Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmalr Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs- 
dilat und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 60 H, einschließlich 
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auf welche die Erpedition Auskunst ertheilt, 13 —, bei Reclamen 30 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
AÆ IO. 
Montag, 15. Januar 1883. 
—18. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
das 6. Corps befehligte, auch in diesem Jahre das Jworden find, d. eine Mehrung ihrer Kapitalrenten 
Manöver leiten wird. von über 100 M. Fehren 8 eingetretene 
Einkommens⸗- oder Kapitalrenten⸗-Mehrung in der 
slaud Zeit vom 18. bis 81. de. Mis. bei dem“k. Rent- 
London, 11. Jan. Im Anschluß an meine Imie oder der Gemeinde-Vehoörde anzuzeigen haben, 
zestrige Mittheilung bin ich heute in der angeneh und zwar, soweit die Kapitalreniensteuer in Frage 
men Lage, Ihnen? zu melden, daß sich auf Veran⸗ ist, unter Angabe des Zeitpunttes des Beginnes 
lassung der angesehensten hier ansässigen Kaufleute id beziehungsweise der Erhöhung des Renten- 
ein Hilfscomite für die Ueberschwemmten in Deutsch⸗ bezuges 
land gebildet hat. Drei an der Spitze des erlasse⸗ *. Blieskastel, 14 Jan. Dem hie⸗ 
nen Aufrufes befindliche Firmen haben mit je 250 fügen Frauenvere ine, der sich angefichts der 
pfd. Sterl. oder 5000 Mark die Sammlung er⸗ ijber die Pfalz hereingebrochenen Wassersnoth dieser 
ffnet. Im ganzen sind vom Comite allein schan Tage, wie schon in bor. Nummer berichtet, gebildet 
1200 Pfd. Sterl. oder 24,000 Martk gezeichnet hatefind berenns 82 Damen beigetreten. In Weben⸗ 
d das Endresultat diesen Betrag weit Zeim ist ebenfalls ein Frauenverein ins Leben ge⸗ 
2 kreten, dem sich bis dato 21 Damen angeschlossen 
London, 18. Jan. Die Times meldet aus daben— de dieses Vereins ist Frau En— 
Konstantinopel, die englische Note vom 10. Januar nehmer Harimaun dafelbst. 
berühre auch die Suezcanalfrage und die Bedingung — Pirmasens, 13. Jan. Für die gestern 
für den definitiven Rüchzug der britischen Truppen durch Stadtrathsbeschluß besetzte hiesige Bauschaffner- 
aus Egypten, welcher eintreten wird, sobald die elle halten sich micht weniger ais 97 Bewerber 
Hauptzwecke erreicht sind. jemeldet. Unter denselben waren fünf Herren aus 
London, 14. Jan. Der Herzog und die Zerlin, solche aus Posen, Brandenburg. Hannover, 
Herzogin von Edinburg gehen morgen Abend ghln. ꝛe e. Mehrere der Bewerber hatten mit 
aach A zur silbernen Hochzeit des Kronprinzen⸗ hestem Erfoige das Staatsexamen vestanden und 
naureß länzende Zeugnisse aufzuweisen. Der siegreiche 
Dublin, 18. Jan, Gestern Abend erfolgten Ie Fene iee br e Johann gt 9 * 
in mehreren hiesigen Stadwirteln zahlreiche Ver · Ihzlen Jahren mehrere größere Privathäuser dahier 
haftungen. In den Wohnungen mehrerer Ver. rhaut und auch vie Bauleitung bei dem hiefigen 
hafteten wurden heute früh Waffen aufgefunden Schulhausneubau war ihm übertragen.“ (P. N) 
Die Mehrzahl der Verhafteten besteht aus Arbeitern — In Folge des anhaltenden Regenwetters und 
h deder fich aber auch ein Municipalrath dar: darauf folgenden Frost ist, wie der „L. A.“ meldet, 
54 auf der Maden burg die Hälfte des Thurmes 
Da⸗ rusß ische Ralserze at und de Kai⸗ eingestürzt; die Trümmer —* theils in den Ci⸗ 
serfamilie übersiedelten nach St. Petersburge fiernenhof, weils auf den an der Wesiseite der Burg 
und nahmen im Aniischkoff-Palais Wohnung. heraufführenden Weg. 
