prucht nämlich bei ihrer Fahrt einen Raum von
18 Fuß Höhe und 15 Fuß Breite, von ihrer
Schwere ganz abgesehen. Die erste Schwietigkeit
—
Augsburg entgegen, weßhalb sie es nun vorzieht,
lieber über Kaufering-Landsberg die militärisch
iichere, aber öde Lechfeldbahn dahinzudampfen; aber
auch in Augsburg bereitet die Einfahrt in den
doriigen Bahnhof Schwierigkeit, da die bösen, wenn
auch Licht spendenden Gaskandelaber zu nahe am
Heleise stehen und deßhalb entfernt werden müssen.
Die Donauwörther Bahnbrücke gab gleichfalls zu
Bedenken Anlaß; man befürchtete, entweder den
oberen Theil derselben abheben oder aber den
Transport per Schiff über die geduldige Donau
hewerkstelligen zu müssen. Doch es gelang, in etwas
schräger Lage konnte wenigstens die Propierschablone
die böse Brücke pafsieren. So ging es ohne
weiteres Hinderniß dann glücklich bis Aschaffenburg,
hon wo die hohe Dame ebenfalls ungehindert an
hren künftigen Bestimmungsort reisen kann. Wo
aber liegt dieser und wer ist sie selbst, der zu Liebe
solche energische Vorsichtsmaßregeln ergriffen wurden?
Das Reiseziel ist der bekannte und in letzter Zeit
biel genannte Niederwald, die Riesendame jedoch
ist Niemand anders als die in hiesiger k. Erzgießerei
n Guß nunmehr fertig gestellte „Germania“,
welche daselbst als ewige Erinnerung an die deut⸗
schen Siege der Jahre 187071 aufgestellt und
dewundert werden wird.
F CGEin neuer „Onkel aus Amerika.“)
Kaum hat die Ott'sche Millionenerbschaft für eine
Reihe von Verwandten des Erblassers so angenehme
Folgen gchabt, so taucht schon wieder eine neue
üͤhnliche Geschichte auf, die schon seit einigen
Wochen spielt, ohne daß davon auch nur ein
Sterbenswörichen in die Oeffentlichkeit gedrungen.
In dem Flecken Weil bach im bayerischen Regie⸗
rungsbezitke Unterfranken lebte im vorigen Jahr⸗
hundert ein Schiffer mit Namen Johann Michel
Hennig, dem es in seiner Heimath so schlecht
ging, daß er die Idee faßte, nach einer anderen
wegend zu wandern. Er gedachte in holländische
Dieuste zu tceten und als Soldat sich ein besseres
Dasein zu schaffen. Der Entschluß war rasch ge—
faßt und bald ausgeführt. Mit einem Floße
schwamm er den Main und den Rhein hinab und
in Amsterdam versuchte er sein Glück. Er ward
angenommen bei einem Rheder, da er sich schließ⸗
lich doch nicht für den Soldatenstand entscheiden
wollte und segelte auf einem von dessen Schiffen
nach Ostindien. Seine Eltern und Verwandten
gedachten seiner, als er Jahre lang nichts mehr
zon fich hören ließ, als eines Verschollenen. In
der Familie aber erbte sich die Erzählung fort, er
jei in einem fernen Lande als reicher Mann ge⸗
storben. Da erinnerte sich vor einiger Zeit ein
aAlter Miltenberger Schneidermeister, der im Jahre
1834 in Köln' am Rhein als Geselle gearbeitet,
daß er in der Zeitung gelesen, die Erben des im
Jahre 1808 zu Amsterdam verstorbenen Johann
Michel Hennig würden abermals aufgefordert, sich
sur Empfangnahme der elf Millionen holländische
Bulden betragenden Erbschaft zu melden. Der
Schneidermeister erinnerte sich dieser Aufforderung
zufällig, seine Erzählung wurde weiter getragen,
fie gelangte zu den Ohren der noch lebenden Ver⸗
wandten des Erblassers, und nachdem man längere
Zeit den Casus besprochen, berief man die Glieder
der Familie, dreizehn an der Zahl, zusammen, um
zu berathen, ob man den Versuch machen solle, zu
