Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Jugherter Amzeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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Der „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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M 252. 
Samstag, 23. Dezember 1882. 
Einladung zum, Abonnement. 
Mit dem hevorstehenden Jahreswechsel beginnt 
für den 
des Golos, daß Preußen mit den Festungs- und 
Armirungs-⸗Arbeiten an der Ostgrenze begann und 
Rußland' dadurch zu entsprechenden Maßregeln 
aöthigte, sagt die „Nordd. Allg. Ztg.“: Jede Re⸗ 
zierung sei unzweifelhaft berechtigt, ihre Vertheidig⸗ 
ingsmaßregeln so einzurichten, wie ihr gut scheine. 
Der steigenden Offensiokraft gegenüber werde sich 
duf der anderen Seite ebenso rasch' das Bedürfniß 
tärkerer Devensivstellung fühlbar machen. Hierin 
liege kein Symptom der Unsicherbeit des Friedens, 
ebenso wie darin, wenn England und Frankreich 
die Panzerplatten ihrer Kriegsschiffe verstärken. 
Berlin, 21. Dez. Die „National⸗Zeitung“ 
erfährt, bei der beabsichtigten Truppen-Dislocirung 
in ver preußisch-russischen Grenze handle es sich 
im eine stärkere Belegung des Grenzgebietes mit 
Infanterie eventuell auch mit Artillerie. Auch 
perde die Einrichtung von Casernements beabsich— 
tigt und ebenso solle mit Legung zweiter Geleise 
ruf mehreren östlichen Bahnen vorgegangen werden. 
Die „Köln. Ztg.“ schreibt: Die maßvolle Auf—⸗ 
iahme, welche die Aeßerungen unserer Presse über 
eussische Verhältnisse in Rußland gefunden, hat in 
Berlin einen günstigen Eindruck gemacht. Viel— 
leicht ist gerade diese Mäßigung eine Folge der 
Ruhe und Klarheit, mit welcher die russischen Ver— 
hältnisse von Deutschland aus beleuchtet worden 
ijnd. Es ist jedenfalls als ein Vortheil anzusehen, 
daß man sich in Rußland der Wahrnehmung nicht 
nehr verschließen kann, daß man hier mit besonne— 
ier Aufmerksamkeit allen Maßnahmen folgt, welche 
zeeignet sind, auf das Verhältniß zwischen Ruß⸗ 
'and und seinen Nachbarn einen Einfluß auszu—⸗ 
iben. 
Der Kaiser ist jetzt soweit wieder hergestellt, 
daß er bei günstigem Wetter seine regelmäßigen 
Ausfahrten wird wieder aufnehmen können. Auch 
jat der Kaiser die gewohmten Vorträge entgegen 
genommen. 
Die vorletzte Sitzung des preußischen Ab⸗ 
zeordnetenhauses von den Weihnachtsferien 
Jeschäftigte sich in erster Linie mit der bekannten 
Dirichleyschen Interpellation, die Züchtigung eines 
Mädchens in Buchwald betreffend. Die Erklärung 
»es Justizministers Dr. Friedberg läßt hoffen, 
daß eine Wiederholung derartiger junkerlicker Straf⸗ 
acte ausgeschlossen ist, und Herr von Rothenhan 
durch das Gericht belehrt wird, daß auch ein Amts⸗ 
vorstand mehr den gesetzlichen Vorschriften als 
patriarchalischer Ueberlieferungen und Neigungen 
zu folgen habe. Da Herr Friedberg die Anfrage 
jachlich und im Sinne der Antragsteller beantwor⸗ 
tete, lag die Nothwendigkeit eines weiteren Einge⸗ 
hens auf den Gegenstand nicht vor. 
Ausland. 
mit Deutschland loszulösen. Es heißt in diesem 
dlenge herausfordernden als chauvinistischen Artikel 
u. A.: 
„ .... Deutschland ist in seinen Bewegun⸗ 
jen ebenso gehindert, wie irgend eine europäisch, 
Macht. Wir immobilisiren seine Politik viel mehr, 
als es die unsere mobilisirte, weil wir als die ge⸗ 
„orene Stütze jeder anti⸗deutschen Coalation be— 
rachtet werden. Trotz der alten sogenannten Drei⸗ 
daiser⸗Allianz und trotz des österreichisch-deutschen 
rinbernehmens ist das Berliner Kaiserrreich (ic!) 
jets isolirt gewesen und wird es steis sein. Die 
wischen den Herren von Bismarck und Andrassy 
—D Allianz, 
nit der sich alle politischen Cercles Europas be— 
schäftigen, hat nur Bedeutung für die Naiven und 
ür die Gimpel, welche der Charlatanismus der Lie⸗ 
ʒenswürdigkeiten unter Souveränen und der bestellten 
Höflichkeiten unter Kanzleien noch besticht. Was Mr. 
Fer Bismark in Oefterreich suchte, ist nicht eine 
Offensiv⸗ und Defensiv⸗Allianz gegen Rußland 
und Frankreich, sondern die Sicherung, daß Oesterreich⸗ 
Angarn mit keiner der letzteren Mächte ein Einverneh⸗ 
nen schlösse. Marche de düpe. Das Wiener Cabinet hat 
Alles gegeben; Deutschland nichts. Wir täuschen uns. 
