Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
Slatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 ⸗ 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 60 H, einschließlich 
(0 ⸗ Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fuür die 4gespaltene Carmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten ous der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Reclamen 30 2. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M 14. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 19. Jan. Seine Majestät der 
König beabsichtigt am 12. Februar in die Resi⸗ 
denz zurückzukehren. 
Berlin, 19. Jan. Im Reichstage wurden 
soeben der Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung 
ber deutschen Münzgesetzgebung von den Führern 
der Bimetallisten eingebracht. Entsprechend den 
Kölner Beschlüssen schlägt der Entwurf vor; 
Umprägungder halben Kronen in Do p⸗ 
pelkronen, 
Einziehung der jetzigen Fünf- und Zweimark— 
tücke und 
Neuprägung der Zweimarkstücke zu 15 auf's 
Bfund fein. 
Neuprägungen von Silber sollen fortan nur auf 
Grund eines Gesetzes zulässig sein, die Thaler bei⸗ 
hehalten und in allen Zahlungen zu 3 Mark ange— 
nommen werden, die Einziehung und Einschmelzung 
don Thalern soll fortan nicht stattfinden; der 
Bundesrath soll sbestimmen, an welchem Termine 
dies Gesetz in Kraft trete. 
Die „Nordd. Allgem. Zig.“ theilt mit, daß 
der Kaiser den preußischen Finanzminister 
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ecretärs Bötticher mit der generellen Stellver⸗ 
retung desselben sowie mit derjenigen des selbst 
noch leidenden Reichskanzlers in den Reichskanzler⸗ 
Geschäften betraute. 
Straßburg, 18. Jan. Eitzung des Landes⸗ 
Ausschusses.) Nachdem der Unterstaatssekretär v. 
Mayer das Budget im Allgemeinen erläutert, ver⸗ 
liest Massing (Lothringer) eine Erklärung von 17 
— 
in passiver Assistenz ihrem Mandate treu bleiben 
würden und sich im Voraus vor Mißdeutung ihrer 
Vota verwahrten. Danach spricht Zorn v. Bnlach 
Sohn gegen den die Reichstagsabgeordneten be— 
treffenden Passus in der Tischrede des Statthalters 
ebenso Grad im oberelsässischen Dialekte, Raeis⸗ 
Pfalzburg (Lothringen) in fließender deutscher Rede 
über die allgemeine Lage des Landes mit Bezug 
auf die Tischrede des Statthalters. 
Ausland. 
Paris, 19. Jan. Das Cabinet ist im Zwie⸗ 
spalt wegen Erlassung eines Prätendentengesetzes. 
Gerüchte von einer Ministerkrisis circuliren. 
Paris, 19. Jan. Einige republikanische Jour— 
aale berichten von einen legitimistischen Complot 
uinter dem Namen „Katholische Allianz“; 
es wäre dies eine weitverzweigte Ver bindung unter 
der Leitung des Herzogs von Chartres, deren Zweck der 
Umsturz der Republik, selbst mit Waffengewalt sei— 
33 Legionen würden im Westen und im Centrum 
Jebildet, mehrere Offiziere würden daran theilneh— 
men, auch seien Waffendepots vorhanden. 
——— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
() St. Ingbert, 20. Jan. Die diesjäh⸗ 
rigen ordenilichen Prüfungen an den hiesigen 
datholischen Volksschulen werden durch 
den Distriktsschulinspekter Hrn. Pfarrec Dengel 
von hier an folgenden Tagen abgehalten: 
Am 8. Febr. 9 Uhr morgens bei Hrn. Lehrer 
reitz 
Sonntag, 21. Januar 1883. 
—18. Jahrg. 
Am 8. Febr. 2 Uhr mittags bei Schulschwester 
Paula. 
Am 9. Febr. 9 Uhr morgens bei Hrn. Lehrer 
Hagenbucher. 
Am 9. Febr. 2 Uhr mittags bei Schulschwester 
Columba. 
Am 12. Febr. 9 Uhr morgens bei Hrn. Lehrer 
Schmelzer. 
