Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Jugherter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
Jatt und Sonntags mit Sseititzer illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1A 40 2 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 75 —, einschließlich 
d ⸗ Zustellunasgebüuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 H, bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 107. 
Politische Uebersicht. 
Deutiches Reich. 
Straßburg i. E., 3. Juni. Der Statt⸗ 
alter Generalfeldmarschall Freiherr v. Manteuffel 
mzum Kurgebrauch nach Karlsbad abgereist. 
Berlin, 8. Juni. Für die Zeit vom Beginn 
⸗z Etatsjahres bis zum Schluß des Monats April 
8383 haben die Einnnahmen der Post- und Te— 
graphenverwaltung 12,528,714 M. (- 931,349 
dark gegen das Etatsjahr 1882/83) betragen und 
ejenigen der Reichseisenbahnverwaltung 3,600.000 
vark (. 35,125 Mark.) 
Berlin, 4. Juni. Die Kaiserin besuchte 
-Vormittag in Begleitung der Gräfin Oriolla 
o des Leibarztes Dr. Velten die Hygiene-Aus— 
ellung. Besonderes Interesse zeigte die Kaiserin 
mn Objekten des deutschen Ritterordens, der Gesell⸗ 
naft vom rothen Kreuz und den preußischen, baye— 
ichen und ungarischen Sanitätszeugen. Capitain 
affunder demonstrirte praktisch die Rettung Schiff⸗ 
uchiger. Nachmittags wird die Kaiserin einem 
ortrage Börner's in der Ausstellung beiwohnen 
d morgen früh um 8 Uhr nach Coblenz ab— 
der deutsche Reichstag genehmigte am 
amstag in namentlicher Schlußabstimmung die 
ewerbe⸗Nobelle mit 160 gegen 127 Siimmen. Es 
qte dann die erste Lesung des deutsch⸗italienischen 
andelsvertrages. Auf eine Anfrage des Abg. Dr. 
arth erwiderte Buchardt, die Forderung der deutschen 
ndustrie nach Gleichstellung mit den Erzeugnissen 
iderer Länder sei durch die Klausel betreffs der 
aeistbegünstigten Nation“ erreicht; auch die Gott⸗ 
irdtbahn werde die Handelsbeziehungen fördern, 
mentlich die Ausfuhr deutscher Rohprodudte. Be— 
glich der Anfrage Barths, ob der Äusschluß Ham⸗ 
urgs und Bremens bei dem Handelsvertrag mit 
banien in Aussicht genommen, lehnte der Regier⸗ 
goͤbertreter die Antwort ab, da die Verhandlungen 
och schwebten. Das Haus nahm schließlich den 
alienischen Handelsvertrag in erster und zweiter 
esung, ferner die Literarkonvention mit Frankreich 
idadie Reblauskonvention an. 
In dem Augenblick, da Frankreich sich ge⸗ 
dungen fieht, in überfeeischen Untér— 
ehmungen einen Theil seiner militärischen Kraft 
tzu legen, ist es von doppeltem Belang, die 
tellung Deutschlands in der Angelegenheit 
iher zu detrachlen. Bezeichnend für dieselbe ist 
Agendes: Als die Gesandsen der Königin von 
ladagaskar in Berlin waren, zu dem ausgesprochenen 
wecke, einen Handelsvertrag mit dem deuischen 
eiche abzuschließen, haben sie es dem Vernehmen 
rcch nicht unterlassen, auf ihre Befürchtungen 
rankreich gegenüber hinzuweisen. Von Berlin 
wist ihnen jedoch, wie verlautet, die bestimmte 
nwort ertheiit worden, daß man deutscherseits 
ht geneigt sei, sich auch nur im Geringsten in 
iche transatlantische Angelegenheiten zu mischen, 
es die madagassischen sind. Auch Herrn 
oddington, der auf seiner Durchreise nach Moͤskau 
ngelegenheit zur Sprache brachte istin 
rhe unzweifelhafte Antwort von maßgebender 
te dem Vernehmen nach ertheilt worden und 
t daher wohl zumeist die Zufriedenheit franzö⸗ 
eseits über den hiesigen Empfang des framzb— 
e —XRX—— — Ueber die Stel⸗ 
9 Englands Frankreich gegenüber führt 
offizibse Berliner Korrespondez der Köln. 3. 
Lendes aus: Der Zeitunaskrieq. der gelegentlich 
Dienstag, 5. Juni 1883. 
