Full text: St. Ingberter Anzeiger

hut in der tleine AByronsolge—rrr. 
»benson bissige als pessimistische Petersburger „Ge⸗ 
jellschaft“ bemerkt dazu: „Während der Czar Holz 
ackt — dreschen seine Minister leeres Stroh!“ 
Aus Rom wird dem „Münchener Vaterland“ 
mitgetheilt, daß die Ernennung des Münster⸗Pfarrers 
8. Brugier in Konstanz zum Erzbischof von Frei— 
zurg dieser Tage erfolgen werde. Derselbe habe 
sich aus diesem Anlaß bereits nach Rom begeben. 
Aus Fonstantinopel wird berichtet, daß 
dem nunmehr beschlossenen Erlaß eines neuen Re— 
rutirungsgefetzes, durch welches auch die Christen 
— 
ische Rekrutirungsgesetz zu Grunde gelegt ist. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 81. Jan. Von hiesigen 
Vereinen hat bis jetzt noch keiner carnevalistische 
Regungen verspürt oder gezeigt; doch wird, wie 
wir hören, die ‚Gemüthlichkeit“ zum Schlusse 
der diesjährigen Carnevalssaison für ihre Mitglieder 
inen Maskenball veranstalten. Von der Gesell⸗ 
ichaft „„armonie“ verlautet das nämliche. 
Die diesjährigen Prüfungen der pfälz— 
ischen Apothekergehilfen werden in den Monaten 
März, Juni, Seplember und Dezember abgehalten 
werden und jedesmal am 28. des betreffenden 
Monats beginnen. 
S Niederwürzbach, 30. Jan. Bei der 
hiesigen Jagdverpachtung am 28. d. M. wurden fol⸗ 
gende Resuitat erziell: 1. Feldjagd 110 M. Pacht⸗ 
ss, 1872 qrer i95 Gulden; 2. Waldjagd 111 
Mark Pachtzins, 1872 aber 131 Gulden. Die 
Pächter der Feldjagd sind die Herren Heinrich La ur 
und Oto Weigand zu St. Ingbert. Die 
Pächter der Waldjagd sind wie früher die Herren 
Hebtüder Dörr vom Trippscheiderhofe. 
Zweibrücken, 30. Jan. Hr. H. Hil⸗ 
gard Gillard) in Newyork wird nicht müde. 
wohlklingende Proben seiner Großherzigkeit abzu⸗ 
segen. So hat der edle Mann seine bekannte 
Sliftung für das hiesige Gymnasium soeben aus 
freiem Antrieb von 15,000 auf 25,000 M. erhöht. 
dem pfälzischen Verschönerungsverein 
Jat Hr. Hilgard durch seinen Bankier die Summe 
on B200 M. zur Verfügung gestellt behufs Aus— 
führung der geplanten Errichtung eines eisernen 
Zchutzhauses auf der hohen Kalmit, eines russischen 
Blockhauses in der Nähe des Moltke⸗Felsen auf dem 
Donnersberg und des projektirten Pavillons auf der 
Stauferburg nächst dem Aufwege von dem Eisthal 
her und dem Fußpfade von der Rosenthaler Ruine. 
gaiserslautern, 28. Januar. Der 
Stadtrath hat gestern folgenden Beschluß gefaßt: 
„Blut von Thieren, welche nach jüdischem Ritus 
Jeschlachtet werden, darf als menschliches Nahrungs⸗ 
Hinel nicht verwendet werden; bei allenfallsigem 
Auffangen des Blutes zur Verwendung für andere 
Zwecke muß dasselbe sofort denaturirt werden.“ — 
Dder Geflüglzuchtverein hatte angeregt, durch Orts⸗ 
zolizeibeschluß den Verkauf der Eier nach dem Ge⸗ 
vicht hier einzuführen; der Stadtrath lehnte dies 
aber ab, wofür namentlich die Erwägung maß⸗ 
gebend war, daß der hiesige Markt voraussichtlich 
zeschadigt würde, wenn dieselbe Maßregel nicht 
auch gleichzeitig in den anderen benachbarten Städten 
zur Einführung käme. 
Vom Haardtgebirge berichtet das „Frkthl. 
