Full text: St. Ingberter Anzeiger

stattete der JI. Vorstand, Herr Kaufmann Fischer 
Bericht ab über den 13. Verbandstag der pfälz 
Kampigenossenschaft zu Lambsheim am 6. August, 
in welchem besonders auf das günstige Ergebniß 
des Feuerversicherungsvertrages mit der Providentia 
zu Frankfurt a. M., auf die reiche Sammlung für 
das Landesdenkmal bei Wörth im Bezirke Zwei—⸗ 
brücken und auf die an den Reichstag zu richtende 
Petition um Gewährung von Unterstützungen und 
Pensionen an Invaliden aus dem Kriege 1870171 
welche nach dem 20. Mai 1875 noch erkrankten 
hingewiesen wurde. Auf eine Eingabe von 25 
Mitgliedern wurde alsdann beschlossen, daß von 
hier wegziehende, innerhalb der Grenzen des deutschen 
Reiches bleibende Mitglieder so lange Rechte an die 
Sterbekasse haben, als sie den Jahresbeitrag für das 
folgende Jahr vor dem 31. Dez. portofrei einsenden. 
Die darauf folgende Rechnungsablage ergab nicht 
nur keine Erinnerungen, sondern ein sehr günstiges 
Resultat, da gegen den Vorschlag M. 160.60 mehr 
Einnahmen und M. 21.77 weniger Ausgaben gemach⸗ 
wurden. Die Mitgliederzahl ist seit Sept. vor. J. 
um 71 gewachsen und beträgt 175. Das Budget pro 
1882/88 wurde nach dem Vorschlag einstimmig an⸗ 
genommen. Als letzter Punkt der Tagesordnung 
kam die Neuwahl des Ausschusses an die Reihe, 
welche ergab, daß bis auf 3 Beisitzer alle bisherigen 
Vorftandsmitglieder wiedergewählt wurden. 
O St. Ingbert, 26. Sept. Dem Ver—⸗ 
nehmen nach sind die in letzter Woche circulirten 
Listen gegen den Abriß der jetzigen katholischen Kirche 
welche an die kgl. Regierung und an das bischöf— 
liche Ordinariat abgehen sollen, nunmehr geschlossen 
und mit weit über 600 Unterschriften von selbststän— 
digen katholischen Männern aus der Stadt bedeckt. 
Dieses beweissst, daß die Sympathieen für das Pro⸗ 
jekt, die neue Kirche in das Wiesenthal zu bauen 
und die alte Kirche abzureißen, nicht nur noch nicht 
zugenommen haben, sondern täglich immer mehr 
Gegner in allen Schichten der Bevölkerung finden. 
— Zweibrücken, 25. Sept. Gestern 
rückte die 1. Eskadron des V. Chevaulegers-Rgts., 
aus den Manövern zurückkehrend, hier ein, um 
ständige Garnison dahier zu beziehen. Die seit 
mehreren Jahren hier garnisonirende 4. Eskadron 
ist dem Regimente in Saargemünd wieder zuge— 
theilt worden. (3w. 3.) 
— Vom Schwurgerichte wurde der des 
Meineids angeklagte Dienstknecht Johannes Groß 
von Imsweiler freigesprochen. 
— Die Schlachthausaufseher-⸗Stelle in Pir— 
masens (1500 M. trägt sie ein) ist dem dortigen 
Polizeidiener Conrad Schmitt übertragen worden. 
Um diese Stelle waren nicht weniger als 37 Be— 
werber, Leute aus allen Berufszweigen aufgetreten 
— Auch ein Zeichen der Zeit! 
— Neustadt, 28. Sept. Durch das 
Scheuen der Pferde fiel Herr Louis Knöckel, Be⸗ 
sitzer der Achatmühle, heute Nachmittag so un— 
glücklich unter den Wagen, daß er schwer verletzt 
hervorgezogen wurde und kurze Zeit darauf seinen 
Geist aufgab. 
— Der Verbandstag der pfälzischen Gewerbe— 
—R— 
den 8. Oktober in Dürkherm stattt. Die dafuͤr 
sestgesetzte Tagesordnung bietet vorläufig: 1) Be— 
richt des Vorortes über die Thätigkeit des letzten 
Verbandjahres, Berichterstatter Rektor Rohe; 2) 
Rechnungsablage, Prüfung der Rechnung; Verbands- 
rechner Winter; 3) Das gewerbliche Fortbildungs⸗ 
schulwesen der Pfalz, Referent Verbandssecrelär 
Jung. Etwaige weitere An- resp. Vorträge müssen 
bis längstens zum 1. Oktober unter Namhaftmach— 
ung der Referenten dem Vorort Kaiserslautern be⸗ 
kaunt gegeben werden. 
