Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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* „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unerhallungs- 
zuu und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich MA V40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 60 , einschließlich 
O Zusiellungsgebulhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betrügt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Montag, 6. Februar 1882. 
17. Jahrg. 
Politische Uebersich. 1 
Deutsches Reich. 
München, 4. Febr. Abgeordnetenkammer. 
lach längerer Debatte über die Rückäußerung der 
— 
dechte folgenden neuerlichen Antrag von Luthardt 
n: „Die Volksschule ist Confessionsschule. Die 
zildung des Schulsprengels hat mit möglichstem 
nschluß an den Pfarrverband zu erfolgen. Die 
jewohner einer Gemeinde ohne eine Schule ihrer 
jonfession sind berechtigt zur Benützung einer be⸗ 
achbarten Schule ihrer Confession. Für die Pfalz 
ind außerdem die Bestimmungen des Landraths- 
bschiedes von 1818 maßgebend.“ Der Cultus⸗ 
ninister erklärte, diesen Antrag für unannehmbar 
ind undurchführbar. 
Gegenüber den fortgesetzten Versuchen der of⸗ 
ziösen Presse, die Bedeutung des liberalen 
aftpflichtgesetzes zu enistellen, wird am 14. 
ebruar in Berlin eine große Arbeiterversammlung 
ur Besprechung der Vorlage stattfinden. Das Re— 
rat hat der Abgeordnete Dr. Max Hirsch, das 
orreferat der Maschinenbauer Andreack über⸗ 
ommen; außerdem haben die Abgeordneten Rickert, 
). Lasker, Ludwig Löwe und Dr. Hänel 
tre Betheiligung an der Diskussion zugesagt. 
Rach dem „Deutsch. Tagebl.“ würde die Diözese 
rier von Köln ahgetrennt, zu einem Erzbis⸗ 
hum erhoben und dem Erzbisthum Trier würden 
e Diözesen Straßburg, Metz, Fulda, Limburg, 
er Erzdidzese Kölu die Diözesen Osnabrück und 
haderborn zugetheilt werden. (Trier war schon 
m Mittelalter Sitz eines Erzbischofs, dessen Kur—⸗ 
ärstenthum 1802 saäkularisirt wurde; von 1473 
is 1798 hatte dasselbe auch eine Universität.) 
Der preufische außerordentliche Gesandte ist 
im 3. ds. in Rom eingetroffen; er besuchte als⸗ 
nald Msgr. Jacobini. 
Der „Figarro“ hat Einsicht von einem Briefe 
ehmen können, den eine hohe Persönlichkeit aus 
berlin nach Paris schrieb, nach einer Unierredung 
nit dem Fürsten Bismarck über den Sturz Gam⸗— 
eitas. Fürst Bismarck war von dem Ereigniß 
iicht überrascht, er erwartete es und glaubt, daß 
hambetta lange Zeit bedürfen wird, um wieder an 
ie Gewalt zu kommen. „Im Augenblicd ist er 
er Gefangene des Listenstrutiniums.“ Dahin faßt 
zürst Bismarck seinen Gedanken zusammen. 
Ausland. 
Marseille, 83. Febr. Als Gambetta heute 
vch Nizza weiterreiste, fand gegen denselben eine 
demonstration statt; aus der versammelien Menge 
wint Zischen und der Ruf: „Nieder mit Gam⸗ 
ap a“ 
die ‚Bohemia“ meldet aus Rom: Der Konig 
»umbert hat für einen der nächsten Tage dem 
Neapel unrettbar darniederliegenden General 
zaribaldi seinen Besuch zugedacht; es dürfte 
er letzte königliche Besuch fein, den Garibaldi 
unfängt; derselbe ist von den Aerzten aufgegeben. 
London, 85. Febr. Die Deklaration, betreffend 
e Verlängerung des Handel svertrags mit 
zrankreich bis 1. März, wurde gestern durch 
en diesseitigen Botschafter Lord Lyons in Paris 
den Ministerpräsidenten de Freycinet unter⸗ 
net. 
Washington, 4. Febr. Der Gerichtshof 
jnte den Autrag anf Bewilligung eines neuen 
Rozeßzderfahrens in Sachen Gusteauns ab und 
crurtheilte diesen zum Tode. Die Hinrichtung soll, 
die schon gemeldet, am 30. Juni sattfinden. 
