St. Jugherter Anzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Wlontag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonnutag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗
slatt und Sonntags mit Bseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1./4 40 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 , einschließlich
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auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 80 3. Bei maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
M 115.
Sonntag, 17. Juni 1883.
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—18. Jahrg
Politische Uebersicht. 20 kr., giebt ein Gesammtverluft von 7983 fl. 20 kr.
oder 1350 M. pro Actie. (K.)
Deutsches Reich. — Am Sonntag (heute) werden in Neu⸗
München, 14. Juni. J. M. die Königin kadit a. H. zwei politische Versammlungen statt⸗
on Spanien wird auf der Reise nach Wien in inden. Im großen Saale des Saalbaues wird
diesen Tagen zum Besuch ihrer Schwester der Frau derr Anwalt Mahla sein Programm entwickeln
Prinzessin Ludwig von Bayern, in Lindau ein⸗- ind Herr Reichsgerichtsrath Petersen über seine
treffen, welche mit ihrer Familie auf der Villa Thätigkeit als Reichsiagsabgeordneter referiren. Die
Amsee Sommeraufenthalt genommen hat. Von orischrittspartei läßt den Abgeordneten Träger
dindau ·erfolgt, und zwar im strengsten Inkognito ommen. Da der Saalbau von der liberalen Par⸗
zie Weiterreise über München und Salzburg. — kei für die beiden nächsten Sonntage gemiethet wurde
ßrinz Arnulph wird von der Sendung zur Zaren- Jaben die forischrittüichen Parteihaͤupter an den
rönung in Moskau morgen wieder hier eintreffen Stadtrath das Ersuchen gerichtet, ihnen den Hof
ßrinzessin Arnulph ist von ihren Gütern in Oester· im Stadthause zu bewilligen. Der Stadtraih has
eich heute zurückgekehrt. diesem Gesuch stattgegeben.
Berlin, 14. Juni. Der Bundesrath ge⸗ — Für die Invaliden von 187071
nehmigte in seiner heutigen Plenarsitzung die Ge- prach in seht warmer Weise der Reichstagsabge⸗
werbenobelle in der Fassung des Reichstags. Die rdnete für Speher-Frantenthal, Herr Dr. Groß.
Resolution des Reichstags betreffs der Aerzte⸗ Fr halte besonders das Wor ergriffen, um den
»rdnung wurde dem Reichskanzler überwiesen. driegern, welche sich in den Feldzugen ein schweres
Berlin, 15. Juni. Die Kommission zur deiden zugezogen aber versäumt haben, ihre An—
Berathung der kirchen politischen Vorlage präche dechigetig anzumelden, einen heuen Termi
genehmigte Artikel 5 der Regierungsvorlage mit kiwa 1888) zur Geltendmachung ihrer Rechie aus—
inem Amendement, wonach staatlich anerkannte ubedingen. Herr Groß wies insonderheit daran
hischdfe auch außerhalb ihrer Didcesen geistliche in, daß es meht an Nitleln fehle, um die armen
dandlungen vornehmen dürfen. Artikel 6 wurde franken Krieger, die die Einheil umd Groͤße des
inverändert angenommen, alle übrigen Anträge deutschen Vaterlandes mit erfochten haben, zu unter⸗
her abgelehnt. Die erste Lefung ist damit beendet futzen. Im Invaliden⸗ Unterstützungsfond feien zur
die Totalsumme der beim Reichstage Zeit 445 Millionen Mark vorhanden und könnte
ugegangenen Gelder für die Ueberschwemmten er⸗ man schon mit den Zinsen dieser kolossalen Summe
reichte, wie der Präsident bei Schluß der Session die bedürftigen Leute unterstützen.
ereits mittheilte, die Höhe von 1,692,464 Mark Die Angehörigen der pfälz. Immobi—
vovon allein aus den Vereinigten Staaten 1,461,599 tiarbrandversicherun g8Anstalt mögen
uus Deutschland 86,681, aus der Schweiz 22,947 äch für 1888 auf hohe Umlagen gefaßt machen.
