f Paris, 9. Jan. Vor einigen Tagen
wurde von dem Schwurgericht in Aix ein Mann
Ramens Jugy wegen schweren Diebstahls zu acht ⸗
Ahriger Zwangarbeit verurtheilt. Ergrimmt über
diese Strafe riß Jugy einem Stiefel vom Fuß und
schlenderte ihn dem Prasidenten an den Kopf. Der
nichtshof aber, nicht gewillt, sich diesen Angriff
Zuf seinen Vorsitzenden gefallen zu lassen, trat so—
fort in Berathung über dieses neue Vergehen und
derurtheilte noch in derselben Sitzung den Jugh
zu einer Zusatzstrafe von 15 Jahren Zwangsarbeit
und zehnjahriger Stellung unter Polizeiaufficht.
p (G wischen Mensch und Affe) Ein
jonderbares kleines behaartes Geschoͤpf wird gegen⸗
— Westminister
VLondon von einem Mr. Farini als„das fehlende
Glied“ in der Verbindungsreihe zwischen Affe und
Mensch gezeigt. Krao ist kein Monstrum in der
gewöhnlichen Bedeutung des Wortes, sondern ein
sehr gut aussehendes, intelligentes Mädchen von
ungesahr sieben Jahren. Es wurde nach dem über
sie von Mr. Farini gegebenen Berichte in einem
Walde von Laos bei Siam gefunden und von Herrn
Farl Bock, einem Norweger, welcher seit der von
—X— Head Hunters of Borne“ beschtie—
zenen Expedition nach Borneo auch Siam und die
Ztaaten des Nordostens von Hinder⸗Indien durch⸗
forscht hatte, nach England gebracht. Da er an
herschiedenen Orten von der Existenz einer behaarten
Menschenrace gehört hatte, welche einer Familie
ihnlich fein sollte, dieser im Hafen von Manda—
ay gesehen, setzte er eine Belohnung für die Ein—
angung eines solchen Exemplars aus. In Folge
dessen wurde eine Familie dieser sonderbaren Race,
zesiehend aus einem Manne, einer Frau und dem
eben ausgestellten Kinde, auch wirklich gefangen
und dem Forscher überliefert. Wenn die Kleine
weglief, so riefen sie die Eltern in einem klagenden
Tone: Kra-o, und so wurde dieser Ruf als ihr
Name angenommen. Der Vater starb schon in
daos an der Cholera, und der Beherrscher dieses
dandes schlug es ab, die Mutter ziehen zu lassen;
⸗eß gelang jedoch Herrn Bock, das Kind nach Bang—
nok zu bringen, und dort erhielt er vom König von
Siam die Erlaubniß, es mit nach Europa zu
zehmen. Die Augen des Kindes sind groß und
länzend, die Nase platt, die Nasenlöcher kaum
ichtbar, die Wangen fest und pfirsichfarben und die
Anterlippe dicker als die der Europäer. Die größ—
e sichbare Eigenthümlichkeit ist jedoch der starke
ind üppige Haarwuchs. Am Kopfe ist das Haar
chwarz, dicht und straff; es wächst über die Stirne
nieder zu den dichten Augenbrauen und setzt sich
in bartarigen Locken an den Wangen fort. Der
Rest des Gesichtes ist mit feinem, dunklen, flaum⸗
igen Haar, Schultern und Arme sind mit 1 bis2
Zoll langen Haaren bedeckt. Das Kind besitzt
außerdem eine schwarzartige Verlängerung der un⸗
tersten Rückenwirbel, und in der Formation seiner
Muskel, wahrscheinlich auch die Knochen, zeigt es
von der gewöhnlichen Form abweichende Bildungen,
m. die wahrscheinlich wissenschaftliche Diskussionen her⸗
vorrufen werden. Krao hat bereits einige englische
I Worte gelernt; sie ist offenen zuthunlichen Charakters
und zeigt über ihre Kleider, ihren Schmuck und
ihre Bänder aufrichtiges Entzücken.
