Full text: St. Ingberter Anzeiger

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nigl. Amtsgerichts S 4 3* Ul. 
Ingbert 
der St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
lait und Sonntags mit S8seitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1A 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 B, einschließlich 
¶ Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr sur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inferaten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 “, bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 94. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 16. Mai. Se. kigl. Hoh. Prinz 
zudwig von Bayern begiebt sich kommenden Sonn⸗ 
iag nach Regensburg, um an der Wanderversamm⸗ 
jung bayerischer Landwirthe theilzunehmen; auch 
der kgl. Staatsminister des Junneren, Freiherr v. 
Feilitzich, hat die Absicht, der Wanderversammlung 
eizuwohnen. 
Berlin, 16. Mai. Ueber den Aufenthalt 
Baddington's erfährt die „Nationalzeitung“, 
daß derselbe vom Reichskanzler, der gerade schmerz⸗ 
rei ist, mit gewinnendster Freundlichkeit aufge— 
mmen wurde, ebenso von dem Kaiser, dem 
dronprinzen und der Großherzogin von Baden. 
xs dürfte positid angenommen werden, daß Wad⸗ 
ington mit einer allgemeinen politischen Mission 
etraut war; es handelte sich darum, etwaige inter⸗ 
zationale Friktionen der letzteren Zeit durch rück 
jaltlose Ansprache zu entfernen. Waddington hat 
berlin heute, anscheinend durch das Resultat der 
gesprechungen in hohem Grade befriedigt, verlassen. 
Berlin, 16. Mai. Das sächsische Koönigs⸗ 
ar ist heute Mittag zum Besuche der Hygiene⸗ 
lusstellung hier eingetroffen und am Bahnhof vom 
daiser, dem Kronprinzen und den übrigen Prinzen 
lächsischer Uniform empfangen worden. 
Berlin, 16. Mai. Der Bundesrath hat in 
ager letzten Plenarsitzung dem Antrage des Reichs⸗ 
anzlerd, für 3 Millionen Mark Zwanzigpfen— 
rigstücke einzuschmelzen und in Ein⸗ und Zwei— 
arkstücke umzuprägen, seine Zustimmung ertheilt. 
lehnliche Umprägungen haben bereits früher statt 
efunden, nur mit dem Unterschiede, daß die Neu⸗ 
xäqungen auf Einmarkstücke beschränkt wurden. 
Hervorragendes Interesse nimmt der am 9. Ma 
uterzeichnete Vertrag mit der Türkei in Anspruch 
ür den Ausbau der noch fehlenden Linien von 
Bien nach Konstantinopel und nach Salo— 
iicht. Als äußerste Frist bis zur Fertigstellung 
der 15. Oktober 1886 vereinbart. Die Ver— 
hindung wird durch die Linie Wien⸗Semlin⸗Belgrad⸗ 
sisch-Pirot · Caribrod⸗ Sophia⸗ Bakerel ⸗ Belowa. Sa⸗ 
temheg⸗Philippopel ·Konstantinopel hergestellt. Für 
ie Verbindung zwischen Wien und Salonichi diem 
ie Endstation Vranja der serbischen Belgrad-Vraja 
ilßz Anschlußpunkt, von welchem ein Schienenweg 
u einem in der Umgebung von Pristina festzustel⸗ 
enden oder zu einem anderen seitens der Pforte 
ie geeignet erachteten Punkte der bestehenden Linie 
litrowiha · Salonichi gefuhrt werden wird. Vor 
ller enihält die Convention die Bestimmung, daß 
le Spurweite genau derjenigen der österreichischen 
dahnen entsprechen und das ganze Betriebs⸗und 
Signalwesen sich dem in Oesterreich⸗ Ungarn einge⸗ 
ührten anschließen müsse; ferner sollen sowohl 
Wien⸗Pest⸗Konstanlinopel als zwischen Wien⸗ 
d Salonichi durchgehende direkte Züge mit einer 
stwindigkeit von mindestens 35 Kilometer pro 
dune, im ersten Jahre von 30 Kilometern pro 
— und zwar wenigstens einmal täglich nach 
Richtung verkehren Wenn die poluische Be— 
Dun dieses Vertrages hervorgehoben und von 
Beitritt der Tuͤrkei zu dem Dreibund der 
nn dentschen Mächte und Italiens gesprochen 
en ist, so erscheint wenigstens letzteres als ver⸗ 
“ wenngleich nicht zu verkennen ist, daß durch 
8 nicht mißzuverstehende Bestimmungen des Ver⸗ 
wie z. B. die Spurweite ꝛc., die Grund— 
gegeben werden, um durch geordnete Verkehrs⸗ 
Samstag, 19. Mai 1883. 
