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St. Jugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
Fe St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich? fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wochentlich mit Unter haltungs⸗
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M 45.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
In einer Kritik über das Werk: „Die bäuer⸗
ichen Zustände in Deutschland' sagt die „Nat.
ztg.“: „Nur ein Referat, das über die bayherische
theinpfalz, erstattet von dem derselben durch
heburt und frühere Wirksamkeit angehörenden,
egigen Senatspräsidenten in Colmar, Petersen, ist
on dem Ton einer Zufriedenheit erfüllt, welcher
nan bei der Schilderung wirthschaftlicher Verhält⸗
isse überhaupt selten begegnet, weil die Menschen
m Allgemeinen der Ansicht zu sein pflegen, daß
3 ihnen besser ergehen könnte und sollte, als es
er Fall ist. „„Nach allen Richtungen““, so schließt
ieser Bericht, „ergibt sich, so oft die Gegenwart
nit der Vergangenheit verglichen wird, ein erfreu—
ches Bild, das auch durch die hier und daher—⸗
ortretenden, nicht unbegründeten Klagen über
iedrige Getreidepreise, hohe Gemeindeumlagen u.
w. seinen Charakter nicht verliert.““ Die bahye—
sche Rheinpfalz, deren bäuerliche Zustände uns so
eschildert werden, gehört zu denjenigen Gebieten
deutschlands, in denen die unbeschränite Theilbar⸗
eit des Bodens, die Gewerbefreiheit und die meisten
inderen modernen Einrichtungen, welche nach Mei⸗
ung der Agrarier die Laudwirthschaft zu Grunde
ichten, am längsten in Wirksamkeit sind. Wenn
nan dort beispielsweise von einer zunehmenden
zetschulding der Bauern Nichts weiß, vielmehr
erichtel, daß tüchtige kleine Landwirthe die Schul⸗
en, welche sie behufs Ausdehnung ihres Besitzes
dachen, aus dem Ertrage des Betriebes in nicht
uu langer Frist abzahlen, so wird zwar der Schluß
icht gerechtfertigt sein, daß es anderwäcts nater
—RDO
bet man wird den agrarischen, gegen diese gerich⸗
eten Deklamationen um so größeres Mißtrauen
ntgegensetzen.“
Berlin, 3. März. Von den dem Präsiden⸗
n des Reichstags noch zur Disposition stehenden
00,000 Mt. für die Üeberschwemmten kommen
eute zur Vertheilung 400,000 Mt. und zwar an
ie bayerischen Donaubezirke 20,000 Mk., an El—
iß und Württemberg je 10,000, an Hessen Un⸗
etfranken und die Pfalz je 80,000, an die Rhein⸗
tovinz 60,000, an Baden 40,000, an den Re—
serungsbezirk Wiesbaden 20,000 Mk. Es bleiben
iso noch zur Vertheilung übrig 500,000 M., von
enen 100,000 Rt. reservirt sind.
Bisher bestand allgemein die Annahme, daß
eitens der Regierung eine reichsgesetzliche Regelung
mAuswanderungsweßens ai⸗ wünschens⸗
verth anerkannt und brabfichtigt sei. Gegrnatter
er Zeitungsmeldung stellt heute indessen die
R. M Z.“ in Abrcde, daß ein solches Gesetz in
ãcht sei. Man beschäftige sich an zuständiger
ãAclle gegenwärtig nicht damit und a sei auch nicht
xlaunt, daß eine Absicht in dieser Richtung bestehe.
Wie die „Magdeb. Ztg.“ hört, hat der Reichs-
nzler einem hervorragenden Abgeordnelen gegen·
ider sich dahin ausgesprochen, daß er von weiteren
dorlagen zur Erhöhung von Zöllen Abstand
ehmen würde, wenn man im steichstage sich dazu
idude, an den bestehenden Zollsätzen nicht zu
eln.
Ausland.
die Ernennung des Prinzen von Wales zum
en Chef des Blücher'jchen Husarenregiments
iert dem „Standard“ Stoff zu einem sehr sym⸗
Montag, 5. März 1883.