den 11 Millionen zu gelangen. Einstimmig ent—
schied man sich dafür und nahm einen Rechtsan⸗
walt an. Derselbe schien sich aber nicht sehr für
die Erbschaft zu interessiren und da er nichts n
der Sache thal, so erschien ein Vertreter der drei⸗
gehn Erblustigen bei dem Vorsitzenden des Deutschen
Rechtsschußvereinz, Herrn Meyer⸗Maas, um ihm
die Angelegenheit auscinanderzusetzen, und nachdem
die vom Buͤrgermeister Boß in Weilbach beglaubigte
Vollmacht übergeben worden war, ist im Auftrage
des Vereins dessen Vertreter, Herr Henry Reeser in
Amsterdam, bei der hosländischen Regierung um
Herausgabe des Erbes der Hinterlassenschaft vor—
sellig geworden. Wenn die holländischen Gesetze
nach so langer Zeit nicht gegen die Ueberweisung
der Erbschaft, die vom Staate Holland saisirt
worden, jprechen, so durften die dreizehn Weil⸗
vacher, die ängstlich jeder Mittheilung über den
Stand der Dinge entgegensehen, vielleicht einige
Aussicht auf Erfolg haben. Bis jetzt ist so viel
anet daß im FJahr⸗ 1808 ein Jobann Michel
hennig in Amsterdam wirklich unter Hinterlassung
mehrerer Millionen gestorben ist.
F Ein höchst tranriger Beitrag zu der Gefähr⸗
ichkeit der Milzkrankheitf ist dieser Tage in Brei—
enthal bei Herrstein geliefert worden. Ein
Ochse eines wohlhabenden Bauern war plötzlich
rank geworden und wurde deßhalb geschlachtet. Der be⸗
reffende Metzger (aus Mörscheid) hatte eine Wunde
m der Haad, die mit dem Blute des Thieres in
Berührung kam, so daß eine Blutvergiftung eintrat,
an deren Folgen der Metzger starb. Ein zweiter
Mann, der ein Stück des geschlachteten Ochsen auf
den Schultern trug, hatte ein Geschwür am Halse;
nuch der ist gestorben. Mehrere Personen liegen
ußerdem an den Folgen des Genusses von dem
rranken Fleische bedenklich darnieder. Und leider
hat das Unglück damit nicht abgeschlossen. Es ist
as Eingeweide des geschlachteten Thieres mit dem
dünger nach dem Acker gefahren worden, wo drei
Thiere einer Schweineheerde davon fraßen; alle
rei Schweine erkrankten, eines ist bereits verendet;
er Milzbrand wurde bei ihm konstatirt; über die
Zeerde wurde die Sperre verhängt. Damit nicht
jenug: der Eigenthümer des Ochsen, August Dunker
nit Namen, ist ebenfalls an Blutvergiftung gestor⸗
den, welche er sich durch Verunreinigung der Hände
mit dem kranken Blute zugezogen hat. Ferner wurden
auf dem erwähnten Acker ein Hund und ein Fuchẽ
derendet aufgefunden.
4 Man schreibt der „Aach. Ztg.“ aus Sttra ß—⸗
hurg, daß durch kriegsgerichtliches Urtheil 7 Sol—
daten des 25. Juf.⸗Regts. aus dem Bezirke Aachen
wegen militärischen Aufruhrs mit Entfernung aus
dem Heer und 5!e Jahren Zuchthaus bestraft
worden sind.
Rüdesheim, 20. Mai. Das Feuer legte
76 Gebäude, davon 28 Wohnhäuser, in Asche, 96
Familien sind obdachlos, nur 28 waren versichert.
Die niedergebrannten Gebäude sind zu 260,000
Mark bei der nassauischen Landesbrandkasse versichert
Das Feuer, welches bei dem Fuhrmann Mai aus—
zrach, nahm in der Christoffelstraße, der zweiten
Parallelstraße, der bekannten Drosselgasse, seinen
Anfang und zog bei heftigem Nordwinde rheinauf⸗
värts bis zum Hotel Rheinstein und landeinwärts
bis zum Marktplatz. Das Hotel Rheinstein ist ver⸗
chont geblieben. Ueber die Entstehung des Brandes
st noch nichts ermittelt. Von Versicherungs-Gesell⸗
chaften sind die Providentia, die Elberfelder und
die Leipziger in Mitleidenschaft gezogen.