18. Jahrg. 
wege eine militärische und damit n greifbar po⸗ 
itische Annäherung zunächst an Oesterreich möglich 
zu machen. 
Von zuverlässiger Seite erhält die Berliner 
„Volkszeitung“ die Mittheilung, die Vereinig— 
ten Staaten von Nordamerika beabsichtigen, 
als Gegenmaßregel gegen das Verbot der Einfuhr 
amerikanischen Schweinefleisches in Deutschland einen 
Finfuhrzoll von 60 pCt. des Werthes auf deut sche 
Strumpfwaaren zu legen, was namenilich 
ür die sächsische Industrie ein enormer Schaden wäre. 
Ausland. 
Paris, 16. Mai. Waddington ist zum 
französischen Botschafter in Wien designirt. 
Die franzöfische Deputirtenkammer hat die 
Tonking⸗Vorlage (Kredit von 5 Millionen Franken) 
nit 358 gegen 60 Stimmen angenommen. 
Rom, 16. Mai. Der „Moniteur“ erfährt 
ungeblich aus Berlin, daß die Abschaffung der 
Strafbestimmung der Maigesetze als 
ein Aequivalent für die Anzeigepflicht angesehen 
werde. In der vatikanischen Note wird als uner— 
äßliche Bedingung die organische Revision der 
Maigesetze bezeichnet. Eine Antwort auf die Ber⸗ 
iner Note ist in Vorbereitung. 
Ein Telegramm der Pariser, Union“ aus Rom 
zestätigt die Andeutung des „Moniteur de Rome,“ 
zaß der Papst ein sehr energisches Schreiben an die 
rischen Bischöfe gerichtet hat, worin er denselben 
ede Theilnahme an den politischen Versammlungen 
und Zeichnungen zu Gunsten der irischen Agitation 
intersagt, ihnen vielmehr empfiehlt, sich eines ehrer⸗ 
ietigen Verhaltens gegen die Regierung zu befleißigen. 
Florenz, 16. Mai. Die Revue für social⸗ 
zolitische Wissenschaft veroöffentlicht ein Schreiben 
»es Senators Cadorna über die Trippelallianz. 
Das Schreiben führt aus, daß Frankreich selbst die 
drei Mächte in die Nothwendigkeit gebracht habe, 
iich im Interesse des Friedens ins Einvernehmen 
zu setzen. Das auf die Erhaltung des Friedens 
abzielende Einvernehmen werde jedoch seine An⸗ 
vendung finden, wenn Frankreich nicht aggressiv 
porgehe. Von der Behauptung, Italien fürchte in 
Frankreich die Republick, sei das Gegentheil wahr. 
London, 17. Mai. In Ballina, in der 
Grafschaft Mayo, sind am Mittwoch 6 Personen 
berhaftet worden, welche beschuldigt sind, im Jahre 
1882 an dem Complot zur Ermordung der Grund⸗ 
zesitzer theilgenommen zu haben. In den Wohnungen 
er Verhafteten wurden Gewehre, Revolver und 
Isenmaschinen gefunden 
besonders einen nahmhaften Fremdenverkehr aufzu⸗ 
veisen. Wie wir hörten, hatte diese Station seit 
der Zeit ihres Bestehens gestern die zweithöchste 
Finnahme an Personengeld zu verzeichnen, zudem 
varen noch viele Personen mit Retourbilleten von 
andern Stationen nach Breitfurt versehen. Schon 
am 1. Feiertage eröffneten mehrere Herren aus 
Saarbrücken und dessen Umgebung den Besuchs⸗ 
reigen, und am 2. Feiertage brachten die Bahn⸗ 
züge viele Besucher; auch Gesellschaften und 
einige Vereine kamen per Fuß Stunden weit her. 
Alle kamen, um sich den durch seine Natur⸗ und 
Zunstschönheiten weit und breit bekannt gewordenen 
dirchheimerhof anzusehen. Alle kehrten be— 
riedigt nach Hause und Keiner hat es bereut, diesen 
herrlichen Platz besucht zu haben. 
