Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1A 40 3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezozen I0 60 A, einschließlich 
O BZustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 4, bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 55. 
Montag, 19. März 1883.“ 
—18. Jahrg. 
iti aris, 17. März. In Saint⸗Etienne wur⸗ 
VPolitische Uebersicht. den vr früh von der Polizei Maueranschläge, 
Deutsches Reich. entfernt, welche während der Nacht affichirt worden 
München, 17. März. Se. Maj. der König varen und die beschäftigungslosen Arbeiter auf den 
jat den Gesandten in Petersburg, v. Rudhardt, killeboeufplatz zusammenberiefen, um vom Stadt⸗ 
nuf sein Ansuchen von diesem Posten abberufen athe die Errichtung von Nationalwerkstätten zu er⸗ 
ind denselben wegen Krankheit auf sechs Mouate angen. 
n den Ruhestand versetzt. Auf seine Stelle ist Paris, 18. März. Das Aussehen der Stadt 
er bisherige kgl. Gesandte in Dresden, Frhr. v. eigte bis Mittags nichts ungewöhnliches von Er⸗ 
zasser ernannt und Frhr. Kurt v. d. Pfordten egung, woraus sich auf einen unruhigen Tag 
nit der interimistischen Führung der Gesandkschaft chließen ließe. In den Arbeitervierteln war nichts 
n Dresden betraut worden. vahrzunehmen, in den Stadtvierteln in der Nähe 
München, 17. März. Zur Feier des kaiser⸗ des Marsfeldes und des Stadthauses herrscht voll⸗ 
ichen Geburtsfestes haben alle Militärgebäude, zu- tändige Ruhe. Das Wetter ist sehr schön; ein 
olge neuester Anordnung, geflaggt, was schon woßer Theil der Bevölkerung begibt sich auf's Land. 
nehrere Jahre hier nicht mehr der Fall gewesen. Nan glaubt allgemein, daß die Anarchisten öffent— 
München, 17. März. Dem Festmahl des iche Kundgebungen vermeiden werden und sich 
ayerischen Hofes zur Geburtstagsfeier wohnten »arauf beschränken, zahlreiche Bankete abzuhalten. 
ämmtliche Stautsminister und der preußische Ge— In Paris entwiselte die Regierung in den 
andte inmitten einer äußerst ansehnlichen Versamm-⸗ etzten Tagen zur Unterdrückung ällenfallsig ge— 
ung bei. Professor Bernays toastete auf den König, hlanter Unruhen von Seiten der Kommunisten 
stechtsanwalt Dürck auf den Kaiser. Die Reden zroße Energie. Mehrere Hauptführer der Anar— 
jatten zündende Wirkung lund wurden mit allge- hisien wurden verhafiet. 
neinem Jubel aufgenommen. Die „Nat. Ztg.“ sucht die letzte Ursache der 
München, 17. Marz. Der Chef des baye⸗ derbitterten Slimmung innerhalb der Arbeitermassen 
ischen Generalstabs, General Ritter v. Diehl, ist von Paris in dem Niedergang der Erwerbsder⸗ 
iesen Nachmittag nach mehrwöchentlichem schweren ältnisse während des vergangenen Jahres: „Es 
drankenlager gestorben. st der Krach vom Frühjahr, dessen Folgen in diesen 
Wie der „Südd. Presse“ aus der Pfalz geschrie-· Irscheinungen zu Tage treten. Seit der Pariser 
jen wird, ist die norddeutschen Vlättern entnommene Weltausstellung vom Jahre 1878 und ihrem an 
Ungabe über die von 1867 bis 1869 entwickelte ich riesigen Erfolg hatten sich die Begriffe über 
chätigkeit des jetzigen preußischen Kriegsministers as, was überhaupt noch durchführbar ist, in außer⸗ 
». Bronsart unrichtig. Das damals unter rdentlicher Weise in die Höhe geschraubt. Es be⸗ 
