Full text: St. Ingberter Anzeiger

ðSt. Jugbherter Amzeiger 
4 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Moutag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glati und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 A 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 —, einschließlich 
(0 ⸗ Zustellungsgebhr. Die Einrückungsgebühr fuür die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 B, bei Neclamen 30 8. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M233. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 23. Nov. Se. Maj. der Koͤnig 
zuc sfich in der vergangenen Nacht vom Linderhof 
iach Hohenschwangau begeben. 
Berlin, 24. Nov. Der Kaiser ist um 1*⸗ 
uhr mit den Prinzen Wilhelm und Friedrich Karl 
nach Springe abgereist. — Der Botschafter v. 
AV 
In eingeweihten Abgeordnetenkreisen Berlins 
jort man auf das Bestimmteste versichern, Fürst 
Bismarck bestehe unter allen Umständen auf der 
krledigung der beiden socialpolitischen Gesetzent⸗ 
—X 
fion. Er verlange über diese Fragen ein entschiedenes 
und klares Votum vom Parlament. Da die ge— 
nannten Vorlagen ohne wesentliche Aenderung der 
Regierungsfassung in diesem Reichstag kaum zur 
Annahme gelangen dürften, so ließe sich ihre Ab⸗ 
lehnung event. als Grund zur Aufloösung des 
Reichslags und zu Neuwahlen im Sommer ver— 
wenden. 
Baden, 23. Nov. Die Kaiserin reiste heute 
Mittag 12 Uhr mittelst Sonderzuges nach Cob— 
lenz ab. 
uin 
Ausland. 
Petersburg, 24. Nov. Der „Regierungs 
mzeiger“ meldet: An der Petersburger Universität, 
pvo sich schon zu Anfang October Aufregungen be— 
merkbar machten, fanden am 22. November Unruhen 
statt. Die Anstifter forderten durch hektographische 
Circulare zu einer Massenbersammlung auf, um die 
Sympathieen für die Studenten der geschlossenen 
Universität Kasan auszudrücken und gegen die Hand— 
lungsweise der Vorgesetzten zu protestiren. Der 
Curator requirirte Polizei. Hundert Studenten 
wurden arretirt, vierzehn Hauptaufhetzer ihren Eltern 
zugeschickt. Die Untersuchung wird fortgesetzt. 
Madrid, 24. Novp. Der Minister des In⸗ 
nern machte dem Ministerrathe die Mittheilung, 
daß in verschiedenen Städten Andalusiens etwa 30 
sozialistische Agitatoren verhaftet wurden, welche mit 
den Sozialisten und Anarchisten in Lyon in Ver— 
bindung stehen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*— Sonntag, den 10. Dezember wird in 
Reustadt a. Haardt ein Verbandstag der 
pfälzischen Gewerbevereine abgehalten 
verden, um über die dem nächsten Reichstage vor⸗ 
liegenden Gesetzentwürfe in Betreff der Unf all— 
und Krankenversicherung zu berathen. 
8— Ensheim, 23. Novd. (Viktualienmarkt.) 
Fier per Dutzend 1Mk., Butter iꝛ Kilo Mk. 1.20. 
Kartoffeln —. 
-Die Pfalzer Aerzteklammer hat in ihrer 
ietzten Sitzung folgende Anträge angenommen: Hohe 
Kegierung wolle in Anbetracht der Mißstände, welche 
dem derzeitigen Konzessionsverfahren anhaften, die 
Frage der Errichtung und Verleihung von Apotheken 
aeuerdings in Erwägung ziehen; ferner sieht sich 
die Aerztelammer veranlaßt, die kgl. Regierung aber⸗ 
mnals um entsprechende Regelung der armenärztlichen 
Lerhältnisse zu bitten; ebenso daß der Schlußsatz 
der allerh. Verordnung vom Dezember 1875, die 
Arzneitaxe betr, wonach alljährlich die Arzneitare 
nit Rücksicht auf die inzwischen geänderten Material⸗ 
Sonntag, 26. November 1882. 
17. Jahrg. 
preise, sowie auf die Bereicherungen des Arznei⸗ 
schatzes einer Revision zu unterstellen, in Zukunft 
wirklich auch zur Durführung gelangen möge. 
