Full text: St. Ingberter Anzeiger

zurelösu ng 25 kg. Säure zu 30 Mk. nöthig hat 
ind weni ger wirkt. 
(Gie deutsche Sprache i m Tele⸗ 
rapheaverkehr. Seit einiger Zeit hat man 
er „Südd. Pr.“ zufolge im internationalen Tele— 
raphenverkehr die interessante Wahrnehmung ge⸗ 
jacht, daß die deutsche Sprache bei einem außer⸗ 
dentlich großen Theil der nach dem Auslande auf⸗ 
gebenen, von dort ankommenden und durchgehenden 
epeschen benützt wird. Während bis noch vor 
enigen Jahren solche Telegramme fast ausschließ· 
ch in englischer oder französischer Sprache abgefaßt 
aren, gehen jetzt deutsche Depeschen im direkten 
eberlandsverkehr nach allen europäischen Ländern, 
inn nach Am erika, Nordafrika, sogar nach Ostindien 
iber Teheran) und zwar nicht allein an Private, 
iglische Firmen ꝛc., sondern auch an Behörden, 
ie auch von dort überallher in deutscher Sprache 
rrespondiert wird. 
F Für Viehtransporte haben die Vor— 
jriften der deutschen Bahnen seit dem 1. Januar 
3. Is. folgende Fassung: „Für die eine ganze 
zagenladung überschließenden Stücke, sowie einzelne 
ir Beförderung aufgegebene Stücke wird, wenn 
ie Zahl dieser Stücke die als Norm für eine 
zagenladung festgesetzte Stückzahl nicht überschreitet, 
ie Fracht für 7 qm, wenn mehrere Stücke auf⸗ 
egeben werden, die Fracht für einen vollständigen 
zladenen Wagen erhoben. Die Gestellung von 
tagewagen kann für die Beförderung einzelner 
tücke Vieh, oder des eine ganze Wagenladung 
herschließenden Viehes nicht verlangt werden. Als 
orm für eine halbe Ladung wird an Stückzahl 
igesetzt: 3 Pferde oder Ponies, 3 Ochsen, 4 Kuͤhe, 
Rinder, Esel, Maulthiere oder Fohlen, 12 Schweine, 
)0 Kälber oder Ziegen, 30 Schafe oder Lämmer, 
d Ferkel oder sonstige Aeine Thiere.“ Durch diese 
räcise Fassung werden die so oft vorgekommenen 
differenzen zwischen dem Publikum und den Eisen⸗ 
ahnbeamten hinsichtlich der Auslegung der Be—⸗ 
immungen über die Frachtberechnungen für halbe 
Vagenladungen lebender Thiere wohl für die Zu— 
unft vermieden werden. 
F Die längsten Deutschen scheinen die Schleswig⸗ 
holsteiner zu sein, denn nach den Untersuchungen 
es Oberstabsarztes Dr. Meisner bei dem Miluͤär 
ber die Rekrutenjahrgänge von 18760 — 80 (ca. 
00 Mann) stellte sich die merkwürdige Thatseche 
eraus, daß die Durchschnittsgroöße der Schleswig⸗ 
holsteiner 1692 Millimeter (1,662 Meter) beträgt. 
die übrigen Deutschen sind durchschnittlich nur 1646 
hillimeter groß. Die Zahl der noch über 1750 
Nillimeter großen Leute beträgt in Schleswig⸗Holstein 
3 pCt., unter 1570 Millimeter nur 2 pEt. 
F(fälschungenderLebensmittelin 
baris.) Das Municipium von Paris hat vor 
iniger Zeit ein chemisches Laboratorium errichtet, 
n welchem jeder berechtigt ist, Lebensmittel unent⸗ 
eltlich untersuchen zu lassen. Die für eine Groß— 
adt ganz vorzügliche Einrichtung bewährt sich als 
beraus nützlich. Lamonrour, Der Vorsiand dieses 
aboratoriums, hat soeben ein Bericht überreicht, 
us dent wir einen kurzen Auszug veröffentlichen. 
