Full text: St. Ingberter Anzeiger

kanz dumme Keschichte. Kenau ausgerechnet vier 
Dage vorher, war ich Sie nach Krimme kereest, 
wo mer meine Schwester ihren Keburtstag kemüth- 
lich kefeiert haben. Un wie ich denn uf den Nach- 
mittag noch en recht scheenes Schälchen Koffee ke⸗ 
runken habe, will ich heeme reesen un sitze Sie 
doch schon in'n Wagen, kase (plaudere) aber noch 
mit 'n kuten Freind, der mer's Keleite kekeben hatte; 
ich denke Sie ooch an karnischt Arges, wo denn 
»er Schaffner kommt und mit kroßem Krawall de 
Dühre zuschmeißt. Nu denk' ick aber ooch sokleich, 
ich soll Sie in'n Erdboden sinken. Hat Sie mir 
der Mensch, weeß Knäppchen, zwee Finger mit de 
Dühre inkeklemmt. Ich war Sie vor Schmerz 'n 
reener Tyrann keworden un hätte Sie 'n Bären 
in'n Käfig erwärgen können. Ich rufe Sie denn 
och kleich mit'ne Donnerstimme dem Mann durch's 
Fenster zu: „Ei, mei Kutster, Sie haben mer aus 
Berjehen die Fingern 'n bißken inkeklemmt; sind 
Se so freindlich und machen Sie kanz keschwinde 
de Dühre wieder uf!“ Un weil ich Sie nu 'n recht 
höses Kesichte machte, war Sie der Mann ooch 
schon vernünftig un macht Sie richtig de Dühre 
wieder uf. Na, ich habe ihm nachher 'n paar 
Zroschen zu'n Däppchen Bier kekeben; er hätte Sie 
doch de Dühre erscht uf de nächste Station ufzu⸗ 
nachen kebraucht.“ 
aFolgende Ordensgeschichte finden 
vir im „Deutschen Montagsblatt“: Ein ordenssüch— 
iger Schauspieler hat am Hoftheater eines generösen 
Fuͤrsten mit Erfolg gastirt, der Fürst drückte ihm mund— 
ich seine Befriedigung aus — aber der Orden erschien 
—X0 
weille. Endlich riß ihm die Geduld, er bestellte 
den Wagen und fuhr zur Bahn. Auf dem Wege 
dahin kommt man an dem Park des Souveräns 
vorüber. Serenissimus stand eben auf der Parkterrasse 
neben seinem Adjutanten, als der Gast mit einem 
ziemlich verdrossenen Gesicht vorüberfuhr. Als der 
Fürst ihn so herankommen sah, wendete er sich an 
einen Adjutanten: „Was hat den der A. 7“ Der 
Hofmarschall lächelte diplomatisch und wies nach 
zem Knopfloch. — „Ach so,“ lachte der Gebieter, 
„laufen Sie doch hinein und holen Sie einen Or⸗ 
den! Pst, pst, Herr A.“ Der Wagen kehrte um 
und lenkte dicht unter die Terrasse. Der Hofmar⸗ 
schall kam athemlos mit einem Papierpäckchen aus 
dem Schloß. „Hier!“ sagte der Fürst, dem ver— 
virrten Schauspieler das Päckchen zuwerfend. — 
„Auf Wiedersehen!“ Doch kaum hatte das Pferd 
ich in Trab gesetzt, als sich der Schauspieler erhob 
und zurückrief: „Durchlaucht, es sind zwei Orden!“ 
— Durchlaucht winkte: „Geben Sie den Andern 
dem Kutscher!“ 
In Lausanne starb in voriger Woche 
Prof. Gust. Soldan, 71 J. a. Gebürtig aus 
Hessen, kam derselbe in den dreißiger Jahren als 
—VV 
war mit Mazzini in dem schwarzen Buche ver— 
zeichnet, welches der damalige eidgenössische Vorort 
den einzelnen Cantonen zustellte. Trotzdem vom 
Canton Waadt gastfreundlich aufgenommen, wurde 
er am College in Lausanne als Lehrer der lateini⸗ 
chen Sprache angestellt und zum Professor hono- 
arius an der dortigen Akademie ernannt, in welcher 
Stellung er bis zu seinem Ende verharrte und sich 
allgemeine Liebe uad Achtung erwarb. 
FGeburtstagsfeier einer Matrone.) 
die Stadt Rom, die bekanntlich seinerzeit von den 
veiden römischen Gründern Romulus und Remus 
rbaut worden ist, feierte Samstag (21. April) in 
aller Stille ihren 2637. Geburtstag. 