Tgbl.“: Unsere neuen Weine sind zheilweise schon 
bgelassen und zeigen auch nach dieser Verrichtung 
mnderandert ihre guten Eigenschaften. Es ist daher 
Janz begreiflich, daß auch die Weine, im Gegensatz 
u sonstigen Jahren in dieser Periode im Preise 
was auziehen. Oberhalb Neustadt bewegen sich 
die Preise von 300—500 M., in den Orten 2. 
Ranges am mittlern Gebirg von 500 - 700 M., 
in Dürkheim und Umgegend von 600- 700 M., 
in den Hauptweinorten 800 M. und darüber. 
Doch ist daselbst fast nichts mehr zu kaufen. 
— Ludwigshafen, 28. Jan. Nachdem 
der Schifffahrtsbetrieb auf dem Rheine in Folge 
zes aupßerotdentlich niedrigen Wasserstandes — 
zestern noch 3 Fuß 10 Zoll im Binger Loch — 
seit Wochen nur noch mit vielen Schwierigkeiten 
ind bedeutenden Unkosten unterhalten werden konnte, 
ist derselbe nnnmehr durch Main⸗Treibeis für den 
Oberrhein vollständig unmöglich gemacht. Tritt 
nicht bald ein Wiweci e mit dem lange 
ersehnten Regen ein, dan Wdürfte die Schifffahrt 
ir den nächsten Tagen auf dem ganzen Rhein 
eingestellt werden, da auch am Niederrhein der 
Wesßhscrmangel schon sehr fühlbar wird. Ist doch 
— 
iegt, schon seit Wochen nicht mehr fahrbar. 
— Am Freitag wurden durch die Gendarmerie 
»on Obermoschel 7 Personen wegen Meineids ver— 
jaftet. Dieselben sollen der „Pf. Pr.“ zufolge 
zieses Verbrechen wegen eines Burschen begangen 
Jaben, der sich eines ziemlich unbedeutenden Wirths 
aus⸗Unfuges schuldig gemacht hatte. 
— Speyer, 80. Januar. Am Samstag 
Abend hatte der Bahnarbeiter Straub von Berg⸗ 
jausen im hiesigen Bahnhofe bei'm Rangiren das 
Unglück, mit dem Stiefelabsatze zwischen zwei in 
inander laufenden Schienen stecken zu bleiben und 
nicht mehr rechtzeitig denselber herausziehen zu 
önnen, so daß ein heranlaufender Wagen ihm am 
interen Beine das Fleisch abschälte und das Schien⸗ 
zein brach. Der Verunglückte wurde in das Spital 
erbracht. (Pf. Ztg.) 
Vermischtes. 
Gauptetat der bayerischen Militärver— 
valtung für 1882183.) Im Kriegsministerium 
st man eifrig damit beschäftigt, den Hauptelat der 
Nilitärverwaltung für 1882 83 so zu fördern, daß 
erselbe noch dem gegenwärtig versammelten Land⸗ 
age zur Berathung unterbreitet werden kann und 
adurch eine Sommersession nicht nöthig würde. 
dem Budget ist nachverzeichnete Etatsstärke der 
ayerischen Armee zu Grunde gelegt: 2216 Offiziere, 
03 Aerzte, an Mannschaften 6366 Unteroffiziere, 
)0 Zahlmeisteradspiranten, 611 Unteroffizier⸗ und 
344 Gemeinspielleute, 40250 Gefreite und Gemeine, 
794 Lazareihgehilfen bezw. Sanitätstruppen und 
169 Hekonomichandwerker, zusammen 50224 
Nann; dann weiter 92 Zahlmeister, 48 Veterinäre 
77 Büchsenmacher, 10 Sattler und 8886 Dienst⸗ 
aferde. 
Bayerische Beamten-Credit-Bank 
n München. Die von der Direktion der Bayer⸗ 
schen Beamten⸗-Credit-Bank vorgelegte Bilanz pro 
881 wurde geprüft und die Dividende nach Do— 
irung des Reservefonds und statutenmäßigen Ab— 
chreibungen — gleich 1880 — auf 6 pCt. fest⸗ 
zesetzt. Die Genossenschaft hat über 400 voll ein⸗ 
ezahlte Stamm⸗Antheile, ein Gesellschaftsvermögen 
yon über Mk. 50,000 und verbrauchte im letzten 
Jahre für Gehälter, Schreibhilfe und Gratifikationen 
uur Mk. 553. 
