Full text: St. Ingberter Anzeiger

meiner Invasion gesichert zu sein, und noch heute 
sici das in hindostanischer Sprache geschriebene 
. in dem der Großmogul die hohen Tugenden 
as preist. Außer anderen Begünstigungen 
mͤfing Dumas vom Großmogul als Geschenk fünf 
98 oder „Thalde“, die dem Franzosen tribut⸗ 
nichtig waren. 
Die beiden Brüder Dumas kehrten endlich nach 
nantreich zurück und brachten das runde Sümm⸗ 
von 200 Millionen mit. Sie legten dieses 
wpital zumeist in Grundstücken an, kauften u. A. 
h die Platze in der Nähe der Tuillerieen, das 
ais, i welchem sich heute die Nationalbibliothek 
indet, ferner mehrere Schlösser in der Normandie, 
die und Touraine ec. Bald darauf starb der 
ngere der Brüder und Dumas sen. trat in den 
llaͤnbesißz des ganzen immensen Vermögens. Doch 
ch er verschied im Jahr 1777 und sein Testa⸗ 
It enthielt blos eine Schenkung von 200,000 
uncs an seine Frau und ein Legat von 1,500,000 
uct für die Dienerschaft, je nach Anciennität 
nheilbar. Der ganze übrige Rest des Ver⸗ 
ogens wurde jedoch dem königlichen Schatz ein⸗ 
aiht, da man das Verbleibende als herrenloses 
zut erklärte. 
Der König benutzte diese gute Prise zur Doti⸗ 
ing seiner Courtisanen und einiger Höflinge. 
er der brillantesten Cavaliere an jenem Hof 
r Louis Philippe d'Orleans, der nachmalige 
silippe Egalits. Diesem fielen von der Dumas— 
hen Hinterlassenschaft nicht weniger als 40 
dillionen in Silber und Gütern zu, von denen 
e Familie Orleans sofort Besitz nahm. 
RNachdem die Revolution vieles geändert hatte, 
zurden auch die in ihrer Erbschaft benachtheiligten 
ditglieder der Familie Dumas wieder dreister und 
sen endlich den Muth, zu reclamiren. Einer 
ieset Etben Namens Gravillon strengte auch gegen 
uis Philipp einen Prozeß an und hatte den 
ar Henriot zur Seite, der die Vorladung des 
surpators erwirkte. Nun begannen aber die Ma⸗ 
wer gegen die klagende Partei, deren beigebrachte 
skten nieemals in Ordnung befunden werden wollten, 
ig schließlich das wohl präparirte Gericht das Ur⸗ 
ril fällie ‚die Erben seien auf Grundlage der 
ilität ibrer Prozeßbelege mit ihren Ansprüchen 
weidlich zu bescheiden.“ 
Gravillon verlor jedoch trotzdem nicht den Muth 
ad begann, obwohl mit geringen Mitteln versehen, 
en ganzen Prozeß von neuem. Er starb unglück⸗ 
her Weise noch vor Anberaumung der Gerichts⸗ 
chandlung, und die Familie Orleans blieb im 
ngestörten Besitz des unrechtmäßigen Vermögens, 
on dem sie bis auf den heutigen Tag ihr Ein— 
ommen bezieht. 
In Lyon lebt ein altes Fiäulein M. L., in 
eten Händen sich alle Actenstücke befinden, auf 
zelchen die vorstehende Geschichte des Orleans'schen 
ʒermögens basirt. Diese Dame will den Prozeß 
jieder aufnehmen, zu dessen Durchführung ihr nur 
och ein Beleg fehlt, nämlich jenes Blatt aus dem 
irchenregister von St. Apollinaris, das den Be— 
eis erbringen soll, daß die Klägerin in vierter 
eneration Erbin des Gabriel Ollivier Benoĩt Tamas 
i. Sollte der Prozeß wirklich durchgeführt werden, 
ddürfen wir uns auf eine cause célèber vorbe⸗ 
eiten, auf deren Resultat man um so mehr ge⸗ 
hannt sein dürfte, als dasselbe alle mit den Orleans 
erschwägerten Höfe berühren würde. 