— Rheingönheim, 12. Januar. Heute 
Abend wurde der Arbeiter Peter Frosch von 
Mutterstadt, 88 Jahre alt, zwischen Rheingönheim 
und Mundenheim vom Arbeiterzuge überfahren. 
Der Kopf wurde demselben vom Rumpfe getrennt. 
— Zwischen Lauterburg und Neuburg 
a. Rh. ist am 10. ds. Mts. ein Nachen unterge⸗ 
gangen. Dem „L. A.“ zufolge soll derselbe mit 
Kohlen beladen gewesen und von einem Neuburger 
Schiffer und dessen 14jährigem Sohn geführt wor⸗ 
den sein. 
—- Die beim Centralcomite in Ludwigs- 
hafeéen für die Ueberschwemmten eingegangenen 
Gaben belaufen sich bereits auf 145,000 M., wo⸗ 
von auf Antrag des Banquiers Lederle 100,000 
bei der Volksbank verzinslich angelegt wurden, und 
welche zum Aufbau der zerstörten Wohnhäuser in 
den Amtsbezirken Frankenthal und Ludwigshafen 
verwendet werden sollen. 
— Die München⸗Aachener Feuerversicherungs— 
Gesellschaft hat den Ueberschwemmten der Pfalz 
5000 M. Unterstützungsgelder zugewiesen. Ein 
treffliches Beispiel das andere ähnliche Institute 
veranlassen dürfte, ebenfalls ihre Mildthätigkeit für 
die so hart vom Unglück betroffenen Rheinorte zu 
bethätigen. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 13. Jan. Die Petition an den Reichs— 
ag bezüglich des Reichsstempelabgabengesetzes, welche 
die hiesige Handelskammer an sämmtliche bayerische 
dandelskammern mit der Bitte um Zustimmung 
uͤbersandt hat, schließt analog dem von den Wür— 
ttembergischen Handels- und Gewerbekammern aus— 
zesprochenen Wunsche, mit der Bitte: „Es moͤge 
hdas Reichsstempelabgabengesetz vom 1. Juli 1881 
'm Wege der Revission in eine leichter faßliche, 
alle Zweifel ausschließende Form gebracht, zum 
mindesten aber durch eine authentische Interpretation 
die den ganzen Handelsstand drückende Uebersicht 
gehoben werden und das Waarengeschäft von einer 
Neubelastung durch das Gesetz verschont bleiben.“ 
Muüͤnchen, 18. Jan. Für die Dauer der 
Abwesenheit des Staatsministers Frhrn. v. Fei— 
eitzssch ist das Portefeuille des Staatsministeriums 
»es Inneren dem Herrn Staatsrath v. Dillis 
ibertragen. — Mit der Leitung der Geschäfte der 
aiserl. russischen Gesandtschaft ist infolge der Ab— 
herufung des Gesandten Grafen Osten⸗Saken der 
erste Legationssecretär J. v. Westmann betraut. 
Berlin, 12. Jan. Abg. Dr. Hirsch be— 
zründet seinen Antrag auf Anordnung von Schutz— 
borrichtungen in Fabriken. Er gibt aus den Be— 
richten der Fabrik-Inspektoren eine statistische 
Uebersicht über die zahlreichen Unfälle, die durch 
die allereinfachsten Schutzvorrichtungen fast stet? 
hätten vermieden werden können. Bundesbevoll⸗ 
mächtigter Lohmann spricht die volle Sympathie 
der Bundesregierung zur Idee des Antrags aus 
Preußen habe dem Bundesrathe bereits einen Ent⸗ 
vurf, solche Schutzmaßregeln betreffend vorgelegt. 
Der Antrag Preußens werde veröffentlicht, um ihn 
der Kritik zugänglich zu machen. Derselbe solle 
zunächst von einer Sachverständigen-Commission 
begutachtet werden, damit das erreichbare Beste ge— 
schaffen werde. Man müsse vorsichtig sein, denn 
neben dem Interesse der Arbeiter stehe auch das 
Interesse der Industrie, damit nicht allzuweit geh— 
ende Ansprüche gestellt würden, welche den Ruin 
einzelner Industriezweige zur Folge haben könnten. 
