Full text: St. Ingberter Anzeiger

Andere vorbeugen werde. Weder Oesterreich noch 
Deutschland würden zuerst die Friedensstörer in 
Furopa sein. Zwei starke Staaten in Waffen 
»ildeten entweder eine schreckliche Bedrohung oder 
eine gewaltige Sicherung des Friedens. Än der 
cuhigen und festen Haltung der beiden centraleu— 
ropäischen Militärmächte seien bis jetzt alle Intri— 
guen zerschellt. Natürlich wäre es für die pansla⸗ 
oistischen Wühler sehr mißlich, daß sie durch dieses 
Bündniß zur Machtlosigkeit verdammt seien. Sie 
hätten Oesterreich längst zur Zerstörung ausersehen, 
sähen nunmehr aber mit Mißvergnügen, daß sie 
dasselbe nicht ohne Deutschland zerstören könnten. 
Wer von den beiden Mächten mehr bei dem Bünd— 
niß gewinne, Oesterreich oder Deutschland, sei schwer 
zu sagen. Jedenfalls aber habe nach ihnen Eng⸗ 
and den meisten Vortheil von demselben. 
Petersburg, 20. Dez. Das „Journal de 
Saint-Petersbourg“ sagt in Bezug auf die ver— 
schiedenen neuesten Aeußerungen auswärtiger Zei⸗ 
tungen über die russischen Befestigungs-Eisenbahn— 
bauten: „Es gehoörte jederzeit zu den wesentlichen 
Pflichten einer Regierunge ihre Grenzen in Ber— 
heidigungszustand zu setzen unter der Benutzung 
der neuesten Lehren und wissenschaftlichen EGr— 
fahrungen. Zu andern Zeiten geschah Dies nicht 
wveniger emsig als heute.“ Das offiziöse Blatt weißt 
jodann auf die in einem auch von der „Norddeutschen 
Allgemeinen Zeitung“ enthaltene Bemerkung hin, 
daß sich die Interessen der beiden großen Nachbar⸗ 
yölker überall berühren, aber nicht kreuzen. 
— — —“—“UUæZIZ 
— — 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert. 21. Dez. Wie in den 
Vorjahren so wurde auch heuer wieder zu Weih—⸗ 
nachten sowohl von Frau Heinrich Krämer 
wie von Frau Oskar Krämer eine größere 
Anzahl hiesiger Armen mit Kleidungsstücken be— 
schenkt. 
o0 - Ensheim 21. Dezbr. Viktualienmarkt: 
Cier per Dutzend 1 M., Buiter per 19 Kilo 1,20 
M., Kartoffeln 8 M. 
Nach dem Voranschlag der Gemeinde Ens—- 
heim für das Jahr 1883, welcher in seiner II. 
Abtheilung eine Einnahme von 22414,62 Mt. und 
eine Ausgabe von 19396,27 M. ausweist, betragen 
die Gleichstellungs- Umlagen 70 90. Auf die Grund⸗ 
steuer werden 40 80 erhoben. In der Gemeinde 
Eschringen wurden die Gleichstellungsumlagen pro 
1883 auf 88 80 festgesetzt. 
— In Blies kasten ergab eine Sammlung 
zum Besten der Wasserbeschädigten im Amtsbezirke 
Zweibrücken die hübsche Summe von 242 M. 63 Pf. 
— Vom Glan wird dem „Pf. J.“ berichtet: 
kFin drolliges „Familiendrama“ spielte sich unlängst 
n N. ab. Ein Bauer hatte, wie schon öfter, sein 
Weib gebprügelt, und zwar so, daß sie wie todt 
liegen blieb. Nun hielt er unter freiem Himmel 
an, sie möge doch wieder ins Leben kommen. Unter— 
dessen erfüllte sich sein Wunsch; allein das Weib 
lief sofort zur Polizei und machte die Sache an⸗ 
hängig. Als sie nun mit einander vor Gericht 
lamen, bereute die Frau ihre Denunziation und 
bom Richter als Zeugin vernommen, sagte sie: 
„Ach Herr Richter, hhun Sie meinem Peter nichts; 
eigentlich hat er ja recht gehabt; zuweilen verdiene 
ich wirklich Prügel.“ Ihr Wille geschah, wobei 
edoch der Richter bemerkte: „Also, Peter, wenn Er 
noch einmal seine Frau prügelt, so beherzige Er mir 
nur, was sie so eben gesagt hai.“ Der Peter der— 
prachs und hielt Wort. 
