St. Iunberter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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M —101.
Montag, 28. Mai 1883.
18. Jahrg.
iti wischen den Zeilen der ministeriellen Veröffentlichung
Politische Uebersicht — iber den dortigen Stand der Dinge lesen. Es
Deutsches Reich. andelt sich nicht blos um Erzwingung der „ver⸗
Aus dem Reichslande kommen die ersten ragsmäßigen Rechte Frankreichs“ sondern auch um
Friedenstauben mit Botschaften vom Anbruch einer iie Erwerbung der den Engländern, den Vereinigten
euen Periode deutscher Gesinnung unter der elsäse 5taaten und Deutschland bereits bewilligten Rechte
ischen Bevölkerung, freilich zunächst nur im Unter⸗ n Betreff der Erwerbung von Eigenthum auf
ssaß. Im Gegensatz zu den franzosenfreundlichen Nadagascar. Mit andern Worien: die französische
Jesinnungen und chauvinistischen Erklärungen eines kegierung wird fortan, um Handelsvortheile zu er⸗—
geichstagsabgeordneten Kabls und Antoine berichtet elen, gegen Schwächere mit Beschießung der Zoll⸗
ie „Straßb. Post“ von patriotischen Rundgebungen ätten und Befetzung der Hafenforts vorgehen;
er Bevölkerung bei Gelegenheit der jüngsten Rund. enn das Selbstvertrauen des französischen Volkes
eise des Statthalters. Die Berichte über die nuß gestärkt werden, damit man es findet, wenn
zinzugsfeierlichkeiten in den einzeln Städtchen und nau es braucht.
Oörfern sind in der That in nationaler Beziehung London, 26. Mai. Einer Depesche der
wöchst erfreulich. Aus vielen Orten wird gemeldet, rimes gufolge siehe unmittelbar der Abbruch der
aß die Bürger endlich das jahrelange Schweigen iplomauschen Begiehungen zwischen Frankreich und
arachen und öͤffentlich erllärten, daß es jetzt Zeit Fhina in Folge der“ Tontinfrage bebor Der
ei, mit der Regierung im Allgemeinen Interesse ranzosische Gesandte in Peting vürde nächstens
hand in Hand zu gehen. „Spät kommt ihr, doch eine Passe erhaltem der Gesandte Chinas in Paris
ir e hese des Bundesrathes haben 3 — Bestätigung der Meldung
aus Paris liegt noch nicht vor.
en deutschzitalienischen Handelsvertrag, ——e 27. Mai. Soeben, 1 Uhr
ih den Bundesroth zur Vorlage gelangt ist. 8 Mittags, melden 7 iunsende ee
zaß die Krönungscermonie vollzogen sei. Es erschallt
In der Freitags-Sitzung des Reichstages, ñ
ie trotz der Abspannung der Abgeordneten durch Dne bietigene e i eeey
ndlose Geschäftsordnungsdebatten beinahe ganz aus⸗ Auf dem Platze bei der Isaakkirche findet eine an-
efüllt wurde, ist mit zwei Stimmen Majorität der ende Parade stann. Die Siadt t in allen Theuen
Billen des Zentrums in Bezug auf das Kranken⸗ estüch eschmuchht Nachmittag findet auf dem Mars⸗
en zeuut. worden. Sod det die de ein Grehes Voltefest hah Füe die dunnne
ndwirthschaftlichen Arbeiter in den Verficherungs- n can ban sind umpfangreiche Vorbereitungen
vang hereinziehen wollte, ist mit den — eiroffen
5 Zentrums und der konservativen Fraktionen ab⸗ z
ene e e h dert
vetling wieder hergestellt worden. Es bleibt also uhrs. Vorboten, wie sie den Ereignissen von
abei, daß die genannte Kategorie von Arbeitern 868 vorangingen, zeigten sich auch jeeschon
ader Regel von der Versicherung freibleibt und *— *
ur durch Beschluß von Gemeinden oder größeren Nach dem Bericht gne sehr russenfreundlichen
— * Forrespondenten der „Daily News“ aus Tiflis
kommunalverbänden für das betreffende Gebiet e
e Versicherungepfli 635 »om 8. Mai stehen im Kaukasus gegenwärtig
gspflicht eingeführt werden kann.
