ol. Iugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
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W 245.
Dienstag, 12. Dezember 1882.
17. Jahrg.
Politische Uebersicht. —
Deutsches Reich.
Muͤnchen, 8. Dez. S. M. der Koͤnig hat
durch Urtheil des Schwurgerichtshofes bei dem
Zogerichte Straubing am 2. Oltober ds. Is. gegen
Wagenohn aus Draht wegen Verbrechens des
Edes imd Raubes ausgesprochene Todesstrafe.
3 Jer die durch Urtheil des Schwurgerichts bei dem
Sogerichte Straubing am 19. September 1882
72 die Kalkhandlerswittwe Therese Gredmaier
d Sn Verbrechens der Anstiftung zum Mord aus—
3 Sochene Todesstrafe in lebenslängliche Zuchthaus-
*gemildert.
2 Sdas Militärwochenblatt meldet: Geneneral v.
SSe ist mit der Wahrnehmung der Funktionen
berbefehlshaber in den Marken beauftragt
en.
— Ausland.
Zaris, 10. Dez. Das gestern Abend ab—⸗
ene Stiftungfest des deutschen Quartettvereins
hotel Continental“ ist in jedet Beziehung vor⸗
verlaufen. Stürmischen wohlverdienten Bei⸗
ind das österreichische Damenquartett und die
sängerin Friedmann aus Köln. Anwesend
Fürst Hohenlohe, Graf und Gräfin v. Wimpffen,
liche Mitglieder der Botschaften Oesterreichs,
sandten Bayerns und Belgiens und die ganze
)er deutschen Colonie. Die Sammlung für
herschwemmten Deutschlands ergab 12,000
der übrigen europäischen Heere möglich ist. Eine
hervorragende russische Zeitung schreibt neuerdings
sierüber wie folgt: Unsere Mobilmahung. verzoͤgert
ich naturgemäͤß in Folge der großen Entfernungen
ind des wenig dichten Eisenbahnnetzes. Es wird
eßhalb von großem Nutzen sein, zum Schutze der
Mobilmachung und zur Beunruhigung derjenigen
des Feindes 20 -30, 000 Reiter auf schwache Punkte
)er feindlichen Grenze, und solche Punkte sind vor—
janden, zu werfen, um dort Verwirrung und Schrecken
)ervorzuoͤringen. — Wenn Deutschland auch nach
ieser Richtung hin unbesorgt sein kann, da diese
uussischerseits erwähnten und gemeinten „schwachen
Bunkte“ unserer Grenze dem deutschen Generalstabe
vohl bekannt und deßhalb auch gegebenen Falles
sinreichend geschützt sein dürften, so läßt sich anderer—
eits nicht in Abrede stellen, daß erstens Rußland
Jei der großen Anzahl wohlausgebildeter irregulärer
Favallerie (Kosaken) und zweitens bei der Dislo—
ation von 9 Cavballerie-Divisionen auf Kriegsstärke
anmittelbar an seinen westlichen Grenzen sehr gut
m Stande ist, einen Feldzug gegen Deutschland-
Desterreich mit dem Einfall großer Cavalleriemassen
u erdffnen, einen Plan, den unstreitig auch Frank⸗
eich im Auge hat, da dort ebenfalls bereits
m Frieden fünf Cavallerie-Divisionen auf Kriegs-
tärke organisirt sind, die jeden Tag marschbereit
ind. Rechnen wir demgemäß die an unseren Grenzen
ufgestellten Cavallerie-Divisionen der Russen und
zranzosen zusammen, so ergeben sich 14 bereits im
frieden voüständig organisirte Divisionen, während
Heutschland gegenwärtig deren nur drei besitzt.
