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ʒ3t. Jugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
her ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1A 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 75 8, einschließlich
0 Z Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 18 ⸗, bei Neclamen 30 —. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
M 78.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 21. April. Die Reichsrathskam⸗
ner erledigte in ihrer heutigen Sitzung die Noth—
tandsvorlage, lehnte nach langer Debatte die
egierungsvorlage ab und nahm dagegen einstimmig
ei namentlicher Abstimmung den Antrag des Prinzen
udwig an, dahin gehend, an Einzelbeschädigte
075,000 Mark, an Distrikte und Gemeinden
00,000 Mark, für Herstellung der Rhein—
ämme 110,000 Mark zu bewilligen. Die Bei—
räge an Einzelbeschädigte sind nicht rückzahlbar.
58 entfallen nun auf Obernbayern 42,000 Mark,
diederbayern 168,500 Mark, die Pfalz 240,500
Nark, Oberpfalz 169,000 Mark, Oberfranken
1,000 Mark, Mittelfranken 155,000 Mark, Unter⸗
ranken 336,000 Mark, Schwaben 52,000 Mark;
ie Ueberschüsse sind auf andere Distrikte über⸗
ragbar.
München, 21. April. Ueber die unter dem
zräsidium des Prinzen Luitpold jüngst stattgefun⸗
enen Berathungen, an welchen 15 Generale und
Ztabsoffiziere theilnahmen, wird mitgetheilt, daß
rzüglich Fallenlassens des Gymnasial⸗Absolutoriums
ei der Frage des Offizierersatzes in der Armee die
)erathungs· Kommission sich noch nicht einigen konnte.
hagegen soll das „Regiments-Avancement bis incl.
»auptmann“ von der Mehrzahl der Mitglieder
sünstig beurtheilt worden sein. Auch die Frage
der Errichtung eines reitenden Artillerie-Regiments
u 5 Batterien (unter Einbeziehung der vorhande⸗
ien reitenden Batterien) soll gestreift worden sein.
Berlin, 21. April. Der Reichskanzler
at beim Bundesrath die weitere Einziehung von
rei Millionen Mark Zwanzigpfennigstücken für
sichnung des Reiches beantragt, sowie deren Um—
zrägung in halb ein Mark-, halh zwei Markstücke be⸗
intragt.
Berlin, 21. April. Die Gewerbeord⸗
iungs-Kommssion hat den fortschristlichen
Antrag von Geselleninnungen mit 12 gegen 3
Ztimmen abgelehnt.
Berlin, 21. April. Eine außerordentliche
nadagassische Gesandschaft ist, von London kom⸗
nend, nach kurzem Aufenthalte in Hamburg, hier
ingetroffen, um einen Handelsvertrag mit Deutsch⸗
and abzuschließen.
Nach einer im Reichsschatzamte gemachten
Zujammenstellung sind zur Feit 148,504 890 M.
Keichskassenscheine in Umlauf, wovon
20.025, 780. Mark in Abschnitten zu 5 Mark,
28,7 18,060 Mart zu 20 Mark und 104 761. 050
Mark zu 50 Mark.
Ein kaiserlicher Erlaßz vom 12 v. M.
at in Bezug auf die Uebungen der Ersatzreservisten
ahin Anordnung getroffen, daß aus der Ersatzre⸗
erde erster Klasse zu einer ersten, zehnwöchigen
ledung 16,000 Mann einzuberufen sind und zwar
33340 Mann bei der Jufanterie, 360 dei den
Jagern, 1320 bei der Fußartillerie und 980 bei
ren Pioniren. Zu einer zweiten, vierwöchigen Ueb⸗
ing werden zusammen 18,700 Mann einberufen,
Inr im vorigen Etatsjaur zum ersten Male qeübt
rn.
Die Bevölkerung des deutschen Reiches
nat seit dem 1. Dezember 1880 abgenommen; diese
derraschende Thatsache ergibt sich aus einer vor⸗
aun von dem Resultate der Berufsstatistik dem
eichstage mitgetheilten Uebersicht. Das Ergebniß
d daduich e en ne T
Montag, 23. April 1883.