die Annahme liegt nahe, daß von dieser Befugniß 62,000 Mann russisher Truppen. Genug, ne
caltisch wenig Gebrauch gemacht werden wird und er sieht, um eine etwaige Invasion in Turkisch-
aß sonach die landwirthschaftlichen Arbeiter der Armenien in Szene zu setzen.
Bohlthaten des Gesetzes berlustig gehen. Das ist
as Bedauerliche an dem Beschlusse. Anderseits
tnicht zu verkennen, daß das Zustandekommen
es ganzen Gesetzes durch den Beschluß fehr erleichtert
ind nunmehr ziemlich gesichert ist.
dald eine Menge Zuschauer und Zuhörer herbei,
ind nichtlange dauerte es, es, so war die geräumige
Bartenanlage dicht besetzt. Die Turnübungen oft
recht schwierig, wurden fast ausnahmslos sehr präzis
uind fein ausgeführt; besonders zeichneten sich mit
hren Leistungen einige auswärtige Turner aus.
Auch die Mitglieder des hiesigen, verhältnißmäßig
noch jungen Vereins turnten im allgemeinen recht
zut. Es muß ihnen hierzu alle Anerkenn⸗
ing gezollt werden, und wünschen wir, daß
der hiesige Turn-Verein auf der betretenen
Bahn rüstig vorwärts schreiten möge. Daß sich die
Turner nach den anstrengenden Uebungen den
chäumenden Gerstensaft gehörig munden ließen,
zraucht wohl nicht versichert zu werden. Nur zu
casch schwand bei den Klängen der trefflich geschulten
Lindner'schen Kapelle die Zeit und rückte fuͤr die
ruswärtigen Turner die Abschiedsstunde heran. Mit
»em Turnergruße „Gut Heil!“ trennten sich die
Jünger Jahns, hoch befriedigt über den frohen
LBerlauf des Tages.
— Am Abend des 24. Mai, zwischen 7 und
3 Uhr, hörte man auf dem Schmitt'schen Stein⸗
zruch zwischen der Waldmannsburg und Hambach
wei Schüsse fallen. Leute, welche in der Nähe
waren, eilten hinzu und fanden den Steinbrecher
Heorg Plaß todt auf dem Felsen liegen. Ob
hier ein Selbstmord oder Verbrechen vorliegt, wird
die Untersuchung ergeben.
— Ein Mannheimer Correspondent der „Str.
Post“ weiß zu berichten, daß eine Dampfstraßen⸗
»ahn von Dürkheim nach Mannheim im
Blane sei.
— Aus Freinsheim und Erpolzheim
vurden der Redaktion des „Dürkh. Anz.“ unterm
25. ds. Mis. bereits reife, sehr schön entwickelte
dirschen übersandt.
— Frankenthal, 26. Mai. Die Straf-
'ammer am kgl. Landgericht Frankenthal verurtheilte
in ihrer gestrigen außerordentlichen Sitzung die
Weinhändler: 1) Ludwig Wilhelm'Genn—
heimer, und 2) dessen Bruder Gustav Adolf
Bennheimer aus Neustadt a. H. wegen Ver—
zehens wider das Nahrungsmittelgesetz zu je
1000 M. Geldstrafe ev. 100 Tagen Haft und er—
lärt beide solidarisch für die Kosten haftbar. Nach
der Anklage haben Gebrüder Gennheimer bis vor
ungefähr 2 Jahren im großartigsten Maße Wein⸗
abrikation betrieben und mittelst Wasser, Zucker,
Sprit, Weinsteinsäure, Glyzerin, Rosinen ec. und
iwas Naturwein ungeheuer große Mengen Kunst⸗
wvein hergestellt.