Eine Familienszene bvoll wirklichen
Ddumors spielte sich am diesjährigen Frankfurter
Waäldchestag“ ab. Hinausgewandert zum Stadt⸗
palde war da mit den tausend Anderen ein Haus—
jerr, aber nicht etwa allein, sondern als Führer
einer ganzen Familie, bestehend aus Weib und
nehreren Kindern. Der jüngste Spreß war, seit⸗
»em er das Licht der Welt erblickte, zum ersten
Male Theilnehmer des Volksfestes und mußte dem—
nach mittelst Equipage zum Festplatze gebracht
verden, welche der Vater mit rührender Liebe und
Sorgfalt, im Schweiße seines Angesichts beförderte
dein Wunder, daß dieser Anstrengung ein vorzüg⸗
icher Durst folgte und daß der Mann nichts ver—
äumte, um denselben gründlich zu löschen. Die
Folge davon war aber, daß er in Hinsicht auf die
Zuverlässigkeit seiner Beine selbst zum Baby wurde
ind den Seinen die Sorge überließ, ihn Abends
zach seinem Heim zurückzubringen. Die treue
Battin war keinen Augenblick im Zweifel, was zu
hun sei, die Frauen wissen ja immer Rath! Rasch
entschlossen. nahm sie das kleine Kind aus dem
Wägelchen auf ihre mütterlichen Arme, packte das
froße Kind mit einiger Anstrengung, höchst sinn—
eich zusammengeklappt, in das Vehikel, dessen
deichsel die erwachseneren Kinder ergriffen, und
fort ging's unter dem Jauchzen der Menge der
Ztadt zu. Freudig erfüllten die Kinder ihre Zieh—
oflicht, befriedigt lächelnd folgte die Gattin mit dem
üngsten auf dem Arme und vergnügt stimmte der
Vaier im Wägelchen ein Lied an. Wir sind über—
zeugt, daßk es zu Haus keine Gardinenpredigt ge⸗
geben hat und daß Mancher, welcher die Szene
sah, bei sich dachte: „Das ist eine Frau, welche
zuch Dir gefallen könnte, eine echte Frankfurterin
im „Wäldchestag!“
4 (Aus der Mark Brandenburg.)
August Grosch, der Trompeter von Mars⸗la⸗Tour,
st am Mittwoch, wie die „Berliner Börs. Ztg.“
rfährt, im kleinen Dorfe Gohlsdorf bei Berlin dem
tufe zur letzten Retraite gefolgt. Grosch, der
Sfabstromyveter bei den 11. Husaren war, hot im
rranzösischen Kriege durch eine rasche muthvolle Thae
einen Namen zu einem der populärsten in der
hreußischen Armee gemacht. Es war am Donners.
tag, den 16. August 1870, wo in einer der heißen
Aitacken bei Mars⸗la-⸗Tour der Regiments⸗Oberst
an der Seite seiner treuen Stabstrompeter, sich
ttark exponirt hatte, und ein heimtückischer franzo
ischer Gardist eben Miene machte, den heldenhafl
Zämpfenden hinterrücks niederzuschießen. Grosch sah
den kritischen Moment, war im Nu neben dem Franzosen
und ließ seine metallene Trompete mit solcher Wuchf
auf dessen Kopf herniedersausen, daß dem Franzosen
Hören und Sehen verging. Die rettende That war
aicht unbemerkt geblieben, und der Brave erhiel—
vor der Front das eisernt Kreuz angeheftet. Grosch
der von Beruf Musiker war, hatte sich in den letzten
Jahren ein Nervenleiden zugezogen, von dem er ir
seinem Heimathsdörfchen Ruhe und Genesung gesuch
gatte.
