Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
* St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wdchentlich füunfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerotag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich MA 40 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 4, einschließliq 
(0 ñ Zuftellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Sarmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 04. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
MÆ 8SI. 
Fur die Monate Mai und 
E Juni nehmen die Postanstalten, 
zie Austräger und die Epedition Befstell— 
ungen auf dieses Blatt entgegen. 
Volitische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Franukfurt, 27. April. In Wiesbaden wie 
Darmstadt hat am verflossenen Montag die Con⸗ 
tituirung der dort befindlichen Mitglieder zu Sec⸗ 
ionen des deutschen Colonialvereins stattgefunden. 
In Wiesbaden sind bereits über 100 Männer der 
ersten Gesellschaftskreise dem Verein gewonnen 
dieselben versammelten sich am Montag Abend in 
inem der Säle des Casinos, um über die An— 
nahme der vom provisorischen Comité verfaßten 
Statuten zu berathen und einen Vorstand zu wählen. 
die Grundlage der Wiesbadener Statuten bilden 
diejenigen der Section Mannheim, von denen man 
edoch in einigen Punkten abweichen zu müssen 
meinte. Nach recht lebhafter, anregender Debatte 
wurden die Vorschläge des Comités fast unverändert 
ungenommen, ebenso die von demselben vorge— 
chlagenen Herren mit überwiegender Majorität in 
den Vorstand gewählt. An den nun folgenden 
fesselnden Vortrag des Herrn v. Müller aus Heidel- 
erg über seine Reise von der Westküste Afrikas 
durch das Küstenland von Abessinien, die Woina— 
Daka, bis auf die Höhe des Debra ˖Sina im noͤrd⸗ 
ichen Alpenlande jenes Aequatorialstaates schloß der 
borsi zeude Herr Professor Dr. Grimm einen zündenden 
Appell an die Anwesenden, einmüthig und mit 
allen Kraften für die nationalen Aufgaben des 
eutschen Colonialvereins arbeiten zn wollen. Gerade 
ziese Section befitzt dazu die vollste Befähigung 
za ihre Mitglieder sich zum großen Theile aue 
olchen Männern zusammensetzen, welche lange Zeit 
im Auslande gelebt und gewirkt haben, ehe sie mit 
hten reichen Erfahrungen in die Heimalh zurück⸗ 
ehrten. Wir rufen der neuen Section ein freudiges 
Blückauf! zu. (Fr. J.) 
Berlin, 25. April. Das Abgeordnetenhaus 
dute den Antrag Windthorst (Freigebung des 
Resselesens und Sakramentespendens) in nament⸗ 
cher Abstimmung mit 229 gegen 133 Stimmen 
b. Dagegen stimmte der groͤßte Theil der Kon— 
erxvativen, die Freikonservatiben, die Sezessionisten 
mit einiger Ausnahmen) und der größere Theil 
er Fortschrittspartei. Darauf wurde der Antraę 
Ulthaus und Genossen mit 209 gegen 154 
Stimmen angenommen. Derselbe lautet: Für den 
jall der Ablehnung der Anträge Windthorst aus 
usprechen: Die koͤnigliche Staatsregierung wolle 
obald es die mit der Kurie schwebenden Verhand⸗ 
ungen angezeigt erscheinen lassen, dem Landtage 
er Monarchie Linen Gesetzentwurf vorlegen, welcher 
e rganische Revision der bestehenden kirchenpoli. 
ischen Gesetzgebung enthält, und« in Erwägung 
iehen, ob nicht in Uebereinstimmung mit den Gruͤnd. 
rdanken der orgamschen Revision Vorsorge zu 
resen sei, daß diejenigen Bestimmungen beseitigt 
peden, in Folge deren die Geistlichen wegen 
Zpendens der Sakramente und des Messelesens in 
qe gezogen werden. Dafür stimmten die 
onservativen, das Zentrum und die Polen. 
Berlin, 26. April. Die Holzzollkommission 
uhm in zweiter Lesung den ßunn 11 gegen 
Stimmen in folgender Fassung an: Für Bau—⸗ 
d Nutzholz, weun dasselbe erstec roh oder blos 
Samstag, 28. April 1883. 