aus Luxemburg 21,450, aus Brafilien 19,051, Am 3. brannte die Frohnmühle bei Haßloch gänz
nus Peru 10,578,. aus der Türkei 10,230 u. s. w. lich nieder, am 7. die Königsmuhle bei Reustad
die geringsten Beträge kamen aus Frankreich 248 und gleichzeilig die Kreumuhle bei Godramstein
ind aus Oesterreich 88 Mark. Bis auf 58,204 am 1I. ist in Pirmasens die Gerberei Fahr abge⸗
Vart ist die ganze Summe vertheilt und zwar an brannt, somit in 9 Tagen vier große industriell⸗
hahern 5883, 880 (darunter Donaugebiet 96, 160, Anwesen! Dazu kam fast läglich ein kleinerer Brand,
Unterfranken 206, 080 und bayerische Pfalz 278,900) so am 1. in Wolfstein und Winterborn, am 4. in
in Elsaß⸗Lothringen 58,756, an Hessen-Darmstadi Frankenthal (Seifenfabrik Schuck), am 6. in Ann—
26780. an Baden 197, 280, Regierungsbegiri weiler, Burrweilet und Kusel, am 8. in Rodenbach
Wiesbaden 46, 105, Rheinprobinz 228420, außer- Blitzschlag), am 11. in Eulenbis, gleichzeitig in
Im Eifelgebiet 100, 000. Würitemberg 89, 110. Westheim ind in Wattweler Blitzschlag. Nimmi
steis Gecsfeld (Hessen-Nassau) 1000, Tyrol 14350 3 dazu den Brand der Lamperismühle sowie
und für die Weichsel ⸗Ueberschwemmten 40,000 Mi 'ast zahllose kleine Feuer, so gibt Dies eine ge⸗
valtige Jahresrechnung für die Umlagepflichtigen.
In Betreff der diesjährigen Uebungen der
Ersatzreservisten J. Klasse in der dayerischen Armee
vurde bestimmt: daß die zu den erstmaligen zehn⸗
wöchigen Uebungen einzuziehenden Ersatz⸗Reservisten
auf den 27. August und jene, welche die zweiimalige,
vierwöchige Uebung durchzumachen haben, auf den
J. Oktober zu berufen und beide Kategorien am
14. November wieder zu entlassen sind. Die Ein—⸗
dellung der Rekruten zum Dienste mit den Waffen
jat bei der Infanterie, den Jägern, der Kavallerie
und Artillerie ꝛc. am 10. November zu erfolgen.
von beiden am schnellsten und schönsten ein Paar
lederne Heerenstiefel fertig bringe. Vorvergangenen
Dienstag früh 6 Uhr haben sich beide Meister an
die Arbeit gemacht und schafften um die Wette,
ohne zu Mittag zu speisen. Um halb 7 Uhr wai
S. fertig und hatte somit die Wette gewonnen;
B. hatte um 7 Uhr seine Stiefel vollendet. Beide
Ztiefelpaare sind sauber und elegant gearbeitet.
Die Wettenden aber waren ordentlich abgemüht. —
Der in Triberg verhaftete Stromer Dürr hai nun
gestanden, daß er selbst den Thennenbronner Mord
begangen habe.
F Es hat sich in Berlin bekanntlich ein
domito gebildet, welches die Errichtung eines
Denkmals für Schulze-Delitzsch aänstrebt.
In einer von dem Komité einberufenen Versamm⸗
lung von Parlamentsmitgliedern wurde dieser Tage
beschlossen, ein Schulze⸗Denkmal in Berlin zu er⸗
richten und zu diesem Zweck einen Aufruf an das
deutsche Volk zu erlassen. Die erforderliche Summe
wird auf 120,000 Mk. veranschlagt. Die Frage,
ob auch in Delitzsch ihm ein Denkmal gesetzt werden
solle, wurde offen gelassen.
