Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Iugheyter Atzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wdchentlich fünfmal: Am Montag, Diensstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich i A 40 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 10 75 3, einschließlich 
o ⸗Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, dei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 4, bei Neclamen 30 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet 
75. 
Donnerstag, 19. April 1883. 
—18. Jahrg. 
dnliti (die Staatsregierung hatte 339,000 Mk. angesetzt) 
Volitische Uebersicht. — von 151,000 Mt. für Oberpfalz und Regensburg, 
pon 44,000 Mk. für Oberfranken, von 14000 Mi. 
ür Mittelfranken, von 299,000 Mt. für Unter⸗ 
ranken und Aschaffenburg und von 27,000 Mtk. 
jür Schwaben und Neuburg, nach Maßgabe des 
nachgewiesenen Bedürfnisses gegeben werden. Ferner 
vird als Beihilfe für die Kreisgemeinde 
»er Pfalz zur Wiederherstellung der Rhein—⸗ 
Ȋmme der Betrag von 60,000 Mt. bewilligt. 
Die Regierung verlangte 110,000 Mtk.) Artikel 2. 
In jedem Regierungsbezirke können Beihilfen nach 
Urt. 1 Abs. 2 lit. bebis zu zwei Drittthei— 
en des daselbst festgesetzten Maximalbetrages ohme 
die Auflage des Rückersatzes, darüber hinaus je⸗ 
»och nur als Darlehen gewährt werden. 
die Darlehen sind unverzinslich und nach den von 
er k. Staatsregierung festzusetzenden Bedingungen, 
edenfalls aber innerhalb 15 Jahren zurückzuzahlen. 
In den Landestheilen rechts des Rheins kann für 
ieselben die Eintragung einer Hypothek an nächst 
ffener Stelle auf dem unbeweglichen Vermögen des 
„chuldners verlangt werden, ohne daß es einer 
ohpothekbestellung bedarf. Die Eintragung erfolgt 
auf Vorlage des Schuldscheines. Die Vernehmung 
des Schuldners ist nicht erforderlich. Die pfälz. 
Abgeordneten Dr. Clemm, Dr. Groß, Mär— 
ker und Brünings hatten in Verbindung mit 
Minister v. Feilitzsch und Abg. v. Hörmann 
ich in der Debatie am Vor⸗ und Naqhmittag alle 
erdenkliche Mühe gegeben, die Mehrheit eines 
Besseren zu belehren — leider ohne Erfolg. 
Wie die „S. Pr.“ hört, ist die kgl. bayerische 
Zztaatsregierung entschlossen, im Falle die Kammer 
er Abgeordneten der Nothstandsvorlage mit dem 
jon dem besonderen Ausschusse beantragten Abstriche 
»on 500,000 M. an Entschädigungen die Zustimm⸗ 
ing ertheilt, den ganzen Gesetzentwurf zurüctzuziehen 
ind die sofortige Vertagung des Landiages bis zum 
derbst eintreten zu lassen. 
Berlin, 17. April. Der Kaiser ist Abends 
10 Vꝛ Uhr mit Extrazug nach Wiesbaden abgereist. 
Der Kronprinz geleitete den Kaiser nach dem Bahn⸗ 
jof, wo der Gouverneur, der Commandant und Poli— 
eipräsident zur Verabschiedung anwesend waren. 
Abends sieben Uhr hattte der Kaiser den Kronprinzen 
und den Prinzen Wilhelm empfangen. 
Berlin, 17 April. Von einer Beantwort⸗ 
ing der kaiserlichen Botschaft durch eine Adresse 
vurde Seitens der Fortschrittspartei und der Se— 
cessionisten abgesehen, nachdem die National⸗Liberalen 
iich nicht dazu geneigt gezeigt haben. 
Berlin, 18. April. Ein Rundschreiben des 
Beschäftsausschusses der Fortschrittspartei erklärt be— 
üüglich der Kaiserbotschaft den Vorwurf der Saum— 
eligkeit des Reichstages für unbegründet; führt die 
lusdehnung der Parlamentsarbeuen auf die Maß 
egeln der Regierung betreffs der Bedenken der 
— 
»er Umgestaltung der Sozialgesetze zurück, diese 
klarlegung »des Standpunkis etscheine geboten, 
egenüber anderen Parteien und der eventuellen 
deichstagsauflösung. 
