Full text: St. Ingberter Anzeiger

die ihnen liebgewordenen Feste. Bei einem der⸗ 
elben war es Sitte, ein in Kringelform hergestelltes 
Bebäck zu verzehren. Der Kaiser, wohl endlich 
einsehend, daß die steten Strafen das Sachsenvolk 
nur immer mehr erbitterten und zu fortgesetzten 
heimlichkeiten anregten, beschloß ihnen den werth⸗ 
gehaltenen Kuchen ferner nicht zu verbieten, wohl 
iber ihn zu einem christlichen Gebäck zu weihen. 
Demzufolge ließ er ein Kreuz in die Kringel backen 
und ward somit der Urheber der Brezel. 
In Volkermarkt, Kärnthen, hat sich vor 
einigen Tagen ein Selbstmord ereignet, wie er 
grauenvoller nur selten von der Phantasie eines 
Wahnwitzigen ausgehecht worden ist. Der Haus—⸗ 
tnecht Johann Ullirz war in die Wirthstochter 
Marie Sellenthaker verliebt, und das Mädchen 
schien seine Liebe zu erwidern. Als sich jedoch ein 
reicherer Freier meldete, war's mit ihrer flüchtigen 
Reigung vorbei, und sie erklärte ihm sogar in ebenso 
mergischer, wie liebloser Weise, daß sie sich für 
ille Zukunft molestirt zu werden verbitte. Dies 
verseßie den unglücklichen jungen Mann in die 
reidenschaftlichste Aufregung. welche ihm den Plan 
zu einem Selbstmord eingab, den die ungetreue 
Geliebte in ihrem Leben nicht mehr vergessen sollte. 
Er band fich mit starken Strängen fest an ein 
Pferd und steckte diesem sodann einen glühenden 
Zunder ˖ in die Nüstern. Von brennendem Schmerze 
Jepeinigt, raste das Pferd nun durch die Straßen, 
dinter sich den unglücklichen jungen Mann nach— 
chleifend, bis er mit zerschmetterien Gliedern, aus 
ausend Wunden blutend, verendete. 
Gie in Rußland gebaut wird) 
Der bekannte Petersburger Publicist Fürst Mecht⸗ 
chersky erzählt iu der lezten Nummer seines Jour⸗ 
nals Graschdanin (Der Bürger) folgende charakter⸗ 
istische Thatsache: Gleich nach der bekannten Er— 
türmung der ktürkischen Festung Kars durch die 
Truppen des Generals Loris-⸗Melikoff verlangte die 
russische Ingenieurbehörde don der Regierung drei 
Millionen Rubel behufs Restaurirung und Neube—⸗ 
estigung der beschädigten Festungswerle von Kars. 
Die Regierung bewilligte diese Summe und als sie 
vor kurzem die Festungsarbeiten besichtigen und sich 
uͤber dieselben Bericht erstatten ließ, erhielt sie zum 
Bescheid, „daß gar keine Festungsarbeiten vorgenom⸗ 
men worden seien,“ wohl aber eine steinerne Treppe 
von Karadag aus erbaut wurde, welche so steil sei, 
daß sie gar nicht benutzt werden könne, da der Sol⸗ 
hat, welcher einmal die Treppe hinuntergestiegen sei, 
o ermüdet werde, daß er nicht mehr im Stande 
ei, dieselbe wieder hinaufzusteigen, und daß diese 
amose Treppe nicht weniger als eine halbe Million 
kubel gekostet habe! Wo aber die übrigen 27 
Millionen Rubel hingekommen seien, darüber schweigi 
die Geschichte. Fürst Mechtersky fügt dieser Erzähl⸗ 
ung seinerseits folgende lakonische Bemerkung bei: 
„Ach ja, die Ingenerieure! Nicht umsonst genießen 
ie seit undenklichen Zeiten den Ruf der Kostbaren.“ 
* Die Nachricht von der Schiffska— 
atastrophe zu Honolulu, von der auch wir 
ürzlich Notiz genommen, bestätigt sich zum Glücke 
—X 
jebener, jetzt in Europa eingetroffener Brief erzählt 
zur vom Schraubenbruch eines im dortigen Hafen 
sor Anker liegenden Schiffez. Es ist möglich, daß 
nieser Unfall von sensationslustigen Correspondenten 
u der mitgetheilten Schreckensgeschichte aufgebauschi 
vorden ist. Honolulu ist durch Kabel nicht mit 
kuropa verbunden, ein Brief von dort läuft 27 
Tage. Eine Anzahl der Weserzeitung vorliegender 
»onolulu.Blätter von Ende Januar bis Mitte März 
beiß weder von der Anwesenheit des englischen 
driegsschiffes „Royal Albert“ vor Honolulu etwas, 
noch von irgend einem Unfalle, der zu der Geschichte 
zätie Anlaß geben können. 
