Full text: St. Ingberter Anzeiger

aner Seidenwurm⸗Züchterei in Brand. Der Feuer— 
ruf des Theaterspielers blieb unbeachtet, da man 
annahm, derselbe gehöre zum Stück. Das Zimmer 
fullte sich mit Rauch „und bei'm Gedränge nach 
der durch den Kassentisch verstellten Thür gab es 
50 Todte und Verwundete. 
— Ein schlimmer Gast, dessen Annäherung all⸗ 
ahrlich um diese Zeit mit Besorgniß entgegenge⸗ 
sehen wird, die asiatische Cholera hat sich 
dder egyptischen Hafenstadt Damiette gezeigt 
Während der letzten Tage der verflossenen Woche 
stach dort ein bösartiges Fieber aus und bis zum 
hurde ein Erdbeben in vielen Theilen der westlichen 
derrschaften Englands wahrgenommen. 
Konstantinopel, 27. Juni. Infolge 
des Zunehmens der Cholera wurde die Quaran⸗ 
ane für ägyptische Provenienzen auf 10 Tage 
isgedehnt. 
n g Alexandrien, 27. Juni. In Damietie 
ind gestern gestorben 47 Personen, davon 37 an 
der Cholera, in Mansurah von 7 Cholerakranken 2. 
Eas Gelübde des Schah.) Als 
stair⸗Eddin vor einigen Jahren seine Cousine, die 
—A 
chrte, gelobte er, wenn ihm der Himmel von 
dieser Gattin einen Sohn schenken sollte, eine Wall⸗ 
ahrt nach der heiligen Stadt Mesched anzutreten. 
dieser Wunsch des Schah ist im April des vorigen 
Jahres in Erfüllung gegangen, denn seine Cousine 
henkte ihm einen Sohn, der den Namen Nusret: 
Födin erhielt. Vor einigen Tagen hat nun Nasr⸗ 
zddin, um sein Gelübde einzulösen, unter großer 
anilitärischer Escorte seine Wallfahrt nach Medsched 
ingetreten. Im Gefolge des Schah befinden sich 
uch 36 Frauen und einige Hundert Hofbedienstete 
die Wallfahrt dürfte drei Monate andauern, da 
ner Aufenthalt in Mesched auf etliche Wochen be⸗ 
rechnet ist. In der Umgebung dieser Stadt ruhen 
nämlich zahlreiche Heilige, deren Gräber Nafr-Eddin 
besuchen will. 
xF Als Bestätigung der Wirksamkeit der Schnaps⸗ 
ur bei Schlangenbiß mag folgende Geschichte 
Fienen, die im fernen Westen Amerikas passirt ist. 
der Ort der Handlung spricht zwar nicht für die 
ihsolute Glaubwürdigkeit der Erzählung, aber selbst 
als Anekdote ist sie ein Beweis dafür, daß in Gegen⸗ 
den, in welchen Schlangenbisse häufige Vorkomm⸗ 
nisse sind, der Schnaps, abgesehen von seiner son⸗ 
tigen Popularität, als Heilmitiel wider allerhand 
ehresten, ganz besonders gegen die Wirkungen des 
Schlangengiftes als Specificum gilt. Es war zur 
zeit, als man die Pacific-Eisenbahn durch die große 
nordamerikanische Edene baute. Hier ist so recht die 
heimath der Klapperschlangen, die häufig als unge⸗ 
betene Gäste sich in den Erdlöchern der Prairiehunde 
inquartieren. Eine kleine Eulenspezies bildet oft 
die Dritte im Bunde. In der Nähe eines jener 
Octe nun, die damals an der Bahn wie Pilze in 
die Höhe schossen, war ein Eisenbahnarbeiter, ein 
länder, bei den Erdarbeiten von einer Klapper⸗ 
lange gebissen worden. Die entsetten Arbeiter 
chleppten ihren Kameraden sogleich in die Apotheke 
des Städtchens und bemühten sich in der rührend⸗ 
ien Weise, ihn durch Einflößen großer Mengen 
vom besten Cognac dem Tode zu entreißen. Der 
nze kleine Ort nahm an dem Samariterwerke 
äheil. In den anziehendsten Gestalten, in Coglaiis 
at allen „Chikanen“ zubereitet wurde ihm das 
lebenswasser eingeflößt. Nie sah man Aerzte 
m so unerschütierlichem Verttauen ihre Me—⸗ 
din geben, nie aber auch einen Pati⸗ 
euten, der mit solcher Willigkeit das Heil⸗ 
n hinunterschluckte. Pat“ wurde gerettet. Das 
Aen hatte aber in diesem Falle außer der Heil— 
ug eine Nebenwirkung, und das war ein Rausch, 
J ihn selbst der Sohn der grünen Insel seiner 
bebtage nicht schöner gehabt hatte. Einige Tage 
in beobachteten einige Bewohner des Ortes fern 
n Prairie einen Menschen, der schon seit langer 
Inehen Bewegungen auszuführen schien. 
