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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der St. Ingberter Anzeiger? erscheint wochentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerotag, Samstag und Sonntag; 2mal wöoͤchenilich mit Unterhaltungs⸗
zlatt und Sonntags mit Bseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A AO0 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 60 O, einschließlich
0 ⸗ Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunst ertheilt, 15 B, bei Reclamen 30 . Bei 4maliger Tinrückung wird nur dreimalige berechnet.
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M 246.
Dounerstag, 14. Dezember 1882.
17. Jahrg.
Politische Uebersicht. 3 Justizausschuß des Bundesraihs dem bereits
zugestimmt hat, obwohl von mehreren Seiten mit
Aler Entschiedenheit die Streichung dieser Bestim⸗
mung beantragt worden war.
wirthschaftliches Kränzchen abgehalten,
vobei die Vertheilung der Ehrenpreise, welche ge⸗
egentlich des diesjährigen Central ⸗Landwirthschafts-
estes zuerkannt wurden, Statt findet. Ferner hält
derr Wanderlehrer Fischer einen Vortrag Uber
Aufzucht des Rindviehes.
gweibrücden, 9. Dez. Echwurge⸗
richt.) Verhandlung gegen: 1) Jakob Faul, S. v.
Jacob, 46 J. a., Ackerer, 2) Friedr. Faul, S. v.
SGottfried, 42 J. a., Ackerer, 3) Gotifried Faul,
5. v. Gottfried, Aderer, alle von Vinningen, we⸗
jen Meineids. Vertreter der k. Staatsbehörde:
2. Staatsanwalt Schneider. Vertheidiger: ad 1
ind 3 Rechtspraktikant Dr. Stern, ad 2 Rechts⸗
zraktikant Fränger. Die Angeklagten wurden
ammtlich fur schuldig befunden und zu einer Zucht⸗
Jausstrafe von je zwei Jahren verurtheilt, die bur⸗
zerlichen Ehrenrechte denselben auf 5 Jahre aberkannt
und dieselben für dauernd unfähig erklärt, als
Zeugen oder Sachverständige eidlich vernommen zu
verden.
— Zweibrücken, 11. Dez. (Schwurge⸗
richt. Verhandlung gegen Jakob Kohl, 43
Jahre alt, Winzer von St. Martin, wegen eines
Zerbrechens der Nothzucht und eines Vergehens des
Erregens öͤffentlichen Aergernisses durch Vornahme
unzüchtiger Handlungen. Vertreter der k. Staats⸗
hehoͤrde Herr 3. Staatsanwalt Wagner; Ver⸗
heidiger Herr Rechtsanwalt Schuler. Die Ge⸗
chworenen sprachen den Angeklagten dem Antrag
»es k. Staatsanwaltes entsprechend, schuldig der
ihm zur Last gelegten Thathandlungen, worauf der⸗
selbe vom Gericht unter Aberkennung der bürger⸗
ichen Ehrenrechte in der Dauer von 5 Jahren zu
einer Zuchthausstrafe von 83 Jahren und 1 Monat
de rurtheilt wurde. — Mit dieser Verhandlung
chloß die Schwurgerichtsession des 4. Quartals und
wurden die Herren Geschworenen nach einer kurzen
Ansprache des Herrn Vorsitzenden in ihre Heimath
entlassen.
— Waldfischbach, 12. Dez. Im be—⸗
zachbarten Thaleischweiler ist in der Nacht
„om Sonntag auf Montag ein am Berge stehendes
dauschen zusammengerutscht, wobei ein in der Wiege
aegendes Kind verschüttet, jedoch ganz unversehrt
vieder hervorgeholt wurde. Die drei übrigen
dinder, sowie der Vater, konnten sich noch recht⸗
eitig unversehrt retten. Die Mutter erlitt bedeu⸗
ende Kopfverletzungen. Die alarmirte Feuerwehr
'and nur noch die Giebelwand des Häuschens
dehen. Gais. 3.)
— Landau, 11. Dez. Von heute an geht
zäglich ein Extragüterzug von Homburg nach
dandau und zurück nach folgendem Fahrplan:
domburg ab 6 Uhr Vorm., Landau an 12 Uhr
) Min. Mittags. Landau ab 2 Uhr Nachm.,
domburg an 8 Uhr 7 Min. Abends.