Am 12. Febr. 2 Uhr mittags bei Schulschwester 
Hilde gard. 
Am 13. Febr. 9 Uhr morgens bei Hrn. Lehrer 
Schlaudecker. 
Am 183. Febr. 2 Uhr mittags bei Schulschwester 
Xaveria. 
Am 14. Febr. 9 Uhr Worhent bei Hrn Lehrer 
öhl. 
Am 14. Febr. 2 Uhr mittags bei Schulschwester 
Bonaventura. 
Am 15. Febr. 9 Uhr morgens bei Hrn. Lehrer 
Baron. 
Am 15. Febr. 2 Uhr mittags bei Schulschwester 
Constantia. 
Am 16. Febr. 9 Uhr morgens bei Hrn. Lehrer 
Peill. 
Am 16. Febr. 2 Uhr mittags bei Schulschwester 
Angelika. 
Am 17. Febr. 8 Uhr morgens bei Schulschwester 
Blanka. 
Am 17. Febr. 10 Uhr morgens bei Hrn. Lehrer 
Schindler. 
Am 10. Febr. 9 Uhr morgens in der Mädchen 
sonntagsschule A. 
Am 11. Febr. 22 Uhr mittags in der Mädchen 
sonntagsschule B. 
Am 11. März 2 Uhr mittags in der land⸗ 
virthschaftlichen Foribildungsschuie (Herr Lehrer 
döhl, z. Z. Herr Lehrer Peill). 
*St. In gbert, 20. Jan. Wie wir ver— 
nehmen, findet nächsten Montag dahier die übliche 
dundevisitation statt. Wir wollen nicht 
interlassen, Hundebesitzer hierauf aufmerksam zu 
machen. (Waͤre es nicht angezeigt und läge es 
nichi im Interesse des Publikums, derartige Be— 
anntmachungen nicht allein durch die Orisschelle, 
ondern auch durch die Lokalpresse zu veröffentlichen?) 
* St. Ingbert, 20. Jan. Gestern in der 
Mittagstunde begaben sich zwei Knaben des Berg⸗ 
nannes Jakob Hooß in die in der Nähe ihrer elter⸗ 
ichen Wohnung gelegenen Steinbrüche (hinter dem 
Friedhofe), um Sand zu graben. Der RAeltere 
erselben machte sich dabei an einem überhängenden 
Ztück Felsen zu schaffen. Plötzlich stürzte dieses 
zuf den Knaben herab. Der unverletzt gebliebent 
üngere Bruder rief sofort seine Mutter und andere 
deule zur Hilfe herbei, so daß der Verschüttete 
bald aus seiner schimmen Lage, in der er unfehl⸗ 
har erstickt wäre, befreit werden konnte. Es mußte 
war für denselben ärztliche Hilfe in Anspruch ge— 
aommen werden, doch soll für sein Leben keine 
Befahr bestehen. 
*— S. Maj. der deutsche Kaiser hat 
nach der „Pf. Pr.“ für die Ueberschwemm— 
en 100,000 Zentner Steinkohlen aus den Saar⸗ 
zrückener Kohlenbergwerken angewiesen. Die Hälfte 
erfolgt direkt, die andere Hälfte auf Anweisung 
ind Bescheinigung der Gemeinden, welche der 
—X 
—bt. Blieskastel, 19. Jan. Heute Morgen 
vurde dahier der ehemalige Zollbeamte Roßmaier 
eerdigt. Derselbe hatte bei fast ungebrochener Ge— 
undheit das hohe Alter von nahezu 83 Jahren 
rreicht 
—t. Blieskastel, 19. Jan. Wir werden 
gegenwärtig hier von reisenden Handwerksburschen 
förmlich überfluthet, obwohl der Besuch seitens dieser 
Bäste wohl Niemand angenehm sein wird, da sich 
dieselben gar manchmal keck und anmaßend be⸗ 
nehmen. Es wäre daher auch in hiesiger Stadt 
die Gründung eines Vereins gegen den 
hausbettel angezeigt. Gewiß würde wohl die 
Nehrzahl der hiesigen Bewohner gedachtes Unter⸗ 
nehmen viel lieber durch Geldbeiträge unterstützen, 
als täglich den eingangserwähnten unliebsamen 
Besuchen abzuwarien. 