er größten Fälschung unterliegt der We'in. Die 
euren Sorten sind aus ganz billigen Weinen und 
weren Weinen, aus weißen und schwarz⸗rothen, 
)er weißen und blau⸗rothen Weinen, aus Misch⸗ 
gen von spanischen, portugiesischen, asiatischen und 
anzöͤsischen Weinen zusammengesetzt. Die gewöhn⸗ 
hen Weine enthalten: viel Wasser, einen aus 
ycenen Trauben bereitenden Saft, Kartoffel⸗ oder 
uckerrübenspiritus, Preßhefe, aus Glycose bereitete 
elasse, Gyps, Tannin, Weinsteinsäure und Farb⸗ 
fe, wie Fuchsin u. a. m., unter welchen sich 
ftige und unschädliche befinden. Das Bier, von 
m wir glauben, daß es aus Straßburg oder 
Lünchen kommt,, wird in Bierkneipen verfälscht 
id zwar mit Picrinsäure, Aloe, bitieren Quassia, 
vowica, Glycerin und zuweilen sogar mit 
richnin (1). Der Apfelwein wird ebenso 
das Bier präparirt. Die Milch ist meistens 
it 40 Procent Wasser, mit Borax, salicylsaurem 
atron, kohlensaurem Ammoniak versetzt. Lamourour 
weist ferner die Falschungen des Brodes, der Butter, 
Honigs, des Essigs, der Chocolade, der Confi— 
ten und erklärt, daß die Ausstattung der Büchsen 
d Schachteln für die verschiedenen Nahrungsmittel 
‚Aig mit giftigen Präparaten hergestellt ist. — 
denso wird der Zucker und der Fruchtsaft mit 
ͤdlichen Stoffen gefärbt. — Unter 409 Weinsorten 
en 79 gut, 145 ziemlich gut, 46 schlecht und 
9schadlich. Unter 102 Milchsorten waren 33 
29 ziemlich aun 47 Uhl⸗rer 2 Iä 
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solsoriten waren 7 gut, 3 ziemlich gut, 7 schlecht * 
ind 3 schädlich. — 
*Ueber Schulsparkassen und 
Pfennigsparkassen. 
Vom Sparen wird bekanntlich am meisten ge— 
prochen nicht in den Zeiten des Ueberflusses, son—⸗ 
dern dann, wenn die Bilanz der Einnahmen und 
lusgaben ein Plus der letzteren gegenüber jenen 
fweist, wenn wirthschaftliche Nothstände ein ganzes 
holk drücken und zum Nachdenken veranlassen. 
zo wird auch gegenwärtig, den Zeit und wirth— 
haftlichen Verhältnissen entsprechend, das Thema 
Schulsparkassen und Pfennigsparkassen“ in der 
Zresse und in Versammlungen gar häufig debattirt; 
ind wenn wir in Nachstehendem nach der „Pfälz. 
zresser aus einem Vortrage, den am vergangenen 
“„onntage in Grünstadt Herr Dekan Guth von da 
iber das oben genannte Thema gehalten hat, die 
vesentlichsten Punkte unseren Lesern vorführen, so 
ind wir überzeugt, damit sicher das Interesse der⸗ 
elben in Anspruch zu nehmen. „Sparsamkeit 
ind Genügsamkeit sind die zwei Schwestertugenden 
ur Arbeitsamkeit. Die Frucht der Arbeit kann 
richt erhalten werden ohne Sparsamkeit. Ist die 
zparsamkeit eine Tugend, so muß mit der Er— 
iehung zu derselben schon früh begonnen werden. 
zine Tugend kann man nur lehren, wenn man 
'e ausüben läßt. Schon im frühen Alterthum 
ichten sorgsame Hausväter ihre Kinder zur Spar⸗ 
imkeit zu erziehen. Gegen Ende des vorigen 
ahrhunderts suchten Menschenfreunde auch außer⸗ 
alb der Familie Sparkassen einzurichten. Eine 
engländerin, Namens Priscilla Wakefield, machte 
ür Frauen und Kinder ihres Dorfes damit den 
Anfang. In Frankreich ermunterten zwei Gelehrte 
ur Einrichtung von Schulsparkassen. Die erste 
-chulsparkasse wurde 1833 in Deutschland einge⸗ 
ührt, in Apolda von dem Lehret Richter. Ein 
zjahr darauf wurde die erste Schulsparkasse in 
Frankreich eingerichtet und zwar in der Stadtschule 
e Mans von dem Vorsteher des öffentlichen Unter— 
ichtes, Dutac. In England geschieht schon lange 
ußerordentlich viel zur Hebung des Sparsinns der 
Zevölkerung. Hier stehen sich 2 Kassen zur Seite: 
ie Pfennigbanken und die Schulbanken. Die 
rsteren wurden 1850 durch Geistliche gegründet; 
die Schulbanken erst 1874. Der internationale 
Fongreß für Wohlthätigkeit in Brüssel nahm sich 
er Schulsparkassen mit dem größten Eifer an. 
