Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
gzlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 )x 40 2 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen LM 60 à, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I35 “, bei Reclamen 30 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
M 67. Sonntag, 8. April 1883. 
—18. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Feierlichkeiten sich in der Nähe der Person des 
Zaren aufzuhalten. Die Proklamation schließt, 
vie folgt: „Wir werden wiederholt einen Schlag 
ür Rußlands Freiheit ausführen, und wir fordern 
alle gutgesinnten Russen auf, uns beizustehen in 
)»er Wegfegung dieser Masse von Verderbtheit und 
Falschheit, unter welcher das Land gegenwärtig 
eufzt.“ Die Proklamation ist in rothen Lettern 
jedruckt und von einem rothen Bande umgeben. 
Die zehn türkischen Offiziere, die bei der 
eutschen Armee eintreten sollen, sowie die zwei 
Stabsoffiziere, deren Aufgabe es sein wird, in 
zerlin militärische Fragen zu prüfen und zu stu—⸗ 
ziren, find bereits ausgewählt und werden sich 
nächstens nach der preußischen Hauptstadt begeben. 
New-York, 5. April. Die in Pittsburg 
versammelten Eisenfabrikanten haben den Beschluß 
jefaßt, die Löhne der Arbeiter um 20 pCt. herab⸗ 
usetzen. — Ein englisches Syndikat hat zu Colo— 
nisationszwecken einen Komplex von 5000 Quadrat⸗ 
neilen in Nord-Texas für 10 Millionen Dollars 
ingekauft. — Die Konzession für den Bau einer 
Zahn zur Verbindung des Golfs von Honduras 
nit dem Golf von Fonseca, das ist also des atlan⸗ 
ischen mit dem Stillen Ozean, ist ertheilt worden 
Ddie Bahn macht dem Vanama⸗Kanal Konkurrenz 
April in Wien sich einzufinden haben, mindestens 
1940 Millionen österreichische Renie erhalten. Ein 
Beschwisterlind mütterlicherseits von Ott, eine stein⸗ 
alte arme Frau, erhält 180,000 Gulden, ein Bahn⸗ 
wart 30,000 Ml., ebensoviel dessen Geschwister in 
Amerika. Die geringste Quote beträgt 3000 Gul⸗ 
den. Im Ganzen haben 59 Personen zu erben 
ind die Erbschaftssteuer beträgt 300 000 Gulden. 
Der Taubergrund scheint im Erben Glück zu haben, 
»enn innerhalb drei Jahren find drei namhafte 
krbschaften dahin gefallen, die Stumpf'sche nach 
Boxberg (200,000 Mk.), die Fluhrer'sche nach 
Wertheim (300,000 Mk.) und die Ott'sche (7 Mil⸗ 
ionen), deren Löwentheil nach Zimmern und 
Wittighausen kommt. — In Ueberlingen ist 
mn 80. März plötzlich die 13 Meter hohe alte 
Festungsmauer in einer Länge von 20 Meier in 
den Stadtgraben hinabgestürzt, gefolgt von einem 
zewaltigen Erdrutsch. Der Mühlencanal und ein 
zroßer Theil Gartenland wurde mit in die Tiefe 
zerissen, sodaß zwei Mühlen und eine große Brauerei, 
die am Canal standen, nicht mehr arbeiten können. 
Der Wiederaufbau wird lange Zeit in Anspruch 
nehmen und viel Geld kosten. 
f Zum Capitel der Vagabundage erhält die 
„N. A. Z.“ aus der Altmark nachstehende Mit⸗ 
heilung: Zwei Baumeister, welche in verschiedenen 
Freisen Chaussee⸗Anlagen ausführen, die Arbeiten 
vährend der milden Winterszeit fortgesetzt haben 
und denen es an Arbeitern gefehlt hat. haben ihre 
AXE 
mzuhalten und zu den Chaussee⸗Arbeiten heranzu⸗ 
ziehen, aber nicht in einem einzigen Falle ist dies 
zelungen. Von den Baumeistern selbst ist versucht 
worden, die bei ihnen bettelnden Vagabunden zur 
Arbeitnahme zu bestimmen, aber keiner ist darauf 
eingegangen. Einer hat es wirklich so weit ge⸗ 
hracht, sich eine Anweisung auf Arbeit schreiben zu 
lassen, aber auch dieser hat sich nach seiner Art 
eines Besseren besonnen und von der Anweisung 
keinen Gebrauch gemacht. 