Dem „Frkf. J.“ zufolge hat das preußische 
Rinisterium in seiner ketzten viel erwähnten Sitzung 
zeschlossen, eine kirchenpolitische Vorlage vorläufig 
nicht einzubringen. 
Ausland. 
(Frankreich.) Die französische Finanznoth 
ereitet im Augenblick unseren Nachbarn jenseite 
⸗Nnan⸗fon m- SA - H. M.NFLM 
keiten im Ministerium. Man verhehlt sich nicht, 
daß in der obersten Leitung der Finanzen eine 
TFonfufion sondergleichen herrsche und nimmt mit 
ehr langem Gesicht von einer Veröffentlichung im 
Figaro Notiz. zu welcher aller Wahrscheinlichkeit 
nach das Boulevardblatt von höchster Stelleder 
haute banque selbst autorisirt wurde und welche 
die in Aussicht stehende Reduktion der Staatsrente 
einem theilweisen Staatsbankerott soder mindestens 
einem „Arrangement“ des Staates mit seinen 
Släubigern, den Rentenbesitzern, gleich erachtet. 
Fine neue Baisse in den öffentlichen Fonds wird 
uus auch von anderer Seite für unausbleiblich er— 
lärt. Es handelt sich übrigens nicht, wie man die 
Welt glauben machen wollte, um die Ausgleichung 
»on 35 armseligen Millionen im französifchen 
Staatsbudget, sondern in Wahrheit ist das Deficit 
zerade zehn Mal so hoch und der „Plan Freycinet“ 
delastet die Finanzlage bis zur Unerträglichkeit. 
Frankreich braucht ungefähr 350 Millionen nur 
jür das Jahr 1884! Und doch darf das Cabinet 
das Programm Freycinet in keinem Falle desavouiren. 
Es ist ein Wechsel auf die nächsten Waͤhlen und 
dieser muß von der Majorität, wenn ihr das Leben 
lieb ist, honorirt werden. Das weiß man im Mi— 
nisterium nur zu wohl, man erkennt die Nothwen⸗ 
digkeit der Convertirung oder des Anlehens oder 
beider Maßregeln, an, wenn die Unterhandlungen 
nit den Privatbahnen definitiv zum Scheitern kämen. 
Diese Unterhandlungen — so schreibt man ung 
— sind aber noch nicht einmal redigirt, wir wissen 
ↄas ganz genau! Die Anleihe allein, oder die Än⸗ 
eihe mit der Convertirung zwingen sich nun in 
ehr kurzer Frist dem Staat auf, die haute finance 
zat sich längst darauf gefaßt gemacht und sie er— 
vartet den Ansturm, der hart sein wird. Wenn 
die Minister des Glaubens sind, durch die Reduktion 
)er Sproz. in 41 proz. Rente ihre Gläubiger zu 
»efriedigen, so steht diesem kleinen Bankerott nichts 
m Wege, aber an dem Tage, an welchem man 
einen Verpflichtungen nicht nachkommen kann, isi 
nan außer Stande, neue einzugehen. Am andern 
Morgen, nach einer drutalen, ungeschickten Conver— 
irung, wird sich der kleine Rentner auf die aus— 
andischen Fonds werfen. Die Spekulation hat 
kein Vaterland ....“ So hat denn die augen⸗ 
zlickliche Krisis einen sehr ernsthaften Charakter an⸗— 
zenommen und die Art und Weise unserer Finanz⸗ 
politik wird den Credit Frankreichs, der bisher der 
olideste der Welt war, tödten.“ (Fr. J.) 
Eondon, 18. April. Gerüchtewetise hört 
man, es sei der Versuch gemacht worden, den Dom 
zu Salisbury in die Luft zu sprengen. Der Spreng⸗ 
toff wurde jedenfalls aufgefunden und steht 
dieser wie die Kirche unter volizeilicher Bewachunga. 
Deutsches Reich. 
Die bayerische Abgeordnetenkammer 
egann am Dienstag mit der Berathung des Ge⸗ 
eßentwurfes über die Nothstandsvorlage. Referent 
Dalter leitete in 193 stündiger Rede die General— 
ebatte ein und vertheidigte dabei die bekannten von 
hm beantragten Abstriche an der Regierungsvor⸗ 
age. Minister von Feilitzsch, Abg. v. Hörmann 
ind Correferent Dr. Clemm treten unter dem Bei— 
all der Linken für die Forderungen der Regierung 
in, während Dr. Daller (Rechte) dagegen sprichi. 
jn einer Nachmittagssitzung wird die Generaldis 
ussion fortgesetzt. Es wird zunächst Abg. Dr. 
dörber (Rechte) welcher am liebsten die Regiernngs⸗ 
orlage angenommen gesehen hätte und speciell für 
lußcorrectionen bei Bamberg eintritt. Die pfälz. 
bgeordn. Dr. Groß, Märcker und Brünings schil— 
ern den Nothstand in der Pfalz, während Abg. 
