Full text: St. Ingberter Anzeiger

a einen Hälfte dücften nur die nach dem Rothen 
Here, in der anderen nur die nach dem Mittel⸗ 
dischen Meere bestimmten Schiffe fahren. Die 
die würden sodann zwei Kanäle haben, keine 
6* einer Kollision laufen und ein Verkehr in 
Hhe von 18 Millionen Tonnen, d. h. nahezu das 
reifache des gegenwrtigen Verkehrs, wird für die 
dieser Weise geschaffene Route nicht zu viel sein. 
je Kosten sind auf 200,000,000 Francs veran⸗ 
slagt und man glaubt, daß die Arbeiten in fünf 
shren beendigt sein werden. 
Zwistigkeiten zwischen deutschen nnd franzb· 
schen AÄrbeitern werden aus Calais und Saint 
Hrre signalisirt. In beiden Orten besteht eine 
swungvoll betriebene Gewebe⸗Industrie; namentlich 
Il wird daselbst in erheblichen Quantitäten her⸗ 
selt, und ist eine große Anzahl deutscher Ar⸗ 
her in dieser Branche beschäftigt. Voriges Jahr 
in machte einer der deutschen Arbeiter anläßlich 
Sedanfestes seinen patriotischen Empfindungen 
hhl etwas zu rückhaltlos Luft, und seitdem soll 
schen den deutschen Arbeitern und ihren fran— 
zfischen Collegen eine Animosität herrschen; letzthin 
nußte die Polizei in Calais Maueranschläge ent- 
cnen, — ge drohende Sprache gegen die 
Brussiens“ führten. 
uasen Prozesse, die in Rußland gegen unge⸗ 
ue Beamte angeordnet werden, häufen sich in 
en Maße, welches auf den Zustand der öffent- 
chen Vewaltung ein höchst kompromittirendes Licht 
iust. In der nächsten Zeit wird sich das Finanz 
nisterium wieder mit einer höchst interessanten 
efraudation zu beschäftigen haben. Es handelt 
ch um nicht mehr und nicht weniger als um hun⸗ 
undfünfzig Millionen Rubel, welche die Accise— 
waltung veruntreut haben soll. Jetzt bezieht der 
ziaat mehr als 200 Millionen von der Brannt⸗ 
ainsteuer; ein Ostseeprovinziale hat den Beweis 
ageireten, daß die Einnahme doppelt so groß sein 
inte, wenn der Staat nicht durch die betrüge— 
schen Manipulationen der Betheiligten hintergangen 
cde. Er hat seine Behauptungen mit Beweisen 
elegt, die es außer Zweifel zu setzen scheinen, daß 
ich Alles mit rechten Dingen zugegangen ist. 
f(Ein Veteran.) Seinen neunzigsten 
ebhurtstag feierte in den letzten Tagen Karlv. 
joß auf dem Rittergute Witaszyce bei Jarotschin. 
—D 
mder Armee. Der Besitzer von Witaszyce, aus 
tralsund gebürtig wurde im Jahre 1806 in das 
hwedische Regiment „Engelbrecht“ eingereiht und 
chielt mit 13 Jahren den Titel eines Lieutenants. 
päter machte er die Feldzüge in Finnland gegen 
dußland mit und nahm an den Freiheitskriegen 
sheil. Der Kaiser hat dem Veteranen an seinem 
jeburtstage, den er noch sehr rüstig im Kreise 
er Seinen verlebte, den Kronenorden zweiter Klasse 
bersenden lassen. Eine Militärkapelle spielte zu 
ihten des Tages, und als das junge Volk sich im 
sanze drehte, regte sich auch in dem Neunzigjährigen 
och die alte Tanzlust, so daß er mit seiner älte⸗ 
en Tochter, einer ebenfalls recht beiahrten Dame. 
nen Walzer ausfuhrte. 
fEin „zahmer“ Bär hat unlängst auf 
mem im Dorfe Meschtscherskoje (Kreis Slobodsk) 
efindlichen Gute des Herrn Bernow großes Unheil 
werichtet. Der Bär war, wie der Ssarat. Du. 