Madrid, 10. Dez. Der Ministerpräsident
A
vedet das allgemeine Stimmrecht, noch auch das
Zesetz über Religionsfreiheit acceptiren.
ein Menschenleben gefordert hat. Auf dem Heim⸗
vege aus dem Wirihshause geriethen gestern Abend
mehrere Burschen vor dem Seutz'schen Park in Streit,
wie man sagt, wegen eines Madchens, und wurde
hiebei der Schufter Joh. Bapt. Kühnel von den
—chustern Heinr. Kremb und K. Seibel mit Prügeln
ind einem Wagenscheit mißhandelt und erhielt im
veiteren Verlause des Streites von dem Saitlerge⸗
ellen Heinr. Müller einen Messerstich in die Brust,
)er nach kurzer Zeit seinen Tod herbeiführte. Der
Messerheld Müller soll vor einigen Tagen aus dem
Hefängniß entlassen worden sein, wo er wegen ähn⸗
icher Exzesse eine Strafe verbüßte. (P. A.)
— Kaiserslautern, 11. Dez. (Katho⸗
ischer Kirchenbauverein.) Ein katholischer Geist⸗
icher, welcher nach der Kais. Ztg. nicht genannt
ein will, hat am Samstag dem kath. Kirchenbau⸗
ereine dahier den Betrag von 500 Mk. zum An⸗
kauf von Loosen zugewendet und zu Gunsten des
irchenbauvereins auf etwaigen Gewinn verzichtet.
— Die von der „Pf. Z.“ gebrachte Mittheil⸗
ing, daß der altkatholische Pfarrer Brüsselbach von
Zdaiserslhautern nach Landau uͤberzusiedeln
gedenke, wird als unrichtig bezeichnet. Der Ge⸗
nannte behält sein Domizil in Kaiserslautern bei,
vird aber alle 14 Tage in Landau Gottesdienst
halten.
— Lambrecht, 10. Dez. Während an der
vor kurzem in Pirmasens abgehaltenen Gemeinde⸗
dersammlung nur 10 stimmberechtigte Bürger theil
rahmen, fanden sich zu der auf heute hier anbe—
raumten Gemeindebersammlung nur der Vor⸗
itzende und der Proiokollführer ein, welche sich
naͤch einigem erfolglosen Warten wieder entfernten.
— Bei dem am Sonntag in Neustadt abge—
zaltenen Delegirtentage despfälzischen
Hewerbevereinsverban des waren die Ver⸗
ine Dürkheim, Frankenthal, Grünstadt, Kaisers⸗
autern, Kirchheimbolanden, Landau, Ludwigshafen,
Neustadt, Speyer und Zweibrücken vertreten. Die
Verhandiungen leitete Herr Rector Rohe aus Kai⸗
erslautern, der Vorsitzende des Gewerbe-⸗Vereins-
erbandes. Nach langer Beraihung der Commis-
ionsbeschlüsse, btr. die Krankenversicherungsvorlage,
wurden dieselben im Großen und Ganzen gutge—
Jeißen. Da jene Beschlüsse bereits in ds. Bl.
zublicirt wurden, sei nur bemerkt. daß im 86 26-
statt 13.) wöchentliche Kranken⸗Unterstützung be⸗
simmt und die Zwischenzeit bez. der Leistung bei
Wiedererkrankung auf 4(tatt 13) Wochen festge setzt
vurde. Zu 8 22 beantragte Kaiserslautern, daß
durch grobes Verschulden oder vorsätzliche Herbei—
führimg von Krankheiten den Mitgliedern die
Unterstuͤtzung ganz oder theilweise zu versagen sei,
was angenommen wird. In 8 47 wurde der
Arbeitgeber⸗Beitrag zu den Kosten der Krankenkasse
auf 1,4 festgesetzt. — Vorgerückter Zeit wegen
mußte die Berathung über die Unfall-Versicherung
auf nächsten Delegirtentag vertagt werden.
— Edenkoben. In Neustadt starb am
Freitag Morgen Herr Georg Manck von hier,
wohnhaft in Reustadt, welcher als ein Opfer des
kürzlichen Hochwassers bezeichnet werden muß. Beim
Versuche seine Waaren zu bergen, stand er bis an
den Hals im Wasser und zog sich dadurch eine
schwere Krankheit zu, der er so bald erlag.
— In der Naͤhe von Bergzabern hat die
Böhämmerjagd begonnen. Bezahlt wird dem „S.