— Die drei Nähmaschinenfabrikanten in Kai— 
serslautern haben dem dortigen Kriegerverein 
je eine Nähmaschine zum Zwede der Verloosung 
Jelegentlich der Weihnachtsfeier zu Geschenk gemacht. 
— Nach einer Mittheilung des G. W.? wurde 
dieser Tuge zwischen der Germers heimer Ver— 
zinsungskasse und der israelitischen Kultusgemeinde 
taiserslautern ein Anlehen von 150,000 M. 
zehufs Baues einer Synagoge in Kaiserslautern 
inter sehr günstigen Beding igen für beide Theile 
— Moers 
datte dieses Anlehen vermittelt. 
— Wie die „Pf. Z.“ aus sicherer Quelle ver⸗ 
nimmt, findet am zweiten Weihnachtsfeiertag in 
Neustadt eine Versammlung der pfälzischen 
Steuer⸗ und Venteiboten behufs Gründung eines 
Anterstützungsbereins statt. 
— Vom untern Gebirg wird dem „Pf. 
J.“ geschrieben: Seit meinem letzten Herbst⸗Berichte 
jat sich der Stand des Weingeschästs in hiesiger 
Begend nicht verändert, denn die eingekellerten 82er 
liegen noch überall fest, da die Rachfrage darin 
his dato eine höchst unbedeutende war. — Momentan 
verden in Forst, Deidesheim, Ruppertsberg, Wachen⸗ 
jeim und Dürkheim dafür ca. 480 -600 Mt. pro 
1000 Liter verlangt. Wider Erwarten gut haben 
ich die neuen Weine entwickelt und es sind mit- 
inter Qualitäten darunter vertreten, die so manchen 
ZIer an Güte übertreffen, oder doch mindestens 
zleichkommen. Es wird heuer keine Gegend Deutsch⸗ 
ands an Güte mit den vorgenannten Orten kon— 
uriren können, weßhalb um so sicherer anzunehmen 
st, daß im Frühjahr für unsere 82er sich willige 
und zahlreiche Nehmer finden werden. Auch dürfie 
ich bei dem 82er ein möglichst früher Abstich em⸗ 
ofehlen, denn die die Weine entwickein sich bekannt— 
iicch heuer sehr rasch und werden auch dadurch noch 
edeutend an Säure verlieren. Aeltere Weine ge⸗ 
ören bei den kleinen Leuten zu den Raritäten und 
angen jetzt sogar in den größten und renommir— 
esten Kellern an knapp zu werden. In feineren 
Sachen herrscht dagegen noch größere Auswahl, 
eider sind aber die Geschäftsverhälnisse immer noch 
»erart daß Alles nur billige Qualitäten verlangt. 
— Vom kgl. Regierungs-Präsidium zu Speyer 
vurde die durch das k. Staatsministerium des 
Innern übermittelte Hälfte einer Gabe des hoch⸗ 
würdigen Herrn Bischofs v. Weckert in Passau 
zu 250 M. mit 150 M. der Stadt Zweibrücken 
ind mit 100 M. den Landgemeinden des Amts- 
ezirls Zweibrücken zugewendet. 
— Die Direction der Pfälzischen Bahnen 
zsiebt über die Verlängerung der Giltigkeitsdauer 
yon Retourbilleten an Weihnachten und Neujahr 
achstehendes bekannt: „Die Giltigkeitsdauer der 
im 23.1. M. zur Ausgabe gelangenden Retoux— 
illete 1) für unseren Localverkehr; 2) für den 
Verkehr nach und von Stationen der Eisenbahnen 
in Elsaß⸗Lothringen; 3) für den Verkehr nach und 
von Stationen der hessischen Ludwigsbahn; 4) für 
den Verkehr nach und von Stationen der vorma— 
igen Saarbrücker⸗ und Rhein-NRahe-Bahn, sowie 
ür den Verkehr zwischen Saarbrücken und hessischen 
7;tationen über unsere Linien, wird bis einschließ⸗ 
ich 27. Dezember und diejenigen am 80. Dezember 
ur Ausgabe kommenden Reilourbillete der vorbe— 
eichnete Verkehr bis einschließlich 2. Januar 1883 
erlängert. 
