Full text: St. Ingberter Anzeiger

Im Dorse Hoch heim bei Erfürt Wöllte 
n Landwirth gerne wissen, wo seine im Stalle 
aistenden Schwalben den Winter über sich aufhielten, 
nd deßhalb einer der Schnellseglerinnen im Herbste 
n den Hals ein Zettelchen mit der Aufschrift: 
Sag mir, wo Du im Wiunter bist?“ Im audern 
uhjahr trug das Thierchen bei der Ankunft um 
n Hals ein anderes Zettelchen, auf diesem stand 
Vers: „In Genuaga bei einem Barbier, hatte 
im Winter mein Quartier.“ 
Ein Brauereibesitzet aus Milwaukee weilte 
ich in Berhin. Es ist ein Deutscher, in 
en Etablissement jährlich 600,000 Hektoliter 
ner gebraut werden, also etwa viermal soviel, wie 
größte Brauerei Berlins. Diese Brauerei hat 
ch neuerdings völlig vom Gebrauch des Eises 
anzipiert. Mittelst einer maschinellen Einrichtung 
deines Röhrennetzes, welches alle Räume durch— 
eht, ist sie im stande, zu jeder Zeit jede beliebige 
cemperatur herzustellen. Ihre Lagerkeller sind 
pllkommen eisfrei und deshalb absolut trocken. 
(Schmarz auf Weiß oder Weiß auf 
Iwarz7) Seit langer Zeit wird in der Lehrer⸗ 
ell darüber gestritten, ob weiße Schrift auf 
ywarzem oder schwarze Schrift auf weißem Grunde 
ir das Auge zuträglicher sei, praktisch ausgedrückt, 
ob der Gebrauch von Schieferstift und Tafel oder 
der von Tinte und Papier beim ersten Unterricht 
vorzuziehen sei. Vielfache Untersuchungen haben 
ergeben, daß die schwarze Schrift auf weißem 
hrunde, also Tintenschrift auf Papier zu bevor⸗ 
ugen ist. Da dem äaber wieder das Bedenken 
migegensteht, daß die ABC-Schützen mit Feder und 
Zinte schlecht umzugehen wissen, so ist man bestrebt 
Jewesen, für Schiefertafel und Stift in der Weise 
ersatz zu schaffen, daß die Vortheile der schwarzen 
zchrift auf weißem Grunde gewahrt bleiben. Diese 
Aufgabe hat uns, wie Professor Dr. Hermann 
Fohn zu Breslau in dem Centralblatt für praktische 
ugenheilkunde mittheilt, Herr Emanuel Thieben, 
zabrikant in Pilsen, glücklich gelöst. Derselbe hat 
ämlich statt der Schiefertafeln weiße Tafeln aus 
ünstlichem Stein hergestellt, auf welche man mit 
gesonderem Schwarzstift schreiben, und von denen 
nan auch das Geschriebene mit Schwamm aus— 
vischen kann, ohne daß ein Eindruck der Schrift 
urückbleibt. Zweisellos, sagt Herr Professor Cohn, 
hekanntlich ein vorzüglicher Augenarzt, verdienen 
vom augenärztlichen Standpunkte die weißen Stein⸗ 
jafeln von Thieben den Vorzug vor den Schiefer⸗ 
jafeln, zumal ihnen auch der glänzende Reiler 
hollständig fehlt. 
(Zu Tode gelacht. In Grödiz bei Gro⸗ 
zenhain hat sich ein Mann thatsächlich zu Tode 
gelacht. Ein Männerquartett gab ein Concert, und 
dei einem witzigen Couplet gerieth der Hüttenmeister 
Scheel derart ins Lachen, daß er von einem Herz- 
schlag betroffen und todt aus dem Saale agetragen 
wurde. 
CGEin Kuß und seine Folgen. Dieser 
Tcage kam ein 17jähriges hübsches Mädchen auf 
die Ohrenklinik des Wiener Allgemeinen Kranken ⸗ 
zauses und verlangte dem Primarius vorgeführt 
u werden, da sie an plötzlich eingetretener Taub⸗ 
jeit leide und die unmütelbare Ursache desselben 
nicht Jedermann mittheilen könne. Dem Primarius 
orgeführt und über die Entstehungsursache ihres 
Leidens befragt, gab sie nach längerem Zaudern 
ind unter Erröthen die Antwort, daß ihr Geliebter, 
non einer Reise zurückgekehrt, sie umarmt, seinen 
Mund fest an ihr Ohr gepreßt, und auf dasselbe 
zeinen herzhaften Kuß gedrückt habe. In diesem 
HMomente empfand sie einen heftigen Schmerz und 
ie hoͤre seitdem fast gar nichts mehr. — Professor 
ruber untersuchte das Ohr des Mädchens mittels 
des Spiegels und konstatirte in der That eine 
skuptur des Trommelfelles mit heftiger Entzündung 
nesselben, deren Entstehung ohne allen Zweifel auf 
zie Erschütterung der Gehörwerkzeuge durch den 
duß zurückzuführen ist. 