— Die Betheiligung an den Presbyter— 
wahlen in der Pfalz war zwar durchgängig eine 
ichwache, aber am gleichgiltigsten zeigten sich doch 
zie Wähler am Rinnthal; nach einer Mit—⸗ 
heilung des „Annw. W.“ erschien dorten kein 
einziges stimmberechtigtes Gemeindemitglied an der 
Wahlurne! 
— Aus der Pfalz, 23. Nov. Eine 
Denkschrift wegen Erbauung des Canals Straß⸗ 
zurg⸗Ludwigshafen, welche das Bezirksgremium für 
dandel, Industrie und Gewerbe in Landau dem 
dandrathe der Pfalz zur Befürwortung bei der 
kegierung übergab, wünscht die Canalisation der 
Zueich von Landau bis zur Einmündung in den 
ꝛventuell zu erbauenden Canal Straßburg⸗Ludwigs⸗ 
hafen. 
— Aus dem Westrich, 23. Nop. Ge— 
Jenwärtig macht ein offenbar apogryphes Zeugniß 
zie Runde durch die Presse, das ein Dorfbürger⸗ 
neister einem Schulverweser aus gestellt haben soll 
Dadurch werde ich an zwei Zeugnisse erinnert 
welche in der That, das eine früher, das andert 
iber erst dieser Tage, und zwar von einer städti⸗ 
ichen Schulbehörde ausgestellt wurde. In beiden 
Fallen wäre man des Lehrers gerne losgeweser 
ind ein Inspektor schrieb: „Wenn Sie diesen 
Lehrer wählen, dann kann sich die Gemeinde gra⸗ 
uliren.“ Der Lehrer wurde gewählt, taugte aber 
nichts und als man dem Inspektor später seip 
Zeugniß vorhielt, sprach er: „Ja“, die Gemeinde 
ann sich gratuliren, welche ihn verloren hat. — 
Fin Lehter, der gewiß noch um 100 pCt. unter 
»em obigen „Schulverweser“ steht, erhielt dieser 
Tage das orakelhafte Zeugniß: „Derselbe kann bei 
zutem Betragen und großem Fleiße befriedigendes 
seisten.“ Und das ist buchstäblich wahr. 
(Pf. Journ.) 
dem Gewehr, legte an und schoß dent Vater mitten 
durch das Herz, so daß dieser tod niederstürzte. 
Der jugendliche Mider ist heute früh in die hie⸗ 
sige Frohnfeste eingeliefert worden. 
F(Gönig Ludwigs Preisstiftung.) 
Als Aufgabe fuͤr das Jahr 1882/83 wird ein Kron⸗ 
leuchter fur Gas in Metall, dessen Wahl freisteht, 
ür einen Raum von etwa 50 Quadrat Meter Flache 
aufgestellt. Fur die beste Ausführung derselben wird, 
der Preis von M. 200, für den besten Erfolg, welcher 
entweder durch Modelle oder durch Zeichnungen, 
letztere bestehend in einer geometrischen Anficht, 
einer perspekiivischen Skizze und der. Ausführungs- 
Zeichnungen, in Naturgroͤße, darzustellen ist, der 
ZJreis von M. 200 ausgesetzt. Die Arbeiten sind 
bis zum 28. Juli 1883 an das bayerische Gewerbe⸗ 
Museum in Nürnberg abzuliefern und werden vom 
1. August bis 1. Sept. in der permanenten Aus⸗ 
stellung ausgestellt. Die Arbeiten bleiben Eigenthum 
der Verfertiger, doch ist der Verkaufspreis anzugeben, 
und bleibt dem bayerischen Gewerbe⸗Museum das 
Verkaufsrecht vorbehalten. Jeder Bewerber hat ein 
Mott'o zur Bezeichnung seiner Arbeit zu wählen; 
der Name ist in einem versiegelten Umschlag, welcher 
das Motto als Aufschrift trägt, beizulegen. 
Das Freiburger und das Heidelberger 
Bahnungluck kosten der badischen Bahnverwaltung 
uͤber 5 Mill. Mark an Entschädigungen für die 
Hinterbliebenen der Getödteten und für die am Leben 
gebliebenen Verwundeten. 
