Full text: St. Ingberter Anzeiger

Zt. Jugbherter Azeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
zlatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt tkoftet vierteljäahrlich 1 / 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 H, einschließlich 
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auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Reclamen 30. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 253. Sonntag, 24. Dezember 1882. 
17. Jahrg. 
Politische Uebersicht. Aussehen erscheinen und eröffnete damit zugleich! 
die Aussicht auf „weiße Weihnachten. 
Deutjsches Reich. Die atholischen Pfarrer Schiefer in 
Berlin, 21. Dez. Die Nordd. Allg. Ztg. Blieskastel und Weißen burger in Ham— 
agt, indem sie den bereits bekannten Artikel des hach wurden von dem Bischof in Speyer zu 
ßolos gegen den Reichskanzler bekämpft: Der Gotos hischöflichen geistlichen Räthen ernannt. 
nüsse so gut wie andere russische Blätter wissen, — Der Vorschußverein Kaiserslautern 
aß der Reichskanzler wie seit dreißig Jahren hat sich in seiner jüngsten Generalversammlung 
nuch heute in ganz Deutschland noch immer der jegen die Anssellung eines Revisors mit 63 gegen 
este Advokat für nicht blos friedliche, sondern auch 30 Stimmen ausgesprochen. 
zute Beziehungen zu Rußland ist. Vielleicht liegt — Beim Hilfskomitee zu Neustadt a. d. H. 
zarin sein Hauptfehler in den Augen nichtrussischer, ind über 18,000 Mk. baar eingegangen. 
iinter dem Golos stehender Kräfte. — Wachenheim, 22. Dez. Abermals ist 
Berlin, 22. Dez. In hiesigen Amtskreisen insere Stadt mit einer großartigen Schenkung be— 
eerrscht vollständiges Vertrauen zu der gegenwärtigen hacht worden. Frau Renmerin Caroline Wolf 
ind zukünftigen Politik Oesterreich Ungarns. Die Wwe. spendete nämlich im Anschluß an das Legat 
icheren Beziehungen beider Reiche stehen außerhalb hes verlebten Herrn Gutsbesitzers J. L. Wolf ein 
»er publizistischen Diskussion. heschenk in der Höhe von M. 100,000. Diese Summe 
der kaiserlichen Verordnung über die oll zu gleichen Zwecken, wie die bereits landes— 
zerwendung von Blei und Zink bei der Herstellung herrlich bestätigte, Johann Ludwig Wolf'sche Stif— 
ind Aufbewahrung von Nahrungs⸗ und Genuß⸗ ung“ verwendet werden, nämlich zur Errichtung 
aitteln soll aisbald eine zweite uͤber den Verkauf und sonstigen Sicherstellung eines Hospitales und 
„on Milch und eine dritte über die Behandlung einer Kleinkinderbewahranstalt hierselbst. 
es Weines folgen. Diese Verordnung stützt — Landau, 22. Dez. Zwischen Winden 
ich auf F 5 des Nahrungsmittelgesetzes vom uind Kandel hat eine Dammrutschung stattgefunden. 
zahre 1881. In Folge dessen sind die Güterzüge sistirt, die 
Personenzüge verkehren, doch müssen an der be— 
reffenden Stelle die Passagiere umsteigen. 
(L. Tgbl.) 
— Medenheim. Die Untersuchung in 
)er seiner Zeit vielgenannten Sache Kaufmann 
fsmanuel Scharff von Landau und Krämer Joh— 
zach von hier ist niedergeschlagen worden. 
Scharff sollte von Bach in des letzteren Keller 
ingegriffen und lebensgefährlich bedroht worden 
ein, falls er gewisse Rechnungen nicht quittiren 
volle, währent Bach behauptete, Scharff habe im 
deller einen Angriff auf die Ehefrau Bach ge—⸗ 
macht.) 
— Die Pfälzischen Bahnen haben in 
den verflossenen 11 Monaten von 1882 um 
533,133 M. 41 Pf. mehr eingenommen, als in 
em gleichen Zeitraume des Vorjahres. 
— Folgende „wahre“ Begebenheit schreibt man 
em „L. Anz.“ aus der Pfalz: Vor nicht gar 
anger Zeit, als man mit größtler Freude seinen 
auren Arabi versüßte, war es ein Wirth gewesen, 
ver das Resultat seines Gartenherbstes auch mit 
Zuckerwasser zu verbessern gedachte. Zu diesem 
zwecde brachte er ein bedeutendes Quantum Zucker 
in ein großes Gefäß, um es zum Kochen zu bringen. 
das Unglück wollte, daß an demselben Tage im 
dause ein Schwein geschlachtet wurde. Der Mezgger, 
jerade heißes Wasser benöthigt, um die Därme zu 
zußzen, gerieth unglücklicherweise an das heiße Zucker⸗ 
vasser und putzte die Tärme in der kostbarsten 
Arabitinktur. Als später der Wirth mit schelmischem 
dächeln seine Manipulation vorzunehmen gedachte — 
vie groß wurden da seine Augen, als er das 
heure Zuckerwasser verschwunden fand und auf seine 
stachfrage erfuhr, welch' andrem edlem Zwede jenes 
gedient hatte. — Wie ich in Erfahrung gebracht 
zabe, soll dem Wirth das Versüßen fur alle Zeiten 
bergangen sein. 
theilweise ein nicht geringes Aufsehen zu erregen. 