Pesi, 4. Dez. Ein Raubmord wurde am 
Abend des 2. Dez. an der Kariolpost nächst Bu⸗ 
dapest verübt. Der Postkutscher wurde erstochen, 
der Begleiter, ein gedienter Unterofsizier, erschossen 
wufgefunden. Ein Abgang von 18,983 Gulden 
ist lonstatirt. In einem Packet, das im Graben 
laa, waren 36,724 Gulden Steuergelder. 
f Im Gegensatz zu den Ueberschwemmungen 
m Deulschland kommen aus dem nördlichen Nor⸗ 
wegen lebhafte Klagen üuber Wassermangel, 
»erursacht durch fehlenden Regen. In der Gegend 
gon Drontheim ift die Trockenheit so groß. daß der 
SDobboeil 3 he —2 — 
höfen besteht die hauptsächlichste Beschäftigung aus 
dem Anfahren des erforderlichen Wassers, da alle 
Wasserläufe und Brunnen durch die Dürre ausge— 
trocknet sJud. Die Wassermühlen stehen still und 
die Landleute haben bereits Mangel an Mehl. 
7 Auch aus Frankreich laufen ungünstige Nach— 
ichten ein. Paris selbst scheint von Wassers⸗ 
ioth nicht verschont bleiben zu sollen, denn die 
Seine ist in einer Weise gestiegen, die zu ernsten 
Befürchtungen Anlaß giebt. In einigen Stadt⸗ 
zierteln reicht das Wasser bis zu den Fenstern des 
Erdgeschosses. Bercy, wo riesige Weinkeller sich be⸗ 
inden, erleidet den größten Schaden. In den 
Maisons Alfort unweit Paris ergreifen zahlreiche 
Finwohner die Flucht. Der Verkehr wird daselbst 
um Theil durch Boote vermittelt. In den Som— 
nerfrischen Asnières, Courbevoie und Neuilly sind 
ahlreiche Erdgeschosse überschwemmt. 
FEininterefsantes Taubstummen— 
Banket hat in Paris anläßlich des siebzig— 
ährigen Geburtserinnerunggßtages des Abbe de 
»Epée stattgefunden. An zweitausend Taubstumme 
jatten sich zusammengefunden, um das Andenken 
)»es großen Taubstummen⸗-Wohlthäters zu seiern. 
Veim Dessert wurden von Taubstummen-Lehrern 
ind Zöglingen zahlreiche Toaste, uatürlich in der 
autlosen Geberdensprache, gehalten. Den größten 
ẽnthusiasmus entfesselte Lenoir, Professor der In⸗ 
titution nationale de Paris, welcher eine warme 
Unsprache hielt und, sein Glas ergreifend, zum 
Schluß sagte oder vielmehr pantomimirte: Trinken 
vir auf den Ruhm unseres unsterblichen Meisters 
de l'Epéͤe, der ewig in unseren Herzen fortleben 
wird!“ Ein Festbanket mit lautlosen Toasten — 
vie schade, daß man das nur in Taubstummen⸗ 
kreisen mit erleben kann! 
F GElegante Zeitungsverkäuferin— 
ren,) Aus Paris schreibt man vom 29, v. M.: 
Die Spaziergänger auf den Boulevards in Paris 
zegegnen seit einiger Zeit einer Anzahl junger, ein 
ach, aber elegant gekleideter Mädchen, die auf ihrem 
dleidkragen ein gesticktes S. haben und den Pas⸗ 
anten ein Journal offeriren. Der kühne, ermuth⸗ 
gende Titel dieses Journals, nämlich „Vorwärts“ 
ind der Einfall, Frauen als Verkäuferinnen des⸗ 
jelben zu wählen, könnte eine Gedankenreihe er⸗ 
wedcken, die durchaus ungerechtfertigt wäre, denn es 
ist eine englische Bibelgesellschaft, die sich dieses 
Blattes bedient, um ihre Publikationen zu verbreiten. 
Die Idee ist vielleicht vortrefflich, doch läßt sich— 
dermuthen, daß die Verkäuferinnen oft sehr unbib— 
lische Worte zu hören bekommen dürften. 