Auf einer Ausstellung in St. Louis (Ver. 
Ztaaten) prangte neulich eine Serviette aus ge⸗ 
ponnenem Glase, welche fast so geschmeidig war, 
vie eine seidene. Preis 400 Mk. Es erscheint 
nicht unmöglich, daß Leute, die das Geld aus dem 
Fenster zu werfen pflegen, sich dergleichen Mund⸗ 
ücher zulegen und es dann heißt: Bei Servietten 
harf man den Preis sagen. 
F Ein eifriger Statistiker und Verehrer der 
zroßen Sarah Bernhardt hat es ausgerechnet, daß 
diese Bühnenkünstlerin in ihrer Laufbahn bis zum 
l. März 1883 genau 2224 Mal den Tod aus 
zer Bühne erlitten hat. Zweitausendzweihundert⸗ 
oierundzwanzigmal gestorben zu sein ... das ist 
auch eine Leistung! 
Ger Werth von Kohlenteer) Noch 
bor dem Jahre 1856 war in London der Kohlen⸗ 
leer kaum einen Cent per Gallon werth und in den 
meisten Städten Englands waren die Gasfabrikanten 
froh, ihn los zu werden und gaben ihn umso 
hinweg. Bis zu jener Zeit sind auch nur gerin 
Quantitäten Benzin⸗, Naphtha. und Kreosod 
vestilliert worden. Im Jahre 1856 gab die cn 
deckung des Mauve- oder Amalinpurpures d 
dohlenteerhandel den ersten Anstoß. In gegenwi 
iger Zeit verbraucht die Farben⸗Industrie (h, 
Benzin, das meiste Naphtha, all das Anthracin 
inen Theil Naphthalin, die aus den Kohlenleen 
gjewonnen werden. Man schlägt den Werthe 
droduzierten Farbenmaterialien auf über 16,000 00 
Pfd. Sterling Werthes in England allein an. 
verden über 1,000, 000 t Ammoniak und 95,00 
chwefelsaures Ammoniak hergestellt, welche über 19 
Ifd. Sterling per Tonne werth ist. Der Wen 
dieser Nebenprodukte soll in den englischen Gou 
verken den Werth des auf 15,000,000 Pfd. Sh 
ing betragenden Kohlenverbrauches weit übersteigen 
diese oͤkonomische Ausnutzung der Abgangsproduh 
t die Ursache, daß das Gas in England so dil 
t. Ein amerilanischer Gasingenieur äaußerte so 
yor einigen Jahren dahin, daß die englischen Gul 
verke sich lediglich mit Herstellung von Kohlentec 
Ammoniaken. s. w. abgeben und das Gas 
Nebenprodukt zu einem Preise liefern, welcher d 
Tosten der Herstellung nur um ein ganz Unbeden 
tendes übersteigt. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Landau Valentin Rupp, Dian 
der pfälzischen Bahnen, 19 J. a.; in Niederhog 
stadt Georg Valentin Preßler VIl., Renm— 
und Gutsbesitzer, 43 J. a.; in Kaiserslautern Loui 
2 J. a., T.v. Hermann Kohl; in Merteshen 
Thomas Gräfenstein, 76 J. a.; in Hombur 
CThristien Baumann, 64 J. a.; in Zweibrüch 
Wittwe Katharina Rebholtz, 73 J. a; 
Zaiserslautern Ferdinand Mergler, Kaufmon 
und Landwehr⸗Second⸗Lieutenant, 31 J. a, i 
Dürkheim Michael Schuhmann, 483 J. a, 
Lambsheim Anna Christina Ferbert, geb. Stah 
30 J. a.; in Neustadt Frau Charlotte Kölsaq 
zeb. Jakob, 84 J. a.; ebendaselbst Frau Mar 
Schönig, geb. Jaqué, 42 Jahre alt; in Kuh— 
Friedrich Kundt, 73. J. a. 
Fur die Redakltion verantwortlich F. X. Demeßn 
Bekanntmachung 
—TILLEAIILLL 
Sonntag, 22. April, Nachmittags 
3 Uhr bei Phil. Paulus, Wirth 
Generalversammlung. 
Tagesordnung: 
l. Aufnahme neuer Mitglieder. 
2. Berathung von Vereinsangelegen⸗ 
heiten. Der Vorstand. 
Nichtmitglieder haben keinen Zutritt. 
— 2 
Saatwicken 
7 
Stadtrathsitzung 
am Montag, den 283. ds. Mts. 
Abends 7 Uhr. 
Tages⸗Ordnung: 
1. Herstellung eines Generatorofens 
in der Gasanstalt St. Ingbert. 
2. Stipendium zum Besuche der 
Baugewerkschule in Kaiserslautern. 
