Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
xr ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
at und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blait koftet vierteljährlich 14 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 60 -, einschließlich 
9 Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 8, bei außerpfalzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 135 , bei Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
ibi. 
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W 201. 
Donnerstag, 12. Oktober 1882. 
17. Jahrg. 
14 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 9. Okt. Die Eroͤffnung der 
ondrathsversammlungen für das Jahr 1883 ist 
uf den 6. November festgesetzt worden. 
Stuttgart, 10. Okt. In der Postmarken⸗ 
cage ist seitens der Verkehrsanstalten nach erfolgter 
‚erathung erklärt worden: die Erhaltung der Selbst⸗ 
indigkeit der württembergischen Posten liege so⸗ 
vohl in finanzieller wie in administrativer Beziehung 
n Interesse des Landes, eine Aenderung des Brief⸗ 
natkengesetzes sei nur unter Wahrung dieser Selbst⸗ 
andigkeit zulässig. Deutsche und bayerische Post⸗ 
arten, welche in Würtemberg aufgegeben würden, 
ollten künftig befördert werden. Ein Markenum— 
ausch wurde abgelehnt. 
Berlin, 8. Okt. Es kommen Klagen aus 
ouyern über das Verfahren der Reichsbank, 
welche die Annahme der Noten der bahyerischen 
bank nicht zuläßt, ein Vorgang, dem die Bank— 
sauser folgen, obwohl diese Noten sehr wohl fundirt 
ind und die Reichsbank in München sogar eine 
weiganstalt hat. Das beklagte Verfahren soll auf 
xn bei der Bank deshalb angenommenen Grund⸗ 
ien beruhen, doch wäre es immerhin möglich 
ß in diesem Falle der Reichskanzler als oberster 
iorgesetzter der Bank Abhilfe schaffte. 
Berlin, 10. Olt. Die Auswanderer⸗ Frage 
nnd in Verbindung damit die Schöpfung deutscher 
olonieen scheint denn doch in maßgebenden Kreisen 
rörtert zu werden. Heute behandelt die „Kreuzztg.“ 
ieses Thema und verspricht, des genaueren diese 
minent wichtige Angelegenheit zu erörtern und 
amentlich den von Fabri und anderen Kennern 
es Auswanderungswesens ausgesprochenen Satz zu 
eleuchten; ein deutsches Colonialland der Zukunft, 
elcheß im Stande wäre, den Gedanken deutscher 
ultur aufzunehmen und weiterzuführen, können 
ir nur im La Plata⸗Gebiete oder nördlich vom 
Abland suchen. 
ssiehe St. Ingb. Anzeiger Nr. 195) ist dahin zu 
herichtigen, daß nicht 2, sondern 8 Familien von 
dem Unglück betroffen wurden, von denen eine ihr 
Mobiliar nicht versichert hat. 
— Die bei den protest. Einwohnern der Stadt 
Zdaiserslautern zu Gunsten des Kirchen⸗Neu⸗ 
»aues in Olsbrücken vorgenommene Hauscollekte er⸗ 
zab wie die „Kaisersl. Ztg.“ berichtet, den bedeuten⸗ 
den Betrag yon 1133 Mk. 
— CGauterthalbahn.) Das „Pf. J.“ 
iennt als künftige Stationen: Kaiserslautern (West⸗ 
zahnhof), Otterbach, Katzweiler, Olsbrücken, Kaul⸗ 
zach, Wolfstein, Heinzenhausen, Lohnweiler und Lau⸗ 
terecken. 
— Dürkheim, 11. Okt. Laut Beschluß des 
Stadtrathes vom Heutigen beginnt die Weinlese 
dahier nächsten Montag, den 16. d. M. (D. A) 
— In Mußbach, Ruppertsberg und 
Maikammer beginnt die Weinlese am Mittwoch 
den 18. Oktober. 
— Weinlesen beginnen, dem L. A. zufolge, 
im nächsten Montag in Queichheim, Wollmers⸗ 
jeim, Roschbach; am Dienstag in Klingen und 
Heuchelheim; am nächsten Mittwoch in Dammheim, 
Ilbesheim, Steinlöchel und Nußdorf; am Donners⸗ 
ag nächste Woche in Frankweiler; am Freitag 
den 20. 1. Mts. im sog. Wald. 
— In der evangelischen Diakonis— 
sen-⸗Anstalt zu Speyer und deren Filialen be— 
itzt die Pfalz ein Institut, dessen segensreiche 
Wirkungen wohl allgemein, besonders aber von den 
Aerzten und Hilfsbedürftigen, anerkannt werden. 