Deutschland hat Franz Joseph gerathen, das Gleichge⸗ 
vicht seines Reiches zu stören, indem er nun Slaven in 
zasselbe aufnimmt, damit eines Tages die im eige⸗ 
ien Hause unterdrückten Deutschen Oesterreichs sich 
iach Berlin wenden. Aber die Zeit wird die 
Desterreicher und Ungarn aufklären. Was sie vor 
rei oder vier Jahren nicht zu thun gewagt haben 
vürden, das dürften sie heute versuchen können. 
Die Kraft ist ihnen wieder gekommen ebenso wie 
das Bewußtsein des Rechts. Mögen sie nur eines 
Tages Deutschland seinen eigenen Kräften über⸗ 
assen und die Isolirung des großen Reiches wird 
osort klar dastehen. Kein Oesterreicher, kein Ungar 
vünscht die Erniedrigung Frankreichss. Man weiß 
n Wien und in Pest, daß ein neuer Triumph 
Deutschlands eine vollständige Vernichtung der Frei⸗ 
Jeit wäre. Nun, man will in Oesterreich- Ungarn 
in Freiheit leben. 
Brussel, 20. Dez. In der Deputirtenkam⸗ 
ner gabder Finanzminister eine Uebersicht über 
die Finanzlage und constatirte ein Deficit pro 1881 
»on 5 Millionen Francs, ein Deficit pro 1882 
»on 14 Millionen Francs, eia Deficit pro 1883 
don 25 Millionen Francs. Der Minister erklärte, 
die Deficite seien hauptsächlich durch die Ausgaben 
rür den öffentlichen Unterricht, durch die Vermin⸗ 
»erung in den Einnahmen und durch die Umge—- 
taltung der Eisenbahnen, — die Bahneinnahmen 
eien um 12 Millionen hinter dem Voranschlag 
zurückgeblieben, — verursacht worden. 
Auch in England wird das deutsche— 
österichische Bündniß lebhaft besprochen. Auch 
der „Standard“ tritt mit einem Leitartikel in die 
Discussion über dasselbe ein. Indem er auf den 
defensiben Charakter des Bündnisses aufmerksam 
nacht, erklärt er es für widersinnig, Oesterreich 
ets als die Macht hinzustellen, welche einen Keil 
in die Balcan-Halbinsel hineintreiben wolle. Oester⸗ 
reich besetzte Bosnien und die Herzegowina nur, 
um sie der Sphäre der russischen Intriguen zu ent⸗ 
reißen, um das Gleichgewicht der Macht, welches 
durch panslavistische Umtriebe gestört wurde, wieder 
herzustellen. Oesterreich werde den Berliner Ver— 
rag nimmer verletzen, wenn es nicht andere vor 
hmethäten; dann aber würde es jenes Gebiet be— 
etzen, welches der Besttzung anderen Gebietes durch 
St. Ingberter Anzeiger, 
amtliches Organ des kgl. Amisgericht St. Inabert, 
ein neues Abonnement. 
Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint auch 
m nächsien Quartale in derselben Weise 
wöchenthich ßmal, Sonntags mit 8⸗ 
seitiger ilüustrirter Beilage) und zu 
demselben Preise wie bisher. 
Ueber die Ereignisse auf politischem Gebiete 
nerichtet der „Anzeiger“ in übersichtlicher Zusam— 
mensiellung objektiv und möglichst rasch und aus— 
tührlich. Besondere Beachtung wird er den lokalen 
Augelegenheiten und den Vorgängen in der Um— 
gegennd und in der heimathlichen Provinz 
vidmen. Ferner wird der „Anzeiger“ über inte⸗ 
cessante Fälle aus dem Gerichtssaale 
berichten und die wichtigeren Handels- und 
Verkehrsnachrichen mittheilen. In dem 
wöchentlich 2mal dem Houptblatte beigegebenen 
— 
en Sonntagsbeilage bringt der „Anzeiger“ 
eine Fülle spannenden- und unlerhaltenden Lesestoffes. 
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rpedilionen und den Postboten, dahier Gncl. 
Schnappbach) von der unterzeichneten Erpedition 
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des „St. Ingberter Anzeigers.“ 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
DAnchen, 19. Dez. Se. M. der König 
* — nicht hierher kommen, son- 
Ie — Hohenschwangau begehen. — J. 
ung der v WBater hat 1000 8 8 98 — 338— Ministerpräsident Tisza 
erfran tvemmten in der Pfalz und Jat auf die im Parlament an ihn gerichtete Anfrage, 
I8 8 iem Zentralkomite des baye⸗ vb zwischen Oesterreich Ungarn und dem deutschen 
Zwecke haben JJ. kt. Veln lassen. Zu gleichem Reiche ein Bündnißvertrag auf fünf Jahre bestehe, 
d Arnulf je 500 und Pie Prinzen Leopold nusweichend geantwortet, aber das Bestehen eines 
art gespendet. ün Therese 100 jolchen Vertrages weiterhin mittelbar anerkannt, 
—8 a, J— ara Bot inden hde ——— und die Rüstungen als 
schafter in Paris e n —5* Don un eie beeichnen 
Ndlstage wit seiner on Paris abit „21. Dez. Die offizidse Agence Havas 
— Abend yv Remahr Ve versendet an die Morgenblätter einen Ärtikel, wel⸗ 
nden Der Furst —F83 mpfol chet auf die Auslassungen der Norddeutschen Allge⸗ 
in Vatis e Revublick an dehnenneinn dnge oit oie bri i 
tens des Prasiden Vizulich der Aenßerung uris, 20. Dez. Die France ringt einen 
Berlin, 21. Dez. Bezüq Setzartikel. „Das isolirte Deutschland“, der 
auf hinzielt. Oesterreich von der Allianz