Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
A 
ete 
deu 
it 
—M 
F St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs- 
Zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 60 4, einschließlich 
d ¶ Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I3 Z, bei Reclamen 830 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M 183. 
Sonntag, 17. September 1882. I7. Jahrg. 
iti Als Arabi allein in Kairo eintraf, habe ihn die 
Politische Uebersicht — insultirt und mit Steinen geworfen. 
Die Garnison von Damietta bot die Uebergabe an. 
Port Said, 15. Sept. Die englische Avant— 
gjarde ist gestern Abend mittelst der Eisenbahn in 
Kairo eingetroffen und dort enthusiastisch aufgenom— 
men worden. Alle hervorragenden Persönlichkeiten 
der Insurrection haben sich unterworfen. Arabi 
soll gefangen sein. 
Vermischtes. 
In Straßburg hat sich am 12. ds. die 26 
J. a. Karoline Badsching aus Jockgrim bei 
Landau mittelst Einathmens von Kohlendunst das 
Leben genommen. Motiv unbekannt. 
Die „B. L.“ bringt folgende auffallende Mit⸗ 
theilung: Die eigentliche Ursache des Hugstetter 
Eisenbahnunglückes ist unseres Wissens noch nicht 
unzweifelhaft festgestellt. Daher dürfte es nicht un⸗ 
nütz sein, hier eines Umstandes zu gedenken, der, 
wie es scheint, bei Erwittelung jener Ursache noch 
nicht in's Auge gefaßt morden; wenigstens kam 
darüber noch nichts in die Oeffentlichkeit. Es ist 
dies die Möglichkeit der Zugentgleisung in Folge 
frevelhafter That, sei es durch Auflegen eines ge⸗ 
tahrbringenden Gegenstandes auf die Schienen, oder 
durch irgend welche Beschädigung der Bahn. Nach⸗ 
dem man jetzt weiß, daß bald nach dem Unglück 
in der Nähe der Unglücksstelle ein Mann erhängt 
gefunden worden, drängt sich unwillkürlich der Ge⸗ 
danke auf, eben dieser Mann könne der Uebelthäter 
gewesen sein, der, als er gesehen, welches Unglück 
er angestellt, sich aus Gewissensbissen selbst den Tod 
gegeben. Die Untersuchung dürfte daher, wenn es 
nicht schon geschehen, auch nach dieser Richtung hin 
ruszudehnen sein. 
Karlsruhe, 14. Sept. Der hiesige Stadt⸗ 
ath hat sich in seiner letzten Sitzung mit dem Pro— 
ecte eines Canals Ludwigshafen⸗Straßburg beschäf⸗ 
igt. Er sieht, wie berichtet wird, in diesem Pro— 
ect eine Bedrohung der badischen Interessen und 
jat eine Commission niedergesetzt, welche den Bau 
ines Canals Mannheim-Karlsruhe⸗Straßburg be⸗ 
reiben soll. 
Dresden, 14. Sept. Der Kaiser ist heute 
dachmittag 3*4 Uhr, vom König Albert empfangen, 
ier eingetroffen und hat seinen Einzug in die fest— 
ich geschmückte Stadt unter Glockengeläute und 
uhusiastischen Begrüßungen seitens des Publikums 
ehalten. 
Im Reichstage wird am ersten Mittwoch nach 
einer zum 30. November in Aussicht genommenen 
zinberufung, also am 6. Dezember, ein Antrag auf 
skutschädigung ungerecht Verurtheilter 
ingebracht werden. 
Eine reichsgesetzliche Regelung des Versiche⸗ 
rungswesens, die allerdings seit langer Zeit 
eplant wird und an deren Vorbereitung die Reichs⸗ 
egierung arbeitet, steht in der bebvorstehen⸗ 
en Session des Reichstages noch keinesfalls zu er⸗ 
darten. 
Ueber das Befinden des Fürsten Bismarck 
t sicheres nicht zu erfahren. Der Nachricht der 
Nordd. Allg. Ztg.“, daß der Fürst seine ganze 
chätigkeit nur auf Unterschriften beschränken müsse, 
olgt die Thatsache auf dem Fuße, daß der Fürst 
ie Anzeige über die Bildung eines fränkischen 
zauernvereins mit einer längeren Zuschrift an den 
zreiherrn v. Thüngen⸗Roßbach erwidert. Von an⸗ 
eren Seiten wird mitgetheilt, daß der Verkehr 
nit dem Fürsten seit einigen Wochen besonders 
hwierig sei und daß sein langwieriges Leiden un⸗ 
jemein ungünstig auf seine ganze Stimmung ein⸗ 
wvirke. 