hindernissen jeder Art angefertigte und 1870 gleich ann jenes tolle Börsenspiel, das seinen bezeichnend⸗ 
ur Ausführung gekommene Marschtableau der gee jen Ausdruck in dem Schwindel der „Union Ge⸗ 
ammten deutschen Armee in Frankreich rührt laut erale“ fand, deren Actien mit 150 Franken Ein⸗ 
em großen Generalstabswerk über den französischen ahlung auf 8000 getrieben wurden. Hand in 
drieg von dem damaligen Major v. Brandenstein dand mit diesem Börsenspiel ging die Speculation 
jer. n Grundstücken, die bei der starken Nachfrage, bei 
Wie die „Südd. Pr.“ aus Abgeordnetenkreisen dem gewichenen Geldwerthe die höchsten Preise er⸗ 
nernimmt, wird in denselben die Einberufung eines ielten. Es entwickelte fich eine außerordentliche 
utzerordentlichen Bayerischen Landtiages Zauthätigkeit, die Arbeitet zogen sich in Massen 
ehufs Votirung einer Staatsunterstützung für die iach Paris, und es waren namentlich Luxushäuser, 
berschwemmten Landestheile vielfach bezweifelt. die auf den erworbenen theueren Baustellen errichtet 
Ihne eine dringendere Kenntniß von den Absichten durden. Als dann vor einem Jahr der Krach 
er kIgl. Staatsregierung, sieht man doch eine Ein- am, erlosch die Bauthätigkeit wie von selbst. Die 
yerufung für jenen Zweck als wenig dringlich an. Urbeiter aber waren da und sind noch da, und 
lus den allgemeinen Keservefonds läßt sich für den vas sie von der Hausseperiode übrig behalten haben, 
lugenblick Rath schaffen und im übrigen würde ind einzig die vermehrten Bedürfnisse und die 
ine zu jedem Zwecke abgehaltene Frühjahrssession ohnansprüche. Die Hauseigenthamer haben sich 
»em Lande sicherlich größere Kosten auferlegen, als ioch nicht entschließen können, von den hohen Mieth— 
»ie für jenen wohlthätigen Zweck zu dpfernde zreisen, die ihnen eine angemessene Verzinsung des 
⸗ↄumme selber betragen kann. ingelegten Capitals gewähren würden, herunterzu⸗ 
Berlin, 17. März. Der Rücktritt des Ma- sehen so fieht man gegenwärtig Wohnungen in 
meministers von Stosch gilt nunmehr als wahr⸗ rößter Zahl leer stehen Selbstberständlich wachsen 
beinlich. ‚amit die Schwierigkeiten der Lage, und das, was 
Wie jetzt zuverlässig gemeldet wird, beabsichtigt n Paris von den leitenden Finanzmännern im 
ne preuß ische Regierung nicht, eine kirchenpoe Nugenduick am meisten gefürchtet wird, ist eine Ter— 
itische Gesetzoorlage zu machen, obwohl man auch ainkrisis, die von sehr tiefgreifenden Folgen sein 
n Zentrumskreisen an eine solche Vorlage zu hürfte. Während alle Wetlel her beigezogen werden 
lauben sich den Anschein gegeben hat. Durd das nüssen, um diese Krisis fern zu halten, kann na— 
estehende sogenannte Ultimo⸗Gesetz dürfte vorerft ürlich nicht die Rede davon sein, der Bauthätigkeit 
ie Grenze gezogen sein, bis zu welcher die Regie nen' neuck Anstoß zu geben.“ Die „Republique 
ung zu gehen geneigt ist. rançaise“ schreibt über denselben Gegenstand, an⸗ 
Ausland. nüpfend an die Vorlage aä Seine-Präfekten, 
VParis, 17. Maͤrz. Die Berichte der Prä—⸗ Paris einen Credit von 220 92ionen fur öffent- 
elten an den Minister des Innern bezeichnen die iche und andere Bauten unnveiten zu eröffnen. 