f In Berlin wurden vor einigen Tagen 
Bruder und Schwester, allerdings Stiesgeschwisier, 
tandesamtlich wie kirchlich getraut. wahrend an 
demselben Tage deren Eltern die silberne Hochzeit 
jeierten. Der junge Ehemann stammt aus der 
ersten Ehe seines Vaters, welcher in zweiter Ehe 
eine Wittwe heimführte, die wiederum aus erster 
The eine zweijährige Tochter ins Haus brachte. 
F Danzig, 6. April. Ein Extrablatt der 
Danziger Zeitung meldet: Die Weichsel hat heute 
Morgen oberhalb der Mündung von Neufahr 
Dämme und Deiche auf beiden Seiten überstiegen. 
Die Dörfer Neufahrt und Bohnsack sind über⸗ 
chwemmt, die Bewohner flüchten nach Danzig; 
auch ist mehrfach Vieh ertrunken. Der Werder auf 
der andern Seite ist ebenfalls überschwemmt. Pio⸗ 
niere und Infanterie sowie Artillerie mit Sand⸗ 
äcken und Sprengmaterial sind ausgerückt. Die 
AVI 
Anglücksstelle begeben. 
Die Tochter des Buchhändlers Palmm, der 
auf Napoleons J. Befehl am 26. August 1806 
in Braunau erschossen wurde, lebt, über 80 Jahre 
alt, im Diakonissenhause zu Muünchen. So bviel 
zekannt, bezieht sie eine kleine Pension von der 
Berliner Buchhandlung, der Versenderin des Flug⸗ 
blattes, Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung“, 
vegen dessen Palm erschossen wurde. Palm hatte 
diese Buchhandlung nicht verrathen. 
Deutsches Reich. 
München, 6. April. Der Landtag wählte 
en Baron Ow (—patriot.) mit 138 Stimmen zum 
csten Präsidenten. Als Vicepräsident wurde Dr. 
zurz (patr.) mit 77 Stimmen gewählt. Die Linke 
ab bei der Wahl des Letztern weiße Zettel ab. 
München, 6. April. Sechs Mitglieder der 
riremen Partei in der Abgeordnetenkammer 
züchel, Meyer, Rittler, Schmelcher, Schönhuber, 
ind Zott sind zur Rechten übergetreten. Der Rest 
er Extremen beträgt jetzt nur noch sieben. Der 
n Kulmbach neugewählte Abgeordnete Fritsche ge— 
ort zur Stunde noch keiner Fraktion an. 
Würzburg, 5. April. In militärischen 
kreisen verlautet, daß Prinz Arnulf als Kom— 
gandeur des kgl. 9. Inf.⸗Regts. hierher designirt 
zorden sein soll. 
Berlin, 5. April. (Reichstag.) Der Reichs⸗ 
ig verwies die Zuckersteuervorlage nach 
nerheblicher Debatte an eine einundzwanziggliedrige 
tommission und begann sodann die zweite Be— 
athung der Gewerbeordnungsnovelle. 
HRie Abgeordneten Richter, Blum, und Baumbach 
efurworteten den Antrag des Abgeordneten Baum⸗ 
ach, der sich auf die Beschräukung der Konkurrenz 
er Militärhandwerker und des Kantinenwesens 
ichtet. Der Antrag wurde von den Abgeordneten 
zödicker, dem Kriegsminister und den Abgeordneten 
Köller und v. Kleist-Retzow bekämpft. Abge— 
edneter Freiherr v. Gagern empfiehlt einen dies⸗ 
ezüglichen von ihm eingebrachten Antrag, welcher 
hließlich mit dem Antrag des Abgeordneten Baum⸗ 
ach an die Gebwerbeordnungskommission verwiesen 
vird. Artikel 2, dessen Streichung der Abgeordnete 
sichter beantragt hatte, wird ohne wesentliche 
lendernngen mit 149 gegen 103 Stimmen in 
amentlicher Abstimmung angenommen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
e. Ensheim, 5. April. (GViktualienmarkt.) 
dartoffeln —. Eier per Dutzend 75 Pf., Butter 
»er 13 Kilo 1,30 Mtk. 