4 Die Direktion der itabienischen Süd— 
bahnen hat bei der Firma Klett in Nürn⸗ 
»erg 900 Waggons bestellt und damit in ita— 
ienischen gewerblichen Kreisen große Aufregung 
ervorgerufen. Der Generaldirektor der italienischen 
5üdbahnen vertheidigt jetzt in einem Schreiben die 
zestellung bei der deutschen Firma; er betont, daß 
icht nur die Ersparnisse an Geld und die Rüchsich— 
juf Vollkommenheit der Arbeit bestimmend waren, 
ondern die absolute Nothwendigkeit, das Material 
in einem bestimmten Tage zu erhalten, und zwar 
inter Strafe für etwaige Betriebsstörungen; von 
862 -1880 habe die Gesellschaft stets ihre Wag⸗ 
jons (bis zu mehreren Tausenden) in Italien bauen 
assen, trotz höherer Kosten, geringerer Vollendung 
n der Arbeit und mehrfacher Schädigung durch 
erzögerte Lieferung. Inzwischen sei die Nichtein— 
zaltung der Lieferfristen zur Gewohnheit geworden, 
vährend die Anwendung der Konventionalstrafen 
ls eine Beleidigung gegen das Ansehen der heimi— 
hen Industrie und als Maßregel gegen dieselbe 
»etrachtet werde. Es komme noch hinzu, daß das 
eue italienische Handelsgesetz die Eisenbahnverwal⸗ 
ung einer Anzahl sehr harter Bestimmungen unter— 
oerfe und die strikte Einhaltung der an den Betrieb 
estellten Anforderungen verlange. 
New-York, 28. April. Im Staate Missi⸗ 
ippi richtete ein heftiger Wirbelsturm großen Schaden 
in. Die kleine Stadt Beauregard wurde vollstän⸗ 
ig zerstört, dreiundzwanzig Personen wurden ge— 
odtet und neunzig verletzt. In Wosson wurden 
7 Häuser niedergerissen, dreizehn Personen getödtet 
ind sechszig verwundet. Auch in mehreren anderen 
Irten wuürde großer Schaden verursacht. Gach 
eueren Berichten beträgt die Zahl der infolge des 
PBirbelsturmes im Staate Missisippi Getödteten 88, 
ie Zahl der Verwundeten, wovon viele lebensge⸗ 
ährlich verletzt sind, 300. Die Verheerungen sind 
ußerordentlich groß. Eine Depesche des „New⸗ 
horker Herald“ aus Georgia meldet, daß auch in 
iesem Staat ein Wirbelsturm wüthete, bei welchem 
20 Personen getödtet, 200 verwundet wurden.) 
F Das unsinnige Schnüren, ohne welches sich 
nanche Frauen die weibliche Toilette gar nicht denken 
önnen, und welches schon so sehr viel Unheil an⸗ 
zerichtet hat, wird in einem Modebericht des Pester 
loyd verdienter Weise hart mitgenommen: Das 
Blatt schreibt: Viele meinen, daß die Natur sich 
nach und nach an das Schnüren und Pressen 
voͤhne, daß man den weiblichen Korper „form⸗ 
nüsse und deshalb gut thue, die Mädchen sh 
zeitig Mieder tragen zu lassen. Diese Logik sche 
Taufenden eitler Müster so glaubwürdig, daß 
einen Anstand nehmen, ihre dreijährige Maͤdt 
chon in Corsets zu zwängen: im zwölften Jh 
hat das kleine Fräulein selbstverständlich schon 
zut geschweifte Taille, im vierzehnten wird es blei 
üchtig, im sechzehnten nervös, als junge Frau dj 
»ewundert, aber auch viel bedauert; sie kleid 
ich mit unnachahmlichem Chic, hat eine Taille zu 
Amsparnen, ist aber leidend, immer leidend, abg 
pannt, alle Curen wollen nicht anschlagen, die a 
o sehnlichst erhofften Mutterfreuden bleiben ihr de 
agi. Neiderfüllt blickt sie auf die Frau aus de 
Volke, die in üppigster Gesundheit und Rundun 
trahlt, der schöne, blühende Engelsköpfchen en 
Jegenlachen, die nichts von Hysterie, Nervenmri 
Zlutandraug, Brustschmerzen und dem ganzen de 
der sie plagenden Krankheitsschmerzeu weiß. 9 
teckt der Fehler? Man mag ihn noch so oft up 
saut nennen, Aerzte mögen noch so eindringlich a 
hu hinweisen, für die, die nicht hören wollen, 
ede Warnung umsonst, so lange die Mode ein⸗ 
Bebrauch begünstigt, der nicht nur unschön, sonde 
auch gesundheitswidrig ist. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Wollmesheim Jakob Wah 
Zutsbesitzer, 76 J. a.; in Mannheim die Gath 
»on Dr. Karl Glaser, Bina geb. Doflein;, 
Zaiserslautern Jakob Muth, Kammmeister; 
dürkheim Michael Schuhmann, 483 J. a.; 
Neustadt Frau Maria Schönig, geb. Jacqhu— 
in Deidesheim Rudolf Schmitt, 56 J. a.; 
Rohrbach bei Sembach Müller Jakob Lichti, 
J. a.; in Pirmasens Christian Düringer; 
Waldmohr Frau Maria Katharina Schmidt, 
Sutter, 53 J. a.; in Speyer Johann Jakoh Ser 
Metzget, 71 J. a.; in Sembach Andreas Gto 
31 J. a.; in Hambach Frau Anna Maria Kle 
eb. Weis. 75 J. a. 
nenstesnachrichten. 