Vier jugendliche Abenteurer entfernten sich
vor etwa drei Wochen aus dem Hause ihrer zu
Rirdorf bei Berlin wohnenden Eltern, unter
Mitnahme ihrer Sonntagsanzüge, um in der Köpe⸗
nicker Haide als „Wilde“ ganz ihrer Abenteurer⸗
lust zu leben. Ihre Sonntagskleider hatten sie in
einem Dickicht versteckt und am Tage führten sie
ein richtiges Buschklepperleben, während sie für die
Nacht unter dem schützenden Laubwerk eines Baumes
bei „Mutter Grün“ ihre Schlafstelle auffuchten.
So dauerte das Leben mehrere Tage bis einer von
hnen, dem dasselbe leid wurde, zu seinen Eltern
zurückkehrte und so der Verräther seiner Freunde
wurde, die denn auch bald heimgeholt und mit
einem gehörigen, recht fühlbaren Denkzettel seitens
hrer Eltern bedacht wurden, welche glaubten die
Burschen damit für immer von ihrer Abenteuerlust
jeheilt zu haden. Am Sonntag früh hat das
hoffnungsvolle Kleeblatt aber schon wieder das
Weite gesucht, ohne daß es jetzt gelungen ist, eine
Spur von ihnen aufzufinden. Die drei angehen⸗
den Strolche, von deneu der eine 14, der aͤndere
13 Jahre alt, scheinen in einer entfernteren Haide
sich für den Sommer wohnlich eingerichtet zu haben.
fF Wien, 15. Juni. Aus Semlin wird der
Einsturz des größten Eisenbahntunnels zwischen
Belgrad und Ripani gemeldet.
fF Von Wirbelstüärmen wurden die nord⸗
westlichen Staaten der amerikanischen Union am
11. Juni heimgesucht. Beloit in Wiskonsin hat
schwer gelitten. Ein Mann wurde erschlagen und
mehrere Personen trugen schwere Verletzungen davon.
Ein Güterzug auf der nordwestlichen Eisenbahn
wurde von den Schienen geweht und eine Strecke
weit fortgetragen. Der ganze Zug wurde zer⸗
trümmert und zwei Personen verletzt. In Galena
in Illinois richtete der Wirbelsturm großen Schaden an.
f Ein berüchtigter Taschendieb stand
zum zwölften Male vor dem Richter. Er bat um
Verzögerung des Termins, da der berühmte Rechts—
gelehrte, der seine Vertheidigung führen sollte, un⸗
päßlich geworden war. „Aber man hat Sie doch
in dem Augenblick ergriffen, als Sie Ihre Hand
in der Tasche eines Anderen hatten; was souͤ da
vohl der Advokat noch viel zu Ihrer Vertheidigung
agen können?“ — „Eben das wäre ich begierig,
zu erfahren“, lautete die Antwort des Delinquenten.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
7DieLeinenzwirnerei Zweibrücken
diquidation giebt bekannt, daß pro Altie
500 fl) 140 M. entfallen. Das Unternehmen
urde vor etwa 153 Jahren gegründet,brachie es
doch niemals zu einiger Prosperität und ging
wdlich gang ein. Die AÄklionare irifft empfindliche
nluß. Die nunmehr zum Abschluß gelangte Li—⸗
uidation hat mehrere Jahre in Anspruch genommen.
hnet man nur den einfachen Zinsenentgang, so
ft auf die Actie ein Verlust der Rente von
ñb l.! hierzu die Einbuße an Capunl un 184
Vermißschtes.
* Sulzbach, 14. Juni. Gestern Nach—
mittag wurde nach der „Tr. Loszig.“ im Walde
wischen hier und Fischbach ein Holzhauer von einem
Forster durch einen Schuß getoͤtet. Wie es heißt,
unglücklicherweise, nicht mit Absicht. Der Holz
yauer soll Familienvaier sein.
Letzte Woche machten in Tuttlingen zwei
—Schuhfabrikanken eine Wette um 20 Paar Leder
chuhe für Knaben im Preise von 80 Mk., welcher