Ausland. 
London, 15. Sept. Aus Alexandrien wird 
im 10 Uhr Morgens berichtet: Arabi Pascha wurde 
ei seiner Ankunft in Kairo vom Polizeipräfekten 
rretirt und der englischen Cavallerie, welche um 
jeben Uhr gestern Abends eintraf, überliefert. Die 
junfanterie erreichte Kairo heute Morgens. Die 
zioniere xepariren die Eisenbahn und den Telegaph 
ach Kairo bei Millaha. 
London, 15. Sept. Der britische Verlust 
»ei Tel⸗el⸗Kebir beträgt 54 Todte, darunter 9 
Iffiziere, und 342 Verwundete, worunter 22 Of⸗ 
iziere; der Verlust des Feindes wird auf 1500 
kodte und Verwundete geschätzt. 
London, 15. Sept. Einer Lloyddepesche aus 
rharlestown zufolge ist das britische Kriegsschiff 
Phönix“ bei den Prinz Edwards-Inseln gestrandet 
ind voll Wasser; die Besatzung ist gerettet und da⸗ 
ait beschäftigt, das Material zu bergen. — Die 
Daily News“ schreibt: Ein bei Tel⸗el⸗Kebir ge—⸗ 
angener egyptischer Arzt berichtete, daß während 
lrabi auf der Eisenbahn nach Zagazig entfloh, von 
inem seiner æigenen Offiziere auf ihn geschossen 
zurdet; ein anderer Offizier, welcher zugegen war, 
ate aus, Arabi sei verwundet. 
Alexrandrien, 15. Sept. Eine Deputation 
derreichte dem Khedive Namens der Einwohner 
dairos eine Ergebenheitsadresse. Butros 
zascha theilte zuerst mit, in Kairo sei das Gerücht 
on einem großen Sieg Arabis verbreitet gewesen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 16. Sept. Die Kirchen—⸗ 
baufrage hält die dafür sich interessirenden Ge⸗— 
müther aus leicht begreiflichen Gründen fortwährend 
in erregter Spannung. Gestern und heute wurden 
in Gegenwart des Herrn Architekten Schöberl 
don Speyer, dem bekanntlich die Anfertigung des 
Planes zur neuen Kirche übertragen ist, auf den 
in Frage stehenden Plätzen (Hobels und Wiesen 
sinter der alten Kirche) Grund und Boden wegen 
Anlage des Fundaments untersucht. Allem Anscheine 
aach spricht diese Untersuchung für den Hobels und 
s scheint denn auch, daß die immer näher rückende 
kntscheidung zu Gunsten desselben fallen wird. 
* St. Ingbert, 16. Sept. Als eine 
Seltenheit fuür; die jetzige Jahreszeit wurden 
ins heute 2 Fliederzweige gezeigt, die zum 
weiten Male in diesem Jahre Blüthen getrieben haben. 
— Zweibrücken, 15. Sept. Die kathol. 
Pfarrgemeinde dahier feiert bis nächsten Sonntag 
hr alljährlich wiederkehrendes Kirchenpatronsfest 
ind Kreuzerhöhung nebst dem zwölfstündigen Ge⸗ 
»ete, wobei ihr diesmal die Freude wird, zwei der 
hedeutendsten Kanzelredner des pfälzer Klerus zu 
jören. Im Hochamt hält Hr. Pfarrer Schäfer 
yvon Eppstein (früher hier) und im Schlußgottes⸗ 
dienst, Abends 5 Uhr, Hr. Pfarrer Dr. Schädler 
yon Walsheim die Predigt. (3w. 3.) 
— Der Hauptverein der Pfälzer Bienen— 
üchter hält bekanntlich am Dienstag den 19. 