Ernannt wurde zum Postadjunkten in Zim— 
brücken der geprüfte Aspirant Joh. Brum 
in Kaiserslautern. 
Entlassen wurde auf Ansuchen der Postadn 
Nik. Seitz in Zweibrücken. 
Zrieffasten der Redaktion. 
Preisräthsel betr. Da zu der auf verflosser 
Sonntag Nachmittag anberaumt gewesenen — 
oosung von den verehrl. Interessenten Niem 
erschien, findet die Herausloosung der beiden Pr 
am nächsten Sonntag, Nachmittags um 1 Uhrß 
und wird dabei für die Nichterscheinenden gezo 
werden. 
Fur die Redaktion verantwortlich F. X. Deme 
Holzversteigerung 
15951, buchen, aspen, kiefern, eichen — 
und birken Prügel, 
94 , buchen, aspen, kiefern, eichen 
und birken Krappen, 
513 buchen und kiefern Reiserwellen. 
Außerdem hat die Gemeinde 177 
kbm. Laub⸗ und Nadelholz⸗Gruben⸗ 
tempel auf dem Submissionswege zu 
vergeben und sind die verschlossenen 
Ifferten mit der Aufschrift: „Sub⸗ 
nission auf Grubenstempel“ 
zis längstens Samstag, den 28. Ifd. 
Mts., bei dem Bürgermeisteramt Ens— 
Jjeim einzureichen. 
Ensheim, den 24. April 1883 
H. Karren, Adj. 
Ein tüchtiger 
Feuerschmied 
Mein Uhrmacher 
Arbeiter) trifft demnächst ein. 
L. V. Hufsong, Bliesla 
zu Ensheim. 
Montag, den 30. April 
nächsthin, morgens um-9 Uhr, im 
Saale des Gastwirthes Fries zu 
Ensheim, werden nachbenannte Holz⸗ 
jortimente aus dem Gemeindewald da— 
jelbst, Schlag Trübenberg, Sach, 
Rtheinfelserloch, Doerstel uud zuf. Er⸗ 
zebnisse öffentlich auf Zahlungstermin 
nersteigert: 
35 buchen Stämme J., II., III., u. 
IV. Kl., 
2 eichen „IV. u. V. Kl., 
2 ahorn „II. Kl., 
11 birken „UL. Kl., 
g kiefern IV. u. V. Kl., 
lärchen V. Kl., 
aspen „ II. Kl., 
Kirschbaum⸗Stamm II. Kl., 
2 Fichten-Sparren, 
20 lärchen Trutteln, 
50 ,„ Bohnenstangen, 
128 5 u. kiefern Zaunpfähle, 
103 Ster buchen Scheitholz 1I. Kl., 
58, Anbr., 
tßz„läörchen u. kiefern Zaunprügel, 
um sofortigen Eintritt gesucht 
dauernde zie bei gutem euch nHianmimos. Neue Modelle p 
haus k0 SBaar oderA bzahlung. Weiden 
pp, rν, Berlin NW. Geëb 
Dampftesselschmiede Frankenthal. Pfalz. Anfragen werden sofort beantuo 
Dienstag den 8. Mai nächsthin 
ZTĩehungg der — 
Giesinger kath. Kirchenbau-Lotteri 
Diese Lotterie ist, mit 15,200 Geldgewinnen im Gesammtdetrage vo 
dbeefislbsdsigtadzelttül PDdlhpt V 
—XVVV 
Acubpitreffer von 50,000, 10, 000, 5000 M. ꝛc 
Auf 18 Loose bereits ein Baargewinn. B 
on Dienstag den 8. Mai Ziehung. E 
—Jedes Loos 2 Mark. A 
Der Vertrieb geschieht durch die Hauptagentur 
Julius Goldsehmit in Ludwigshafen aRh. 
und dessen Agenten: 
Joh. Weyrich in St. Ingbert, Frz. Woll St. Ingbe 
F. Laufer in Blieskastel. 
Saatwicken 
wieder eingetroffen bei 
Michel Fries, 
vormals Franz Grell's Nachfolger. 
Hirteneck 48. 
Ein Mädchen, 
das alle Hausarbeiten verrichten, 
vaschen und etwas kochen kann, wird 
ofort gesucht. — Näheres bei Herrn 
Ldehrer Drum m hier. 
druck und Berlag von F. X. Deme in St. Ingbert.