18. Jahrg.
der Geburten um 48,000, im Jahre 1882 gar
uim 250,000 hinter dem bisherigen Durchschnitt
urückgeblieben ist; seit der Zählung aber 250,000
Menschen aus Deutschland ausgewandert sind. Die
Hesammtziffer der deutschen Bevölkerung beträgt
15.213,907, die Abnahme 20,154 Köpfe.
Ausland.
Aus London wird geschrieben: Deutschland
sei bemüht, die Türkei, Schweden und andere
eleinstaaien zu bestimmen, der Tripel⸗Allianz bei⸗
utreten.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
— Der junge Mann, der sich vor einigen
Tagen in Zweibrücken entleibte, (siehe. vor.
Nr), hieß nach den bei demselben vorgefundenen
Schriftstücken Karl Lan ger, war Handlungscom⸗
nis, aus Zobten im Regierungsbezirk Breslau und
Sergeant der Reserve des kal. bayer. 15. Infanterie-
stegiments. Ueber die Motive des Selbstmordes
derlautet nichts.
— Kufel, 21. April. Der Herr Bischof
Joseph Georg Ehrler wird am Dienstag den
8. Mai in der Kirche auf dem Remigiusberg den
dindern der Pfarreien Kusel und Remigiusberg
das Sakrament der h. Firmung ertheilen.
G. 3)
— Winnweiler, 21. April. Gestern Abend
erhängte sich der 33jährige Ackersmann Christian
Tornei Eymann zu Sattelhof CLangmeil), in seiner
Wohnung an einer Kette. Die Ursache ist Geistes⸗
törung. Derselbe ging seit einiger Zeit mit der
rinbildung herum, er müsse mit seiner Familie
erhungein, während er ein schuldenfreies Vermögen
von vielleicht 60 — 70,000 Mt. besitzt. GKais. 3.)
— Nach der „Pf. Zig.“ gehl die Polizei in
Ludwigshafen an der Hand des neuen Con—⸗
uubinatsgesetzes vor und hat sämmtliche da⸗
elbst im Conkubinate Lebenden aufgefordert, dieses
unerlaubte Zusammenleben aufzugeben und entweder
ꝛine eheliche Verbindung einzugehen, oder vollständig
‚on einander getrennte Wohnungen zu beziehen.
Bis jetzt soll an weit über hundert solcher Personen
ziese erwähnte Aufforderung zugestellt sein.
— Den Auswanderungs-Hauptagenten Ferdi—
iand Ruélius und Peter Rixius beide in
rudwigshafen wurden durch Regierungs-Ent—⸗
hließung vom 23. Februar die Bestätigung zurück⸗
jezogen, welche ihnen als Hauptagenten von Aus—⸗
banderungs⸗Expedientenhäusern seinerzeit ertheilt
vurden. Die hierwegen erhobenen Beschwerden
vurden durch höchste Entschließung des kgl. Staats
ninisteriums des Innern vom 31. März ds. Is.
ils unbegründet verworfen und die fragliche Regie⸗
ungs⸗Entschließung bestätigt. Es werden deshalb
nuch die Bestätigungen zurückgenommen, welche den
urch die genannten Hauptagenten aufgestellten Unter⸗
igenten seinerzeit in wiederruflicher Weise ertheilt
vurden. ——
— Die pfälz. Bahnen vereinnahmten im
rsten Vierteljahr 1888 um 148,960 Mk. 59 Pf.
nehr. als im aleichen Zeifranm des Vorjiahreß
Beerdigung wieder zu Tage zu fördern Der Er—
finder dieser Konstruktion beabsichtigt nun im Laufe
der nächsten Woche einen praktischen Versuch seines
Verfahrens durch Beerdigung seiner Person öffent⸗
lich zu veranstalten und wird hierüber Näheres
aachfolgen.