7 Ueber einen sich am Samstag in Hatz en⸗ 
bühl ereignenden Unglücksfall wird im „Eilb.“ in 
Landau das Folgende mittgetheilt: Gendarm W. 
lam Abends 7 Uhr von kinem Patrouillengang 
zurück und verfügte sich zur Küche, um mit der 
Köchin wegen des Nachtessens Rücksprache zu nehmen. 
Dort fiel nun Gendarm W. aus noch nicht er⸗ 
mittelter Ursache zu Boden, sein Geweht entlud sich 
und der Schuß streckte die Köchin sofort todt zu 
Boden. 
— Burrweiler, 22. Sept. Am Mittwoch 
Abend geriethen zwei Burschen von hier, B. und 
Z., in Streit, der damit endete, das Z. dem B. 
inen Stich in den Hals versetzte. An dem Auf— 
ommen des Gestochenen wird Hezweifelt. Z., der 
war auch verletzt ist, wurde derhaftet und am 
Donnerstag nach Landau gebracht. Die Rauferei 
joll aus Eifersucht entstanden sein. (L. T.) 
— Wie man aus einem Bericht der „Pf. Pr.“ 
über das am 20. Sept. abgehaltene Jahresfest des 
Rettungshauses in Haßloch ersieht, hat Herr 
Pfarrer Scherer von Speier zum Andenken an sein 
im vorigen Jahr verstorbenes Kind dem Rettungs⸗ 
haus eine „Ernst-Scherer-Stiftung“ von 10,000 
Mrk. vermacht, aus deren Zinsen jährlich 2 ver—⸗ 
wahrloste Kinder im Rettungshaus untergebracht 
werden sollen, so lange das Rettungshaus Haßloch 
m positiv evangelischen Geiste geleitet werde. 
Vermischtes. 
F München, 24. Sept. S. M. der König 
hat genehmigt, daß in der gleichen Weise, wie dies 
bei der bayer. Landes-, Industrie-, Gewerbe⸗ und 
Kunstausstellung in Rürnberg geschah, während der 
Dauer der elettro⸗technischen Ausstellung Ertrazüge 
nach München abgefertigt und für die Beuützung 
derselben, sowie auch einzelner fahrplanmäßiger Züge 
Fahrtaxermäßigungen von 50 pCt. der normalen 
Fahrtaxe zugestanden werden. 
F Nürnberg, 24. Sept. Nach einer vor—⸗ 
liegenden offiziellen Statistit tamen im 2. Quartale 
d. J. in den 168 größeren Städten Deutschlands, 
velche eine Einwohnerzahl von über 82 Millionen 
epräsentiren, 757 Selbstmorde vor. Hievon treffen 
uf Berlin, Hamburg intl. Vororte 39, Breslau 
32, Königsberg 25, Leipzig 24, Dresden 18, 
Heunchen und Franktfurt a. M. je 16. Von den 
hayerischen Städten erwähnen wir noch Rürnberg 
nit 8 Fällen, Würzburg mit 6, Bayreuth und In⸗ 
jolstadt mit je 5, Augsburg mit 3, Kaiserslautern, 
Bamberg, Passau, Landshut mit 2, Furth, Lud⸗ 
vigshafen und Speyer mit je 1. In Erlangen, 
dof und Regensburg kam im 2. Quartal gar kein 
Selbstmord vor. 
fSaarbrücken, 25. Sept. Jn der gestern 
in der Tonhalle hier abgehaltenen Versammlung 
reichstreuer Wahler, deren weit über 500 aus den 
Kreisen Ottweiler, St. Wendel und Saarbrücken 
erschienen waren, wurden die seitherigen Abgeord⸗ 
reten Rich. Bopelius und Lansdgerichtsrath 
Sello zur Wiederwahl und Herr Oberberghaupt⸗ 
nann Dr. Serlho zur Neuwahl aufgestellt. Gegen 
herrn Serlo war auch Herr Amtsgerichtsrath Hey 
uUs Kandidat vorgeschlagen worden, er erhielt 
edoch in der Abstimmung nur 97 gegen 149 
S„timmen. (Sror. Ztg.) 
fF Völklingen, 24. Sept. Gestern Vor— 
nittag stürzte ein Maurer von dem im Bau be⸗ 
zriffenen, schon beinahe 100 Fuß hohen Kamine 
Her Hohofenanlage des hiesigen Eisenwerks und blie— 
auf der Stelle todt. Wahrscheinlich ist derselbe 
„om Schwindel erfaßt worden und nach vorn über⸗ 
seschlagen. Sror. Ztg.) 
