Full text: St. Ingberter Anzeiger

herzige Gläubiger zu besänftigen! Nun ist Alles 
dahin. 
pKosaken-⸗Manbver. Ein Moskauer 
gorrespondent berichtet über ein merkwurdiges Exer · 
citium des Gardekosakenregiments, welches im Pe⸗ 
trowskypark zu Moskau in Gegenwart des Groß⸗ 
fürsten Nicolaus und vieler fremdherrlicher Officiere 
staftfand. Die Erercinen, schreibt der Berichterstatter. 
fiellten die kühnsten Aunststücke des Circus in den 
Schatten. Das ganze Regiment jagte in vollem 
Galopp in lockerer Ordnung vorüber. Viele Mann⸗ 
schaften standen aufrecht im Sattel, andere auf 
ihren Köpfen mit den Beinen in der Luft, viele 
sprangen zu Boden und dann wieder in den Sattel 
n vollem Tarriere, einige sprangen über die Köpfe 
ihrer Pferde hinweg, lasen Steine vom Boden auj 
und schwangen sich doch wieder in den Sattel. 
Während der Auffuůhrung dieser Kunststücke schwenkten 
fie ihre Säbel, feuerten Pistolen ab, warfen ihre 
Carabiner in die Höhe, fingen sie wieder auf und 
schrieen wie Besessene. Einige Kosaken ritten paar⸗ 
weise vorüber mit einem Bein auf dem Pferde des 
andern stehend. Ein wild aussehender Kerl trug 
cinen als Frau gekleideten Kameraden in seinem 
Arm. Auf ein gegebenes Signal theilte sich das 
Regiment in zwei Theile. Eine Abtheilung ritt 
dabon, die andere machte Halt, ließ ihre Pferde auf 
den Boden niederlegen und die Mannschaften legten 
sich neben dieselben wie im Kriege, die Annäherung 
des Feindes erwartend, die andere Abtheilung des 
Regiments stürmte heran und in einem Nu war 
jedes Pferd auf den Beinen, jeder Reiter in seinem 
Sattel und mit wildem Geheul ging es auf den 
bermeintlichen Feind los. Man wußte nicht, was 
man mehr bewundern sollte, die Gelehrigkeit und 
ben Eifer der Pferde oder die Geschicklichkeit und 
den Muth ihrer Reiter. 
Scutari, 8. Juni. Das Pulvermagazin 
der Festung ist durch einen Blitzstrahl in die Luft 
gesprengt worden. Ein großer Theil des Bazars 
purde zerstört und zahlreiche Todte und Verwundete 
find vorhanden. 
Deutsche Reichstags⸗Mitgliekde:t 
un Amerika. Fünf ehemalige Mitglieder des 
deutschen Reichstages befinden sich gegenwärtig in 
Ameruͤa. Sie gehören der Partei der Sozialisten 
und Communisien an und machten fruͤher durch 
ihre Hetzereien unter den Arbeitern bequemes Leben. 
Da kam aber Bismarck mit seinem Anti⸗Sozialisten⸗ 
hesetz und machte der Hertlichkeit ein Ende. Dit 
derren Vollsbeglücker waren zum „Maulhalten“ 
jerurtheilt und dann versiegte ihre schöne Einnahme⸗ 
quelle. Unter diesen Umständen hielten fie es für 
jerathen nach Amerika auszuwandern. Aber die 
zroße Republik, die so vielerlei Volk zu verarbeiten 
zat, ist kein Paradies für sie geworden. Nach der 
hersicherung eines New-Yorker Correspondenten 
vohnt der erste der Fünf, Wm. Hasselmann,. 
m deutschen Viertel von New⸗VYork in einem 
chmutzigen Hause, geht ganz schäbig einher und lebi 
on dem, was seine Frau durch Nähen verdient, 
vährend er daheim das Kind abwartet und den 
daushalt besorgt. Fritzsche hält eine Bierkneipe 
n Philadelphia und steht selbst hinter dem Schank⸗ 
isch. Julius Vahlteich ist eigentlich Schuh⸗ 
nacher seines Geschäfts, blickte jedoch während der 
etzten zwölf Jahre seines Aufenthaltes im alten 
Baterlande mit Verachtung auf Knieeriem und Ahle. 
In Amerika hatte er dies ehrliche Geschäft wieder 
zufnehmen müssen. Reimer macht mit großer 
Mühe sein Leben als Cigarrenmacher; Most isl 
der Einzige, der es versteht, seine Zungenfertigkeit 
zu Geld zu machen. 
F Der letzte Schwindel in Amerika 
ist der eines Mannes, der für 25 Cents (*1 
Mark) in Postmarken eine Nähmaschine afferirt. 
Anterschiedliche Personen, die auf den Schwindel 
hereinfielen, erhielten eine — Nähnadel. 
