Full text: St. Ingberter Anzeiger

ind Wolfgang aber mit tragischem Phthos das 
ige Wort sprach: „Nemesis!“ 
gallen Ott. eod eines Lützowers.) 
25. Olt. starb in Giebichstein der pensionirte 
uerbeamte Louis Bredow, vielleicht einer der 
n der Lützower welcher noch am Leben war. 
helbe war am 10. Juni 1796 in Stechow bei 
henow als der natürliche Sohn des Ritterguts- 
hers Karl von Bredow geboren und trat im 
ar 1813 als jüngster Freiwilliger in die vom 
eister von Bismarck gebildete 4. Eskadron 
dutzow'schen Freicorps. Er machte den Zug 
vor Hof mit und stürzte beim Ueberfall der 
mzosen bei Kitzen vom Pferde. Hier traf er 
za Nacht mit mehreren Kameraden zusammen 
vwurden sie von dem Rittmeister von Aschenbach 
q Leipzig geführt, nachdem ihnen der Herzog 
Padua die Freiheit versprochen. Statt dessen 
den fie gefangen genommen und nach einer 
enischen Bergfeste geschleppt und dort bis zum 
siden von Paris internirt gehalten. Im Jahre 
5 machte er als Oberjäger die Schlacht von 
nerloo mit. Nach dem Feldzuge trat er in 
aige von Familienzerwürfnissen zum Steuerfache 
und hat seinem Könige 50 Jahre treu gedient. 
uchdem er nun einige Jahre in Ruhe seine Pen— 
F egenossen, ist er seinen Kameraden in die 
aigkeit gefolgt. 
Detr sogenannte Blitzzug der internationalen 
niafwagengesellschaft wird demnächst auch Berlin 
„Aufwartung machen. Nachdem sich nämlich 
eigt hat, daß dieser Jug einem Bedürfniß ent⸗ 
ucht, beabsichtigt die Direktion, nun auch die 
ise don Paris nach Wirballen über Berlin 
unch Einrichtung eines solchen Zuges um 7 Stun⸗ 
n abzukürzen. Die einleitenden Verhandlungen 
ben begonnen, und im Monat November soll der 
in üferlin eintreffen, um dem Minister May— 
ach und den Mitgliedern der Eisenbahndirektion 
m präsentirt zu werden. Von dem Eindruck, 
die Herren empfangen, wird es abhängen, ob 
herhandlungen zu einem günstigen Resultat 
gten. Die wegen Einrichtung des Zuges Paris- 
ven nöthigen Verhandlungen haben volle drei 
onate in Anspruch genommen. 
(o war es nicht gemeint. Historisch. 
iz sich das Cadettencorps noch in Berlin befand, 
suchten die jungen Krieger häufig das in der 
lhe liegende Hotel T. (Töpfers Hotel), wo ihnen 
a Wirth, der den sprichwörtlich gewordenen Ca— 
nenhunger sehr schätzte, stets freundlich gesinnt 
ar. Ein solcher Jünger des Mars bestellte, um 
dein besonderes bens zu bereiten, Hummer⸗ 
zahonnaise, die er schmunzelnd verzehrte. Wie er 
xsahlen will, bemerkt er zu seinem Schreck, daß 
ih in seiner Börse blos noch eine Mark befindet, 
vührend die Mayonnaise mit 1,50 Mark auf der 
zpeiselarte stand. In der größten Angst überlegt 
ahin und her und kehrt sein Portemonnaie um 
nd um, während ihn der Wirth lächelnd beobachtet. 
Neser will ihm aus seiner Verlegenheit helfen und 
t laut zum Kellner: „Heute kostet die Portion 
immermayonnaise blos 50 Pfennig.“ Kaum hat 
der der Cadett dies gehört, so ruft er: „Kellner, 
leich noch eine Portion Hummermayonnaise.“ 
(Schalk.) 