Ig en sich ihm und erkannten „Pat F der 
chuhe ausgezogen und die Hosen bis über 
r nie aufgekrempi hatte und so mit den bloßen 
dJ n im Grase umhertastete, in der Hoffnung, 
* appecschlange würde noch einmal anbeißen. 
ndeimitiei hatte ihm beim ersten Male so sehr 
w de er die Krankheit gern noch einmal ris⸗ 
I im vergangenen Jahre mehrere Ameri— 
ut J' In dusirieue mit dem Plane umgingen, 
saheznternehmungen sich die Wasserkraft der 
afälle nutzbar zu machen und zu diesem Zwecke 
auf der Coatsinsel, die den Fall in zwei ungleiche 
Arme theilt, industrielle Etablissements zu errichten 
beabsichtigten, erregte dieses Vorhaben nicht nur in 
der Union, sondern überall, wo man sich einen em⸗ 
pfänglichen Sinn für Naturschönheiten bewahrt, den 
größten Unwillen, und die Legislatur des Staates 
Newyork, an dessen nordwestlicher Grenze das Ge⸗ 
hiet der Niagarafälle liegt, mußte sich unter dem 
Drucke der öffentlichen Meinung zur Annahme eines 
Gesetzes bequemen, das die dauernde Erhaltung der 
grandiosen Scenerien, welche den mächtigen Fällen 
eine wirkungsvolle Staffage verleihen. ihrer urspring⸗ 
lichen Natürlichkeit resp. die Schaffung eines Natio⸗ 
nalparkes an ihrer Stelle festsetzte. In Ueberein⸗ 
stimmung mit diesem Gesetze versammelte sich nun 
am 29. vorigen Monats in der Hauptstadt des 
Staates Newyork, in Albany, unter dem Vorsitze 
des Exvicegouperneurs Dorsheimer (Dorsheimer ist 
von deutscher Abkunft, seine Eltern stammen aus 
dem Hessen⸗Darmstädtischen) eine Commission, um 
in dem betreffenden Gebiete diejenigen Landstücke zu 
hbezeichnen, welche zur Herstellung eines National⸗ 
darkes an den Niagarafällen geeignet sind und die 
dann vom Staate angekauft werden sollen. Da auch 
das Parlament der Canadischen Dominion ein ähn— 
liches Gesetz angenommen und eine Commission be— 
uuftragt hat, sich mit den Newyorker Behoͤrden in 
VPerhindung zu setzen, so ist wohl die fichere Gewähr 
gegeben, daß jeder zukünftige Versuch die unendliche 
Broßartigkeit, der die mächtigsten Wasserfälle der 
Erde umgebenden Natur durch profane Bauten zu 
ernichten, energisch zurückgewiesen wird. 
Gemeinnütziges. 
(Einsalzen des Heues. Die andauernd reg⸗ 
ierische Witterung hat der Salzniederlage der kal 
bayer. Salinen dahier Veranlassung gegeben, die 
Landwirthe auf das Einsalzen des Heues aufmerk 
sam zu machen. Selbst vom Regen ganz ausge— 
vaschenes, bereits in Fäulniß übergeganges Heu 
önne durch Einsalzen wieder zu einem kräftigen 
Futter gewonnen werden; ein halbes Pfund Vieh—⸗ 
salz werde in der Regel auf den Centner Heu ge— 
nügen und die Kosten demgemäß in gar keinem 
Verhältniß zu dem außerordentlichen Nutzen stehen, 
der damit geschaffeu werde. 
(Ersatz für Bau⸗- und Arbeitsholz ꝛc.) 
Während auf der einen Seite zahllose praktische 
Männer auf die Gefahr gänzlicher Erschöpfung 
unserer Holzschätze hinweisen und sich alle Mühe 
geben, zur Erhaltung des noch Bestehenden und zum 
Anpflanzen von Bäumen aufzumuntern und zu be— 
lehren, streben anderseits erfinderische Köpfe darnach, 
das Holz zu Bauzwecken, in den Fabriken und zum 
Heizen oder sonst einem Zwecke unnöthig zu machen 
Als man zuerst auf die Möglichkeit hindeutete 
Bretter aus Stroh herzustellen, welche an Stelle 
derer hintreten sollten, welche man bisher nur durch 
Fällen des Monarchen der Wälder erlangen konnte, 
)a waren wohl die meisten geneigt, dies für eine 
zanz unpraktische Idee anzusehen. Heutigen Tages 
iber ist die damals verlachte Idee zur Thatsache 
jeworden. Aber nicht blos Stroh, sondern auch 
indere Materialien fangen an, das Holz zu ersetzen 
Draht wird jetzt zu den Einzäuungen (Fenzen) ver⸗ 
vendet und wird auch bald beim Häuserbauen die 
Stelle der Latten an den Wänden einnehmen. 