—18. Jahrg. 
der Tonkin⸗Frage zwischen England und Frankreich 
intbrannt ist, wird hier nur beachtet, weil derselbe 
»eeignet ist und vielleicht auch ausgebeutet wird, 
„ie öffentliche Meinung zu beunruhigen. Es liegt 
auf der Hand, daß England das Umsichgreifen 
der franzoösischen Macht in Hinterasien ungern 
ieht. Das wird jedoch Frankreich schwerlich ver⸗ 
zindern, seine. Ansprüche in Tonkin geltend zu 
nachen. Die Gefahr eines Bruchs zwischen Eng— 
and und Frankreich lag zur Zeit der Beschießung 
»on Alexandrien ungleich näher als heute, da es 
ich um weit entfernte Interessen handelt, und doch 
onnte Lord Dufferin vor kurzer Zeit aus Kairo 
zerichten, daß gerade französische Beamte es gewesen 
vären, die ihm bei der Ausführung seiner aus— 
chließlich englischen Mission in Egypten hilfreich 
ur Seite gestanden hätten. Frankreich wird vor— 
ichtig vermeiden, England einen greifbaren Vorwand 
zu ernsthaften Beschwerden zu geben, es wird seine 
ivilisatorische Sendung in Hinterindien ausführen, 
vie England dies in Egypten gethan hat. England 
einerseits hat schwerwiegende Interessen, seine guten 
Beziehungen zu Frankreich aufrecht zu erhälten. 
ceͤngland muß sogar wegen seines Handels mit 
China den Wunsch hegen, die friedlichen Bezieh— 
uingen zwischen Fraukreich und China nicht in einen 
drieg verwickelt zu sehen, der den englischen Handel 
chwer schädigen würde. Unter diesen Umständen 
st anzunehmen, daß die Verstimmung zwischen 
england und Frankreich durch die Tonkin⸗Ange— 
egenheit zwar neue Nahrung bekommen hat, daß 
iber eine Gefahr für den europäischen 
Frieden darin nicht erblickt werden kann. 
diejenigen, die dies thun, oder ernste Befürchtungen 
egen, sind ängstlich befangen oder haben besonders 
Anlaß. Beunruhigung hervorzurufen. 
Ausland. 
Philadelphia, 2. Juni. Die Direktoren 
on 6 Eisenhütten in Cincinnati haben die Arbeits- 
S„perre gegen 2500 Arbeiter verfügt. Leztztere 
vidersetzen sich der einseitigen Verminderung ihrer 
Löhne; sie hatten gehofft, daß der Streit duͤrch 
inen Vergleich beendigt würde. Auch die Walz⸗ 
verke in Milwaukee sind geschlossen, wodurch 1100 
Arbeiter beschäftigungslos geworden find. Man 
rwartet die Schließung noch weiterer Werke in 
FShicgan 
Es sind 6 verschiedene Touren, die wir an der 
Hand des „Führers“ von hier aus machen können. 
Auf dem 1. Ausflug gelangen wir nah der Villa 
kudwigshöhe, dem „schönen Punkt“, der Rietburg, 
»em Ludwigsthurm und dem Mar⸗Josephs⸗Plaß. 
Der Rückweg führt durch die beiden huͤbsch ge⸗ 
egenen Dörfer Weyher und Rhodt. Die 2. Tour 
jeht nach dem Edenkobener Thal, dem Hütten⸗ 
Irunnen. Schänzel, Forsthaus Heldenstein, Franken⸗ 
fels. Nach einem kleineren Spaziergang (3. Aus—⸗ 
lug) auf den Werderplatz und die Kropsburg 
verden wir (4. Ausflug) nach St. Martin und 
bon da auf die mit einem Aussichtsthurm gekrönte 
dalmit geleitet. Der 5. Ausflug führt durch Mai— 
tammer, Alsterweiler nach der Marburg. Die letzte 
Zarthie geht nach dem Modenbacher Thal, Schar⸗ 
eneck, Orensberg, Gleisweiler, Teufelsberg. St. 