Dem „Berl. Tgbl.“ wurde neulich, um Ab— 
ꝛegslung in die bekannten „Ersten Veilchen, 
Aüthen, Maikäfer und Schmetterlinge“ zu bringen, 
on einem Jager der erste geschossene Hase zur 
Unsicht und Verspeisung“ übersendet, und dieser 
'age wurden der Redaktion desselben Blattes 20 
userlesene Krammetsvögel überschickt mit der Bitte, 
iese kleine Gabe dem „inneren Raritäten⸗Kabinet“ 
inzuverleiben, was Nachahmung verdient. 
fGittel gegen das Podagra.) Von 
em Uebel des Podagra ist selten jemand mehr ge⸗ 
lagt gewesen, als Kaiser Karl V. Als er einmal 
efragt wurde, welche Mittel er denn dagegen an⸗ 
dende. versetzte er mit Humor: 
„Geduld und manchmal Schreien 
Sind die besten Arzeneien!“ 
Mittheilungen aus Wilhelmshaven 
cilen eine neue Landesverraths⸗Affaire in Sicht. 
dag dortige Tageblatt meldet nämlich: In einer 
läufig —XXE 
ei wurden vorgestern (25. Oktober) einige Haus—⸗ 
ichungen hierselbst abgehalten und es ist die Ver⸗ 
qhtung einer Person erfolgt. Es hängen die ge— 
duichen Maßregeln mit der vor einiger Zeit in 
temerhaden erfolgten Festnahme eines früher hier 
maässig gewordenen Zeichners zusammen, welcher 
des Landesverrathes verdächtig erscheint. Ein zu— 
ückgelassener Koffer des Letzteren wurde hier be— 
chlagnahmt. 
F Als ein Zeichen der Zeit berichtet man aus 
Gelsenkirchen: Ein benachbartes Etablissement 
suchte vor Kurzem durch die Zeitungen einen Comp⸗ 
toiristen; auf diese Annonce hin meldeten sich über 
zweihundert junge Leute. Tasselbe Werk sucht seit 
einiger Zeit zwei tüchtige Meister nicht allein durch 
die Zeitungen, sondern auch auf dem Wege der 
Correspondenz nach allen Richtungen hin, ohne daß 
bis heute auch nur ein Einziger sich gemeldet hat! 
Wien, 30. Okt. Nachrichten aus Tyrol 
und Kärnthen, signalisiren, daß das Wasser sinke 
und der Regen aufhöre. Die angerichteten Ver— 
wüstungen sind jedsch ungeheuer und die Gefahr is 
noch unbeseitigt. 
F Innsbruck, 28. Okt. Die Nachmittags- 
Nachrichten bestätigen den Einbruch einer größeren 
jurchtbaren Katastrophe über Tirol. Vom Fried⸗ 
hofe Brunneck schwemmte das Wasser Särge hin⸗ 
veg. Die Gewässer sind größer als jemals. Das 
Spital ist delogirt. Die Dörfer Sillian und Por⸗ 
zendorf sind bedroht. Toblach ist in furchtbarer 
Wassergefahr. Es heißt, in Dölsach seien viele 
Meuͤschen verunglückt. Die Bahn und Straße nach 
stärnthen sind gesperrt, Brixen und Umgegend sind 
gefährdet. Die Reichsstraße zwischen Blumau, 
Atzwang und Waidbruck (7) ist vielfach zerstört. 
Die Drau, Eisack und Talfer sind gefahrdrohend 
zestiegen. Tie Etschhöhe bei Trient beträgt 3* 
Meter über normal. Der Bahndamm bei Lavis 
und Trient ist neuerlich durchbrochen, der Verkehr 
eingestellt. Auf beiden Seiten des Brenners un⸗ 
ushörlicher Regenguß und anhaltendes Sturm⸗ 
wetter. Der Ampaßbach ist ausgetreten. Acht 
tilometer der Schörberger Straße sind zerstört. 
der Inn steigt. Der Teleqraph ist meistens ur 
erbrochen. 
Das Kind mit dem Bade... 
Wir lesen in der „Karpathenpost“: „Da in Arva 
die meisten Brände durch undorsichtiges Gebahren 
nit Petroleumlampen entstehen und erst unlaͤngst 
in der Gemeinde Zsasko aus dieser Ursache sich ein 
Unglücksfall ereignete, beschloß die genannte Ge⸗ 
neinde, den Gebrauch von Petroleumlampen zu 
»erbieten, und wurden alle Lampen zusammenge— 
tragen und vernichtet.“ 
(Belohnte Ehrlichkeit, In Basel fand letzte 
Woche ein Kondukteur eine Brieftasche mit 125,000 
Fr. in Werthpapieren und erhielt vom Eigenthümer 
zes Geldes, der zuerst aussindig gemacht werden 
nußte, die schöͤne Summe von — 2 Franken 
Trinkgeld. 