)x. Rittler behauptet, daß die Pfalz noch nie zu⸗ 
ücgesetzt worden sei. Staatsminister v. Riedel 
niderlegt den Vorwurf, daß die Staatsregierung 
ch zugeknüpft verhalte, bezüglich der Form, ià 
yelcher die Unterstützungen gewährt würden. Würde 
ian kleine Summe gewähren, dann könne kaum 
n eine Refundirung derseiben gedacht werden , da 
jeselbe nur kleineren Leuten zusomme. Was an— 
ers wäre es, wenn man eine große Summe be— 
zillige, dann müßte darüber gesprochen werden. Es 
drechen noch die Abgeordneten Märcker und Brü— 
ings ganz entschieden für die Interessen der Pfalz, 
eten Reden sehr oft mit „Oho!“ unterbrochen 
hetden. Abg. Reindl bringt nun den Schlußan— 
rag für die Generaldebatte ein, welcher angenommen 
vitd. Für heute hat noch der Referent Walter 
as Wort, der dasselbe zu einer längeren Ausführ⸗ 
ing benützt, in welcher er den Einwendungen der 
Ninister und der einzelnen Abgeordneten der linken 
zeite, zumal des Abg. Brünings, entgegentritt. Er 
etont bei dieser Gelegenheit auf's Neue, daß der 
taat nicht verpflichtet ist, etwas zu geben, und 
iest einen betreffenden Passus aus Pözl's „Ver⸗ 
assungsrecht“ vor. Der Unterschied sei in der 
rage der, die linke Seite dertrete den Standpunkt 
er Entschädigung, während der der rechten Seite 
er Standpunkt der Beihilfe, der Unterstützung sei, 
velcher sicher hier genüge. Wenige Minuten nach 
Uhr schloß die Sizung, und dird Fortsetzung 
wi Donnerstag Vormittag anberaumt. 
München, 18. ril. (ammer der 
ogeordneten. Nothstandsvorlage.) 
das Haus lehnte nach langer Debatte die Auikel 
und 2 der Regierungsvorlage ab, und nahm 
reselben in der Fassung des Ausschußantra— 
s mit 79 gegen 75 Stimmen an. Fortsetzung 
r Berathung heute Abend. Diese beiden Artikel 
uten: Ärtitel I. Aus Anlaß der durch die 
tberjschwemmungen im November und Dezember 
382 herbeigeführten Verheerungen wird in außer⸗ 
dentlicher Weise eine staatliche Beihilfe gewährt 
hiefür ein Betrag von 1,350,000 Mt. zur 
erfügung hestellt. Aus demselben können Beiträge 
an Gemeinden und Distrikte zur Wie— 
Erherslellung von Hoch-, Straßen⸗ und Wasser⸗ 
8 bis zur Maximalsumme bon 500,000 Nk. 
b b) an einzeine Beschädigte zur Er— 
una im Haus⸗ und Nahrungsstande bis dur 
9 nelhumme von 850,000 Mi., und zwar von 
00 M. fur Oberbayern, von 149,000 Mt. 
ut Niederhaner, nyon 142 000 , Ma, 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. In gbert, 19. April. Der gestrige 
Tag, vom Volksmund „kalter Mittwoch“ genannt 
ind in Vreußen als Buße und Bettag defeiert, 
jatte uns aus der preußischen Nachbarschaft sehr 
zahlreichen Besuch gebracht, der bis zum Abend in 
den verschiedenen Wirthslokalitäten unserer Stad 
„Gambrinus“ eifrig huldigte. 
8 Schnappboch, 17. April. Die unvor⸗ 
ichtige Handhabung eines Rev olvers forderte gestern 
in dem benachbarten Friedrichsthal ein Opfer. 
Der Kaufmann Gottlieb daselbst ließ, wie erzähll 
vird, umzugshalter einen Schrank abschlagen, wo⸗ 
»ei ein dabei behülflicher junger Mann den — 
⸗m Schrank⸗ li⸗genden Rolser harnkant