FGilch-Industrie in Frankreich.,) 
Um eine Idee von der Größe der Milch⸗Industrie 
in Frankreich zu geben, hat Herr Hervéé Mangon 
jüngst in eine agriculteren Versammlung constatirt, 
daß die im Lande producirte Milch, wenn sie ge⸗ 
ammelt würde, einen Strom von 1 Meter Breite 
uind 33 Centimeter Tiefe bilden müßte, der das 
ganze Jahr Tag und Nacht mit einer Geschwindig⸗ 
eit von 1 Meter per Secunde fließt. Von dieser 
Milch trinken einen Theil junge Thiere, einen gro⸗ 
zen Theil konsumiren die Menschen, und der Rest 
derselben wird zu Käse und Butter verarbeitet. 
sein Zweig der Landwirthschaft ist in den letzten 
50 Jahren so fortgeschritten, wie die Butterbereit⸗ 
ung. Im Jahre 1833 kaufte Frankreich vom Aus⸗ 
land 1,200,000 Kilogramm Butter und verkaufte 
an dasselbe nur 1,100,000 Kilogramm. Gegen⸗ 
värtig exportirt es 34 bis 35 Millionen Kilo— 
zramm Butter per Jahr und erhält dafür vom 
Auslande (namentlich von England) eine Summe 
don mehr als 100 Millionen Francs. 
London, 7. Dez. Das Alhambra-⸗The⸗ 
ater am Leicester⸗Square ist gestern nach der Vor⸗ 
tellung gänzlich niedergebrannt. 
New⸗York, 3. Dez. Auf dem Michigan⸗ 
See fand die Dampfschaluppe „Peters“ durch eine 
Feuersbrunst ihren Untergang. 13 Versonen haben 
dabei das Leben eingebüßt. 
fGeues Reclamenmittel.) Aus Chi⸗— 
rago schreibt man: Auf dem Gebiete der Reclame 
chreitet gegenwärtig eine Chicagoer Firma an der 
Spitze. Es ist eine Handlung in fertigen Kleidern, 
die eine 40 Mitglieder starke Musikbande engagirt 
jat, welche täglich während der Mittagsstunden und 
war jedesmal in einem andern Stadttheile ein 
eines Toncert veranstaltet. Die Musiker, die auf 
dosten des Geschäftes, auf das eleganteste gekleidet 
ind, tragen auf allen Theilen der Uniform den 
Namen der Firma eingestickt, so daß ieder einzelne 
znügen ist übrigens nicht billig, oa die Musiker, 
zie ausschließlich im Tienste der betreffenden Firma 
wirken, pro Tag und Kopf 2 Doll. (M. 8,50) 
»erdienen, was somit im Ganzen täglich ca. M. 
340. — kostet. 
Am 6. Dezember fand der Venusdurchgang 
tatt, der aber nur in Amerika vom Beginn bis 
um Ende sichtbar war. Bei dieser Erscheinung 
vird auf Grund der Zeitdauer, welche der Planet 
yor der Sonnenscheibe zubringt, die Sonnen⸗-Hori— 
ontal⸗Parallaxe, d. h. der Winkel, unter welchem 
ein eventueller Beobachter von der Sonne aus 
insern Erdradius erblicken würde, berechnet. Ist 
iun den Astronomen dieser Winkel, das ist die 
Zonnen⸗-Horizontal⸗Parallare, bekannt, so kann mit 
dilfe dieser die Entfernung der Erde von der Sonne 
eicht berechnet werden. Wissenschaftlich beobachtet 
vurde der erste Venusdurchgang am 4. Dezember 
1639 und der letzte am 9. Dezember 1874. Auf 
Brund der ersten Beobachtungen bestimmte Encke 
die Sonnen-Horizontal⸗Parallaxe mit 8,6“ und in 
Bezug der letzten Beobachtung ermittelte Puifeux 
dieselbe mit 8,8 und danach betrug im ersten Falle 
die mittlere Entferrnung der Erde von der Sonne 
20,682,000 und im letzten Falle 19,9683,012 
geographische Meilen. Da der nächste Venusdurch— 
zang erst nach einem Zeitraum von 12 Jahre, 
das ist am 7. Juni 2004, wieder einiritt, so ist 
es erklärlich, daß die Gelehrten dem diesjährigen 
Venusdurchgang mit Spannung entgegensahen, weil 
zaun auf Generationen hinaus an der Sonnen—⸗ 
dorizontal⸗Parallaxe nicht mehr gerüttelt werden 
wird. Es sind, wie bekannt sein dürfte, deßhalb 
auch verschiedene Expeditionen nach Amerika ꝛc. 
entsendet worden. 
4Gonig als Mittel gegen aufgesprungene Hände.) 