F Rom, 29. Okt. Aus Oberitalien wird 
ieuerdings bedeutendes Steigen der Wasserläufe 
zemeldet. Verona ist von Ueberschwemmung be— 
»roht. Die Marengo⸗Ebene ist überfluthet. Po 
ind Etsch, Tagliamento, Brenta und Bacchiglione 
ind gefahrdrohend angeschwollen. Die Bahnver⸗ 
zindung mit Tirol und Gontabla ist unter— 
zrochen. 
4 Margate England), 28. Oct. Um Mit⸗ 
ernacht brach hier eine Feuersbrunst aus, durch 
pelche bereits ein ganzes Häuserviertel niedergebrannt 
st. Bei dem heftigen Winde verbreitete sich das 
Feuer immer weiter. Erst gegen 11 Uhr Vor⸗ 
nittags wurde es gelöscht. Der Schaden wird 
iuf 60,000 Pfund geschätzt. 
4 Marseille, 29. Okt. Die hiesige Ge⸗ 
jend ist durch eine große Ueberschwemmung heim⸗ 
zesucht, mehrere Flüsse sind ausgetreten, und ganze 
Irtschaften stehen unter Wasser. Die Bahn bei 
Fannes ist weggerissen und der Bahnhof über⸗ 
schwemmt; vor Santi Raphael sind zehn Schiffe 
zescheitert; der Schaden ist beträchtlich. 
F Marseille, 80. Oct. In Cannes sind 
7 Personen ertrunken. Bei Nimes sind infolge 
einer Bodensenkung acht Waaren-⸗Waggons in den 
Abgrund gefallen, wobei zwei Beamte umkamen 
und einer schwer verwundet wurde. Es ist Ab⸗ 
nahme der Ueberschwemmung bemerkbar. 
F (GGescheitert.) Ein Dampfer, angeblich 
der „Wambe“, mit über 200 Kulis an Bord, von 
Hhongkong nach Viktoria unterwegs, ist 45 Meilen 
zördlich von der zwischen der Vancouver⸗Insel und 
Washington Territory gelegenen Meerenge von 
Juan de Fuca zu Grunde gegangen. Keiner der 
dulis ist, so viel man weiß, gerettet worden. 
dieselben sollten, wie es heißt, bei den großen 
xisenbahnbauten in Victoria beschäftigt werden. 
P Der Locomotivführer Sieg, der durch 
eine Geistesgegenwart auf der Pennsylvanischen 
Eisenbahn 600 Passagieren das Leben gerettet, 
ist nach entsetzlichen Leiden seinen Verletzungen er— 
legen. 
(Ein weiblicher Advokat.) Fräulein 
Mary Hall ist seit Kurzem an dem obersten Ge⸗ 
richtshof des Staats Connecticut in Nordamerika 
in Thätigkeit. Da die junge Dame ihre sämmt—⸗ 
lichen Examina glänzend bestanden hatte, so sah 
der Präsident des Gerichtes nicht ein, warum eine 
Frau nicht ebenso gut Advokat wie Doltor sein 
dürfe, und ertheilte ihr die Erlaubniß zur Ausüb— 
ung der Praris. 
F GelocipedeReise.) Der Journalist 
Will Rose aus Danville im Staat Illinois hat vor 
sechs Wochen eine Reise nach San Franzisko unter⸗ 
rommen, die er ausschließlich auf einem Velocipede 
nachen wollte. Er ist jetzt in Cheyenne, Wyo, ein⸗ 
Jerroffen, hat aber, nachdem er bereits 1400 Meilen 
zurückgelegt hat, die Weiterreise nach dem Rath er⸗ 
jahrener Leute aufgegeben, um sich nicht der Gefahr 
auszusetzen, im Hochgebirge einzuschneien. 