Auszug aus dem Schlachtregistet der Gemeinde 
Ensheim vom Monat März 1888. 
Zahl der geschlachteten 
Flaes Joh. Bapt. 8 ⸗ 
Börlinger inn 2 4 4 
Scharf Jakob 4 — 3 4 
Summa 10 8110 10 
— In der „Zw. Zig.“ waren dieser Tage 
105 Personen angezeigt, welche von der k. Staats⸗ 
mwaltschaft in Zweibrücken wegen Verletzung 
»er Wehrpflicht, unerlaubtes Auswandern, ver⸗ 
olgt werden. 
Ausland. 
Paris, 5. April. Der Kriegsminister wird 
uen Gesetzesentwurf einbringen, betreffend die 
teuschaffung mehrer Batterien der Festungsartillerie. 
London, 5. April. Vergangene Nacht wurde 
u Mann verhaftet, welcher, von Manchester ange— 
ammen, eine Büchse mit Dynamit bei sich führte. 
Re Geheimpolizisten waren ihm, den man für 
inen Irländer hält, hierher gefolgt. — Die jüngst 
emeldete Verhaftung eines Mannes mit einer 
Dynamitbüchse führte heute zu der Verhaftung 
weier anderer Personen in der Lambethvorstadt, 
owie zur Auffindung einer halben Tonne Dynamit. 
- In Birmigham entdectte die Polizei bei 
mer Haussuchung heute früh eine große Menge 
—XLO Vorderseite des Hauses hatte 
as Aussehen eines Verkaufsladens. Ein Mann 
damens Whitehead wurde verhaftet. 
Madrid, 5. April. Der deutsche Gesandte 
verreichte heute dem Minister der auswärtigen 
ingelegenheiten eine Note, worin der Wunsch aus— 
edrückt wird, die handelspolitischen Vertragsver⸗ 
andlungen wieder aufzunehmen. (Ein Modrider 
sorrespondent der „F. Z.“ meldet, daß der Han⸗ 
elsvertrag bereits unterzeichnet seil) 
Die russiische revolutionäre Partei hat eine 
roklamation erlassen, in welcher sie anzeigt, daß 
ste Vorbereitungen für die Krönung des 
zaren vollständig sind, und daß sie jede Hoffnung 
uf Erfolg habe. Sie warnt ferner Alle, die einen 
verth auf ihre Sicherheit legen, während der 
Vermischtes. 
F Gelbstmord.) In München hat sich 
um Donnerstag im botanischen Garten der Bezirks— 
Ingenieur der kgl. Generaldirektion der Verkehrs⸗ 
instalten-Bauabtheilung — Karl Hettig — mittelst 
ines Pistolenschusses entleibt. Der Verlebte litt 
eit längerer Zeit an Melancholie. 
F Würzburg. Laut Meldung im „Frkf. 
J.“ würde sich nächstens auch das hiesige Militär⸗ 
hezirksgericht mit einer Militärbefreiungsgeschichte 
zu befassen haben; dieselbe betrifft „einen im Elsaß 
in Haft genommenen jungen Mann von ange⸗ 
ehenem und wohlhabendem Stande.“ Die Sacht 
oll mit der Verhaftung des Oberstabsarztes Dr. 
—AI 
4 Bruchsal, 5. April. Der des Mord⸗ 
bersuchs an Bürgermeister Hambsch von Rhein⸗ 
jausen verdächtige und verhaftete Accisor Phil. 
Mohr von dort wurde gestern nach Karlsruhe ab⸗ 
zeliefert. Sein Sohn wurde gestern ebenfalls ver⸗ 
jaftet und nach Karlsruhe verbracht. 
F Aus Baden, 5. April. Der Ott'sche 
Nillionensegen beginnt nun zu fließen, und zwar 
ollen die badischen Erben, welche bis zum 10