Die Justizkommission des Senats der Ver⸗ 
einigten Staaten von Nordamerika hat einen 
Zericht erstattet, dem zufolge Jedem, der Viel—⸗ 
veiberei treibt, das Stimmrecht entzogen und ihm 
iberhaupt die Fähigkeit abgesprochen werden soll, 
in Amt zu bekleiden oder einer Jury anzugehören. 
Sollte der Antrag der Commission zur Annahme 
‚elangen, so würde den Mormonen das Messer an 
iie Kehle gesetzt.) 
Herr Hilgard in Newyork weitere 10,000 Mark 
geschenkt und damit den Betrag seiner Stiftung 
auf 25,000 Mark erhöht. Ferner hat der groß⸗ 
herzige Mann dem Retscherverein die erfreuliche 
Mittheilung gemacht, daß durch ihn in den nächfsten 
füns Jahren je 5000 Mark zur Erbauung der 
Retscherlirche ausgezahlt werden würden. (Pf. P.) 
— In Speyer und Worms haen sich 
bereits seit einigen Tagen die Störche gezeigt. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 5. Febr. Der Raub— 
nörder, nmach dem am Freitag die Polizei in 
inserer Stadt fahndete, wurde noch am Abend 
esselben Tages zu St. Johann in der Bahnhofs⸗ 
traße von den beiden Sicherheitsbeamten (Gendarm 
dörner und Schutzmann Ulrich), welche ihn hier 
sesucht hatten, festgenommen. Der Verbrecher heißt 
dakob Lorenz, ist Stellmacher, 30 Jahre alt und 
on Trier gebürtigt. Er hat am Abend des 1. 
rebr. den Ackerer Andreas Schütz in Wilsburg bei 
zfalzburg (Lothrigen) in seiner Wohnung ermordei 
ind beraubt. Auf dem Polizeiamte zu St. Johann 
vohin der Raubmörder nach seiner Verhaftung ge⸗ 
racht worden war, gestand derselbe mit cynischer 
Koheit ein, den Mord verübt zu haben. Außer 
iner neugekauften Uhr fand man in seinem Besitze 
irca 1034 Mark und ein großes, blutbeflecktes 
dasiermesser, mit dem wie er sagte, er Einem den 
dals abgeschnitten habe. Er bedauerte, nicht noch 
nehr kalt gemacht zu haben und drohte dem inqui— 
ierenden Polizeibeamten, er wolle es ihm gerade 
o machen, wenn er wieder herauslomme. Der 
Nörder war schon am Tage vor seiner Verhaftung 
ach St. Johann gekommen, hatte hier in einer 
)erberge genächtigt und fich am nächsten Tage in 
inem Kleidergeschäft neu eingekleidet. Seine Ver— 
aftung erfolgte in dem Momente als er unbesorgi 
n der St. Johanner-Bahnhofsstraße zwischen zwei 
dirnen dahin schlenderte. Bis zu seiner Auslieferung 
m die reichsländische Behörde ist er im Justizarres⸗ 
jaus zu Saarbrücken untergebracht. 
— Pfälzische Boden- und Gemeinde— 
dredit-Anstalt. Der Landrath der Pfalz hat 
n seiner jüngsten Versammlung den Entwurf des 
Statuts einer unter diesem Namen zu gründenden 
Unstalt berathen und angenommen. Die Grund⸗ 
üge des Statuts sind nach der „A. A. Zig.“ die 
olgenden: Der Direktor der Anstalt wird vom 
dandrath ernannt; außerdem wählt der Landrath 
ine Aufsichtskommission von 5 Mitgliedern, deren 
wei mit dem Direktor die Direktion der Anstalt 
ilden. Die Oberaufsicht übt die Kreisregierung 
urch einen von ihr zu stellenden Kommissär. Die 
zenützung der Anstalt steht im Allgemeinen jeder 
n der Pfalz begüterten prozeßfähigen Person zu. 