zaͤhlt, auf dem Hofe an eine Kette gebunden und 
hien so zahm zu sein, daß selbst kleine Kinder 
wagten, ihm Brod zu reichen. So fütterte ihn 
uch vor einigen Tagen ein fünfjähriges Mädchen, 
b der Bar mit dem dargereichten Brod auch ein 
tüt eines Fingers dem Kinde wegbiß. Das hervor⸗ 
uellende Blut, reizte das Thier, wie es scheint, noch 
nehr, und es riß dem Kinde die Haut von der 
tirn. Auf das Geschrei des Mädchens kam dessen 
m wenige Jahre ältere Schwester herbei und auch 
wurde vom Bär überfallen und in gleich gefähr— 
ler & verletzt. Darauf lagen die Munr 
inder und zWwei änner inzu, 
znen der Bär auch mehr oder weniger gefährliche 
etungen beibrachte. Es bedurfte der Anstreng⸗ 
einiger Menschen, um weiteres Unheil zu 
un; der Bär wurde erschossen. Die beiden 
chen starben bald und auch ihre Mutter ist in 
ge der erhaltenen Verletzungen dem Tode nahe. 
wo Ein fürstliches Geschenk.) Aus 
n en, im Staate Indiana, schreibt man 
9 erungeheuer reiche Glasfabrikant De Pauw 
J w· Albany in unserem Staate macht gegen⸗ 
— *8 von sich reden, indem er der Metho— 
nibersität zu Greencastle eine Million Dollars 
—D 
zadurch in den Stand setzen will, dieselbe zu einer 
der bedeutendsten Lehranstalien des Landes zu machen. 
Die Universität soll dann in Zukunft seinen Namen 
ühren. Bisher hieß dieselbe Asbury-Universität. 
derr De Pauw erfreut sich schon längst des Rufes 
ines Philanthropen. 
Ueber die folgenschwere Panik 
auf der neuen Hängebrücke zwischen New⸗ 
)ork und Bröooklyn meldet ein Newyorker 
Telegramm weitere Einzelheiten. Die Stauung 
der Massen auf der Brücke wurde zuerst durch 
ꝛinige Personen verursacht, welche einen Mann aus—⸗ 
achten, dessen Hut der Wind in den Fluß entführt 
hatie. Eine Frau fiel in Ohnmacht; ein Mann 
irbeitete sich mit seinen Fäusten durch die Menge, 
im dieselbe zu schützen, und bald entspann sich eine 
illgemeine Prügelei. Von beiden Enden der Brücke 
trömte das Publikum nach der Szene der Unordnung. 
jn dem furchtbaren Gedränge wurden Männer, 
Frauen und Kinder die steilen Steintreppen, mittelst 
velcher die Passagiere ven Newyork die Brücke be—⸗ 
teigen, hinuntergestoßen, wobei zwölf Personen, 
arunter sieben Frauen, erdrückt oder zertreten 
purden. In einer Länge von einer (engl.) Viertel⸗ 
neile war die Brücke gefüllt mit einer vor⸗ und 
ückwärtsdrängenden, heulenden und kreischenden 
Nenge. Eine Viertelstunde war seit dem Beginne 
er Panik verstrichen, ehe Hilfe geleistet werden 
onnte. Als dieselbe endlich anlangte, wurde das 
Nittelgeländer niedergerissen, und die Todten und 
Sterbenden wurden auf Wagen nach dem Kranken⸗ 
ause gebracht. Vielen Leuten wurden in dem 
verzweifelten Kampfe um das Leben die Kleider 
om Leibe gerissen. Der einzige Polizist, der an 
Irt und Sielle war, rettete das Leben der ersten 
Frau, welche niedergeworfen wurde, aber verlor 
sabei fast sein eigenes Leben. Die Panik, fügt 
er Besricht hinzu, ist keineswegs der Furcht zu— 
uschreiben, daß die Brücke nachgebe, sondern dem 
roßen Andrange und der steilen Natur der 
teinernen Treppe. 