Ueber die Schulbil dung der Rekruten 
auten die Ausweise des kaiserlichen statistischen 
Amtes für das Jahr 188081 wesentlich günstiger 
jegenüber denjenigen des Jahres 1875/76. Im 
janzen Reich betrug nach einem Auszug des 
Nürnberger Anzeigers“ im Ersatzjahre 1875/76 
)er Procentsatz solcher, die nicht lesen noch schreiben 
sonnien, bei den Rekruten 2,37 pCt. laut Nach 
veis des letzten Jahres ist derselbe auf 1,89 pCEt. 
zurückgegangen. In Preußen können noch 2,88 
Ct. der im Jahre 1880/81 ausgehobenen Rekruten 
iur mangelhaft lesen und schreiben. Besonders 
iefern die östlichen Provinzen Preußens sehr un⸗ 
ünstige Resultate. So steht in diesen statistischen 
ẽrhebungen Ostpreußen mit 7,02, Posen gar mit 
3,91, Schlesien mit 2,28 und Westpreußen mit 
3,75 pCt. In Württemberg gibt es nur 0,02 Re⸗ 
ruten mit ungenügender Schulbildung, dann komm 
„on Mittelstaaten Baden mit 0,09, Sachsen mil 
),17 pCt., Bayern erscheint an zwölfter Stelle mit 
),29 pCt. Die bayerischen Regierungsbezirke reprä— 
entiren folgende Zahlen: Oberpfalz 0,77, Nieder— 
ayern 0,73, Pfalz 0,25, Oberbayern 0,18, 
Schwaben 0,14, Ober⸗, Mittel- und Unterfranken 
mit je 0,09 pCt. 
F Die Roheisenproduction des 
deutschen Reiches (einschl. Luxemburgs) be— 
ief sich nach den statistischen Ermittelungen des 
Zereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller im 
Dezember 1881 auf 280,826 Tonnen, darunter 
58,927 Tonnen Puddel-Roheisen, 12,362 Ton⸗ 
ien Spiegeleisen, 64,.151 Tonnen Bessemer⸗ und 
22,591 Tonnen Gießerei-Roheisen. Die Produk—⸗ 
ion im Dezember 1880 betrug 203,677 Tonnen. 
Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1881 wurden 
2,781,175 Tonnen Roheisen produzirt, doch sind 
n dieser Summe Bruch⸗ und Wascheisen, sowie 
gewisse Posten Gußwaaren erster Schmelzung nicht 
nit inbegriffen. 
F Weltpostverkehr für 1879. Im 
„Archiv für Post und Telegraphie“ wird amtlich 
ind zuverlässig eine Statistik für den Verkehr im 
Weltpostberein gegeben. Nächst England übertrifft 
Griefen im innern Verkehr und 38 Nmenen Bri 
fen ins Ausland alle übrigen Staaten Europas 
nit seinen 128 Millionen Postkarten übertrifft 
Deutschland auch England (117 Millionen). In 
Waarenprobensendungen ist ihm England und 
Frankreich überlegen. Deutschland steht mit 4 
Hiillionen Postreisenden, 61,6 Millionen gewöhn— 
ichen Packeten im innern Verkehr und 2 Mill. 
Packeten in das Ausland obenan. Auf den Kopf 
entfallen an 
Briefen und Drucksachen 
Postkarten. Zeitungen 
Stück. Stück. 
In der Schweiz 23,2 24,2 
England 363 10,1 
Frankreich 14,1 15,4 
Holland 16,8 11,5 
Deutschland 15,9 12,3 
Oesterreich 12,1 5,1 
Italien 6,8 5,4 
„Rußland 1,5 1,1 
Die Gesammtzahl der auf der Erde abgelieferten 
Briefe und Postkarten belief sich im Jahre 1879 
auf etwa 4900 Millionen, das sind täglich 183 Mill. 
Stück. Wie wird es erst in 10 Jahren sein! 