vanz besonders hervorragend sind die Bemühnngen 
es Professors der Rechtswissenschaft, Laurent in 
Bent. Auf seine Anregung hin hatten von 15,000 
-„chülern der Schulen in Gent mehr als 13,000 
n die Sparkassen eingelegt. Die Schulsparkassen 
pirkten auch auf den Sparsinn der Erwachsenen 
ünstig ein. Im Jahre 1866 betrug die Ge— 
immtzahl der staatlichen Sparkassenbücher in Bel— 
ien 6016 mit einer Einlage von 2,645, 115 FIrs. 
n Jahre 1877 finden wir da 106,312 Spar— 
issenbücher mit einer Einlage von 32,134,887 Irs. 
zn Frankreich hat sich Herr A. de Malarce große 
xdienste um die Schulsparkassen erworben. Das 
sinisterium des öffentlichen Unterrichts, wie auch 
as Ministerium des Handels und der Landwirth⸗ 
chaft und die ganze französische Ptesse unterstützten 
ie Bemühungen des begeisterten Mannes. Den 
länzenden Erfolg seiner Bemühungen beweisen 
olh gende Zahlen: 
Im Jahre 1877 betrug die Gesammtsumme der 
eingelegten Beträge 2,964,352 Fres. 
Im Jahre 1879 3,602,626, 
„ 13881 6,403,773 , 
Auch in Frankteich haben die Schulsparkassen 
en Sparsinn der Erwachsenen angeregt. Am Ende 
es Jahres 1874 betrug die Zahi der Sparenden 
3, 170,000 und die eingelegte Summe 575, 000, 000 
zres, am Ende des Jahres 1880 war die Zahl 
er Sparenden auf 3,838,000 und die eingelegte 
»umme auf 1,280,824,000 Fres. gestiegen. Die 
zahl der Sparenden hat sich alio in 6 Jahren 
im 77 Prozent vermehrt, die eingelegte Summe 
iber mehr als verdoppelt. 
In Italien wurden die Schulsparkassen von 
»er Regierung und der Gesetzgebung begünstigt. 
hegründet wurden sie in Italien von einem Deut⸗ 
hen, Namens Lebrecht. Im Jahre 1870 wurden 
olche auch in der Schweiz gegründet; 1874 in 
dänemark. An manchen Orten sind 76 Proz. der 
Zchüler Sparende. 
In Deutschland sind die Schulsparkassen bei 
veitem nicht so verbreitet, wie in Belgien oder 
drankreich Per Mäandgaoa Friedrich Hofmann hat 
dieselben schon vor 17 Jahren warm empfohlen. 
Das Hauptverdienst um die Einführung und Ver— 
reitung der Schulsparkassen in Deutschland gebührt 
dem Pfarrer Semkel in Hohenwalde. Im Jahre 
1880 zählte man 300 Schulsparkassen. Daran 
betheiligten sich 180,000 Kinder, die die Summe 
von 1,200,000 Mark eingelegt. Im Jahre 1881 
die ist Zahl der Schulsparkassen auf 400 gestiegen. 
Fürst Bismarck hat in der Nähe seiner Besitzung 
friedrichsßruh, in Hohenhorn, eine Schulsparkasse 
ingerichtet, die vom Pfarrer und 6 Lehrern geleitet 
vird. Graf Moltke hat auf seinem Gut Kreisau 
ine Schulsparkasse in der Art gegründet, daß er 
edem Kind ein Sparbüchlein und dazu 10 Pf. 
als erste Einlage schenkte. Wer binnen 6 Monaten 
1M. spart, bekommt noch ein weiteres Geschenk 
»on 1M. 
Eine neue Art Sparkassen sind die sogen. 
Pfennigsparkassen. Diese wollen zwar 
ruch Schülern, aber nicht blos Schülern, son⸗ 
)ern allen Altersstufen die Hand bieten zur Samm⸗ 
ung eines Kapitälchens. Die erste Pfennigspar— 
asse in Deutschland ist am 1. Oktober 1880 zu 
Darmstadt gegründet worden von Herrn Wilhelm 
Schwab. In den ersten 9 Monaten waren in 
ieser Stadt von 39,000 Seelen schon 35,060 M. 
jespart worden. Die erste Landgemeinde, die eine 
Pfennigsparkasse gründete, war Geinsheim. In 
zieser Gemeinde, die etwa 1000 Seelen zählt und 
ur Hälfte aus im Winter oft verdienstlosen Tag⸗ 
öhnern besteht, sindd in 7 Monaten 1000 M., 
ilso 1 M. per Kopf gespart worden. Jetzt giebt 
s nahezu 40 Psennigsparkassen in Hessen. Die— 
elben fanden inzwischen im Elsaß, in Baden, in 
Bürttemberg Eingang. Auch in Ostfriesland, in 
Dänemark und Finnland ist man im Begriff. solche 
einzuführen. 