Der 20. Congreß deutscher Volkswirthe in 
Mannheim hat in seiner dritten und letzten 
Sitzung „Haftpflicht und Arbeiterversicherung“ dbe— 
reffend folgende Resolution mit großer Mehrbeit 
ingenommen. 
1. Die Sicherung der Arbeiter gegen die wirth— 
chaftlichen Folgen der Betriebsunfalle ist Pflicht 
der Arbeitgeber, und die gesetzliche Regelung dieser 
Verpflichtung aus sittlichen, wirthschaftlichen und 
politischen Gründen dringend nothwendig. 
2. Die gesetzliche Regelung auf dem Wege einer 
Zwangsversichcrung, einerlei, ob dieselbe staatlich 
oder genossenschaftlich organisirt wird, widerspricht 
den berechtigten Interessen der Industrie, da diese 
Zwangsversicherung weder die Herstellung des Ge⸗ 
sahrenausgleichs auf der breitesten Grundlage, noch 
die indwidualisirende Behandlung des Risicos und 
damit die größtmögliche Erleichterung und die 
gerechteste Vertheilung der Unfalllast durchzuführen 
dermag und weil die mit dem Zwange nothwendig 
jerbundene behoͤrdliche Beaufsichtigung und Ein— 
nischung geeignet ist, die Industrie in ihrer freien 
Entfaltung zu stören. Der Wegfall der individu⸗ 
zlisirenden Versicherungsmethode beraubt den Ar⸗ 
)eiter des wirksamsten Mittels zur Verminderung 
der Betriebsunfalle. 
3. Als zweckmäßigster Weg für die gesetzliche 
Regelung empfiehlt es sich, in Anknüpfung an den 
hestehenden Rechtszustand die gesetzliche Haftpflicht 
der Betriebsunternehmer auf alle Betriebsunfälle 
nuszudehnen unter Fixirung der Entschädigungs— 
eträge und unter Erlaß gesetzlicher Rormalbestim— 
nungen für den Betrieb der freien Unfallversicherung. 
4. Betriebsunternehmer, deren haftpflichtmäßigen 
Lerbindlichkeiten Mangels einer geschlossenen Un—⸗ 
allversicherung nicht durch eine auf Grund d 
Normalbestimmungen zugelassene Gesellschaft aiiß 
verden, sind gesetzlich anzuhalten, die in do 
ines Unfalls zu leistenden Renten durch —* 
oersicherung bei einer staatlich concessionirten Lebens 
Renten-oder Unfallversicherung sicher zu slelen 
Die Deckungskapitalien für alle aus Unfällen n. 
stehenden Rentenleistungen sind von den Vn. 
iicherungsgesellschaften bei einer durch das Geseß 
zu bestimmenden Behörde zu hinterlegen. 
5. Die gesetzliche Regelung der Krankenverjicher. 
ung der Arbeiter ist auf dem Boden des bestehenden 
Hilfskassengesetzes im Sinne der Kassenfreiheit um 
ohne Verquickung mit der Unfallversicherung durch⸗ 
zuführen. Der geplante Rückfall in das Zwangs. 
kassen⸗System steht im Widerspruch mit den Prin⸗ 
zipien der persönlichen und Erwerbsfreiheit, führt 
zu Zersplitterung und Leistungsunfähigkeit der Kassen 
und entzieht den Arbeitern das natürlichste und er 
giebigste Feld genossenschaftlicher Selbstverwaltung. 