3. Anstellung eines Feldschützen zu 
Schnappbach. 
4 Mittheilungen. 
6b. Wirthschaftsconcession. 
Doa Bürgermeisteramt: 
Custer. 
Die ergebenst Unterzeichnete empfie 
sich hiermit einem verehrlichen Pu 
likum im 
Damenkleidermachen: 
(leinfach und modern), billige und b 
Bedienung zusichernd. 
Hochachtungsvollst 
Karoline Weirich 
wohnhaft bei Nikolaus Buchheit, Groh 
Flur. 
einer 
Zwangs · Versteigerung. 
Montag, den 28. Mai 1883, 
Nachmittags 33 Uhr zu St. Ing— 
bert, in der Wirthschaft von Philipp 
kmrich, 
wird durch den kgl. Notar Franz 
Sauer in St. Ingbert, resp. dessen 
Amtsverweser, als gerichtlich ernannten 
Bersteigerungsbeamten 
gegen 
Jakob Leseber, Puddler und dessen 
jewerblose Ehefrau Maria Jene, bei⸗ 
ammen in St. Ingbert wohnhaft, die 
nachbeschriebene Liegenschaft in der 
„t.Gde. St. Ingbert, öͤffentlich im 
Zwangswege zu eigen versteigert, nämlich: 
pᷣlan Nr. 15143, 2 ar 3 qm 
Fläche mit Wohnhaus, Hofraum 
ind Gärtchen in der Stadt St. 
Ingbert auf'm großen Flur, neben 
der Lateinschule, Haus Nr. 70b. 
Die Liegenschaft wird als ein Ganzes 
ur Versteigerung gebracht. 
Die nähere Beschreibung des Ver⸗ 
ieigerungsgegenstandes, sowie die Ver⸗ 
teigerungsbedingungen können bei dem 
Versteigerungsbeamten eingesehen wer⸗ 
den. 
St. Ingbert, den 21. April 1883. 
Der Amtsverweser des kgl. Notars 
Sauer: 
E. Wiest. 
Sonntag, 22. April, Nach⸗ 
nittags 3 Uhr 
Streich-⸗FIusiIx 
inninos. Neue Modelle. Bill 
Pe 
laufer, Berlin NW. Geehn 
Anfragen werden sofort beantworte 
wieder eingetroffen bei 
Michel Fries, 
ormals Franz Grell's Nachfolger. 
Hirteneck 48. 
Amts⸗Couvert 
sowie 5 Brief⸗Couverts * 
mit Firma 
fertigt F. X. Demet 
Ein ganz neues feines 
— 34* 
M ab gesandte Buch 
F mit große diensie ge⸗ 
eistet, denn nicht nur ich, 
xer schon alle Hoffnung 
aufgegeben hatte, sondern 
a viele Bekannte ver⸗ 
danken der Befolgung 
einer Rathschläge die 
Wiedererlangung der Ge⸗ 
woee ꝛe.“ - So schreibt 
ein glücklich Geheilter über 
das reichillustrirte Buch: 
Dr.Airy's Heilmethode.“ 
In diesem vorzüglichen, 
4 Seiten starken Werle 
werden die Krankheiten 
nicht nur beschrieben, n auch 
gleichzeitig so lche Heilmittel ange⸗ 
geben, welche sich thatsä chlich bewährt 
jaben, so daß der Kranke vor un⸗ 
aützen Ausgaben bewahrt bleibt. Kein 
deidender sollte versäumen, sich dies 
chon in 135. Aufl. erschienene Buch 
inzuschaffen. Dasselbe wird auf 
VLunsch gegen Einsendung von 1 Mk. 
0 Pig. 5 von Richter's Ver⸗ 
ags⸗Anstalt in Leipzig versandt. 
Ein Morgen Acker, in der 
Ahnung des Lehrer Köhl'schen 
Hauses auf der Krummflur hat zu 
vermiethen oder verkaufen. 
Frau Langenbrunner, 
28.* 
33 
Ziehunge 
der Traunfsteiner kathol. Kirchenbau⸗Lotterie 
Ark. 87, 000. Geldgewinne 
ohne jeden Abzug. Frei von Reichssteuer. 
Loose à 1 Mark vorräthig bei: 
edrich, Frz. Woll und Joh. Weirich in St. Ingbe— 
Hite Gross Lãne. 
Regelmäßige direkte Dampfschifffahrt zwur 
Aantwerpen. Rew-VYork & Boston 
— 
bei Pet. Beruhard, Wirth, 
neue Schmelz. 
Wegen näherer Auskunft wende man sich vertrauungsvoll an 
bor 9 Adt, Kaminfeger und Agen 
uin St. Ingbert· 
Hruck und Verlag von 
F. X. Demet in St. Ingbert. I 
Hiezu „Illustrirtes Sonntagsblatt“