So wurde der erst am 1. August v. J. zum 
Oberstlieutenant beförderte Kommandeur des 1. 
chweren Reiterregiments v. Regemann vor einigen 
Tagen, also nach noch nicht 14 monatlicher 
Stellung in dieser Charge, ohne darum nachgesucht 
zu haben, mit Pension verabschiedet, nachdem er 
noch nicht einmal ein Jahr (seit 29. April 1882) 
Regimentskommandeur war. Was inzwischen liegt, 
weiß man nicht. Bei den letzten Avancements 
wurden 3 Premierlieutenants mit Uebeispringen 
einer größeren Anzahl von Vorleuten zu Haupt— 
leuten befördert und je 1 derselben 14, 37 und 
16 Vormännern vorgezogen. Es kommt Dieses in 
der bayerischen Armee selten vor. 
Dortmund, 21. Dez. Wieder ist, wie 
chon in voriger Nr. kurz gemeldet, ein schweres 
Brubenunglück zu beklagen, von dem die eine halbe 
S„tunde nördlich von hier gelegene Zeche Fürst 
hardenberg, zum Gelsenkirchener Bergwerksverein 
Jjehörig, betrosfen worden ist. Als diesen Morgen 
zjegen 3 Uhr etwa 24 Mann nach 1ustündiger 
Schicht auffuhren und der eiserne Förderkorb bis 
auuf fünf Fuß schon die Halte- und Aussteigestelle 
erreicht hatte, riß das Tau, die Fangvorrichtung 
dersagte und der Förderkorb muß mit rasender 
Beschwindigkeit die furchtbare Tiefe von über 450 
Meter hinabgestürzt sein, wo er sich auf dem 
Grunde des Wassers, das drei Meter hoch stehen 
soll, eingebohrt haden wird. Früheren Erfahrungen 
nach darf man leider nicht einmal hoffen, daß auch 
nur ein einziger mit dem Leben davongekom⸗ 
men ist. 
FGera, 21. Dez. Ein entsetzliches Fami— 
iendrama. Der Besitzer der großen Wagenfabrik 
Dietsch u. Cie. hat sich erhängt. Sein Bruder hat 
ofort darnach die Pulsader geoͤffnet und sich gleich⸗ 
ialls erhängt. Beide hinterlassen Frauen und 
inder. Finanzielle Noth soll die Katastrophe her⸗ 
beigeführt haben. 
4 Eine originelle Idee, um Gelder für die 
leberschwemmten zusammenzubringen, haben einige 
Berliner Blätter verwirklicht. Sie hatten einen 
allgemeinen Spielabend für den 16. und 17. De— 
zember ausgeschrieben, an welchem Tage die Spieler 
nur verlieren, nicht aber gewinnen durften, jeder 
Bewinn vielmehr zu dem erwähnten wohlthätigen 
Zwecke verwendet werden sollte. Als Resultat der 
eiden Spielabende gingen bis jeßt in der Exrpedi— 
ion des „Berl. Tgbl.“ allein uͤber 10,000 Mark 
ein und noch immer laufen weitere Gaben ein. 
fFCGUnterseeischer Tunnel.) Der Plan 
»ines unterseeischen Tunnels zwischen Calabrien und 
Sicilien geht seinet Verwirklichung entgegen. Die 
„Venetianische Eisenbahngesellschaft“ hat das be⸗ 
treffende Project beendet und die Pläne behufs der 
Approbierung an das Ministerium eingesendet. Wir 
tönnen daraus folgende Einzelheiten mittheilen. Die 
Besammtlänge der Bohrlinie wird 13,546,17 m 
hetragen, von welchen 4680,62 m auf die Ab⸗ 
ttiegsserpentinen auf sicilischer Seite, 458665,63 m 
auf diejenigen der Festlandseite und 5299,92 m 
auf den geradelinigen Theil des Tunnels unter 
der Meerenge entfallen, welcher auf calabrischer 
Seite 153, 15 m unter dem Meeresspiegel liegt. 
Die Serpentinen haben in den geradelinigen Strecken 
einen Fall von 35 pro 1000, in den Curven einen 
solchen von 82 pro 1000. — Die Kosten sind 
auf etwas mehr als 71Millionen Lire veranschlagt, 
nbegriffen circa 520 Millionen für die Anschluß— 
trecke zwischen dem Tunnel und der Station von 
— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 23. Dez. Vermißt wird 
eit 25. vor. Mts. der 32 Jahre alte Dienstknecht 
Daniel Göhtzer von Webenheim. Zuletzt 
tand er hier in Dienst. Aus demselben entfernte 
er sich an obengenanntem Tage, einem Samstage, 
Abends, um wie angenommen wird, zu Fuß nach 
Webenheim zu gehen. Seit dieser Zeit ist er 
purlos verschwunden. Man vermuthet, daß er da—⸗ 
nals auf seinem Wege durch die in der Nacht 
ingetretene Ueberschwemmung verunglückt ist. 
*St. Ingbert, 23. Dez. Der in der 
ecflossenen Nacht gefallene Schnee ließ die Land— 
qaft heute Morgen in einem recht winterlichen 
Vermischtes. 
— Die personellen Veränderungen, wie solche 
n der letzten Zeit im Offizierskorps der bayer⸗ 
schen Armee vorkamen, haben nicht verfehlt, 
uwohl in der Armee selbst als außerhalb derselben