F Zu den stärksten Bäumen Deutschlands dürft 
»ie sogenannte „dicke Eiche“, „große Eiche“ oder 
Arbogasteiche“ bei dem Forsthause Großeiche der 
Oberförsterei Hagenau-West, links der Straße Kal— 
enhausen⸗Sufflenheim gehören. Sie mißt am Boden 
3,85 m, 30 em höher 8,30 m; in 8,5 m Höhe 
, 10 m; in 8,87 meHöhe 5,56 mund 12, 88 m vom 
Boden 5,44 m Umfang, theilt sich bei 10mm0 Hdhe in zwei 
Stümpfe von 8,48 und 2,66 m Umfang, von denen vier 
tarke belaubte Hauptäste ausgehen. Eine feste Holz⸗ 
nasse dürfte 44 —45 Festmeter Schaftholz und? 
Festmeter Astholz betragen. Die Eiche steht nach der 
Inschrift eines 1862 gesetzten Denksteins an einer 
Stelle, an der 673 der Bischof Arbogast von Straß⸗ 
zurg als Einsiedler gelebt haben soll. Daß sie selbst 
»amals gestanden hat, ist nicht wahrscheinlich. Daß 
in so ehrwürdiger Baum Gegenstand des Aber- 
zlaubens ist, versteht sich von selbst. Eben ist die 
Forstverwaltung daran, den Baum durch ein Gitter 
zegen das Landvolk zu schützen, das die Rinde — 
zegen Augenkrankheiten verwendet. 
F GBlumenzoll in Sicht.) Wie aus 
Frankfurt a. M. mitgetheilt wird sind es seit der 
Fröffnung des Gotthard-Tunels hauptsächlich gärt 
ierische Produkte aus Italien, die eine Hauptwaare 
auuf dortigen Märkten bilden. Es soll sogar, wie 
erlautet, demnächst in Frankfurt ein großartiges 
talienisches Blumengeschäft mit mehr als einem 
jalben Dutzend Verkäuferinnen in National⸗Kostümen 
eröffnet werden. Die dortige Gartenbau-Gesellschaft 
wird demnächst einen Antrag berathen, ob man 
nicht dieser „gebührlichen“ Konkurrenz gegenüber 
eine Petition um Schutzzoll für Blumen und Ge— 
nüse an den Reichstag beschließen soll, 
F Meisenheim, 23. Sept. Die Projek⸗ 
tirungsarbeiten fur die Sekundärbahn von Meisen⸗ 
heim nach der Rhein⸗Nahe-Bahn sind nunuehr da—⸗ 
hier angelangt und werden demnächst den höheren 
Vehörden behufs Veranlassung des weiteren über⸗ 
nittelt werden. 
Guchlos oder wahnsinnig?) In 
Bielefeld kletterte kürzlich morgens sehr frühe ein 
Anbetannter durch eines der Turmfenster vom Reu— 
zau der Pauluskirche und stieg weiter den Thurm 
jinauf. Dort zerschnitt er zur Hälfte mehrere 
Stricke, welche das Gerüst zusammenhielten, und 
jätte sein Teufelswerk fortgesetzt, wenn er nicht 
»on, einem Manne, der ihm nachgestiegen war, 
daran verhindert worden wäre. Es gelang leider 
nicht, den Schurken, welcher es darauf abgesehen 
Jatte, die auf dem Gerüste beschäftigten Arbeiter in 
die Tiefe hinabstürzen zu lassen, festzunehmen. 
F Lippstadt, 22. Sept. Heute Nacht gegen 
Uhr hat hierselbst in dem Etablissement der, West 
hälischen Union“, Abtheilung Lippstadt, eine Dampf 
essel⸗ Explosion stattgefunden, die den Verlust meh⸗ 
rerer Menschenleben und zahlreiche Verletzungen im 
hefolge hatte. Es sollen vier Personen getödtet, 
woͤlf schwer verletzt sein. Sämmtliche Aerzte der 
Stadt eilten zur uͤnglückzstätte. Der an Gebäuden 
und Maschinen angerichtete Schaden ist bedeutend. 
f Ueber das regnerische Wetter dieses Som⸗ 
ners giebt der Leipziger Prof. Reklam in 
einem Briefe an einen mecklenburgischen Gutsbe. 
itzer einige Belehrung. „Was die Ursachen dn 
xurigen schlechten Sommerwetters vermuthlich 
vesen sind (schreibt er), werden Sie in ein by 
anderthalb Jahren aus meteorologischen Wie 
ungen erfahren und sehr gelehrt bewiesen erha * 
Es liegt in der Natur der Verhältnisse, daß un 
erst nach Ablauf einer längeren Zeit Sinbit gu 
die Ursachen und deren Traägweite gewinnen kann. 
9. 
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