Metall, Schiefer und Filz werden zur Dachdeckung 
»erwendet. Marschinerie wird jetzt ebenfalls ganz 
nusschließlich aus Metall konstruiert; Drahtlatten, 
Fisenpfosten, Verbindungsstücke, Tragbalken und 
Decken von Metall kommen immer mehr und mehr 
in Gebrauch. Unter den neuesten Erfindungen sind 
auch Fourniere aus Glas, welche so hergestellt wer⸗ 
den können, daß sie den Zierhölzern bis zur Täusch⸗ 
ung ähnlich sehen. Durch die Entdeckung, daß 
Blas so hergestellt werden könne, daß es seine ge— 
wöhnliche Gebrechlichkeit verliere, will man sogar an 
die Errichtung von Häusern ganz von Glas denken. 
Aber die Umstände zeigen, daß, wenn die gefürchtete 
NRot an Bau- und Arbeitsholz einmal eintreten 
jollte, dies weder das Bau- noch das Fabrikinter⸗ 
esse so schwer treffen werde, wie man jetzt annimmt. 
Eisen- und Stahlarbeiten vor Rost zu schützen 
und denselben zu verhüten. 1) Man nehme Baum⸗ 
ol und gieße einigemal vorsichtig geschmolzenes Blei 
hinein. Oder man nehme auf J Pfund Baumöl 
1 Lot gebrannte Magnesia, lasse dies einige Tage 
an der Sonne stehen und kläre es sodann ab. Beide 
Dele haben die Eigenschaft, das damit bestrichene 
Fisen vor dem Rost zu bewahren, auch den schon 
yft entstandenen Rost. indem man diese Steller 
damit reibt, wieder abzunehmen. Ebenso ist Stein⸗ 
kohlenteer (der in Gasfabriken gewonnen wird) ein 
kräftiges Behütungsmittel, daß das Eisen nicht roste. 
2) Stahlerne, fein polierte Waaren verwahr man 
sehr gut gegen Rost, wenn man sie in fein gepul⸗ 
verten ungelöschten Kalk legt. Englische Stahlar— 
beiter tauchen sogar die feinsten Stahlarbeiten vor 
dent Verpacken in Kalkwasser. Englisches braunes 
Papier, worin man die Arbeiten einschlägt, hält 
auch den Rost ab. 3) Auch das Bestreichen des 
Eisens mit Lerchenschwamm soll es vor Rost schützen. 
4) Man bestreiche das Eisen mit Leinolfirnis, den 
man mit dem 6. Theil rektifiziertem Terpentinöl 
zemischt hat. 
Gegen die Wetterseite belegene, durch An⸗ 
chlag des Regens feucht gewordene Mauerwände 
zu schützen. Man überstreiche die Mauersteinwand 
in trockener Jahreszeit mit dünnem Seifenwasser 
von harter Seife; es füllen sich die feinen Poren 
der Steine damit an, und die rückständige harte 
Seife verstopft dieselbe nach Verdunstung des Wassers. 
Die mit diesem Mittel zu erreschende Ersparung 
gegen andere Schutzmittel ist außerordentlich groß. 
Gendarmeriewachtmeister Weiß in Frankenthal 
ist seinem Ansuchen entsprechend in gleicher Dienstes— 
igenschaft nach Zweibrücken versetzt worden. 
BDienstesnachrichten. 
Marktberichte. 
Homburg, 27. Juni. (Fruchtmittelpreis und Vikftu⸗ 
alienmarkt.) Weizen 9 M. 39 Pf. Korn 7 M. 15 Pf,, 
Spelzkern — M. — Pf. Spelz 0 M. — Pf., Gerste 
dreihige O M. — Pf., Gerste 4reihige — M. — Pf., 
Hafer 7 M. 66 Pf., Mischfrucht 7 M. 20 Pf., Erbsen 
— M. — Pf., Wicken 0 M. — Pf., Bohnen O M. 
— Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
58 Pf., Gemischtbrod 6 Pfuͤnd 70 Pf. Ochsenfleisch — Pf. 
Rindfleisch 60 Pf., Kalbfleisch 46 Pf., Hammelfleisch 60 Pf. 
Schweinefleisch 36 Pf. Butter 1 Pfund 1M. 10 pf. 
dartoffeln per Zentner 3 M. — Pf. 
Zweibrucken, 29. Juni. (Fruchtmittelpreis und Vik— 
tualienmarkt.) Weizen 9 M. 04 Pf. Korn 7 M. — Pf. 