18. Jahrg.
—
vathischen Artikel über die gegenwärtigen Beziehungen
wischen Englaud und Deutschland. Nach
einem Hinweis auf die Periode der Eifersucht und
des Mißtrauens englischerseits und der Gereiztheit
eutscherseits nach dem deutsch-französischen Kriege
871, schreibt das conservative Blatt: „Seit dieser
zeit ist eine wirkliche und wesentliche Veränderuug
ingetreten. Die Publizisten der beiden Länder
haben gefunden, daß dieselben viel in Gemeinschaft
nit einander haben. Unsere auswärtige Politik,
veit davon entfernt, im Widerspruche mit der
eutschen zu liegen. bewegt sich harmonisch auf
Parallellinien. Der Umstand, daß wir Rußland
velches Deutschland jetzt als seinen gefährlichsten
Feind ansieht, Einhalt gethan haben, und die von
unseren Armeen in Aegypten und Afghanistan be—
viesene Energie haben den Deutschen Achtung ein—
jeflößt und zu gleicher Zeit unseren Glauben au
ins selber gehoben. Diese und andere Ursachen
saben ohne Zweifel die Gemüther der beiden Ra—
ionen zusammengeführt, und während kein ver—
nünftiger Mann der deutschen Armee den ersten
Zlatz in der Ausbildung und Organisation abspricht,
enken Offiziere derselben die Aufmerksamkeit 'auf
ie Punkte der Aehnlichkeit zwischen ihren Truppen
ind Offizieren und denen Englands. Seit vielen
zahren hat keine solche Annäherung zu einem Ka⸗
aeradschaftsgefühl zwischen den Streitkräften der
eiden Länder stattgefunden, und aus diesem Grunde
zerdient die Auszeichnung, die dean Prinzen von
Wales verliehen worden ist, mehr als gewöhnliche
lufmerksamkeit. England wünscht auf gutem Fuße
nit allen Nationen zu stehen; zwischen uns und
deutschland bestehen Bande des Blutes und der
dameradschaft auf den Schlachtfeldern. Der Name
es Regiments, welches der Prinz von Wales be—
chligen soll, ruft Erinnerungen an denkwürdige
Schlachten zurück, da die Preußen unsere Verbün—
)eten waren, und die Schlacht, welche die Kämpfe
der napoleonischen Kriege kroͤnte und Europa den
Frieden gab, wurde durch die loyale Mitwirkung
der Preußen unter Blücher gewonnen. Diese Dinge
ommen zur Erinnerung und dienen zur gegensei—
igen Achtung. Deutschland wie England, schließt
der „Standard“, wünschen den Frieden aus dem
infachen Grunde, weil sie erlangt haben, was sie
rauchten, nationale Einigkeit und die Provinzen,
velche, obwohl sie lange mit einer anderen Macht
jerbunden waren, einst deutsch gewesen sind und
etzt ein Bollwerk gegen Eroberungssucht bilden.“
Wien, 8. März. Der „Reuen fr. Presse“
vird gemeldet: Der Urheber des letzten in Rom
tattgefundenen Bombenetats ist bereits vecrhaftei.
ẽr heißt Viktor Matesics und ist ein Triester
fmigrant. Außerdem wurden noch vier Triefter
Fmiaranten verhaftet
zu einer Gesammtgefängnißstrafe von 7 Monaten
verurtheilt. Derselbe hatte im April v. Is. anläß⸗
lich eines Streites aus nichtigem Grunde gegen
wei andere Arbeiter von hier das Messer gebraucht,
so daß der eine 8 Tage und der andere * Wochen
arbeitsunfähig war.