'Adeline Patti ist für die nächste Saison 
in den Ver. Staaten für fünftausend Dollars (ca. 
22000 Mk.,) per Abend auf fünfzig Abende engagirt 
worden; das macht in sechs Monaten eine Viertel⸗ 
Million Dollars. Diese Nachricht ist authentisch, 
die Mittheilung jedoch, daß die Millionärin der in 
New⸗York lebenden armen Wittwe ihres ersten — 
sanglehrers, welche Adetine wegen nicht bezahnn 
donorars verklagt hatte, aber abgewiesen wurde, wi 
die Sängerin beschwor, sie sei damals noch dig 
mündig gewesen, ein Geschenk von fünfzig Volla— 
gemacht habe, entbehrt jeder Begründung. 
rEin Missourier, dem der Nagel anda 
großen Zehe in's Fleisch gewachsen war, hadte si 
um die Schmerzen zu mildern, mit einem Handbe 
die Zehe ganz ab. Das ist jedenfalls ein probaie 
unfehlbares Mittel. Zu haben in allen Eisenwaate 
Jandlungen. Man huüte fich vor Verfälschungen. 
4 (Vom Wetter.) Nach Erfahrungen vo 
Jahrhunderten bringt der Medardustag am 8. Jun 
»eine Entscheidung in der Witterung. War da— 
Wetter vorher warm und trocken, so wird sich m 
ziesem Tage ein anderer Wind einstellen, der länge 
inhaltenden Regen erwarten läßt. War aber di 
Witterung vorher regnerisch, so wird mit dem 
Juni der Himmel sich aufhellen. Man sollte übrigen— 
aicht genau nur diesen einen Tag beachten, sonden 
die Daten vom 6. bis 13., welche nach ihrer 
Tharakter im Ganzen genommen für die zukünfti— 
Witterung enscheidend sind. Hält die trockene Wi 
erung wuͤhrend dieser Tage an, so wird der Son 
ner sehr dürr werden. Schon der alte Rath, de 
man auf Medard Kraut pflanzen soll, und die an 
Bauernregel: „Was St. Medard für Wetter hä 
so Weiter in die Ernte fällt“ deutet an, daß die 
Beobachtungen allüberall und schon vor vielen Jahre 
gemacht worden siad. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Edenkoben Georg Karl. 
a. S. v. Karl Grünewald; in Zweibrüt 
Frl. Anna Müller, 20 J. a.; in Frankenth 
Sidonie, 423 M. a., T. v. Gustav Schadewi. 
Fur die Redaktion verantwortlich F. X. Deme; 
Zwangsversteigerung. 
HMitiwoch, den 13. Juni, 
nächsthin Vormittags 9 Uhr, 
in der Wirthsbehausung der Firma 
Hebrüder Becker hier — Oberstadt — 
versteigere ich gegen die Wittwe von 
Veorg Best daselbst, zwangsweise 
gengen Baarzahlung: 
1 Pferd, 1 Kleider⸗ und 
Küchenschrant, 1 runden 
Tisch, 1 Waschtisch, 1 Näh— 
und 1WNachttischchen, 1 Schreib 
pult, 1 Weckeruhr, J große 
Dezimalwaage mit Gewichten, 
1 Ein⸗- und 1 Zweispänner⸗ 
wagen mit Dielen, 1 Pfuhl⸗ 
faß, 1 Schmierbock ⁊c. ⁊., 
folgende Crescenzien: 
Bann St. Ingbert. 
das Gras von: 23,2 4 
Wies in der Mausbach; 
11,8 4 Wies daselbst; 
19,8 a Wies im Allment; 
Z Beet Wiese in den Steg⸗ 
wiesen; 
den Klee von: 30,6 a Acker 
im Rodt. 
St. Ingbert, den 89. Juni 1883. 
Keck, 
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers 
Faßbender. 
Heute Sdontag, in dem Mühleneck Chr. Brenner's großt 
Dieselbe enthält außer verschiedenen Eandschaften⸗ und Städte—n 
sichten des In-⸗ u. Auslandes, die neuesten Ereignisse u. Katastrophen. 
Besonders erwähnenswerih sind, der Untergang des Auswan dert 
Schiffes Cimbria, dasgroße Eisenbahnunglüdbei Freibur, 
die Rheinuberschwemmungen in der Pfalz, im Ried un 
am Unterrhein bei Köln u. s. w. 
Erlaube mir ein verehrtes Publikum noch auf eine Abtheilung verschieden 
Prachtansichten von Venedig aufmerksam zu machen, welche sich d 
sonders Abends bei Beleuchtung sehr brillant ausnehmen und empfehlenswen 
find. Entréͤe für Erwachsene 20 Pfg. für Kinder 10 Pfg. 
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Chr. Brennet 
Seute Abend 129 Uhr 
III —„VL 
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m St. Inabert. 
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