Dihlingen, 28. Jan. Wie verlautet, 
jat die hiesige Eisenhütte jüngst in der lothring— 
schen Gemeinde Redingen eine Grundfläche von 
36 Hekt. angekauft, auf welcher sie noch in diesem 
Jahre zwei Hochoͤfen zu errichten beabsichtigt. 
(Saar⸗ u. Bl. Ztg.) 
4 Der neueste Börsenkrach hat ein leb— 
haftes Revolverkrachen nach sich gezogen. Nachdem 
in Lyon und Paris mehrere Selbstmorde vorge— 
ommen, hat sich am Samstag auch in Frank 
furt a. M. ein Börsenspekulant (Privatier) entleibt. 
FHohes Alter. In Bielefeld lebt ein 
iber 102 Jahre alter Rentner mit Namen Jordan, 
der, wie die „Westf. Ztg.“ weiß, bei jeder Witter— 
ing und anscheinend mit ungeschwächter Körper⸗ 
ind Geisteskraft seine gewohnten täglichen Spazier⸗ 
zänge macht, hier und da einen Bekannten an— 
prechend, um seinen Ansichten über die Ecrscheinungen 
in der Natur Ausdruck zu geben. 
F Die Geilenkirchener Zeitung begleite⸗ 
die Nachricht von dem Tode des bekannten Natur⸗ 
forschers und Entdeckers der thierischen Zelle Pro⸗ 
fessor Schwann mit folgenden Worten: „Professor 
Schwann war eine europäische Celebrität durch seine 
ꝛpochemachende Entdeckung des Zellensystems (Einzel⸗ 
haft der Gefangenen in kleinen Zellen und stete 
geschäftigung derfelben)“. Ein kleiner Irrthum: die 
Zelle im Menschen und der Mensch in der Zelle 
iind verwechselt. 
(Zur Vertilgung der Feldmäusen 
Aus dem Oldenburgischen wird berichtet, daß die 
Mäuseplage im letzten Jahre den Landwirthen viel 
Zchaden gebracht hat, und zwar theilweise in Gegenden, 
die von den schädlichen Nagern sonst verschont zu 
bleiben pflegen. Der Verband zu Mausevertilgung 
in den Aemtern Brake, Elsfleth, Budjadingen und 
die Gemeinde Schweiburg bezahlte für getödtete 
Feldmäuse von 1879 bis Mitte Juli 1880 die 
Summe von 79,576 M. 51 Pf., wofür 1,078,076 
Stücke der gefräßigen Nager eingliefert worden sind 
Gewiß ein befriedigender Erfolg. 
F Das große Loos der preußischen Staats— 
letterie ist diesmal nach Breslau gefallen. Ein 
VBiertel hat ein Haushälter, das zweite ein Dreher, 
das dritie ein Kaufmann und das letzte Vierte 
ein Fräulein gewonnen. Sämmiliche glücklich 
Gewinner wohnen in Breslau. 
Aus Fhlatow in Westpr. wurde vor einiger 
Zeit von einem Mord verfsuch berichtet, welchen 
zein verkommener Mensch mit Hülfe bon zwei Zog⸗ 
ingen des dortigen Rettungshauses ins Werk ge—⸗ 
etzt hatte. Die Üntersuchung des Falles hat That— 
achen zu Tage gefordert, welche nach und nach die 
Verhaftung von zehn Zöglingen nöthig machten 
Aber noch schlimmer! Während man über die Massen⸗ 
jaftigkeit von moralischer Verkommenheit staunte, 
velche sich in diesem sogenannten Rettungshäuse 
als eine Gefahr für die ganze Stadt ausgehäuft 
hatte, wurde plötzlich bekannt, daß drei andere 
Knaben, welche bei dem früher gemeldeten Verbrechen 
gleichfalls mitgewirkt hatten und deshalb in Unter⸗ 
suchung gezogen werden mußten, noch nach dem 
ersten mißlungenen Mordversuch dem Diakonus 
an bis 8 Mal Phosphor ins Essen geschütter 
saben. 
F Bezüglich des gegenwärtigen Aufstandes in 
den Bocche (Süddalmatien) läßt ein Wiener