lichen Verhältnissen, doch verdienten Beide noch so 
viel, um mit ihrem einzigen Kinde ihr Dasein 
ꝛedlich zu fristen. Als aber vor einigen Wochen 
die Familie sich durch die Geburt eincs zweiten 
Sprößlings vermehrte, hielt auch die Noth ihren 
kinzug, und da erwachte in dem Gatten der 
chreckliche Gedanke, das zweite, etwa 14 Tage alte 
dind bei Seite zu schaffen. Dieses Vorhaben führte 
x in der Nacht vom 10. auf den 11. d8. aus. 
Während sein Weib und die Kinder im tiefen 
Schlafe lagen, schlich er sich auf den Boden, suchte 
‚aselbst ein altes, noch von seiner Militärdienstzeit 
Jerrührendes Messer, schlich sich damit zu dem Bette 
des kleinen Kindes und schlachtete dasselbe förm⸗ 
lich ab. Hierauf packte er alles Werthvolle im 
Zimmer zusammen und versteckte es auf dem Bo— 
den, öffnete die Haus- und Stubenthür und begab 
sich zu Bette. Am Morgen verbreitete er das Gerücht, 
r sei währent der Nacht bestohlen und hiebei das 
ind ermordet worden. Nachdem aber nach seiner 
ofortigen Verhaftung die von ihm verborgenen 
Sachen aufgefunden und ihm das von Blut tric— 
ende Messer vorgehalten wurde, gestand er die 
ibscheuliche That ein. 
FStraßburg, 19. Dez. Die reichslän⸗ 
dische Regierung hat eine durchgreifende Reorgani— 
ation der Tabaksmanufaktur beschlossen; sie hat 
m Etat 1883 —84 die Position für den admini— 
trativen Oberleiter (bekanntlich der für Roller ge⸗ 
chaffene Posten) gestrichen, dagegen für einen 
aufmännischen Direktor, dessen Stellung dem 
sechnischen beigeordnet sein soll, 8000 M. Gehalt, 
freie Wohnung und Antheil am Reingewinnn ein—⸗ 
zeftellt. Für diesen Posten ist nach längeren 
Unterhandlungen der Tabaksfabrikant Ernst Laugel 
n Bolchen (Lothringen) gewonnen worden. So 
neldet die „Frankt. Ztg.“ 
.Dortmund, 20. Dez. Die Dortmunder 
Zeitung meldet: In der Zeche Hardenberg stürzte 
jeute in Folge eines Seilbruches ein Foͤrderkorb 
n den Sumpf, wodurch etwa 20 Leute den Tod 
anden. 
— Die Krinoline, diese wunderschöne Umhüllung 
ür das schöne Geschlecht, rückt mit Riesenschrikten 
heran. In Berlin paradiren in den Schau⸗ 
fenstern der ersten Mode⸗Magazine bereits die herr⸗ 
iichsten Reifröcke. 
FGEGedenkt der Postboten!) Bei dem 
»eborstehenden Jahreswechsel möchten wir schon 
jeute die Bitte stellen, ja nicht unfere eifrigen, viel⸗ 
jeplagten und gering bezahllen Vermittler des 
iffentlichen Verkehrs, die Postboten, zu vergessen. 
Wenn man bedenkt, was Alles diese waäckeren 
Männer das ganze Jahr über zu besorgen haben, 
velche Verantwortlichkeit sie dabei tragen und wie 
ie tagtäglich trotz der Ungunst des Wetters ihrem 
chweren Berufe gerecht werden, so wird man wahr⸗ 
haftig sein Herz nicht verschließen, sondern gern 
ind reichlich geben, wo die Gabe verdient und wo 
ie wohl angewendet ist. Mogen sich die Wackeren 
chon am Christabend ihrer Neuiahrsgeschenke er—⸗ 
freuen können. 
F Aus der guten alten Zeit. Vor 
venigen Wochen starb in einer kleinen Provinzial⸗ 
tadt ein guter, alter Herr; er war früher Land⸗ 
richter und ein gar eigener Kopf, mit dem die 
Bauern seines Bezirkes anfangs übel fuhren. 