(Siebzehn Städte in Brand ge—
steckt.) Man schreibt aus Alexandrien: „Der
Sultan des Reiches Wadai, das in seinem östlichen
Theile an die egyptische Provinz Darfur grenzt,
lebt schon seit einiger Zeit in der steten Furcht, daß
eines schönen Morgens ein egyptisches Heer die
Grenzen seines Landes überschreiten werde, um ihn
zu entthronen und die Herrschaft des Khedive auch
über Wadai auszudehnen. In dieser Furcht hat
»nter einen wahrhaft teuflichen Plan gefaßt und den⸗
selben auch in Ausführung gebracht. Er ließ näm—
lich 17 Siädte seines Reiches, die an der egyptischen
e⸗ Grenze lagen, mit den zu denselben gehörenden Dörfern
in Brand stecken und zwang dann deren Bewohner,
m nach dem Innern des Landes zu übersiedeln. Neben⸗
bei ließ er alle Brunnen in diesen Städten und
ihrer Umgebung verstopfen. Durch die Launen
dieses Tyrannen wurde so ein Gebiet von etlichen
hundert Meilen im Umfange förmlich in eine Wüste
umgewandelt und entvölkert. So wurde es einem
egyptischen Heere unmöglich gemacht, in Wadai ein—
zudringen, aber auch die egyptischen Karawanen
önnen jetzt nur noch auf weiten Umwegen in dieses
n Land gelangen.“
FNew⸗-York, 10. Jan. In Milwaukee
wurde New⸗Hall House, einer der größten Gasthöfe
11
der Stadt, durch eine Feuersbrunst zerstört, bei
welcher 75 Personen, zumeist Gäste, ums Leben
W
Die ertragreichste Eisenbahn der Welt ist
instreitig eine kleine Bahn, welche 2 Hotels auf
Janey-Island bei Newhyhork verbindet. Sie
sst nur 2000 Fuß lang und hat eine Spurbreite
bon 8 Fuß. Die Baukosten betrugen 27,000 Doll.,
uind der Betrieb — natürlich nur während der
Badezeit — kostet täglich 30 Doll. Obwohl der
Fahrpreis nur 5 Cents beträgt, beläuft sich die
Finnahme auf täglich etwa 450 Doll. Die glück—
ichen Aktionäre erhielten 1881 500 pCt. Dividende
F (Im eigenen Fette erstickt. In
Milwaukee starb vor Kurzem der schwerste Mann
der Stadt — er wog 486 Pfund — John Herzer
nit Namen. Der größte Sarg in der Stadt war
nicht groß genug, die riesige Leiche zu fassen, und
ie mußte daher in einer rasch zusammengeschlagenen
Ziste beerdigt werden. Die Leiche ging so schnell
n Verwesung über, daß man sie schon wenig
Stunden nach dem Tode aus dem Sierbehauste
nach dem Kirchhofe schaffen mußte. Herzer war
erst 28 Jahre alt. Mit 16 Jahren war er noch
'o mager und hinfällig, daß man fürchtete, er
vürde an der Schwindsucht sterben. Bald aber
ing er an, zuzunehmen und wurde in kurzer Zeit
o dick, daß man ihn jeden Morgen — er war
Schmied — per Wagen zur Arbeit fahren mußte.
Während der letzten Monate hatte die Fettansamm—
ung bei ihm einen solchen Umfang erreicht, daß
er es nicht wagen durfte, sich zum Schlafen nieder⸗
zulegen, weil er unfehlbar erstickt sein würde. Er
nußte daher in sitzender Stellung in einem Lehn—
tuhl schlafen ist aber dessen ungeachtet im Schlaf,
erstickt.
4 Ueher einen Schwefelberg in Kalifor—
nmien berichtet die San Fraucisco, Abendzeitung“:
Dr. E. T. Burnette von Oakland kaufte vor ei—
niger Zeit in der Nähe von Los Gatos einen
Berg, den er zu Weidezwecken benützen wollte. E—
»efand sich dort eine Quelle, die jedoch nicht ne—
nügend Wafser lieferte, weshalb Dr. Burnette die—
elbe tiefer ausbohren ließ. Zu diesem Zwecke wat
es nöthig, einen Schacht zu graben, und wurden
die dabei zu Tage gefoörderten Steine achtlos zur
Seite geworfen. Kürzlich umbauten die Arbeits-
eute eine Art von Heerd mit diesen Steinen und
varen nicht wenig erstaunt, als nach Anzündung
eines Feuers plötzlich die ganze Kochvorrichtung in
jellen Flammen stand und sich gleichzeitig ein in—
ensiver Schwefeldunst bemerkbar machte. Man
»enachrichtigte Dr. Burnette, und als di ser die
Zache näher untersuchte, stellte sich heraus, daß der
zjanze Berg aus Schwefel bestand, resp. daß etwa
)5 Prozent Schwefel aus dem Gestein desselben
zewonnen werden könnten. Der Marktpreis einer
Tonne Schwefel beträgt durchschnittlich daselbst 20
Dollars (84 Mark), woraus sich ergiebt, daß der
Berg für seinen Besitzer, der ihn verhältnißmäßig
hvillig gekauft. Mislionen werth geworden ist.