FMünchen. Der Verwaltungsgerichtshof hat
einen interessanten Entscheid publizirt. Es kam in
den letzten Jahren wiederholt vor, daß Gemeinden
hre Jagden durch Privatvertrag verpachteten, gegen
welche Praxis namentlich die Jagdliebhaber Stellung
nahmen. Der Verwaltungsgerichtshof hat nun ent⸗
schieden: Nach der Fassung des Art. 7 des Gesetzes
pom 30. März 1850, die Ausübung der Jagd
betr., ist ebensowohl die Verpachtung der Gemeinde⸗
jagd im Wege der öffentlichen Versteigerung als
die Verpachtung im Wege des Privatvertrages als
zulässig zu erachten. Eine staatsaufsichtliche Ver⸗
fügung, wodurch der von einer Gemeinde im Wege
Privatvertrages erfolgten Jagdverpachtung der Voll⸗
jug verweigert und die Verpachtung der Jagd im
Wege der öffentlichen Versteigerung angeordnet
vird, enthält eine Verletzung des gemeindlichen
Zelbstverwaltungsrechtes.
Das „Vaterland“ erinnert bereits in Bezug
auf die Schlauheit der Kammerpatrioten an folgen⸗
des schoͤne Verslein:
„Wir san koane Woͤlf,
San a koane Füchs,
Wir san Badrioten
Und sunst san mer nix.“
F Ein tragischer Vorfall hat sich in
dem Dorfe Birkholz, in der Umgegend Berlins
zelegen, in voriger Woche zugetragen. Dort feier⸗
sen die Altsitzer Schulze'schen Eheleute das Fest der
zoldenen Hochzeit. Nach der kirchlichen Einsegnung fand
in froͤhliches Mahl statt und am Abend betheiligte sich die
zanze Bevölkerung beim fröhlichen Tanz. Abends
gegen 11 Uhr zog sich das hochbetagte Jubelpaar
zurück und suchte sein bescheidenes Schlafstübchen auf.
Am anderen Morgen fand man Beide als Leichen
bvor. Die Ehefrau, welche zuerst verstorben, lag
im Bette, während ihr Ehemann, am Bette sitzend,
die kalte Hand der treuen Lebensgefährtin in seiner
zleichfalls erkalteten Hand hielt. Beide sind nach
irztlichem Ausspruch am Schlagfluß gestorben.
F Zürich, 18. April. Die Runggsche Kunst⸗
euerwerkerei zwischen Wettschweil und Bonnstatten
im Bezirk Affoltern), wo gerade fur die Festlich—
leiten der Landesausstellung größere Feuerwerkskörper
angefertigt wurden, ist heute Mittag unter heftigem
Zrach in die Luft geflogen, wobei drei Arbeiter ge⸗
ödtet worden find.
Ein unerhörtes Ereigniß erregte Donnerstag
Nachmittag in Par is auf dem Boulevards des
Italiens das größte Aufsehen. Der 36iährige
Börsenco ulissier Altschüler, ein geborener Hamburger,
doch seit zehn Jahren naturalisirter Spanier, stürzte
mit einem Revolver aus der Passage de l'Opera
und schoß auf's geradewohl in die dichte Menschen—
menge. Er verwundete einen Bankbeamten roͤdtlich
in die Lunge, einen Weinwirth schwer in der Hüfte
und eine Schneiderin unbedenklich in der Schulter.
Die Menge stürzte sich auf den Attentäter, ent—
waffnete ihn und hätte ihn zerrissen, wenn ihn nicht
Polizisten geschützt hätten. Auf's Polizisten-Com—
missariat gebracht, wurde er als irrsinnig erkannt.
Er hatte schon vor drei Jahren im Bois de Bo—
logne in's Publikum geschossen, war in eine Irren⸗
anstalt gebracht, jedoch als angeblich geheitt ent—⸗
—E——— Mehublinnn Xronooese b-»ist 624
Vermischtes.
München. In Hinblick auf die große
Aufregung, welche das Vorkommniß der Beerdigung
or Scheintodten hervorgerufen hat, ist es gewiß
»on großem und allgemeinem Interesse, zu verneh⸗
nen, daß, um derartigen schrecklichen Eventualitäten
u begegnen, eine Konstruktion erfunden wurde,
nesch⸗ gestattet derarfin⸗ Scheintanto auch unch der
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