fF (Amerikanisches.) Ein deutscher Mann, 
helcher eine Amerikanerin zur Frau hat, erhielt neu⸗ 
ich Besuch von einem Freunde. Der Freund wird 
»on der Gattin eingelassen und fragt nach dem Ge—⸗ 
nahl, worauf er folgende Antwort erhält: „My 
ubsand is sick; he is suffering from a German 
ickness; he calls it the Jammoerbatzen.“ 
Mein Mann ist krank; er leidet an einer deutschen 
rankheit, die er die Jammerkatzen nennt.) — Ein 
rarmer aus dem Westen kommt in die „Medical⸗ 
lniversiiy“ und fragt nach dem „Clerk.“ Man 
chickt ihn zum Rektor. Zu diesem sagt der biedere 
zandmann: „Hören Sie, Mister, was sind denn 
hre Bedingungen? Ich will, daß mein Sohn 
Medizin studirt und Doktor wird!“ Der Professor 
iennt ihm die Summe, worauf jener hinzufügt: 
Kost't das extra, wenn er lesen und schreiben 
ernt?“ 
F (Amerikanisches.) Einer der „Repor⸗ 
er“, die dem nordamerikanischen Präsidenten Arthur 
zuf seiner Reise in Florida nach⸗ und zusetzten, 
rzählt folgende wundersame Haifischgeschicht. „Ein 
zaifisch schpamm dem Schiffe nach, welches den 
zräsidenten trug. Da fiel zufällig eine Standuhr, 
n welcher sich ein sogenannter „Wecker“ befand, 
iber Bord und wurde von dem Raubfische sofort 
erschlungen. Bald darauf ging der Allarm im 
Zauche der Bestie los und diese machte nun Luft—⸗ 
prünge aus dem Meere bis zur Höhe von zwanzig 
Fuß.“ 
Gemeinnütziges. 
(Praktische Erfahrungen über das Waschen 
vollener Stoffe.) Auf Grund der verschiedensten 
ind eingehendsten Versuche theilt A. Fränkel der 
Färberzeitung“ folgende Thatsachen mit. 
Die zum Waschen benützte Laugenflüssigkeit 
nuß so heiß als irgend möglich sein. Zur Ent—⸗ 
ernung von fettigem Schmutz, Schweiß u. dergl. 
mpfiehlt sich am meisten Seifenlösung mit Salmiak⸗ 
jeist. Letzterer bewirkt eine außerordentliche Auf⸗ 
zfung des Schmutzes an bestimmten schwer zu 
einigenden Stellen wollener Unterjacken u. dgl., 
—EVD 
iberhaupt ganz vorzüglich. 
Behufs Reinigung weißer Wollsachen bewährt 
ich insbesondere eine mit Borax versetzte, kochend 
seiß angewandte Seifenlösung; dieselbe gibt den 
Paaren eine Lockerheit und blendendes Weiß, die 
e oft neu kaum besaoßen 
Bei guten Wollsachen trennt man weiße und 
bunte, bereitet zu letzteren eine Lauge aus etwa 8 
Liter Regenwasser und is Pfund bester gelber, 
veicher Seife — Elainseife; dies Verhäliniß änderi 
nan je nach Gutdünken, und je nachdem die Sachen 
nehr oder minder schmutzig sind. Diese über Feuer 
iufgelöste und gehörig durchrührte Lauge vertheile 
nan gleichmäßig in zwei Gefäße, und nehme zu 
der einen auf 1 Liter Lauge einen kleinen Thee— 
offel Salmiakgeist. Wenn man die Wollsachen 
hineinbringt — immer nur zwei bis drei Paar 
Strümpfe oder dem entsprechende Menge auf ein 
Mal — so muß die Lauge noch so heiß sein, daß 
nan mit der Hand nicht hineinfassen kann, sondern 
nit ein Paar reinen hölzernen Löffeln die Sachen 
)rücken, umwenden und bearbeiien muß. Sie 
verden dann möglichst ausgedrückt und danach in 
der zweiten Lauge — ohne Salmiakgeist — be⸗ 
webeitet, die sich indeß schon soweit abgekühlt haben 
nuß, daß man alsdann die Gegenstände fest aus— 
)rücken kann, wobei aber niemals die drehende Be⸗ 
vegung des Ausringens stattfinden darf. 
Nun werden die Stuͤcke zum besseren Trocken⸗ 
verden durch drei bis vier weiche. krockene Hand⸗ 
ücher gedrückt, bis sie fast keine Feuchtigkeit mehr 
ibgeben. Danach zieht man jeden Gegenstand in 
ie Gestalt, welche er haben soll: Unterjacken z. B. 
ehat man etwas in die Weite, noch mehr ist dies 
»ei Aermeln nöthig, die gerne lang und eng werden. 