— Der Sergeant Riedel im 17. Inf.⸗Reg.
zu Germersheim wurde aus Rußland mit
dem Auftrage beehrt, bis längstens 1. Februar
1883 einen Riedel⸗Schrift-Apparat. mit Gebrauchs⸗
zutachten, das sich hauptsächlich über Signal⸗Korre—
pondenz und Darstellung von Terrainkarten zu
verbreiten hat, herzustellen und sodann unverzüglich
ibzuliefern.
— Die diesjährige Generalversammlung des
ofälz. Apotheker Gremiums wird Montag den 18.
ds. Mts., Vormittags 11 Uhr in dem Sitzungssaale
der kgl. Regierung in Spehyer stattfinden.
— Ludwigshafen a. Rh. 12. Dez. In
den leitenden Kreisen der hiesigen Volksbank,
München, 12. Dez. Die Wiederernennung
ines Präsidenten des protestantischen Oberconsisto⸗
ciums soll, wie wir hören, vor Neujahr erfolgen
ind demzufolge die betreffende allerhöchste Erneun⸗
ing noch vor Jahresschluß publizirt werden.
Aus Bayern berichtet das „Frkf. Journ.“:
die Presse beschäftigt sich seit einigen Tagen sehr
ifrig mii einer in den Neuen militärischen Blät—
ern kürzlich aufgeworfenen Frage über den Werth
der Unwerth der Festung In golstadt, bezw.
iber die falsche Platzwahl einer Donau⸗Thalfestung
ur Bayern; die Regensburger aber fürchten schon,
aß man ernstlich daran denken könnte, wie von
en Neuen militärischen Blättern angedeutet wird,
hre Stadt zu einem kriegerischen Bollwerk zu
nachen. Die Begründung welcher dieser fortifi⸗
atorische Plan in dem beregten Ariikel findet, laͤßt
war durchblicken, daß wir es hier kaum mit der
jaltlosen Combination eines Laien zu thun haben,
m Augenblicke jedoch, wo so bestimmt die Existenz
iner weitgehenden oͤsterreich⸗deutschen Allianz betont
vird, nimmt sich diese strategische Erwägung coram
sublico doch etwas sonderbar aus. Die Wege des
driegsministeriums gehen bekanntlich über Berlin,
jon dort ließe sich also in diesem Falle wohl die
Wahrheit eher erfahren, als von München. In
niliiärischen Kreisen ist man daher voller Erwar—⸗
ung, was weiter über die Angelegenheit in den
reuͤßischen Zeitungen verlauten wird. — Eine
indere, das Kriegswesen angehende Sache ist die
ur Zeit im Werke befindliche Neuchartirung des
dönigreiches Seitens des Generalstabs in einem
jegen die bisherigen Generalstabskarten um die
dalfte verringerten Maßstabe. Mit dieser Arbeit
vird demnächst in Franken begonnen werden.
Berlin, 12. Dez. Die Beamtenpensionsge⸗
eh · Commission des Reichstages ftrich heute die
testimmung des Entwurfes, daß die über 65 Jahre
ilten Beamten auch ohne ihr Nachsuchen in den
kuhestand versetzt werden können.
Von Personen, welche dem deutschen Reichs⸗
anzler näher stehen, hört man, daß derselbe sehr
deprimirt sei in Folge der neuralgischen Schmer⸗
en, melche ihn ungemein belästigen. Die Schmerzen
ireten in kurzen Zwischenpausen auf, und zwar so
jeftig, daß sie ihm dann das Sprechen unmöglich
nachen. Aus diesem Grunde bezweifelt man, daß
s dem Fürsten möglich sein wird, in den nächsten
Tagen im Reichssstage zu erscheinen. Man hofft,
daß es dem Fürsten gelingen möchte, wenigstens
zei der ersten Lesung der Steuervorlage im Abge⸗
xdnetenhaus zu erscheinen, da er den ausgesprochenen
Wunsch hat, dieselbe persönlich zu vertreten.
Das Zusammenkommen des Krankenkassen—
zesetzes in dieser Session des Reichstages
vird nach dem Stand der Arbeiten nationalliber-
ilerseits für gesichert angesehen.