—18. Jahrg 
— 
mit der Axt vorgearbeilet ist oder lediglich Enden, 
mit der Säge eingeschnitten sind, für eichene Faß— 
dauben, ungeschälte Korbweiden, Reifenstäbe beträg— 
der Zoll pro 100 Kilogramm 30 Pfennige oder 
pro Festmeter 180 Pfennige; wenn dasselbe zweitens 
in der Richtung der Langachse oder auf anderem 
Wege zerkleinert ist, für Faßdauben, welche nicht 
inter Vos. 1 fallen, sowie ähnliche Säge-Schniti— 
varen beträgt der Zoll pro 100 Kilogramm 70 
Pfg. oder pro Festmeter 4 Mark 20 Pfg. — Die 
Tommission wegen Entschädigung für erlitiene Straf— 
und Untersuchungshaft nahm in erster Lesung den 
Antrag Philipps mit 8 gegen 1 Stimme an. 
Die Gewehrfrage für die deutsche Armee 
beschäftigt, wie bekannt, mit besonderer Lebhaftig— 
keit zur Zeit unsere militärischen Kreise. Es in 
natürlich, daß sich auch jetzt bei der eventuellen 
Sinführung einer neuen Waffe zwei besondere Ström⸗ 
uingen in den betheiligten Kreisen geltend machen. 
Dagegen sind namentlich ältere Offiziere, etwa vom 
Regimentskommandeur aufwärts, während die jüngere 
Beneration den Fortschritt auf diesem Gebiete in 
der Einführung des Repetirgewehres erblickt. Se 
leistungsfähig nun unser Infanteriegewehr M/71 
nuch ist, der unbestreitbare Mangel haftet ihm an 
daß in Folge der eigenartigen Konstruktion des 
Verschluß⸗Mechanismus die Schlagfeder, welche mit 
29 Pfd. Kraft wirkt, zu stark sein muß. Das 
Auseinandernehmen des Schlosses ist deshalb schwer 
ind selbst sensihle Zundhütchen ließen nicht immen 
VBersager vermeiden. Nur in Rüchksicht der Kost— 
pieligkeit war unter vielen Vorschlägen für ein 
zesseres Gewehr eine Aptirung des Insanterie⸗Ge— 
vehres M, 71 in Versuch genommen worden, unt 
‚war bei den Garde⸗Schützen in Berlin. Ein durch⸗ 
aus neues Modell ist naturgemäß von größerem 
Werth, und so ist zur Zeit bei Truppentheilen in 
önigsberg i. Pr., in Stettin, Mainz und Span⸗ 
dau ein neues Gewehr von Mauser in der Gesammt⸗ 
zahl von etwa 2000 Stück in Gebrauch der Truppe, 
welches mit den Vortheilen eines vortrefflichen Ein⸗ 
zelladers diejenigen eines Repetir⸗Gewehres vereinigen 
soll. Das Magazin zur Repetirung liegt unter 
dem Lauf und fast 10 Patronen, welche durch die 
Patronen⸗Einlage eingeführt werden. Die elfte 
Patrone liegt eventuell im Lauf selbst. Die Hand⸗ 
zriffe zum Laden, das Aeußere des Gewehreß un⸗ 
erscheiden sich kaum beim Gebrauch als Einzellader 
don dem bisher gebräuchlichen Modell / 71, so daß 
Befürchtungen bezüglich erschwerter Ausbildung der 
Mannschaft nicht vorliegen. Zum Gebrauch des 
Magazins aber gehört ein besonderes Kommando 
und ein besonderer Griff, der das Gewehr in eine 
hestimmte Lage bringt, um mit kräftiger Bewegung 
eines Mechanismus das Magazin zu schließen und 
zu öffnen. Eine Gefahr des Verschießens scheint 
nan in Fachkreisen wenig zu fürchten, denn das 
Bewehr wird genau wie das bisherige verwendet, 
und nur im entscheidenden Moment tritt auf be— 
sonderes Kommando die Benutzung des Magazins 
ein, dessen vorherige unerlaubte Benußung um so mehr 
ausgeschlossen ist, als der Soldat jenen Handgriff 
nicht unbemerkt ausführen kann und sehr bald selbsi 
den Werth des gefüllten Magazins erkennen muß. 