Anna⸗Kapelle, Sturmeck und zurück durch Burr⸗ 
veiler, Hainfeld, Edesheim. Zur besseren Orien⸗ 
irung ist demn, Führer“ eine Karte beigegeben, 
velche das beschriebene Gebiet in klarer und deut. 
icher Weise zur Anschauung bringt. Als schätzenswerthe 
Zeigabe ist auch die am Schlusse angefügte über⸗ 
ichtliche Zusammenstellung der verschiedenen Weg⸗ 
angen bei mittlerer Ganggeschwindigkeit zu be⸗ 
rachten. Obwohl der „Fuͤhrer“ zunächst für die 
Theilnehmer an dem 7. mittelrheinischen Ver⸗ 
andsschießen bestimmt ist, denen er als Festgabe 
anentgeltlich verabfolgt wird, so kann derselbe doch 
iuch für die Folge von jedem Nichtschützen zu 
näßigem Preise angeschafft werden. Im Anschlusse 
jieran sei uns noch gestattet, auf ein Werkchen auf⸗ 
nerksam zu machen, das gewissermaßen als illu— 
trirtes Seitenstück zum, Führer“ betrachtet werden 
ann. Es ist dies ein kleines Album, das in 12 
uf photo⸗lithographischem Wege hergestellten Bildern 
„Edenkoben und Umgebung“ vor Augen führt. 
derr Buchhandler Kreiselmeyer hat sich durch 
die Herausgabe dieses Albums wefentliches Verdienst 
erworben. Möge er für seine viele Mühe und 
zroße Opfer durch entsprechenden Absatz reichlich 
entschädigt werden! Das Stück kostet1 Mart. 
Neben diesem Album sei noch auf eine Anzahl 
Finzelbilder hingewiesen, die ebenfalls in sehr ge⸗ 
ungener Weise Ansichten von Edenkoben und Ma— 
Jegend bieten und von Herrn C. A. Meuth in 
daiserslautern hergestellt worden sind. 
— Speyer, 3. Juni. Vom Landrathe der 
Pfalz wird seit Jahren der kgl. Regierung eine 
Summe von jährlich 1200 Mi. behufs Unter⸗ 
tützung des gewerblichen Fortbildun gsunter⸗ 
richts zur Verfügung gestellt. Dieser Betrag 
vird von der kgl. Regierung in der Weise ver⸗ 
vendet, daß dem an den beftehenden gewerblichen 
Fortbildungsschulen thätigen Lehrerpersonal nach 
Maßgabe der Leistungen Gratifitkationen bewilligt 
verden. Nach der für das Jahr 1888 beschlofsenen 
Vertheilung entfallen auf die gewerbliche Fort⸗ 
ildungsschule Bergzabern 80 Mk., Frankenthal 
80, Grünstadt 100, Germersheim 70, Homburg 
0O0, Otterberg 50, Obermoschel 80, Dürkheim 130, 
Jambrecht 100, Pirmasens 130, Blieskastel 60, 
Hornbach 50, St. Ingbert 120 Mt. 
— Die vom Köonige genehmigte Aufhebung des 
Realgymnasiums zu Speyer mit Schluß 
)es dermaligen Schuljahres ist, wie wir erläuterus 
»emerken wollen, aus dem Grunde erfolgt, weil 
vasselbe unter den fünf Realgymnasien in Bayern 
im wenigsten frequentirt und — betrug die Schüler⸗ 
nahl desselben im vorigen Schuljahre aur 48 Es 
aben deshalb auch beide“ Kammern des voriährigen 
Lokale und pifälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 5. Juni. Auf heute Nach— 
nittag hat die Gesellschaft „Harmonie“ eine 
Baldparthie in Tochtermann's Anlagen ver— 
instaltet. Für den musikalischen Theil ist die 
Lindn er'sche Bergkapelle aus Altenwald engagiert. 
— Landau, 2. Juni. Die Musik des 18. 
Infanterie⸗Regiments wird nächsten Samstag den 
J. Juni unsere Stadt auf 14 Tage verlassen, da fie wie 
m vorigen Jahre dem im Zweibrücken garni— 
onirenden Bataillon währ end der genannten Zeit 
ienstlich zugetheilt wird. 
— P. OC. Edenkoben, 4. Juni. Da Eden⸗ 
oben an und für sich im Vergleich zu vielen andern 
ind größeren Städten nur wenig zu bieten vermag 
ind die zahlreichen Fremden meistens nur hierher 
ommen, um von hier aus kleinere und größere 
lusflüge in die Umgebung zu machen, so hat sich 
er soeben herausgegebenen, Führer“ zur Hauptauf⸗- 
jabe gemacht, den Wanderer auf seinen Ausflügen 
n die Umgegend der Stadt zu begleiten und ihm 
purch möglichst genaue Erklärungen und Schilder—⸗ 
ingen aller Sehenswärdigkeiten nützlich zu sein.