Die Regierung wolle weitere Schritte sparen, bis 
aüber das Schicksal des Unfallversicherungsgesetzes 
Klarheit geworden sei. Stolle (Socialdemokrat) 
schildert die Unzulänglichkeit und Mangelhaftigkeit 
des Haftpflichtgesetzes. Es bedürfe energischer Schutz⸗ 
maßregeln, man brauche nicht zu befürchten, durch 
solche Maßregeln ganze Industriezweige zu ruiniren. 
Sbert ist Freund eines umfassenden Schußes, 
ꝛestreitet aber, daß so große Mißstände vorhanden 
seien, wie Vorredner behauptele. Blum hofft, daß 
durch die Initiative des Bundesraths bald eine 
umfassende Fabrikgesetzgebung geschaffen werde. Die 
Discussion wird hierauf geschlossen und der An⸗ 
trag fast einstimmig angenommen. 
Berlin, 18. Jan. Der Reichsanzeiger mel⸗ 
det: Das Staatsministerium beschloß die Wieder⸗ 
aufnahme der Staatsleistungen für den preußischen 
Antheil der Erzdiöcese Ollmütz vom 1. Oktober 
1882 ab. 
Das diesjährige Kaisermanöver, welches 
nach allen bisherigen Nachrichten für das rheinische 
Armeekorps mit dem Hauptquartier Düsseldorf pro— 
ectirt war, wird, wie bestimmt verlautet, nicht dort, 
ondern beim 4. Armeekorps stattfinden, so daß 
Heneral v. Blumenthal, der im vorigen Jahre in 
Vertretung des erkrankten Generals v. Tümpling 
Lokale und vfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 15. Jan. In der gestri— 
zen Generalversammlung des Krieger— 
vereines wurde wieder eine Anzahl neuer Mit 
zlieder aufgenommen, so daß die gesammt Mit— 
zliederzahl 181 beträgt. Außerdem sprach sich die 
Versammlung für Errichtung eines Gesangchores 
mnerhalb des Kriegervereins aus. Obwohl sofort 
mehrere Mitglieder ihre Betheiligung zusagten, se 
wird doch in der nächsten Zeit noch eine Liste bei 
den Vereinsmitgliedern in Cirkulation gesetzt wer— 
den, um noch weitere Kräfte innerhalb des Vereins 
zur Mitwirkung bei dieser schönen Sache zu ge— 
vinnen. Auch wurde beschlossen, bei den Vereins⸗ 
mitgliedern eine Sammlung zum Besten der über— 
schwemmten Kameraden vorzunehmen; aus der 
Bereinskasse sollen zu diesem Zwecke sofort 20 M. 
abgesendet werden. 
* Das am Samstag Abend im Eisel'schen 
Saale zu Schnappbach stattgehabte Conzert 
sum Besten der Wasserbeschädigten in der Pfalz 
ergab die hübsche Summe von 85 Mark. 
8 Das kgl. Nentamt Blieskastel er— 
äßt nachstehende Bekanntmachung: „Durch Ent— 
schließung der k. Regierung der Pfalz, Kammern 
des Innern und der Finanzen, vom 3 
dieses Monats wurde auf Grund der einschläg 
igen gesetzlichen Verordnungen bestimmt, daß 
diejenigen Personen, welche im Jahre 1882 a. ein 
Mehrung ihres Einkommens von über 200 M. 
erfahren haben, b. in den Bezug einer Kapitalrent 
von 40 M. und darüber getreten sind, c. durch 
Niederlassung im Königreiche (Art. 9 des Kapital— 
entensteuergesetzes) kapitalrentensteuerpflichtig ge— 
Vermischtes. 
— Das Ergebniß der Sammlung zur Errichtung 
eines Landes-Denkmales zu Wörth-Fröschweiler für 
die im Jahre 1870/71 in Frankreich gefallenen 
Bayern beträgt bis jetzt die Summe von 29,378 M. 
12 Ppf. 
Saarbrücken, 12. Jan. Den beiden hier 
destehenden wirthschaftlichen Vereinigungen, nämlich