4 Eine neue Art der Publikation eine⸗
zerichtlichen Erkenntnisses wurde gestern
zon der 99. Abtheilung des Berliner Schöffenge
richts in einer Privatklagesache dekretirt. De
Pferdebahnkondukteur Sch. hatte gegen den Schrift
teller Lothar L. die Privatklage angestrengt, um
zwar lag derselben folgender Vorfall zu Grunde
Am 9. September betrat der Beklagte, während
der Kondukteur zur Stellung einer Weiche abge
tiegen war, einen Pferdebahnwagen und stellte sid
auf das Trittbrett. Der Kondukteur wurde dadurd
an dem Wiederbesteigen des Wagens verhindert
veßhalb er den Fahrgast aufforderte. entweder ir
den Wagen zurückzutreten oder abzusteigen. Al⸗
2. nicht Folge leistete, sah sich der Kondukteur ge—
wungen, ihn bei Seite zu schieben um auffteigen
zu köunen. Dies soll den Beklagten so alterir!
Jaben, daß er nach Behauptung des Kondukteurt
demselben eine Verbalinijurie zugeschleudert hat. Der
Angeklogte bestritt die Richtigkeit der Darstellung
des Kondukteurs, dieselbe wurde aber von zwei
inwandsfreien Zeugen bekräftigt, und der Gerichts—
hof verurtheilte den Beklagten zu 80 Mark Geld
huße, event. drei Tagen Haft. Dabei sprach er
dem beleidigten Kondukteur Sch. die Befugniß zu
das rechtskräftige Urtheil eine Woche lang in den
Wagen der Pferdebahnlinie Weidendammer Brüch
— Tegeler Chaussee, auf welcher der Vorfall sic
ereignete, auszuhängen.
Potsdam, 19. Mai. In der soeben er
cheinenden Nummer der „Blätter für Genossen
chaftswesen“ veröffentlicht der Vorsitzende des engeren
Nusschusses des allgemeinen deutschen Genossen⸗
schaftsverbandes, Herr Bürgermeister Nizze in Rib
nitz, die von dem engeren Ausschuß nach Ableben
don Dr. Schulze⸗Delißsch gefaßien Beschlüsse. Wr
heben aus denselben folgende hervor: 1) Die An⸗
ordnungen des verstorbenen Anwalts über sein⸗
Vertretung bei den diesjährigen Unterverbandstagen
durch die Herren Dr. Schneider und Reichstags—
abgeordneten L. Parisius werden bestätigt, mit dem
Zusatze, daß die Vertreter, wenn ihre Zeit nich!
ausreichen sollte, zur Ziehung eines dritten Siell
dertreters aus den Reihen der Verbandsdirektoren
rmächtigt wurden. 2) Die Stellvertretung de
Anwalts bis zum nächsten allgemeinen Vereinsiah
vird dem ersten Sekretär der Änwaltschaft, Herrr
Dr. Schneider, übertragen. 3) Eine Kommissier
yon fünf Mitgliedern des engeren Ausschusses wurde
Jewählt, welche für die vom nächsten all gemeinen
dreisiag vorzunehmende Wahl des neuen Anwaltz
sowie über eine etwaige Gewährung einer Pension
n die Witiwe don Dr. Schutze-Delitzsch, welch
der Gehalt des Verstorbenen bis 1. Oktober forn
Hezahlt wird, Vorschläge zu machen hat 4) Sämm
tiche Begräbnißkosten übernimmt die Kasse des al⸗
gemeinen Genossenschaftsverbandes. Der lehten
rägt für die würdige Ausstattung des Grabmal
Sorge und beauftragt mit derselben die Potsdame
Fredilbant. 8) Zur Errichtuug eines größetn
Dentmols sollen in Verbindung mit Gesinnungen
rossen vorbereitende Schritte gethan werden- Hietfu
vurde eine aus drei Verbandsdirektoren —D
Zommission ernannt.
eihagerichts-Erkenntniß,
ein Fabrikbesitzer oder sonstiger Gewerbetreibender
zunsten seiner Arbeiter über seine gesetzliche dafwnn
hinaus Unfallversicherungsverträge abgeschlossen. nan
velchen die Versicherungsgesellschaft an ihn für i
durch Unfall unter seinen Arbeitern —
Todesfall eine bestimmte Summe zu zahlen
die er sodann an die Hinterbliebenen des Bw
ückten hführen soll 8macht er sich nach esie