Uebrigens braucht keineswegs das ganze Magazin 
nach Oeffnung desselben ausgeschossen zu werden 
sondern schon nach 3, 4 oder mehr Schüssen kann 
das Magazin wieder geschlossen, das Gewehr als 
Finzellader wie bisher benutzi werden. Der Preis 
des neuen Gewehres stellt sich auf pptr. 72 Mark 
nit Magazin etwa 6 Mark theurer. Die Ausgabe 
welche da bevorstände, würde allerdings die ernsteste 
Vorsicht in der Entschließung rechtfertigen und zur 
Pflicht machen. (B. Tgbl.) 
Ausland. 
Eondon, 24. April. Aus verschiedenen 
Theilen des Landes sind heute wieder Nachrichten 
über fenische Attentate oder vermeintliche Angriffe 
der irischen Verschwörer zu registriren. 
In Chatham wurde in der Nähe der Festungs⸗ 
wverke eine kleine Menge Dynamii aufgefunden; 
bei derselben lag ein Zettel mit der Aufschrift. 
„Wehe dir Chatam“. 
In Folge gewisser Informationen, welche in 
den Besitz der Behörden gelangt sind, werden in 
Portsmouth die Filiale der Bank von England, 
das Zollamt und andere öffentliche Gebäude don 
Detectives bewacht. 
In Richmond, wo man einen fenischen An⸗ 
zriff erwarten zu müssen glaubt, ist die Waffen⸗ 
ammer des 5. Freiwilligen-⸗Regiments von einer 
ttarken Militärabtheilung besetzt worden. 
Die Dubliner Postbehörde hat einen anonymen 
Brief erhalten, welcher sie unterrichtet, daß ein 
Complott bestehe, das Generalpostamtsgebäude in 
die Luft zu sprengen. 
In Cork wurde am heutigen Morgen die Fisch⸗ 
halle polizeilich durchsucht; man vermuthete dort 
eine Waffenniederlage der Fenier, fand aber nichts 
Verdächtige Vorgänge innerhalb der Kreise der 
in London wohnenden Nihilisten, von denen viele 
während der letzten 14 Tage London verließen, um 
sich, wie man vermuthetet, nach Moskau zu be— 
geben, haben die russischen Polizeibehörden deran⸗ 
latzt, das Ersuchen an die britische Regierung zu 
stellen, einige Detektives noch vor der Krönung 
nach Moskau zu senden. Acht Offiziere der Ge— 
heimpolizei, welche die in London ansässigen poli— 
litischen Flüchtlinge genau kennen, werden infolge 
dessen nach Rußland abreißen, um während der 
serönungszeit Dienste zu leisten. 
Warschau, 26. April. In Folge eines 
Strikes der Fabrikarbeiter in Zyrardow war Mili— 
tar dorthin abgeschickt worden zur Verhaftung der 
Anführer. Das Militär, welches mit Sieinen be— 
vorfen wurde, machte von seiner Waffe Gebrauch. 
In Folge dessen wurden zwei Arbeiter getödtet und 
fünf schwer verwundet. 
Man behauptet, die englische Regierung habe 
angesichts der Thatsache, daß die gefährlichsten Feinde 
des Staates auf dem Boden der Vereinigten 
Staaten ein Asyl fänden, in welchem sie frei 
und gleichsam unter den Augen der Polizei ver— 
brecherische Anschläge schmieden und Vorkehrungen 
zur Bedrohung der staatlichen Ordnung Englands 
treffen köͤnnten, von neuem einen „Ideeaustausch“ 
über die Abänderung der bestehenden Gesetze bezw. 
Auslieferungsverträge angeregt und bei den ameri— 
anischen Staatsmännern geneigtes Gehör gefunden. 
Ob dieses bereitwillige Eingehen auf die Wünsche 
Englands indessen zu einem erprießlichen Ergebniß 
führen wird, welches den Verschwörern in Zukunft 
ihr Metier unmöglich machen oder wenigstens doch 
erschweren wird, steht noch dahin, da e4 bekanm 
ist, daß das amerikanische Volk der Einschränkung 
der bestehenden Freiheiten sehr abgeneigt ist und 
der Prasident, wenn er wirklich Lusi haben sollte, 
den englischen Wünschen zu entsprechen, in der 
öffentlichen Meinung wie auch in den Volksvertret 
ungskörpern auf heftigen Widerstand stoßen wird. 
Es ist eine eigeuthümliche Fügung der Umstände, 
daß derjenige Staat, der bisher das bedeutendst—