Honig, mit frischer, ungesalzener Butter oder mit 
Blycerin gemischt und auf die aufgesprungene Haut 
zu wiederholten Malen aufgetragen, beseitigt das 
Uebel, wie Versuche hinreichend bekunden. in kur⸗ 
er Zeit. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Insheim Margaretha Becken⸗ 
haupt, 87 J. a.; in Albersweiler Konrad Spi tz⸗ 
fadem, 21 J. alt; in Kaiserslautern Frau Mar⸗ 
naretha Frank, geb. Wilbelm. 56 J. alt. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 7. Dez. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmarkt.) Weizen 9 M. 42 Pf. Korn 7 M. 17 Pf., 
S„pelz 6 M. 23 Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkel“ 
— M. — Pf. Mischfrucht 7 M. 54 Pf., Hafer 6 M. 
)6 Pf. Erbsen 8 M. 70 Pf. Wicken 0 M. — pf. 
Berste zweireihige O M. — Pf., vierreihiged M. — Pf., 
Kartoffeln 3 M. — Pf., Heu 8 M. 50 Pf., Stroh2 M. 
30 Pf., Weißbrod 1/3 Kilogr. 54 Pf., Kornbrod 8 Kilo 
58 Pf., Gemischtbrod 8 Kilogr. 73 Pf., paar Weck 90 Gr. 
3 Pf., Rindfleisch J. Qual. 69 Pf., II. Qual. 50 Pf. Kalb⸗ 
leisch 50 Pf., Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 58 Pf., 
Butter !/3 Kilogr. 1I M. 13 Pf. Wein 1 Liter 80 Pf., 
Bier 1 Liter 24 Pf. 
Homburg, 6. Dez. (Fruchtmittelpreis und Viktu⸗ 
zlienmartt.) Weizen 9 M. 30 Pf., Korn 7 M. 18 Pf., 
Spelzkern — M. — Pf. Spelz 6 M. 20 Pf., Gerste 
dreihige — M. — Pf., Gerste 4reihige — M. — Pf. 
Hafer 6 M. 27 Pf., Mischfrucht 7 M. 47 Pf., Erbsen 
— M. — Pf., Wicken 0O M. — Pf., Bohnen 0 M. 
— Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
— Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf. Ochsenfleisch — Pf., 
Rindfleisch 56 Pf., Kalbfleisch 50 Pf. Hammelfleisch -- Pf., 
Schweinefleisch 50 Pf., Butter 1 Pfund 1 M. 10 Pf. 
startoffeln per Ztr. 2 M. 60 Pf. 
Landstuhl, 4. Dez. (Fruchtmittelpreis und Vilk⸗ 
ualienmarkt.) Weizen O M. — Pf., Korn 7 M. 05 Pf. 
Spelz — M. — Pf. Hafer 6 Mk. 40 Pf., Gerste O M. 
— Pf. Wicken — M. — Pf., Erbjijen — M. — Pf., 
rinsen — M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kartoffeln 
der Ztr. O M. — Pf., Kornbrod 6 Pfd. 66 Pf., Weis⸗ 
brod 2 Pfd. 45 Pf. Gem. Brod 8 Pfd. — Pf. Butter 
per Pfd. 1M. — Pf., Eier per Dutzend 96 Pf. 
Kaiserslautern, 4. Dez. (Fruchtmittelpreis und 
Giktualienmarkt, Weizen 9 Mk. 45 Pf. Korn 7 Mk. 
40 Pf., Spelzkern O M. — Pf., Spelz 6 M. 33 Pf., 
ßerste 6 M. 20 Pf., Hafer 6 M. 28 Pf., Erbsen 10 Me 
37 Pf. Wicken 8 M. — Pf. Linsen 12 M. — Pf., Klee⸗ 
samen — M. — vf., Schwarzbrod 6 Pfund 74 Pj., do 
3 Pfd. 37 Pf., Gemischtbrod 3 Pfund 42 Pf., Butter pro 
Pfd. M. 1,12-0,00 Eier 1Stück 820 Pf. Kartoffeln pro 
Zentner 2 M. 95 bis O M. — Bf., Stroh 1 M. 90 Pf., 
»is O M. Heu pro Ctr. 3M. 35 Pf., bis O M. — Pf., 
Qoüeebeun 3 M. 50 Pf. bis O M — Pf. 
Schmidt und Günther's Leipziger Illustrirte 
Jagdzeitung 1883 Rr. 5, herausgegeben vom Königl. 
Sberförster Rintz sch e, enthält folgende Artikel: 
Der Fang des Fuchses in der Fallgrube. Von Fr. 
Clodius. (mMit Illusiration). — Zur Naturgeschichte der 
Möven. Von Ernst Hartert. (Mit Illustration). — Jagd⸗ 
J.ßzloß Grunewald bei Berlin. Von C. A. von Schulen⸗