Lharakteristisch ist folgender Fal.l. Die Bauern 
eines ganzen Bezirkes trugen zu der ledernen Hose 
und dem kurzen Janker mächtige „Sechserln“ an 
)en beiden Schläfen. Der gestrenge Herr Land⸗ 
ichter duldete aber fortan diesen Kopfputz nicht 
nehr. Jeder, der mit ihm zu Gericht kam, wurde 
zuerst zum Gerichtsdiener geschickt, der dann di— 
Sechserl gründlich beseitigen mußte und zgur 
einen guten Silbersechser für das Haarschfto 
»erlangte. Erst nach dieser Prozedur e —7 
Bauer bei'm Landrichter erscheinen. hert⸗ e 
ich Einer über dieses Verfahren dictiri Zen 
hm von kurzer Hand sechs Sz zur Regieru 
Bauer betrat den Beschwerrr Landrichter 8 
Von dorther erhielt dgchädigten schriftlich zu 
Verweis, den er deuuer wurde vorgeladen und 
eröffnen hatte. Jbum Lesen ausgehändigt, er 
hm das — Hunst nicht machtig, nur di⸗ 
var jedoch, ahl 6 hatte er enträthselt. Das 
verhängnnegen meiner Beschwerde Her Lan 
enn berschmitzt det Bauer und gab 
W8 83 depe hb hast Du's gelesen ?“ 
r: sagen. Du hast Dig aßn dang wil ich 
ei der kgl. Regierung 
Vermischtes. 
F München, 20. Dez. In besonders reichem 
Maße hat in dieser Weihnachtszeit die Königin— 
Hutter die Armen und die berschiedenen Wohl⸗ 
hätigkeitsanstalten bedacht und eine Summe von 
ber 16,000 M. zum Ankauf von Geschenken, die 
zͤhre Majestät selbst größtentheils auserwählte, 
ermendet. 
Ein neuer Fall von Soldatenschinderei wird 
ius München gemeldet. Ein geistig beschränkter 
ßekrut der ersten Kompagnie des 1. Jufanterie— 
kegiments wurde nachdem derselbe sich beim Exer—⸗ 
ieren angeblich etwas hölzern benommen, von 
einem militärischen Abrichter, der noch zwei Kol⸗ 
egen zugezogen hatte, in den Unteroffiziersverschlag 
eschieden. Hier mußte er sich, während die andern 
Menage hielten, auf einen Stuhl stellen und in 
eder Hand ein Gewehr halten. Damit er die 
Urme nicht sinken lasse, stellte man unter jeden 
erselben ein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonnet, 
d daß die geringste Bewegung eine Verietzung 
jach sich ziehen mußte, was auch geschah. Der 
irme Gefolterte klagte dann auch unter Thränen 
einem Sergeanten die Mißhandiung und dieser 
nachte auch pflichtgemäß die Anzeige bei dem 
dompagniechef. 
fF In München wurde am 19. d. der dortige 
37 jahrige Privatier Georg Lex wegen Wuchers 
u zwei Monaten Gefängniß und 500 M. Geld⸗ 
trafe verurtheilt; derselbe hatte dem Bauer Huber 
zu Grub 6000 M. geliehen zu 6 Prozent und 
zegen — 1000 M. Provision! 
F. Eine am 18. Dez. in Augsburg von 
Musikfreunden zu Gunsten der durch Ueberschwemmung 
eschädigten deutschen Gegenden Jegebene musikalische 
Abendunterhaltung mit Glückshafen hat über 6000 
MNk. ertragen, von denen der Ffalz ein gut Theil 
ufließen wird. 
(Ein Vater der sein Kind ermor— 
)et. Aus Eger vom 15. ds. wird geschrieben: 
zm Orte Hengsterben bei Platten lebte ein Ta— 
öhner, 25 Jahre alt, mit seiner Gattin in 
2 
Ab 
W 
tin 
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Ireicht 
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taänd 
nds⸗ 
aren 
jühr: 
teber 
ngsl 
Pu 
aphis 
nitther 
tlben 
lilitäris 
Veränd 
deamte 
—X 
biten 
vrovin 
lungen 
einerr 
creigni 
friedio 
cheater 
fiaden 
ier 
—88