Stimmung der Bevölkerung als sehr befriedigend; das Blatt hebt hervor, va Bauthätigkeit der 
utgends seien Anzeichen zur Bedrohung der Ruhe etzten Jahre in einer san htung sich beweg⸗ 
orhanden; gleichwohl seien Vorsichtsmaßregeln ge⸗ e, während zu viel Weh zur Reiche gebaut 
toffen worden. yurden, gaingen der . d die Mrhoifore 
klafsen leer aus. Es fehlt an billigen Wohnungen 
für die kleinen Leute; die Bevölkerung der Cham— 
hres garnies habe sich in einer nie dagewesenen 
Weise vermehrt. Man müsse in den nächsten zwei 
dahren für 30,000 Menschen billige Wohnungen 
chaffen. Ein wunder Punkt, wie in allen großen 
Ztädten, ist die Grundstückspekulation, wodurch der 
Boden einen fabelhaften Preis erreicht hat. Bei— 
pielsweise kostet der Raummeter im 2. Arrondisse⸗ 
nent durchschnittlich 1000 Franken. 
Die französische Regierung soll den Plan 
zu einer Weltausstellung in Paris für 1885 
gefaßt haben. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 19. März. Der hiesige 
Vorschuß-Verein schloß nach seinem uns vor⸗ 
iegenden Rechenschafts-Berichte pro II. Semester 
1882 das verflossene Jahr mit 544 Miiglicdern, 
einem Gesammtumschlage von 6,505,286 Mark 
15 Pf. und einem Reingewinne von 14,510 Mk. 
38 Pf. ab. Das Stammantheil⸗Conto betrug am 
Schlusse des Vorjahres 178,474 Mt. 85 Pf. das 
Reservefond- Conto 28,660 Mk., das Sparkassen⸗ 
Lonto 388,984 Mk. 14 Pf., das Wechfel-Conto 
75,088 Mk. 39 Pf., das Darlehen⸗Conio 21,221 
Mark 2 Pf., das Conto⸗Corrent⸗Conto 640,061 
Mark 72 Pf. Die Verwaltungskosten pro 1882 
zelaufen sich auf 6480 Mk. Nach dem Vorschlage 
»es Verwaltungsrathes werden aus dem Reinge— 
vinne 7 *0 Dividende mit 10,519 Mk. 533 Pf. 
zur Vertheiluug auf die hierzu berechtigten Stamm⸗ 
intheile kommen. 
*St. Ingbert, 19. März. Der Verein 
„Harmonie“ feiert heute Abend in seinem Ver— 
einslokale den Geburtstag des deutschen Kaisers 
durch eine Festkneipe. 
*St. Ingbert, 19. Marz. Gestern Vor— 
nittag wurde in der prot. Kirche an 51 Kindern 
nvon hier und Schnappbach die feierliche Confir⸗ 
nation vollzogen, nachdem am vorangegangenen 
Sonntag die öffentliche Prüfung der Confitmanden 
tattgefunden hatte. 
— Wie die „Pf. Z.“ erfährt, will die Stadt 
Landstuhl einen eigenen Gemeinde-Einnehmer 
anstellen, da die Vorausfetzungen dazu gegeben seien. 
— Der aus Landau flüchtig gegangene 
Makler Leo Dreyfuß ist in Hamdurg in dem 
Lugenblicke verhaftet worden, als ec das nach New⸗ 
hork bestimmte Schiff besteigen wollte. 
— Die Evangelische Konferenz in 
Zochspeyer findet Mittwoch nach Ostern, den 
8. März, bei D. Häberle Statt, Vormittags 9 
Ahr. Pforrer Deggau hat den Vortrag über die 
Fürsorge für die konfirmirte Jugend übernommen. 
— In Speyer hat sich am 15. ds. Abendz 
iach dem Vorgang anderer Städte gleichfalls ein 
Berein für Creditreform gebildet. Äufgabe dieser 
Bbereine ist bekanntlich die Eintreibung schlecht ein— 
ehender Ausstäande und die Erstrebung rascherer 
zahlungsfristen — für unser geschäftliches Leben 
ine wahre Wohlthat und dringende Nothwendigkeit. 
— Aus Speyer schreibt die „Pf. Ztig.“ 
Folgendes: Auch die hiesigen Metztger haben (ähn⸗ 
ich wie die Metzger in Kaiserslautern) den Wahl— 
pruch „Einigkeit macht stark“ auf ihre Fahne ge⸗ 
chrieben, den wie auf Kommando haben dieselben 
vorgestern den Preis für Rindfleisch um 6 Pfennige 
rhöht und den verdutzten Köchinnen noch eine 
veitere Steigung des Preises in Aussicht gestellt.