nähe von Manchester, ein zerstörendes, 
die ganze Nachbarschaft in Schrecken versetzendes 
ixeuer aus. In der Mühle waren tausend Fässer 
nit Petrolem, jedes zu 36 Gallonen, und achtzig 
Behälter mit Lampenbl, jeder 180 Gallonen ent— 
haliend, eingelagert. Das Feuer verbreitete sich 
rasch, und als es den Lagerraum erreicht hatte, 
harsten die Fässer, das brennende Oel ergoß sich in 
den Bach und das Feuer wurde auf diese Weise 
den Strom abwärts gegen die Bahnstation von 
Worsley getragen. Die Bestürzung, die es unter 
den Einwohnern des ganzen Bezirkes hervorbrachte, 
st unbeschreiblich. Zu einer Zeit brannten über 
200 Yards des Stromes und die Bäume an dessen 
Ufern fingen Feuer. Die Leute, welche nahe dem⸗ 
selben in Hütten wohnten, flüchteten in die benach- 
harten Wälder, denn sie erwarteten jeden Augen— 
hlick eine verderbliche Explosion. Der auf viele 
Meilen in der Runde sichtbare Feuerschein hatte 
ahlreiche Feuerbrigaden von allen Seiten zur Hilfe— 
eistung veranlaßt; sie konnten jedoch nichts thun, 
als das wüthende Element austoben lassen. Ers 
zu später Stunde wurde das Feuer unterdrückt.“ 
Ueber den Stand der Ernte in den ver 
chiedenen Ländern Europas bringt die „N. Fr. 
Pr.“ in einem „Die Ernte“ überschriebenen Artikel 
ie folgenden Resumes: In England hat die Ernte 
erst begonnen und ist bisher von gutem Wetter 
»egünstigt; der andauernde Rückgang der Getreide— 
zreise auf den englischen Maärkten laͤßt den Schluß 
u, daß man dort gute Resultate gewärtigt, daß 
nithin der Importbedarf kleiner als im vergange— 
ien Jahre sein dürfte. — In Fronkreich ist das 
Ergebniß der Weizenernte quantitativ ein gutes, 
qualitativ ein geringeres, da die häufigen Regen 
die Kondition und Farbe des Weizens beschädigt 
Jaben. Nach den heute feststehenden Schätzungen 
zeträgt die diesjährige Fechsung 112 - 115 Mill 
dektoliter Weizen, der Bedarf des Landes 118 Mill 
Zektoliter, es wäre somit ein unbedecktes Defizin 
von 3—6 Mill. Hektol. zu importiren. — Italien 
hat nur eine sehr schwache Ernte zu verzeichnen 
reflektirt auf keine beftimmten Getreidequalitäten, 
sondern nimmt sein Getreide dort, wo es dasselbe 
zilliger findet. — Ueber Rußlands Ernte fehlen 
disher noch die detaillirten Schätzungen, doch ist 
so viel sicher, daß fast in allen wichtigeren Gou⸗ 
bernements, mit Ausnahme von Cherson, mehr 
oder weniger die Durchschnittsernte erreicht ist und 
daß der Erport in Weizen und Roggen nach allen 
dafen der Ostsee, Nordsee und des Mittelmeeres 
Hereits in vollem Zuge ist. — Rumänien und 
Serbien haben beide Durchschnittsernten gemacht, 
nur sind die serbischen Getreidefrüchte schöner als 
jene von Rumänien, welche ebenfalls während der 
Einheimsung von Regen betroffen wurden. Beide 
dänder haben mehr als ihren eigenen Bedarf pro⸗ 
zuzirt und sind exportfähig, besonders wenn die 
aachfolgende Mais⸗Raccolta das gute Resultat lie⸗ 
'ert, das dieselbe verspricht. — Eine schlechte Ernte 
hat im Jahre 1882 nur Spanien zu verzeichnen, 
nit welchem Lande dauernde Beziehungen von 
Desterreich: Ungarn kaum erreicht werden können, 
»bwohl man es bereits versucht hat, den Ervort 
von Mehl dahin einzuleiten. 
F Die großartigste Schöpfung der Industrie 
wvird die von dem Ingenieur Mr. Roman Helper 
aus Missouri in Anregung gebrachte Eisenbahnlinie 
sein — wenn dieselbe zur Ausführung gelangt. 
Derselbe hat ein Projeci zu einer direklten Linie 
wischen der Behringstraße, im äußersten Norden 
des amerikanischen Continents, und dem Cap Horn, 
in dessen südlicher Spitze, unter dem Namen: 
„Die amerikanische internationale 
Eisenbahn“ veröffentlich. Mr. Helper und 
eine Genossen erklären, daß dieselbe im Jahre 
1892, also gerade vierhundert Jahre nach der Ent⸗ 
deckung der neuen Welt, dem Verkehre übergeben 
werden kann. Wenn die Unternehmer das nöthige 
Geld bekamen, so steht der Ausführung dieser Linie 
nichts im Wege; doch erregt der Kostenanschlag nicht ge— 
ringes Bedenken. Die Bahu würde fast die ganze 
Entfernung zwischen den arktischen und anarktischen 
Polarkreisen, vom 659 nardl. bis zum 55 sfüdl. 