— Ludwigshafen, 26. Mai. Hochherzige
Freunde der dahier neu gegründeten städtischen
Pensionsanstalt haben diesem Institute schon nam⸗
jafte Beträge als Geschenk zugewiesen, darunter
einen Betrag von tausend Mark. Es bleibt nicht
aus, daß diesem Beispiele echten Edelmuthes noch
indere folgen werden, was im Interesse der guten
Sache nur zu wünschen wäre. (Pf. J.)
— Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir, daß
ꝛein Turiner Weingroßhändler in der Waggonfabrik
Ludwigshafen einen Eisenbahnwagen hat bauen
lassen, dessen Juneres ein Weinbehälter ist, bestehend
in einem ca. 15 Fuder fassenden Kessel. Der Wein⸗
händler bezwectt damit vorerst nur einen Versuch;
zlückt derselbe, indem der originelle Waggon sich in
der That für den Weintransport bewährt, so will
der Unternehmer noch mehr solcher Wagen bauen
assen; dann wird er es möglicher Weise zu einem
ganzen Weinzug bringen können.
Lokale und vfälzische Nachrichten.
— St. Ingbert, 28. Mai. Gestern Morgen
chien es, als ob das von dem hiesigen Turn⸗
Kerein auf den Nachmittag anberaumte Tur⸗
rnerfest zu Wasser werden solle, so trüb zeigte
ich der Himmel. Zur Freude unserer Turner
eigte sich jedoch die Maisonne mächtiger als die
Regenwolken, und das geplante Fest konnte, ganz
o wie vorher festgesetzt, zur Ausführung kommen.
-„chon am Morgen waren Deputationen der
Turn⸗-Vereine Homburg und Zweibrücken
ingekommen. Von 8 bis 10 Uhr fand ein Grusp⸗
denturnen statt, an dem sich die Vorturner be⸗
heiligten. Um 10 Uhr rückte sodann der Turn⸗
Verein Malstatt ein. Gegen 1 Uhr nahm der
diesige Turn-Verein an seinem Vereinslokale Auf⸗
tellung. Nachdem kurz vor 3 Uhr noch der Turn⸗
erein Brebach angekommen war, begann der
Festzug und nach diesem in der Becker'schen Garten⸗
mlage (Unterstadt) das allgemeine Kürtur—
nen, zu dem sich auch noch die Turner von Du d⸗
veiler einfanden. In dem genannten Garten
ntwickelte sich nun ein reges Leben und Treiben.
Ddie Uebungen der Turner und die prächtigen Vor—
räge der Bergkapelle von Altenwald unter
teitung ihres Dirigenten Herrn Lindner lockten
Ausland.
Paris, 26. Mai. Nachrichten des Marine—
ninisters aus Tonkin zufolge ist der franzöosische
kommandant Riviodre bei dem Versuche, aus dem
'ort Hanodi, wo er seit mehreren Monaten einge⸗
hlossen war, gegen den zahlreich überlegenen Feind
inen Ausfall zu machen, getoͤdtet worden. Der
ataillonschef de Villers wurde schwer verwundet.
leneral Bonet, gegenwärtig in Saigon, erhielt
zeiehl, Ribidre z entsetzen.
dür Frankreich ist endlich der große Augen⸗
lickerschienen. in welchem man wieder sich eines
egesberichtes freuen darf. Sind die frischen Lor—
eten auch nicht in nachster Rähe gepflückt, so
uften sie doch erquicklich genug und enischädigen
nnerhin etwas für eine lange Zeit der kriegerischen
—J Das Siegesbulletin kommt aus
adagascar, wo Admiral Pierre durch Wegnahme
Zollpostens Madshonga und Verjagung der
nabesatzung thatsächlich den Krieg eröffnel hat.
W Frankreich min Madagascar bervedt läht sit