DSt. Ingbert, 5. März. Der gestern
Abend im Café Oberhaujer stattgehabte Vortrag
des Shakespeare⸗Rezitators Hrn. Brund
Frised war äußerst schwach besucht. Die durch
den schwachen Besuch vielleicht hervorgerufene Ent—
auschung seitens des Hen. Rezitators dürfte wohl
nicht ohne Einfluß auf seinen Vortrag geblieben
ein, der sich bei den meisten Scenen wenig über
das Mittelmaß schauspielerischer Leistungen erhob
ind die Zuhörer auch nicht besonders zu fesseln
»ermochte. Allerdings ist die Aufgabe des Rezi—
ators in der scharfen Charakterisierung der ver⸗
chiedenen Personen Shakespeare'scher Dramen auch
ine sehr schwierige.
*Gerichtigueng.) In vor. Nr. wolle in
der dritten Notiz unter * St. Ingbert statt Flügel⸗
ibungen — Flugübungen gelesen werden.
sa Blieskastel, 3. März. Die Leser dieses
Blattes werden sich wor! noch erinnern, wie am
seurigen Fastnachtsdienstage einige hiesige noch
chulpflichtige Knaben, die bereits die Probe zum
kintritt in die Reihe der Flegeljahre bestanden
jaben, sich in höchst gemeiner Weise erlaubten,
urch sogenannte „gelbe Zettel“ verschiedene Familien
dahier zu verunglimpfen. Ihnen ward dieser Tage
»er verdiente Lohn für ihre bübische That zu Theu,
ndem einer derselben vom Gericht mit4 Tage
daft, drei andere mit je 2 Tage Haft bedacht
wvurden. Hoffentlich wird diese angemessene Strafe
eine ernste Warnung für die betreffenden Eltern
ein, dahingehend, ihre hoffnungsvollen Söhne in
Zukunft von derartigem Beginnen abzuhalten. Auch
wäre dies im Interesse der Ehre unserer Stadi
sehr wünschenswerth, denn gewiß hat die ganze
Sache kein günstiges Licht auf Blieskastel geworfen.
—t. Blieskastel, 83. März. (Markipreise.)
Butter per Pfund 1,10 Mk dis 1,12 Mtk. Ciet
5 Pf. per Siück.
— Denm „Verordnungs- und Anzeigeblatt der
bayer. Verkehrs-Anstalten“ entnehmen wir folgende
interessante Notizen: In dem Oberposta mts
Bezirk Speyer, wurden im vorigen Jahre
3547,652 Postanweisungen mit 34,400, 191 M.
ingezahlt, während 484, 586 Stück mit 32,750,408
Mark ausbezahlt wurden. Diese Summe entspricht
einem Mehr gegen das Vorjahr von 24,436 Stücd
nit 2,168,7560 Mt. in Einzahlung und 18,636
Stück mit 2,072,623 Mtk. in Auszahlung. Es
st diese kolossale Zunahine in einem Jahre ein
Beweis von der täglich wachsenden Inanspruchnahme
der Verkehrsanstalten im allgemeinen, denn wie im
Oberpostamtsbezirk Speyer, so ist auch in den üb—
rigen bayerischen Oberpostamtsbezirken eine bedeu⸗
ende Mehrung des Postanweisungs-Verkehres zu
verzeichnen.
— Imsweiler, 2. März. Eine Frau von
Kreuzhof durchschnitt sich heute mit einem Rasir—
messer an beiden Armen die Ädern durch, so daß
sie in Folge dessen in circa einer Stunde ihren Geist
nufgab. Traurige Familienverhältnisse sollen die
Ursache sein (Kais. 3.)
Lokale und pfäalzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 5. März. Wie wir hören,
haben die Herren Hüttenwerksbesitzer Gebr. Krämet
dahier zum Bau einer zweiten katholischen Kirche
n hiesiger Stadt die ansehnliche Summe von
3000 Nark als erste Rate ihres Beitrages dem
tirchenbauvereine zugewendet.
* St. Ingbert, 53. März. Unter den Ge⸗
chworenen für die heute beginnende Schwur—
gerichtssession befindet sich von hier Herr Bäcer
Michael Thiery.
»St. Ingbert, 4. März. In der letzten
ztrafkammersitzung des kgl. Landgerichts Zwei
rücken wurde der Bergmann Friedrich D. von hie