— Katzweiler, 18. Jan. Einer von der 
alten Garde ist Heim gegangen. Gestern starb 
dahier der älteste Mann der hiesigen Bürgermeisterei, 
ja vielleicht der ganzen Pfalz, Herr Franz Hettes⸗ 
heimer ist im Alter von 99 Jahren und 7 
Monaten, also nahezu 100 Jahren, nach nur 
10 tägigenm Unwohlsein verschieden. Der Ver— 
torbene war bis zu seinem Ende so zu sagen ein 
noch geraschter Mann, hatte seinen vollen Verstand, 
erzählte gerne von vergangenen Zeiten und machte 
sogar von Zeit zu Zeit noch Fußtouren von einigen 
Siunden. Vor einem halben Jahre trat er ein 
Stück land, das in die Linie der Lauterthalbahn 
fiel, an letzere ab und versah mit eigenhändiger 
Unterschrift ohne Brille den Kaufakt; einen Stuhl, 
den man ihm bei dieser Gelegenheit um bequemer 
chreiben zu können, anbot, lehnte er dankend ab 
und vollzog die Unterschrift im Stehen. Ein so 
hohes Alter ist gewiß eine große Gnade, wenn man 
es, wie Hettesheimer, mit voller, rüstiger Gesund⸗ 
heit genießen kann. Kais. 3.) 
— Vom Bienwald, 18. Jan. Gegen den 
Weinhändler M. in Kandel wurde gerichtliche Unter 
suchung wegen Verdachts der Weinfälschung einge⸗ 
seitet. Am oberen Gebirge wurden bereits ver—⸗ 
schiedene Weinproduzenten, von denen M. Wein 
bezogen zu haben angiebt, zeugeneidlich ver⸗ 
nommen. f. K.) 
— In Speyer verstarb am Donnerstag 
der Chef der Gendarmerie-Kompagnie der Pfalz, 
Herr Major Ichann Breyer. 
— Speyer, 18. Jan. Heute Vormittag 
10 Uhr begann die zweite Sitzung des Landrathes 
mit der Berathung der von seinem Ausschusse ein⸗ 
gebrachten Anträge. Zunächst bittet der Landraths- 
Präsident den Herrn Kreisbaurath Karch nochmals 
seine Erörlerungen, welcher dieser über die Ursachen 
und Wirkungen des Hochwassers in der Ausschuß⸗ 
itzung gemacht habe, auch in öoͤffentlicher Sitzung 
zu wiederholen, damit auch das Publikum erfahre, 
was in nächster Zeit geschehen werde. Herr Bau⸗ 
rath Karch gibt nun eine Darstellung der Wasser⸗ 
tandsverhaltnissen des Rheines im abgelaufenen 
Jahre, welche in den ersten vier Monaten außer⸗ 
yrdentlich gering, sagat bis zu 69 Ctm. unter Null 
herunter, dann wieder abwechselnd 7 bis 8 mal 
rasch gestiegen und rasch wieder gefallen, bis er am 
1. Januar eine Höhe von 6,08 Mir. (in Speyer) 
rreicht hat. Durch dieses höchst selten vorkommende 
und wie Redner es nennen muß, mystische Spiel 
sei, das Grundwasser, welches dem Rhein nicht 
folgen konnte, zur Unterspühlung des Vorlandes 
zetrieben und auch die Dämme derart durchweicht 
vorden, daß sie dem Drucke einer solchen Wasser⸗ 
äule von 3,78 Mtir. über dem mittleren Wasser⸗ 
tand nicht mehr widerstehen konnten. Redner ent⸗ 
räftet noch den Vorwurf, als ob schlechtes 
Material zu den Dämmen verwendet worden 
ei, ez könne sich Jedermann vom Eegentheil über—