Spelz 0O M. — Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinte 
— M. — Pf., Mischfrucht7? M. 19 Pf., Hafer 7 M., 
57 Pf., Erbsen dO M. — Pf., Wicken d M. — Pf., 
Gerste zweireihige O M. — Pf., vierreihige O M. — Pf., 
Kartoffeln 3 M. 80 Pf., Heu 3 M. 50 Pff. Stroh? M. 
50 Pf., Weißbrod 1/3 Kilogr. 54 Pf., Kornbrod 3 Kilo 
60 Pf., Gemischtbrod 8 Kilogr. 74 Pf., paar Weck 90 Gr. 
6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 66 Pf., II. Qual. 60 Pf. Kalb⸗ 
fleisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 56 Pf., 
Butter 2/3 Kilogr. I M. — Pf. Wein 1 Viter 80 Pf. 
Bier J Liter 24 Pf. 
Kaiserslautern, 28. Juni. (Fruchtmittelpreis und 
Viktualienmarkt., Weizen 9 Mk. 10 Pf. Korn 7 M. 
21 Pf. Spelzkern — M. — Pf., Spelz 6 M. 47 pf. 
Berste 6 M. 56 Pf. Hafer 7 M. 38 Pf., Erbsen O M., 
— Pi., Wicken O M. — Pf., Linsen O M. — Pf. Klee⸗ 
samen O M. — Bf., Schwarzbrod 6 Pfund 74 Pf., 
3 Pfd. 37 Pf. Gemischtbrob 8 Pfund 42 Pf., Butter pro 
Pfd. 1,12-0,00 M. Eier 2 Stück 12 Pf., Kartoffeln pro 
Zentner 4 M. 40 bis 0O M. — Pf., Stroh 2M. 25 Pf. 
zis O. M. — Pf. Heu pro Etr. 3 M. 50 Pf. bis o M. 
— Pf., Kleeheu 3 M. 50 Pf, bis O M. — IBf 
Fur die Redaktion verantrortlich F. X. Deme 5. 
Die „Concordia“, Vereinigung deutscher Naähmaschinen⸗ 
ndustrieller, hat auch dieses Jahr eine Statistik ihrer Näh⸗ 
naschinenproduktion aufgestellt, wonach im Jahre 1882 
dieselbe üUber 31 “/0 zugenommen. Es wurden im Ganzen 
»roducirt 524,000 Nahmaschinen, darunter circa 400, 000 
aiach dem System Singer. Mehr als / sind davon ex⸗ 
portirt worder und zählt neuerdings Frankreich zu den 
aruesten Exportgebieten. Oesterreich Sudaustralien, Ruß— 
land, Schweden, England, Italien, Spanien, Engl.⸗Indien, 
Schweden etc. sind schon längst Abnehmer deutscher Nähma- 
jschinen, die man dort den sog. Originalen wegen ihrer 
jaubern Justirung und ruhigen Ganges vorzieht. 
Leider läßt der Absatz in Deutschland selobst noch zu 
vünschen übrig, denn, obschon er sich gesteigert, könnte er 
doch noch bedeutender sein, wenn das deuijsche Publikum 
sich nicht immer noch durch die Schlagwörter „Original“, 
echt ꝛc. beeinflussen ließe, und der deutschen Maschine die 
Anerkennung gewährte, welche ihr im Auslande im vollsten 
Maaße wird. 
Auf der jüngst abgehaltenen Berliner Generalversamm⸗ 
ung konnte in Folge dieser erhöhten Broduktion eine wesent⸗ 
iche Entlastung von den Vereinssteuern eintreten, ohne die 
Mittel des Vereins zu schwächen. Mit diesen Erfolgen ifl 
die „Concordia“ überhaupt in ein anderes Stadium ge⸗ 
reten, und im besten Zuge, sich zu einer Centralftelle für 
oie gesammte Rähmaschinenindüstrie auszubilden. Die 
Agitation selbst ist weit über Deutschlands Grenzen hinaus⸗ 
zegangen, Händler aller Nationen, welche deutsche Näh⸗ 
maschinen führen, haben die Flugschriften des Vereins über⸗ 
jetzt und massenweis in ihren Heiniathländern verbreitet: 
im benachbarten Oesterreich wird sogar die Begründung 
eines Zweigvereins immer lebhafter bef rwortet. 
Zum Vorsitzenden wurde für dieses Jahr Herr Bruno 
Naumann in Hresden erwählt, Beisitzer sind die Herren 
Direktor Riese in Berlin. Natalis in Braunschweig, Gläß 
en Eibenstoch und Rempel iu Bielefeld, alle— Namen von 
ehr gutem Klang, in deren Händen die öffentlichen Inter⸗ 
ssen der Branche wohl aufgehoben find.