— — —
Dienstes-Nachrichten.
Die kath. Pfarrei Esthal wurde dem Pfarrer
Keßler in Niederschlettenbach verliehen.
Marktberichte.
Zweibrücken, 11. Jan. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗
ualienmarkt.) Weizen 9 M. 36 Pf., Korn 7 M. 12 Pf.,
Spelz 0 M. — Pf., Spelzkern — M. — f., Dinke
— M. — Pf. Mischfruht 7 M 48 Pf. Hafer 6 M
15 Pf., Erbsen dhi. — ppf. Wicken d N. — pf.
Berste zweireihige 6M. 78 Pf., vierreihige d M. — Pf.
dartoffeln 3 M. 50 Pf. Heu 8 M. 50 Pf., Stroh 2 M
50 Pf., Weißbrod 1/3 Kilogr. 53 Pf., Kornbrod 3 Kil.
58 Pf., Gemischtbrod 83 Kilogr. 73 Pf., paar Weck 90 Gr.
3 Pf. Rindfleisch J. Qual. 60 Pf., II. Qual. 50 Pf. Kalb⸗
leisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 55 Pf.,
Butter !/3 Kilogr. 1IM. 12 Pf. Wein hLiter 80 Pf.
Bier J Liter 24 Pf.
Homburg, 10. Jan. (Fruchtmittelpreis und Viktu
alienmartt.) Weizen O M 40 Pf., Korn 7 M. 36 Pf.
Spelzkern — M. — Pf. Spelz 0 M. — Pf., Gerste
dreihige — M. — Pf., Gerste 4reihige — M. — Pif.
Hafer 6 M. 32 Pf., Mischfrucht 7 M. 15 Pf., Erbsen
DM. — Pf., Widen 0 M. — Pf., Bohnen O M.
— Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund
— Pf. Gemischtbrod 6 Pfund 70 Pf. Ochsenfleisch — Pj.
Rindfleisch 56 Pf., Kalbfleisch 50 Pf., Hammelfleisch - Vi.
Schweinefleisch 50 Pf., Butter 1 Pfund 1 M. 15 Pf
Zartoffeln per Ztr. 2 Me80 Pij.
Kaiserslautern, 9. Jan. (Fruchtmitielpreis und
Bittualienma kt. Weizen 9 Mk. 18 Pf., Korn 7 Mt
31 Pf., Spelzkern 10 M. 60 Pf., Spelz 6 M. 85 Pf.
Gerste 6 M. 41 Pf., Hafer 6 M. 17 Pf., Erbsen 8 M
15 Pf., Wicken 8 M. 15 Pf., Linsen — M. — Pf, Klee⸗
samen — M. — vf. Schwarabrod 6 Pfund 74 Pi., do
3 Pfd. 37 Pf., Gemischtbrod 3 Pfund 42
Bfd. M. 1,02 -0 00 Eier 2 Stück 15 Pf.,
Zentner 3 M. 40 bis 0O M. — Gf., Stroh 2
is O M. Heu pro Ctr. 8 M. 10 Pf. bis 0
leeheu 3 M. 45 Pf. bis M — pf.
Fur die Redaktion verantwortlich F. RX. Demt
dilfskomite zur Wiederherstellung der zerstört.
Heimstätten in Ludwigshafen a. Rh. uno Un
gebung GHemshof, Friesenheim, Oppau, Edig—
heim u. s. w.)
VBorsitzender: Commerzieurath Dr. August Clemm.
Aufrufl!
Zur Bewältigung des durch das Hochwasser
eingetretenen augenblicklichen Nothstandes der hiesi⸗
gen Stadt wie der Nachbargemeinden hat sich durch
Beschtuß vom 1. Janunar der Stadtrath dahier
tark gemacht.