Dieser Tage fand zu Speyer das Jahresfest der 
Anstalt statt, bei welchem u. A. auch der Jahres⸗ 
hericht für 1881/82 erstattet wurde. Die Anstalt 
jählt darnach 57 Schwestern, von denen 7 neu 
ringetreten sind; 2 wurden durch Tod ihrem Wir—⸗ 
ungskreis entrückt. 21 befinden sich auf auswär⸗ 
igen Stationen im Dienst. Die Schwestern 
ieisteten 10, 195 Krankenpflegetage und 1678 Nacht⸗ 
wachen sowie 8005 Kranken⸗ und Armenbesuche in 
der angegebenen Zeit. Außerdem wurden noch 
1096 Tage für Privatpflege geleistet und nahezu 
700 Kinder verpflegt und unterrichtet, ferner 3122 
Unterstützungen vermittelt. An Einnahmen ergaben 
sich Mk. 32,592.93, an Ausgaben Mk. 31,739.39 
Schuldenstand Mk. 25,800.71, Kapitalstand Mk. 
22,327.54. Der hochherzige Gönner der Pfalz, 
herr Hilgard in New-York, spendete der An⸗ 
talt 10,000 Mk. mit dem Versprechen weiterer 
Interstükung. 
nur das nackte Leben; eine alte Frau ist in den 
Flammen umgekommen. 
F Met, 5. Okt. Die Wölfe machen sich in 
mserer Nachbarschaft bereits wieder bemerkbar. In 
der Nacht von Donnerstag auf Freitag voriger 
Woche sind einige dieser Raubthiere zu Brémon⸗ 
court (Departement Meurthe) in den Schafftall des 
hortigen Bauers Louviot eingedrungen und haben 
zrei Schafe aufgefressen, fünf andere erwürgt. Am 
nächsten Morgen fanden Bewohner des Dorfes im 
Felde einige Fleischfetzen, die Ueberreste des Mahles 
zer Wölfe. Wie der „Courier“ ferner meldet, hat 
im Sonntag eine Jagdgesellschaft aus Bolchen im 
Walde von Zimmingen eine dreijährige Wölfin 
ind einen jungen Wolf getödtet. 
4 Mannheim, 9. Okt. Die feierliche Ent⸗ 
yüllung des Heckerdenkmals in Brentonpark zu St. 
douis (Amerika) fand am 1 Oktober statt. 
FMosbach Gaden), 7. Okt. In der vor. 
Woche wurden vom hiesigen badischen Amtsgericht 
der Schultheiß Krempp von Marlach, O.“A. Kün⸗ 
elsau, der dortige Lowenwirth D. und ein Dritter 
vegen Aussetzens einer hilflosen Person abgeur⸗ 
heilt und erhielten die beiden ersten je 6 Monate, 
der letztete 3 Monate Gefängniß. Sie hatten einen 
kranken Handwerksburschen in einem Karren über 
die nahe Grenze verschafft und auf badischem Ge— 
hiet in einem Straßengraben liegen lassen. 
4 Mainz. Das Riesenfaß, welches im Fest⸗ 
uge des Mittelrheinschen Turnfestes fuhr und 22 
Ztück Wein hält, ist jüngst von dem Eigenthümer, 
düfermeister Karl Kaufmann, an den Weingutsbe⸗ 
itzer Böhm in Dürkheim a. H. verkauft worden. 
f(Ein seltener Gast.) Aus Berlin schreibt 
nan: Der tätowirte Griechenfürst, Capitän Georgius 
Fostentenus, ist von Hamburg kommend, hier ein⸗ 
zetroffen und hat im Hotel de Rome Wohnung 
jenommen. Er gedenkt hier, sich Zwecks wissen⸗ 
chaftlicher Untersuchungen ausstellen zu lassen. 
Dem ihm besuchenden Berichterstatter erzählte er in 
ließendem Englisch — er spricht außerdem sechs 
»der sieben lebende Sprachen — die Geschichte 
einer fürchterlichen Tätowirungsfolter. Die Zahl 
der von Kopf bis Fuß seinen Körper bedeckenden 
Figuren von Thieren, Vögeln, Schlangen, Fischen 
und Hieroglyphen beträgt 388 und die Punktirung 
derselben in das Fleisch erforderte nicht weniger als 
sieben Millionen Nadelstiche. Die Tätowirung 
sringt bis in den ziemlich starken schwarzen Bart 
ind erstreckt sich zum Theil noch über die Kopfhaut 
velche von überaus langem, in glänzende Flechten 
jelegtem und nach Frauenart gescheiteltem Haare 
edeckt ist. 