fEin eigenthümlicher Selbstmorde 
ersuch) wurde vor einigen Tagen im Walde 
on Vincennes bei Paris gemacht. Die Wächter, 
che in der Richtung des Charentonthores drei 
zchüsse abfeuern hörten, liefen alsbald dieser Gegend 
u wo sie einen Mann am Boden liegend fanden, 
sen Brust ganz von Blut überströmt war. Er 
—X 40 Jahre 'alt zu sein und war von außer⸗ 
dentlicher Beleibtheit. Neben ihm lagen ein Re— 
older und eine geleerte Flasche, die Alkohol ent 
Aten hatte. Trotzdem der Verwundete sich drei 
ugeln in die Brust geschossen hatte, kam er zum 
en Erstaunen der Wächter doch bald wieder 
J Bewußtsein. Man reichte ihm alsdann ein 
las Wasser dar, allein dieser, alle seine Kräfte 
emmennehmend schrie: „Ich ziehe den Wein 
a Der Unglückliche wurde hierauf in das Spital 
— gebracht, wo die Aerzte konstatirten, 
se Dickleibigkeit seinen Tod verhütet habe. 
tei Kugeln, die er in der Richtung des Her⸗ 
ahaechossen hatte, waren in der That im 
in das sie sich einbohrten, stecken geblieben. 
seinen Taschen fand man folgenden eigenthüm— 
ichen Brief vor: „An den Herrn Polizeipräfekten 
zer Seine. Des Lebens überdrüssig will ich meinem 
deben ein Ende machen. Mangel an Arbeit und 
xilend — es geht nicht mehr länger so! Ich bin 
in Feind des Wassers und ein Berehrer des Weins 
ind ziehe das Feuer eines raschen Todes allem 
5lende vor. — Um Vergebung! — Gezeichnet 
denri Versailleur, Ciselirarbeiter. Faubourg du 
demple 107.“ 
F CGEin treffendes Wort Ludwigs 
XVIII.) Wie alle Bourbonen, war dieser Herrscher 
in gewaltiger Esser, aber als Mann von Geist 
uch ein Feinschmecker. Eines Tages geschah es, 
aß er einen Abgeordneten zur Tafel lud, welcher 
n der Kammer eine Rede von wirklich staatsmänn⸗ 
scher Bedeutung gehalten hatte und der ganz das 
zeug zu einem guten Minister zu haben schien. 
zei Tafel verhielt sich dieser Gast des Königs 
naturlich sehr zurückhaltend und schien ganz in Ge— 
anken an ernste Staatsgeschäfte vertieft. Plötzlich, 
a man eben ein Leibgericht des Königs aufgetragen 
atte, wandte sich dieser an seinen Gast mit der 
rrage: „Was sagen Sie zu dieser Schüssel, mein 
herr?“ Der Deputirte, der nur an das ihm win⸗ 
ende Portefeuille dachte und sich als Mann zeigen 
vollte, für den materielle Genüsse keinen Reiz haben, 
seging die Dummheit, dem gekrönten Gourmand 
—XV 
arum, was ich esse.“ — „Da haben Sie Unrecht, 
nein Herr,“ erwiderte der König, „man muß immer 
iuf zwei Dinge Acht geben, auf das, was man ißt, 
ind auf das, was man sagt.“ — In den Tuile— 
ien aber speiste der unbedachtsame Kostverächter 
jach jenem Tage nicht wieder. 
4 Von einer entsetzlichen Katastrophe wird aus 
rapte (Departement Haute-Loire) gemeldet. Dort 
hlug der Blittz während der Messe in die Kirche 
in, ködtete zwei und verwundete meist schwer über 
sundert Personen. 
— In der Kriegsschule in Foutainebleau 
tudiren mehrere junge Chinesen, von denen der 
ine auf den Namen hört: „Blühender, duftender 
Iflaumenbaum“, dieser Tage das Bedürfniß fühlte, 
ch die Haare schneiden zu lassen. Er trat in eine 
risirstube und fagte zu dem lockigen Knaben, der 
ch vor ihm verneigte, in schönstem Franzssisch die 
Vorte: „Schneiden Sie mir die Haare.“ Der 
dnabe begann seine klappernde Arbeit, als Pflaumen⸗ 
aum ploͤtzlich fühlte, daß ihm der Zopf abge— 
hnitten werde. Entsetzt, verzweifelt und wüthend 
rhob er sich von seinem Stuhle: Warum haben 
zie mir den Zopf abgeschnitten? Hierauf bleich 
ind stammelnd der erschrockene Knabe: Ich glaubte ... 
Zie hatten mir doch gesagt ... Ein Blick der 
Zerachtung streifte ihn aus den Augen des blühen⸗ 
en duftenden Pflaumenbaums, der hinzujsetzte: 
Zehn Jahre wird es jetzt brauchen, bis meine Ehre 
bieder gewachsen ist.“ Denn bekanntlich ist der 
Zopf das ehrende Abzeichen des freien Chinesen. 