Die Vorlage wegen Erhöhung des Holzzolls ist
dem Bundesrathe zugegangen. Es wird nach
dieser Foll für rohes Holz von 10 auf 30 Pf.
ür zerkleineries Holz von 25 auf 50 Pf. pro 100
ag. erhöht.
Die „Vossische Zeitung“ meldet, daß nach dem
5ntwurf des deutschen Strafvollzugsgesetzes die
körperliche Züchtigung gegen männliche
zuchthaussträflinge, welche sich nicht im Besitze der
ürgerlichen Ehrenrechte befinden, als Disciplinar⸗
rafe zur Anwendung soll kommen können, und
Ausland.
Paris, 12. Dez. Es ist sicher, daß die
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euie von der Pariser Polizei über die belgische
grenze geschafft worden ist.
In der Sitzung der französischen Depu⸗
irtenkammer bemühte sich am Montag der Finanz⸗
ninister, von der Finanzlage Frankreichs ein mög⸗
ichst rosiges Bild zu entwerfen und die Befürch⸗
ungen einer schweren Krisis als unbegründet hin⸗
ustellen. Er mußte zwar zugestehen, daß die
zinanzlage nicht brillant sei, aber so verzweifelt
hlecht, wie sie von mancher Seite geschildert werde,
ei sie doch auch nich. Das Deficit von 65
Millionen im Budget von 1881 sei mehr ein
heinbares als ein wirchliches, da dort 100 Millionen
ur Amortisirung verwendet seien. Der Minifter
orderte schließlich die Kammer auf, mit Bewilligung
euer Ausgaben sparsam zu sein.
Madrid, 12. Dez. Eine Feuersbrunst zerstoͤrte
engeachtet aller Anstrengungen der Behörden einen
Theil des Kriegsministeriums. Die Bibliothek und
in Theil der Archive des Kriegsministeriums wurden
in Raub der Flammen. Bei den Loöschungsarbei⸗
en wurden 20 Personen verwundet.
stonstantinopel, 12. Dez. Der Sultan
jat den Vorschlag des deutschen Generals im tür⸗
ischen Dienste, Kaehler Pascha, auf Formirung
on Muster⸗Regimentern der Kavallerie, Infanterie
ind Artillerie und anderer Branchen, im Ganzen
·chs an der Zahl ratifizirt. Dieselben sollen von
chs deutschen, mit den Rechten von Komman-⸗
irenden auszustattenden Offizieren befehligt werden.
hegenwärtig erörtert man den Modus der Ein⸗
eihung der Mannschaft in diese Schulregimenter.
ym Anschluß hieran meldet dem „Berl. Tgbl.“
in Privat⸗Telegramm aus Konstantinopel, daß re⸗
ierungsseitig die Absicht bestehe in sammtlichen
Nilitarschulen die de utsche Sprache als obli⸗
jatorischen Lehrgegenstand einzuführen.
Kairo, 12. Dez. Alle Verurtheilten im
Hrocesse Arabi werden ihres Ranges und ihrer
hüter verlustig erklärt. Der Erlös aus der Habe
vird für die Entschädigung der Beschädigten ver⸗
vendet werden. Arabi und dessen Mitschuldige
verden eine Pension erhalten, welche ihnen den
mappen Lebensunterhalt sichert.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*æ St. Ingberti, 14. Dez. Wir erlauben
ins hiermit, unsere Leser auf das heute Abend im
zroßen Oberhauser' schen Saale stattfindende
Zonzert des Musik-Vereins zum Besten der
Wasferbeschädigten in der Pfalz auf—
nerlsam zu machen. Dasselbe beginnt um 8 Uhr
ind ist der Eintrittspreis auf 50 Pf. à Person
estgesetzt, ohne damit aber der Mildthätigkeit
Schranken setzen zu wollen. Nach dem uns vor—⸗
siegenden Programme verspricht das Konzert in
nusikalischer Hinsicht recht genußreich zu werden;
s sei darum, wie nicht minder des wohlthätigen
zweckes wegen, zu zahlreichem Besuche auf's Beste
mpfohlen.
Z Nächsten Sonntag, Nachmittags 2 Uhr wird
u Blieskastel im Hauck'schen Saal ein land⸗