S„ept. zu Homburg im Saale des Wirthes Karl 
Weber seine diesjährige Hauptversammlung, zugleich 
25jähriges Jubiläumsfest, ab, und hat die Direktion 
der Pfälzer Bahnen den Mitgliedern des Vereins 
eine Fahrtaxermäßigung in der Weise bewilligt, daß 
die von denselben am 18. und 19. September 
ach Homburg gelösten einfachen Fahrbillets bis 
einschließlich 20. Sept. zur freien Rückfahrt be— 
echtigen. Vorträge werden halten: Herr Lehrer 
S„auter in Rodenbach: „Etwas aus der Natur— 
jeschichte der Bienen, besonders der Königin“; 
derr Jakob Spies vom Hoferhof: „Das Absperr⸗ 
sitter'; Herr Pfarrer Graf in Bann: „Welche 
bortheile hat der Honig und wie läßt er sich ver—⸗ 
venden?“; Herr Lehrer Herrgen von Alsenborn: 
„Ist es räthlich, das Drohnenwachs gänzlich zu 
entfernen?“ und Herr Lehrer Kiefer von Neun— 
irchen: „Wie verhält sich die Rasse zur Tracht?“ 
Außerdem wird eine Ausstellung bienenwirthschaft 
icher Geräthe ꝛc. Statt finden, der sich eine Ver— 
oosung unter den Mitgliedern des Vereins anschließt. 
— Das „Frankenth. Tagebl.“ schreibt unterm 
15. ds.: Zur diesjährigen Wettercharakteristik theilt 
ins ein Freund die Thatsache mit, daß gestern 
zegen Mittag zwischen Rodalben und Münchweiler 
zichter Schnee fiel und Flur und Wald in eine 
recht dichte, einige Stunden anhaltende weiße 
Decke hüllte. 
— Im Laufe dieses Jahres soll nach Beschluß 
des „Pfälz. Bienenzuchtvereins“ zu Ludwigshafen 
E1 Rh. ein Honiamarkt Statt finden. 
Sterbefälle. J 
Gestorben: in Bolanden Jean, S. von Jakob 
Klhag UI.; in Altenkirchen Adolf Weiß, 50 J. 
a.; in Frankenthal Karl Weber, Schieferdecer, 
42 J. a. und Dina Knühle, geb. Bowitz, 31 
J. a.; in Dürkheim Friedrich Faulhaber, 834 
J. a.; in Zweibrücken Fräulein Frieda Rausch, 
.7 J. a., Tochter des verstorbenen kgl. Landge⸗ 
ihKtzarztes Dr. Rausch 
α 
Marbktberichte. 
Zweibrücken, 18. Sept. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
jualienmarkt.) Weizen d M. 85 Pf. Korn M. — Pf., 
Spelz 0 M. — Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkel 
— M. — Pf., Mischfrucht d M. — Pf., Hafer 5 M. 
6b2 Pf., Erbsen — M. — Pf. Wicken — M. — Pf., 
Gerste zweireihige O M. — Pf. vierreihige d M. — Pf., 
starioffeln 2 M. 50 Pf., Heu 3 M. 806 Pf., Stroh 2 M. 
50 Pf., Weißbrod 1/5 Kilogr. 56 Pf., Kornbrod 83 Kilo. 
60 Pf, Gemischtbrod 3 Kilogr. 75 Pf., paar Weck 90 Gr. 
6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 60 Pf., II. Qual. 50 Pf. Kalb⸗ 
Jeisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefsleisch 30 Pf., 
Butter!/2 Kilogr. 1M. 10 Pf. Wein 1 Liter 80 Pf. 
Bier J Liter 24 Pf. 
Flur die Redaktion verantwortsich d. X. Demeß. 
St. Ingbert, den 12. September 1882. 
Bitte die verehrliche Redaltion, in Ihrem geschätzten 
Blatte nachfolgenden Zeilen ein Plätzchen zu ber⸗ 
zönnen. Dieselben wollen in sachlicher und unpar⸗ 
leiischer Weise die St. Ingberter Kirchenbaufrage, 
welche nachgerade die Bevölkerung in Aufregung 
zu bringen beginnt, erörtern und dadurch zur Klä— 
rung der Sachlage das Ihrige beitragen. Schreiber 
dieses versichert zudem, daß ihm persönliche Interessen 
in der ganzen Angelegenheit vollständig fern liegen. 
Die katholische Gemeinde St. Ingbert zählt mit 
den größeren Filialen Rohrbach (1243) und Hassel 
(473) 9475 Seelen und wird von einem Pfarrer 
und 3 Kaplänen bedient. Die bestehende Kirche 
'aßt ungefähr 2500 Menschen und ist deshalb an 
Sonn⸗ und Festtagen bei den, der Bevölkerung der 
Zeit nach am bequemsten gelegenen Gottesdiensten 
im halb 9 Uhr und um JIO Uhr vollständig über⸗ 
üllt. Schon seit Jahren hat sich darum das Be⸗ 
ürfniß eines Neubaues geltend gemacht. Die jetzige 
dirche ist nun zwar in keinem der anerkannten kirch⸗