Schon der materielle Gewinn der Pfennigspar⸗ 
tasse ist nicht zu unterschätzen. Wer wochentlich 5 
Pfennig spart, hat in 8 Jahren mit den Zinsen 
13 M., in 10 Jahren 28 M., in 15 48 M., in 
20 71 M. Wer wöchentlich 20 Pfennig spart, 
zat in 5 Jahren 52 M., in 10 116 M. in 15 
194 M., in 20 248 M. Wer wöchentlich 50 
Zfennig spart hat in 5 Jahren 132 M. in 10 
292 M., in 15 488 M., in 20 726 M. Noch 
oͤher anzuschlagen ist der sittliche und sittigende 
kinfluß der Gewöhnung an Sparsamkeit. In einem 
cinlagebüchelchen der Pfennigsparkassen ist dieser 
kinfluß in folgenden Worten hervorgehoben: „Wer 
— 
eine Willenskraft wird gestärkt, sein Gottvertrauen 
jekräftigt; er steigt in der Achtung seiner Mit— 
nenschen und im Wohlstand. Das Bewußtsein, 
ür den Fall der Not am Sparfennig einen Rück— 
jalt zu haben, erfüllt ihn auch bei harter Arbeit 
nit Freude und erhöht seine Leistungsfähigkeit. Bei 
ingetretener Not fällt er nicht sogleich dem Elend 
imheim oder in die Hände des Wucherers, der kein 
Mitleid kennt: er braucht nicht anderen Menschen 
zur Last zu fallen und bewahrt seine Selbständig⸗ 
seit. Das ehrlich und sauer verdiente Geld bringt 
iur dann Segen, wenn es wohl angewendet wird.“ 
Wir arheiten durch die Pfennigsparkassen der Hoff⸗ 
iungslosigkeit, dem Leichtsinn, der Verarmung unferes 
Volkes entgegen, und wenn Benjamin Franklin 
Recht hat mit seiner Behauptung: „Wer den Ar—⸗ 
heitern sagt, daß sie auf andere Weise als durch 
Arbeit und Genügsamkeit ihre Lage verbessern können, 
st ein Verführer des Volks“ — so werden wir 
damit, daß wir unserm Volke zur Selbsthülfe in 
der Pfennigsparkasse die Hand bieten., als seine 
desten Freunde helfen.“ 
Sterbesalle. 
Gestorben: in Ilbesheim Philipp Pro— 
pheterr, Tüncher 46 J. a.; in Kaiserslau— 
ern Frau Charlotte Haubder, geb. König, 57 
J. in Kirchheim a. Ed Frau Sarah Kuͤhn, 
zeb. Kohlmann: in Jlbesheim JakobhBaumlll. 
Schloci⸗ 
TD52 — — — 
rar Terichte. 
Zweibrücken, 2. Februar. (Fruchtmittelpreis⸗ und Vil⸗ 
ualienmartt.) Weizen 12 M. 69 Pf., Korn d M. 91 Pf., 
derste zweireihige — M. — Pf., vierreihige O M. — Pf., 
Spelz 8 M. 80 pPf., Spelziern — M. — Nf., Dinkei 
— M. — Pf. Mijchfrucht 10 M 48 Pf., Hafer 7 M. 
z32 Pj., Erbsen — M. — Pf., Wicken 10 M. 36 Pf., 
dartoffeln 2 M. — Pf., Heu 4 M. 60 Pf. Stroh 3 M. 
5 Pf., Weißbrod 1/5 Kilogr. 62 Pf., Kornbrod 3 Kils. 
0 Pf, Gemischtbrod 3 Kilogr. 83 Pfi, paar Wed 0 Gt. 
ʒ Pf. Rindfleisch J. Oual. 50 Pf., II Qual. 4— Bf. Kalb⸗ 
leisch 40 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 56 Pf.. 
Zutter !2 stiloar. 1 M. 65 Pf, Wein 1 Liser 80 Pif 
Zier 1 Liter 24 Pij. 
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Für die Redaktion verantwortlich F. X. Dem⸗«