Die Anstalt gewährt ihre Darlehen in Pfandbriefen, 
ie aber auf Verlangen des Empfängers auch in 
zaar zum Tageskourse an der Kasse ausbezahlt 
derden. Der Schuldner muß beim Empfange des 
darlehens 2 pCt. desselben baar zum Reservefonds 
ahlen, muß es mit 42/4 pCt. verzinsen, jährlich 
nindestens *“e und höchstens 2 pCt. zur allmählichen 
Tilgung der Schuld zurückzahlen, für Kapitalzinsen, 
dündigungs-, Einklagungs- und Beitreibungskosten 
erste Hypothek bestellen, und zwar können land⸗ 
birthschaftliche Grundstücke bis zur Hälfte des 
Schätzungswerthes, Gebäude bis zum Betrage der 
grandversicherungssumme, sofern dieselbe die Hälfte 
»es ermittelten Werthes nicht übersteigt, beliehen 
verden. 
— Nuch dem Shenorer Gymnasium boöotf 
Vermischtes. 
* Im Submissionswege werden von der kgl. 
preußischen Berginspektion Fried— 
richsthal folgende Lieferungen für die Grube 
Friedrichsthal-Quierschied pro 1882/88 
»ergeben: 200,000 Stück Backsieine, 12,000 Kilo 
dornstroh, 450 chm Bruchsteine, 250 ebm Koh⸗ 
ensandsteinpflastersteine, 120 cbm gewöhnlicher Kalk 
und 10 cbm Weißkalk, 400 ebm Sand. Termin— 
13. Februar c. vormittags 11 Uhr. Ferner ist 
von derselben Behörde die Anlieferung von circa 
b00 chm Eichen⸗ und 240 chm Kiefern Schneid⸗ 
volz für die Grube Friedrichsthal⸗Ouser— 
schied ausgeschrieben und soll Freitag, den 
17. Februar c., nachmittags 3 Uhr auf dem Bureau 
derselben vergeben werden. 
Schafbrück. Am 3. d. M. trafen zwei 
schöne Hengste aus dem königlichen Landgestüte 
zu Wickerrath auf der Beschälstation zu Schaafbrück 
ein, und zwar: „Barnum“, Fuchs mi Stern, 
„Hanoveraner“, welcher schon zwei Jahre hier war 
und „Radetzky“, ein sehr schöner Brauner, „Ol⸗ 
denburger“, 8 Jahre alt, was Landwirthen und 
Pferdezüchtern der Umgegend hiermit als Nachricht 
dienen mag. 
F In Osnabrühk befteht ein Friedensverein, 
velcher 684 Mitglieder zählt und den löblichen 
Zweck hat, der Prozeßsucht entgegenzuwirken. Die 
Mitglieder verpflichten fich, nicht eher eine gericht⸗ 
liche Klage zu erheben, als bis ein Friedensgericht 
des Vereins die gütliche Beilegung des Streites 
hersucht hat. Im vorigen Jahre z. B. wurden 
von 25 Streitfällen nicht weniger als 28 durch 
friedliche Einigung beigelegt. Es wäre zu wünschen, 
daß in jedem Ort solch ein Verein bestände. Es 
könnte dadurch viel Verdruß und viel Geld ge⸗ 
spart werden. 
F, Ein Frankfurter Finanzier beschnitt sich 
ungeschickkt den eingewachsenen Nagel der rechten 
großen Fußzehe. Die hierdurch entstandene Ver⸗ 
letzung wurde schlimm und mußte abgenommen 
verden. Aber der Zweck war damit nicht erreicht 
und die Aerzte sahen sich bald genöthigt, den Fuß 
ammt einem Stück Bein zu amputiren Unmitel 
dar vor der Operation machte der Mann sein 
Testament. Ruhig und ergeben unterwarf er sich 
der zweiten Operation. Auch diese war vergeblich; 
denn nach wenigen Stunden trat der Tod ein. 
F Berlin. Mit dem lenkbaren Luftschiff 
nach dem verbesserten System des Oberforsters 
Baumgarten und Dr. Wölferi soll nach der „Kreuz⸗ 
seitung“ nächstens ein Versuch gemacht werden. 
Die Vorbereitungen dazu werden unler Betheiligung 
don Generalstabsoffizieren im Floraetablissement zů 
Tharlottenburg getroffen. Der riesige Ballon von 
330 Kubikmetern Inhalt, dessen große Achse 17125 
Meter mißt, liegt, vorlaufig mit Luft aufgeblasen. 
im großen Saal der „Flora“. 
Die vor ungefähr 9 Jahren von einer Ber⸗ 
iner Aktiengesellschaft um 156,000 M. gekauften 
Schaller'schen Steinkohlenwerke in Stockheim bei 
dronach (Oberfranken) gingen am Samstage