F Karlsruhe, 24. Nowp. In dolge des 
andauernden Regens ist der Rhein übergetreten und 
hat das Rheinvorland theilweise überschwemmt. Bei 
Mannheim steht er 7.465 Mir. hoch. Der Nedar 
bei Mannheim ist auf 8.12 Mir. fortgestiegen und 
hat fast den ganzen oberen Theil des Necdarvor⸗ 
landes überschwemmt. 
Einen hoͤchst interessanten Beitrag zur Ge⸗ 
schichte der diesjährigen schlechten Kartoffel ⸗Ernte in 
Rheinpreußen lieferr eine in dem Dorfe Holtum 
bei Erkelenz vorgekommene Thatsache. Die „Wup⸗ 
perthaler Volksblatter“ erzählen, daß das Dienst⸗ 
personal eines dortigen Gutsbesißers, etwa 20 
Personen, an einem Tageden Ertrag eines halben Mor⸗ 
gen, 1232, bis auf die letzte Kartoffel verzehrte, 
ohne daß irgend Jemand der Unmaßigkeit sich 
schuldig gema ht hätte. 
In Meiningen wollte ein Vater nicht die 
Einwilligung zur Vermahlung seiner Tochter mit 
einem jungen Geschäftöͤmanne geben. Die Tochter 
wurde deßhalb lagbar, der junge Mann legte seine 
Geschaäftsblicher vor und führte bei Gericht aus den⸗ 
selben den Nachweis, daß er eine Frau standesge⸗ 
maß ernähren loͤnne, und nachdew er noch Zeug⸗ 
nisse seines ehrenwerthen Charakters beigebracht hatte. 
wurde der Vater angewiesen, zur Verbindung seine 
Zustimmung zu geben. Gewiß ein Fall, welcher 
in den Jahrbuͤchern der deutschen Gerichte bis jetzt 
einzig dastehen dürfte. * 
FGModerne Vereinsblüthe.) Zu den 
vielen sonderbaren Blüthen, die das Vereinsleben 
in Berlin treibt, ist die kürzlich erfolgte Gründung 
eines „Hallunken⸗Vereins“ zu zählen. Dem „Hal⸗ 
lunken. Verein“ steht ein Präses vor, der den Titel 
Erz⸗Hallunke“ führt. Das Vereintlokal dieser 
„Hallunken“ wird mit „Spelunke“ bezeichnet. Zwed 
des Vereins ist Geselligkeit und Unterstüßung der 
Hallunken“ untereinander. 
— Bei Fesistelung der Mächtigleit der Hagel⸗ 
niedersschläge hat Professor Dufour in Lau— 
an n'e die Nachrichten über den größten geschichtlich 
Vermischtes. 
F Wahrend bislang der Mannschaft in den 
bayerischen Garnisonen die ganze tägliche Brod⸗ 
portion zu 750 Gramm in natura verabfolgt wurde, 
wird vom 1. Dezember l. Is. beginnend aus den 
Militärbäckereien pro Kopf und pro Tag nur 500 
Gramm Brod in natura zur Vertheilung gelangen 
ind dabei ein Drittel des je halbjährig festgesetzten 
Brodgeldes vergütet werden. Das kgl. Kriegs⸗ 
ninisterium wurde bei Erlaß dieser fürsorglichen 
xinrichtung von der erfahrungsgemäßen Thatsache 
geleitet, daß für Nahrungsmittel, welche in größerer 
Menge Tag für Tag genossen werden sollen, eine 
jewisse Abwechselung wünschenswerth ist und soll 
ziese partielle Geldgewährung zur Beschaffung von 
inderweitigen, je nach der Neigung der Mannschaft 
nuch für Menagezwecke, resp. für den Kaffee zu 
derwendenden Brodsorten dienen. 
Landau an der Isar, 21. Nov. Der 
SZohn eines Bauern von Gensberg bei Hauners⸗ 
orf hat gestern Nachts 11 Uhr seinen Vater er⸗ 
chossen. Die „Donau⸗Ztg.“ erfährt über die 
chauerliche That Folgendes: Der Getoͤdtete kam 
hon der Landauer Schranne, wie es schon öfters 
er Fall war, in angetrunkenem Zustande nach 
dause unde mißhandelte seine Frau und die 
dindet. Di Mutter, welche von dem Betrunke— 
ien mit Erstechen bedroht wurde, rief den Sohn 
u Hilfe, und dieser griff in der Erregung nad