W.“ zufolge 30 Pf. für das Stück, ein in Be⸗
rücksichtigung der Größe dieses Wildes sehr hoher
Preis.
undon, 11. Dez. „Daily News“ bestätigt
verzůglichen Cabinetseintritt Derbyis. Glad⸗
egt in Kurzein das Schazzkanzleramt nieder
hält den Premierposten bei.
wenig Schopferisches auch auf dem Gebiete
eeren Reformen in Rußland zu verzeichnen
bezuůglich der Armeereorganisation ist man
den bei der Arbeit. Bewaffnung, Ausrüstung,
Malion des Heeres lassen nichts zu wünschen
Die Reglements für die verschiedenen Waffen-
— stehen auf der Höhe der neuesten taktischen
ungen und so ist man auf allen Gebieten
die im letzten russisch-türlischen Kriege ge⸗
theilweise recht unliebsamen Erfahrungen
Eemaßer Weise zu verwerthen. Seit einigen
hat fich speziell bei der Cavallerie eine
He AÄenderuͤug vollzogen, die allgemeine Auf⸗
v verdient, zumal sie bis jetzt in keiner
paischen Armeen ein Analogon findet. Ruß
Knämlich seine Ulanen- und Husarenregi⸗
Ubgeschafft und dafür Dragonerregimenter
so daß die ganze Armee⸗Cavallerie nur
Dragonern besteht. Und zwar handelt
lerbei nicht um eine bloße Namensveränder⸗
— Regimenter, sondern um Schaff⸗
Einheits⸗Cavallerie in dem Sinne, daß
stlichen Reiterregimenter — ausgenommen
der Garde — einheitlich gekeidet, be⸗
ind ausgerüstet sind. Ferner sollen die
welche anstatt des sonst üblichen Cara—
Gewehr fuͤhren, auch im Dienste der In⸗
enügend ausgebildet werden, um gegebenen
tNuͤtzen zu Fuß fechten zu können. Die
riprechen sich von dieser neuen Einrichtung
ischer Hinsicht sehr viel, sie verbinden
abar die Absicht, große Massen Cavallerie
falle in das feindliche Land zu werfen,
e ihrer Verwendbarkeit im Gefechte zu
mabhängiger von der eigentlichen Armee
d. als dies bei den Cavallerie⸗Divifionen
Lokale und pfälzische Nachrichten.
— Zweib rücken 8. Dez. (Pfälzisches
S„chwurgericht.) Die Geschworenen erklärten
den Tüncher Eichhorn von Lachen der Brandstif-
ung für schuldig, worauf derselbe zu 7 Jahren
Zuchthaus verurtheilt wurde.
Zweibrücken, 11. Dezbr. (Zw. Ztg.)
Bestern (Sonntag) Nachmittag von *22 Uhr bis
i127 Uhr wurden von der dazu bestimmten Kom⸗
nission die Gaben, welche von der großen Summe,
zie unser Allergnädigster König für die Wasserbe⸗
schädigten so unmittelbar nach der Noth übersandt
zat, angeschafft worden sind, besteheud theils in
Lebensmitteln, Hausmobilien und Weißzeug, theils
nuch in Geld, vertheilt. Viele arme Leute und
TAeingewerbtreibende konnten einigermaßen dadurch
entschaͤdigt und die Thränen getrocknet werden, die
o vielfach der großen Verluste wegen vergossen
vurden. Um recht beurtheilen zu können, welches
Anheil die furchtbare, nie größer dagewesene Hoch—
Juth angerichtet, muß man sich in die überschwemmi
jewesenen Räume begeben und das Elend ansehen,
zas sie hinterlassen hat. Ohne befürchten zu müssen,
zer Unbescheidenheit und der Uebertreibung geziehen
zu werden, ergeht deßhalb an alle Zentralstellen
Zie dringende Bitte in der Noth, bei Vertheilung
»er von vielen Seiten im lieben Vaterland ge—
pendeten Gaben, die armen überschwemmt gewesenen
zweibrücker nicht zu vergessen, welche der Hilfe so
ehr bedürfen, wie anderwärts, wo mehr Lärm ge—
nacht und das Mitleid angerufen wurde.
— pirmasens, 11. Dez. Leider haben
vir wieder über eine Messeraffaire zu berichten, die