Es werden aber nach Zurücktreten des Rheines
n seine Ufer ncch weit größere Uebelstäude
ils die momentane Nihrungsnoth zu
heseitigen bleiben, insbesondere muß für die
Wiederherstellung und Wie der
einrichtung der von den Wasser fluthen
verwüsteten Heimstätten der
Beschädigten
Sorge getragen werden.
Hierzu bedarf es großer, außecgewöhnlicher
Mittel. Um diese zu beschaffen, hat sich heute das
interzeichnete Comite gebildet, welches sich bereit
rklärt, Spenden an Geld, Hausrath,
Kleidungsstücken und Saatfrüchten ent⸗
gegenzunehmen, und welches sich die Aufgabe stellt,
die dacgereichten Gaben gewissenhaft zu dertheilen.
Ludwigshafen a. Rh., 2. Jau. 1883.
Commerzienrath Dr. August Clemm, Vorsitzender.
Landiagsabgeordneter Clemens Grohö, Stellver⸗
tretet des Vorsitzenden. Fabrikdirector Adolph
Jacquet, Cassier. Fabrikdirektor Rud. Schmidt.
Schrififührer.
C. H. Andersen, Kaufmann. H. Biederwolff, Gü—
terverwalter. Abraham Forrer, Gutsbesitzer. Dr.
Tarl Grünzweig, Fabrikant. Eduard Henrich,
Bureauvorstand. Hofherr, katholischer Pfarrer.
Wendel Hoffmann II., Baumeister. A. v. Jaeger,
kgl. Regierungsdirektox. Keim, protestantischer
Pfarrer. E. Klingenburg, in Firma: Gebrüder
Röchling u. Klingenburg. Gottfried Krug, Buch—⸗
druckereibesitzer. August Lauterborn, Buchdruckerei⸗
besitzet. J. Lavale, Direktionsrath. Dr. F. R.
Michel, Fabrikant. E. Mündler, Eisenbahndirektor.
Dr. Ney, prakt. Arzt. Dr H. Schlinck, Fabrikant.
Joseph Trau, Direktionsingenieur.
IJeder der Unterzeichneten ist bereit,
IR
über dieselben in öffentlichen Blättern Rechenschaft
abgelegt werden.
RNußlaud, Land und Leute. Heraus⸗
gegeben von Hermann Roskoschny. Verlag
von Greßner u. Schramm, Leipzig. — Mit der
soeben erschienenen 6 Lieferung dieses groß ange—
egten Prachtwerkes hat das erste Kapitel, die Be—
schreibung Moskaus, seinen Abschluß gefunden.
Der lebendigen, fesselnden Schilderung der alten
Zarenstadt, die eine Menge für uns neuer, inter⸗
essanter Mittheilungen enthält, sind fast Seite für
—A
beigegeben. Als die prächtigsten heben wir her—
vor: das Erlöserthor, die Himmelfahrtskirche und
die Erzengelkirche im Kreml, die Erlöserkirche, das
NRonnenkloster auf dem Jungfernfelde, das Troitzky-
Kloster und (in Doppelfolio) der Tod Iwans des
Schrecklichen, Zeichuung von N. Gnjeditsch. Das
Werk hält unbestreitbar in jeder Beziehung, was
im Prospekt versprochen wurde, und reiht sich eben⸗
hürtig den vornehmsten Prachtwerken an. Im
Verhältniß zu dem, was geboten wird, ist der Preis
von 1 Mark vpro Lieferung ein sebr geringer.
Schmidt und Günther's Leipziger Illustrirte
Jagdzeitung 18883 Nr. 7, herausgegeben vom Königl.
Sberforster Nitzich e, enthält folgende Artikel:
Beiträge zu einer Geschichte der Jagdämter in Deuisch⸗
land. Von Eduard Rüdiger. — Sonntagsjagd. Von B.
Rauchenegger. — Aus Rumänien. Von C. A. Eberle. —
Mancherlei. — Illustrationen: Auerochsen im Bialowiezer
Walde. Bon Oscar Frenzel. — Der Kiebitz. — Inserate,
Die Illustrirte Jagdzeitung von Schmidt und
Gunther in Leipzig erscheint am 1. und 15. des Monats
und kostet bei den Buchhandlungen halbjährlich M. 8. Bei
dven Vostäanstalten vierteliäbrlich M. 1.50