Beim Aufhängen auf die Leine berücksichtigt man 
»ie Form genau, z. B. dürfen Jacken nur der 
Quere nach, also Halsausschnitt rechter Hand, 
interer Rand links aufgehüngt werden. Im 
S„ommer genügen einige Siunden zum Trocknen. 
Bei weißer Wollwäsche setzt man statt Salmiak⸗ 
zeist zu je J Liter Seifenlauge einen Theelöffel 
zepulverten Borax zu und verfährt sonst genau, 
vie oben angegeben. Sollte man die zweite Lauge 
heim Gebrauche noch zu seifig sinden, so verdünne 
nan sie durch etwas heißes Wasser. Sehc wichtig 
st es, daß, nachdem etwa drei Saztz Wollsachen ge⸗ 
vaschen sind, die Lauge wieder heiß gemacht wird, 
vobei man die zweite zur ersten macht und die 
weite durch neue ersetzt Uebrigens kann ganz 
chwärzlich gewordeue Lauge später noch einmai 
jusgenutzt werden, indem man den Schmutz sich 
ibsetzen läßt, dann die Lauge vorfichtig aoͤgießt 
ind darin grobe bunte Wäsche vorwäscht. 
Soll das Einlaufen gänzlich vermieden werden, 
o muß das schnellste Trocknen der Wollsachen vor⸗ 
ereitet werden, indem man fie wiederholt zwischen 
veichen Drelltüchern trocken drückt. In keinem 
Falle dürfen wollene Waaren in der Sonne trocknen, 
onst werden fie dicht und hart, sondern am besten 
n mäßigem Luftzuge; im Winter im warmen 
Zimmer, dem Ofen nicht allzu nahe. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Walsheim bei Landau Adam 
Walter II., Ackersmann, 70 J. a.; in Kaisers⸗ 
autern Gustav Germann, Friseur und Ofen⸗ 
abrikant, 88 J. a.; in Weilheim AnnaSchieder, 
jeb. Wöscher; in Frankenthal Sophie Schmitt, 
neb. Verberné; in Neunkirchen a. d. Bi. Bernhard 
enewein, 74 J. a.; in Wilgartswiesen Rudolf 
vischer vrotest Nfarrer 49 J a 
AMspbtUchtat 
Pfälzische Eisenbahn⸗-Dienstesnachrichten. 
Versetzt wurden vom 1. Juni ab: die Bahn⸗ 
neister Karl Joanni von Rieschweiler nach Zeis⸗ 
kam, Friedrich Walter von Zeiskam nach Riesch⸗ 
weiler, Emil Glasser, zugleich Ingenieurassistent, 
don Bellheim nach Germersheim, Karl Dietz von 
Wörth nach Bellheim, Karl Fuch s von Rinnthal 
nach Marnheim, und Ludwig Sutter von Marn— 
jeim nach Rinnthal, sodann Hilfsbahnmeister Jakob 
Bressser von Germersheim als Bahnmeister nach 
Marfh.. 
hmidt und Günther's Leipziger Illustrirte 
Jagdzeitung 1888 Nr. 17, herausgegeben vom Konigi. 
Iberförster Nintz sch e, enthält folgende Artikel: 
Das Schießen mit Schrotgewehren. — Von F. Kling⸗ 
porn. — Einiges vom Dachs, Daͤchsel und Dachsgraben. 
». Einiges vom Dächsel. Von Karl Brandt. (Schluß.) — 
lus Thüringen. Von E. v. Wolffersdorff. — Auerhahn⸗ 
jalz mit Orchester⸗Begleitung. Ein Jagderlebniß aus Kur⸗ 
and. — Mancherlei. — Illustrationen: Reinecke auf der 
daninchenjagd. — Fasanenhenne mit Jungen. — Inserate. 
Die Illustrirte Jagdzeitung von Schmidt und 
Bunther in Leipzig erscheint am 1. und 15. des Monats 
ind kostet bei den Buchhandlungen halbjährlich M. 3. Bei 
en Postanstalten vierteljährlich M. 1.50. 
Für die Redaktion verantwortlich F. X Demekt