FSchiffsunglück. Der Dampfer „Her⸗ 
der“ der Hamburger Packetfahrt⸗Gesellschaft ist auf 
»er Heimreise bei Kap Race gescheitert. Das Schiff 
st verloren; Passagiere und Mannschaft sind ge— 
ettet. Der deutsche Konsul in Saint Johns hat 
inen Dampfer nach Kap Race abgesandt, um die 
hassagiere und Mannschaften des gescheiterten 
Schiffes nach Saint Johns zu befördern. — Eine 
veitere Nachricht lautet: Der Schiffbruch des 
„Herder“ erfolgte während des Nebels. Passagiere, 
Mannschaften und Poststücke sind gerettet und 
vurden mittelst Spezialdampfers nach St. Johns 
jeschickt und dort der Fürsorge des deutschen Kon⸗ 
uls übergeben. Man befürchtet, daß die übrige 
dadung des Schiffes total verloren sei. 
FeWien, 9. Okt. Der Walzerkönig Johann 
Ztrauß übersiedelt Familienverhältnisse halber nach 
Baris und verkauft sein Schloß Schönau. 
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Me⸗ 
Ausland. 
Paris, 11. Olt. Aus gut informirter Quelle 
utd mitgetheilt, daß zwischen England und Deutsch⸗ 
and. durchaus kein offiziell notifizirtes Einver⸗ 
ündniß herrscht, jedoch soll Graf Münster mit 
ilen Vollinachten zur Herbeiführung eines solchen 
versehen dein. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
2v. Blieskastel, 11. Okt. Den Tüncher 
raun von hier traf dieser Tage ein schweres 
üUnglück. Wie man mir erzählte, sei demselben in 
Iweibtücken, als er sich auf einer hohen Leiter be⸗ 
and, dieselbe gebrochen, infolgedessen er von einer 
nicht unbedeutenden Höhe herunterstürzte und Arm 
und Schulterblatt brach. In bewußtlosem Zustande 
brachte man ihn zum großen Schrecken seiner Fa⸗ 
misie hierher, wo er sofort in ärztliche Behandlung 
im. Hoffentlich wird es der ärztlichen Kunst ge— 
ingen, den Verunglückten am Leben zu erhalten! — 
— Unglück foll auch einem Manne von Wol⸗ 
ersheim beim Odbsibrechen zugestoßen sein. Ob 
bei den erwähnten bedauernswerthen Vorkommnissen 
niht die nöthige Vorsicht gebraucht wurde, wollen 
vir dahingestelit sein lassen; jedenfalls sind aber 
d wieder diese beiden Unglücksfälle eine ernste 
lahnung für alle diejenigen,deren Beruf sie be— 
immt, so zu sagen in der Luft“ zu arbeiten. 
—t. Blieskastel, 11. Ott. Die Nachricht 
vn dem am 1. Okt. siattgehabten Brande dahier 
Vermischtes. 
4 München. Gelegentlich des Oktoberfestes 
wurde eine von Metzgermeister Rößler verfertigte, 4 
m lange und 15 em dicke, mit fränkischem Brat⸗ 
wurstgehäcke gefüllte Wurst in Portionen zu 40 
Pf. mit Sauerkraut zur Verzehrung bereit gemacht. 
Diese Riesenwurst, zu deren Umhüllung die größ— 
ten Theile von drei Ochsendärmen verwendet wur ⸗ 
den, war zuvor 7 Stunden lang, von Morgens 4 
his 11 Uhr Vormittags, gekocht worden, ehe die⸗ 
elbe der Ochsenbratmaschine zum Durchbraten über⸗ 
geben worden war. Zu gleicher Zeit wurden am 
elben Spieße Spanferkel, Enten, Hühner und 
Zänse gebraten, welche sämmtlich bei Musik und 
zutem Bier bald verzehrt waren. 
F Aus Bayern, 9. Olt. Das Dorf Pad⸗ 
ing (Niederbayern), aus 12 Wohnhäusern be— 
tehend, ist in der Nacht vom 5. zum 6. ds. Mts. 
oflständig abgebrannt. Die Bewohner retteten fast