— Glan-Münchweiler, 16. Mai. Heute 
wvurde durch die Metzger Gebrüder Schröer dahier 
eine junge Kuh geschlachtet, welche mit 4 Kälbern 
rrächtig ging und zwar 3 männlichen und 1 weib⸗ 
lichen Geschlechts, welche nahezu gleiche ib ilen. 
f Kaiserslautern, 16. Mai. (Unglücks— 
'all.) In der 14 Stunde von hier entfernten 
Baumwollspinnerei Lampertsmühle kam heute ein 
chrecklicher Unglücksfall vor Ein 17jähriger Ar⸗ 
zeiter von Erfenbach gerieth durch einen unglücklichen 
Zufall (wie, ist bis jetzt noch nicht ermittelt) in 
ane Transmission, wurde von dieser einige Male 
jerumgewirbelt und vollständig zusammengedrückt, 
so daß der Unglückliche, der sofort todt war, nur 
mehr noch einem unförmlichen Klumpen glich. Die 
gjanze schreckliche Katastrophe dauerte nicht zwei 
Minuten. 
— Am 15. ds. Mts. wurde auf dem Friedhofe 
u Hochdorf das Denkmal des als Pfarrer in 
dochdorf verstorbenen früheren Seminarpräfekten 
ind ⸗»Inspektors Zeller feierlich enthüllt. Gegen 
150 Lehrer aus allen Theilen der Pfalz hatten 
sich zu dieser Feier, der zunächst ein Gottesdienst 
»oranging, eingefunden. Seminarlehrer Kraus 
Speyer) hielt die Festrede. Am Nachmittage 
wurden noch die Statuten zu einer „Zeller⸗Stif⸗ 
tung“ berathen. 
— Neustadt a. d. H., 17. Mai. Unter 
ꝛiner außerordentlich lebhaften Betheiligung aus 
allen Gauen Deutschlands ist heute Nachmittags 4 
Uhr der 15. Deutsche Protestantentag durch Gottes⸗ 
dienst eröffnet worden. Herr Dekan Leyser aus 
Neustadt hielt die Begrüßungsrede. Prof. Schmidt 
us Straßburg hielt hiernach eine zündende und 
geistvolle, von freisinnigem Geiste getragene Predigt. 
Unmittelbar darauf fand sich die Versammlung im 
Saalbau ein, dessen großer Saal vollständig besetzt 
var. Dortselbst sprach Pfarrer Ziegler aus 
riegnitz über „Luther als Christ“ in zweistündiger 
zlänzender Rede. Die Stadt ist auf das Festlich⸗ 
te geschmückt; die pfälzische Gastfreundschaft be— 
vährt sich hier, wie allezeit, wieder in der glän— 
endsten Weise. (Fr. J.) 
— In Neustadt a. H. findet am Sonntag 
den 27. d. M. die Jahresversammlung des Ver⸗ 
eins pfälzischer Gymnasiallehrer Statt. Tagesord⸗ 
rung: Abfassung eines pfälzischen Idiotikons (Dr. 
Autenrieth⸗Zweibrücken), Reorganisation der isolirten 
rateinschulen (Subrektor Schmid-Pirmasens), Mit⸗ 
heilungen über das Unternehmen, eine Landeskunde 
Zayerns und der Pfalz herzustellen (Dr. Mehlis- 
Dürkheim a. H.). Dr Markhauser-Speyer wird 
iber die Frage sprechen: Was soll und kann von 
ver Schule für den Vollzug der hinsichtlich des Ver⸗ 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 18. Mai. Wie wir hoören, 
vird am nächsten Sonntag Nachmittag von 4 bis 
z Uhr die Feuerwehr-Musik von Forbach 
inter Direktion ihres Kapellmeisters Herrn Wil⸗ 
Jelm gelegentlich eines Ausfluges nach hier im 
Lafée Oberhauser konzertieren. Indem 
vir Musikfreunde hierauf aufmerksam machen, be— 
nerken wir noch, daß der genannten Kapelle hin⸗ 
ichtlich ihrer Leistungen ein sehr günstiger Ruf 
orausgeht. 
e. Ensheim, 17. Mai. (Viktualienmarkt.) 
Fier per Dutzend 60 Pf., Butter per ꝛ Kilo 
1.30 Mk., Kartoffeln per 50 Kilo 4,40 Mk., 
? Von der Blies, 15. Mai. Das präch⸗ 
tige Pfingstwetter lockte eine Menge Ausflügler und 
Ausflüglerinnen in unser Bliesthal, um sich für 
)as Einsitzen während der kalten Tage gehörig zu 
ntschädigen. Die Station Breitfurt hatte