Breite und somit eine Länge von 7500 Meilen 
durchlaufen, und wenn man 25 pCt. für Abweich— 
ungen von der geraden Richtung hinzunimmt, gegen 
9500 Meilen durchlaufen. Legen wir den in 
Amerika üblichen Typus der sechsundfünfzig 
Pfund per Fuß schweren Schienen zu Grunde, so 
vürde das Gewicht der einspurigen Bahn per Meile 
88 Tons betragen und dann würden nicht weniger 
als 836,000 Tons an Schienen für die Con— 
truction dieses Schienenweges erforderlich sein, der 
edoch dovpelspurig anzulegen sein würde, um den 
Bedürfnissen des Transportes zu genügen. Weitere 
Berechnungen führen in's Ungeheuere. 
4GCine billige Briefmarken-Sammlung.) Ein 
fiffiger Amerikaner hatte seinem Jungen zum Kon⸗ 
irmationstage eine Briefmarken⸗Sammlung ver⸗ 
sprochen. Das Bestreben, billig zu einer solchen 
zu koinmen, brachte ihn auf folgende finnreiche Idee. 
Fr ließ im New-NYork-Herald und in einer hervor⸗ 
ragenden europäischen Zeitung folgende Annonce 
einrücken: „Heirathsgesuüch. Eine junge, 
zübsche Dame, Erbin einer Million Dollars, wünscht 
ich mit einem mittellosen, aber angenehmen und 
aufrichtigen Mann zu verheirathen. Briefe werden 
erbeten bis Ende Juli unter Adresse: H. H. Million 
Box 5830 New-York.....“ Aus allen Theilen 
der alten und neuen Welt liefen etwa 25,000 Ant⸗ 
worten ein, und der Pfiffikus hatte für ein Paar 
Dollars Inseratengebühr die schönste und reichhal⸗ 
tigste Briefmarkensammlung. 
4 Wie die Menschen bestrebt sind, sich lang— 
am oder schneller zu vergiften. 8 Millionen trin⸗ 
en Thee von Kaffeeblättern, 10 Mill. trinken Maté6, 
10 Mill. kauen Coca, 40 Mill. trinken Cichorie 
mit und ohne Kaffee, 50 Mill. trinken Cacao als 
Thocolade ꝛc., 100 Mill. trinken Kaffee, 100 Mill. 
auen Betel, 300 Mill. essen und rauchen Hasch⸗ 
isch, 400 Mill. essen und rauchen Opium, 500 
Mill. trinken chines. Thee. Alle bekannten Volker 
kennen den Genuß des Tabakes. 
(Für Dominospieler) Juüngst hat sich 
ein Rechner damit amüsirt, die Anzahl der Kombi— 
nationen zu berechnen, welche sich durch die 28 
Steine eines einfachen Dominospieles ergeben können 
und hat als Resultat 284,528,211,840 Kembi- 
nationen gefunden. Wenn also zwei Dominospieler 
in jeder Minute vier Partien beenden, so würden 
sie die Kleinigkeit von 118 Millionen Jahren 
orauchen, um alle diese Kombinationen zu erschöpfen. 
In der „Zweibr. Zig.“ veröffentlicht deren 
Redakteur Herr P. Reiselt folgenden Nachruf 
an den Monat August 1882: 
„Der du nach Ernt' und Sichel 
Als Monat bist benannt, 
Dir sagt der deutsche Michel 
Ade! heut' zornentbrannt. 
Denn schlugst Du nicht sein Hoffen 
Stets hohnvoll in den Wind? 
Dir dankt er, daß ersoffen 
Fast alle Ernten sind! 
Der Hundstag' Gluthcharakter 
Sollt' werden offenbar; 
Nie ward er abgeschmackter 
Verleugnet ganz und gar; 
Anstatt zu sein ein Retter, 
Traktirtest bis zum Schluß 
Du uns mit Hundewetter. 
Fahr' drum zum — Sirius! 
Wohl den von dir Erldsten, 
Daß nun dein Stündlein schlug! 
Sie kann nur Eines trösten, 
Und das sagt grad genug: 
Ob Lust mehr, ob Beschwerden 
September birgt im Schrein: 
Er kannnicht schlechter werden 
Als du! — Nuoun laß ihn ein!“ 
(Glage eines Berliner Touristen.) 
Aus der Schweiz läßt ein Berliner Tourist fol⸗ 
genden poetischineteorologischen Stoßseufzer ver⸗ 
nehmen: 
Rigi, im August. 
„In die Schweiz, in die Schweiz! Zieh nicht in 
die Schweiz, 
Mein Sohn, ich rathe Dir gut! 
Der's trotzig gewagt, der Knabe bereut's — 
Bom Himmel strömet die Fluth: 
Vom Himmel strömt sie in wilder Hast — 
raut jammern Kellner und Wirth, 
Doch schröpfen sie darum nicht minder den Gast. 
Der sich zu ihnen verirrt. 
Der arme Gast, daß Gott sich erbarm'! 
Sitzt fröstelnd am warmen Kamin. 
Blickt sinnend hinein in den Funkenschwarm 
Und — sehnt sich zurück nach Berlin. 
In Berlin! in Berlin! Dort ist es so gut: 
Theater, Musik und Ballet — 
Und sendet ein Wolkenbruch selbst seine Fluth, 
So regnet Dir's doch nicht — in's Bett!“