— Eine Neuigkeit beim Reisen mit den Ameri⸗ 
kanischen Eisenbahnzügen ist ein Ball-Salonwagen, 
welcher auf den Chicago-Milwaukie und St. Paul⸗ 
Fisenbahn eingeführt worden ist. Eine lustige 
Tanzgesellschaft machte unlängst eine Vergnügungs— 
ceise nach St. Louis und tanzte verschiedene Tänze 
durch, trotzdem der Zug mit einer Schnelligkeit 
von 40 Meilen die Stunde fuhre 
— Die Presse und die Schwiegermutter. Bei 
einem Zweckessen verstieg sich neulich ein amerika— 
nischer Journalist in Erwiderung eines auf die 
Presse ausgebrachten Toastes zu folgendem Ver⸗ 
zgleich: Die Presse nimmt im öffentlichen Leben 
dieselbe Stellung ein, wie im Familienleben die 
Schwiegermutter. Alle fürchten, aber Niemand 
iebt sie. So lange sie Alles billigt, ist sie geehrt, 
owie sie aber zu tadeln anfängt, vereinigen sich 
die getrennten Parteien zu dem einen Wunsche: 
‚Der Teufel hole die Schwiegermutter.“ 
F (Unangeuehme Verwechselung.) 
Fine junge Dame sandie ihrem Geliebten ein Paar 
heimlich gestickte Schuhe. Zu derselben Zeit em⸗ 
fing der Unglückliche die dreißigste sehr intensive 
Mahnung seines Schneiders, er möge gefälligst „sein 
Conto ausgleichen.“ Der junge Mann schrieb zwei 
Billets, siegelte dieselben und übergab sie seiner 
alten Aufwärterin zur Befördernng. Zwei Stun⸗ 
den später empfing seine Angebetete folgende Zeilen 
seiner Hand: „Ich verbitte mir nun allen Ernstes 
Ihre Aufmersamkeiten. Wenn es mir paßt, werde 
ich Sie bezahlen.“ Und etwas später sah sich der 
grobe Schneider im Besitz der Potographie des 
sungen Mannes mit beigelegten Zeilen: „Wenn 
Sie mein Bild anblicken, holdester Engel, dann 
denken Sie daran, wie viel ich Ihnen schulde.“ 
Abends, als der Jüngling seiner Angebeteten einen 
Besuch abstatten wollte, wurde er vom Vater der⸗ 
selben zum Hause hinaus geworfen, und der Schnei⸗ 
der sandte ihm folgenden Tages eine Notiz, gröber 
als vorher, indem er erklärte, er wolle sich durch 
einen so jungen Mann nicht auch noch zum Narren 
halten lassen. 
F(Gegen den üblen Geruchaus dem 
Munde.) Man kocht einige Lössel voll Blüthen 
und Blätter des Rosmarins mit einigen Messer⸗ 
spitzen voll Myrthen und ebenso viel Zimmt und 
Venzoe in einem Pfunde Wein bis auf die Hälfte 
ein, seihet den Absud durch, nimmt mehrere Male 
äglich etwas in den Mund, gurgelt sich damit und 
peit es wieder aus. Nüchtern, morgens kaut man 
uuch wohl ein wenig Mastix, wodurch die vorneh⸗ 
men Türkinnen ihren Athem verschönern und ihre 
weißen Zähne erhalten. 
(Wer ist der gefährlichste Mensch) 
Antwort: Der Kondukteur auf der Pferdebahn; 
denn, sowie ihm eine Dame von ferne winkt, hält 
er um sie an, — sie muß ihm gleich ihre Haud 
reichen, — er nimmt ibhr Geld und — laßt sie 
ofort sitzen! 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Herxheim bei Landau Emanuel 
Meyer, 44 J. a.; in Zweibrücken Dr. Andreas 
Diepold, kgl. Stabsarzt a. D.; in Kaisers⸗ 
autern Frl. Philippine Schumann,; in Lud⸗ 
vigshafen Joh. Bapt. Völlinger, kaiserl. Enre⸗ 
zistrements⸗Assistent, 260 J. a.; in Frankenthal 
Andreas Albert Schnellpressenfabrikant, 62 J. a.; 
n Neusiadt a. H. J. Ph. Weisbecer. 
Für die Redaktion verantwortlich F. X. Demetß.