(Ein Landsmann Othellos.) Vor 
em Richter Sir Lushington in London erscheint 
ine neunzehnjährige reizende Frau als Klägerin 
jegen ihren Gatten. Decr Letztere, ein Neger, ge⸗ 
hann vor anderthalb Jahren die Liebe eines Mäd— 
Jens und ließ es bald nach der Hochzeit im Stiche. 
der Richter machte dem schwarzen Ehemann Vor— 
vürfe über sein Gebahren, und dieser entschuldigte 
ich damit, daß ihm die weiße Haut seiner Frau 
inen unüberwindlichen Abscheu einflöße. Auf die 
gemerkung des Richters, daß er die junge Frau 
nuch pefuniären Sorgen preisgegeben, erwiderte der 
MNohr: „Ich bin bereit, ihr auch den letzten Penny 
u geben, nur soll man mich nicht zwingen, das 
kreidegesicht zu küssen.“ 
WMDrei Eheversprechen) Aus Irland 
ommt die erstaunliche Nachricht, daß eine Schöne 
esetzten Alters am selben Tage drei ungetreue Ge⸗ 
jebte wegen Bruchs des Brautversprechens vor 
zerichte belangte. Im ersten Falle sprach ihr die 
zury 10 Pfund zu; im zweiten Falle, wo ein 
vohlhabender alter Pächter mit ihren heiligsten Ge⸗ 
uͤhlen gescherzt hatte, erhielt sie 100 Pfund. Der 
ritte Prozeß kam jedoch nicht vor die Schranken; 
r wurde vom Angeklagten durch Zahlung von 600 
Zfund abgewandt. Die Dame hat entschieden mehr 
Zlück im Brautstand als in der Ehe, zu der sie 
ich gleichwohl als geneigt erklärte. 
F (Wer einen Orden haben will,) 
ind zwar einen recht schönen Crachat „Das goldene 
dreuz“, sei es als Commandeur, Offizier, Che⸗ 
alier ꝛc, — der kann das Vergnügen sehr billig 
daben. Auch Damen sind davon nicht ausge— 
chlossen, fie köͤnnen sich den Orden als Nople 
Dame oder als Grande Dame erwerben, wenn 
ie sich nur dazu berufen fühlen, und das werden 
zewiß Viele thun. In Neapel hat sich 1876 eine 
Fesellschaft (y) unter dem Großmeister Comman⸗ 
»eur Rollo Mina gebildet, welche den akademischen 
Orden „Das goldene Kreuz“ verleiht, und zwar 
in Männer und Weiblein aller Nationalitäten, 
velche tugendhaft und voller Herz und Verstand 
ind und für das Groß-⸗Offizierskreuz 140 Francs 
ür das des Groß-Commandeurs 120 Francs, des 
Fommandeurs 100 Francs, des Officiers 60 Francs, 
»es Chevaliers 40 Francs verausgabeu wollen. 
(Cobles Dames zahlen 80, Grandes Dames 60 
zrancs, dafür haben Alle noch das Vergnügen, 
hre selbst geschriebene Biographie in der sie sich 
ille etwa noch fehlenden Tugenden und Helden⸗ 
haten vindiciren können. sowie ihr Portrait im 
fficiellen Ordens-Organ „l'Annunziatore“ abge— 
)ruckt zu sehen. Die Statuten und das Circular, 
vonach der Commandeur Rollo Mina einen Ber—⸗ 
iner Bürger, dessen Herzens- und Verstandseigen⸗ 
chaften er kennen gelernt haben will, selbst zum 
Fommandeur vorschlägt, liegen vor, derselbe ist 
iber so hartnäckig, die 100 Mark nicht berappen 
u wollen. Da dergleichen Verleihungs-Dekrete 
des Herrn Rollo Mina jedenfalls zu Hunderten in 
zie Welt geschickt werden und die Dummen be— 
annterweise niemals alle werden, so wird Herr 
Mind über ein hübsches Sümmchen commandiren 
sönnen, das er den Ordenssüchtigen abgenommen 
hat. 
GDeutsches Schulfest in Konstan— 
rnopel.) Der deutsche Kaiser hat vor einigen 
zahren einen prachtvollen Park bei Therapia vom 
Zultan zum Geschenk erhalten, in welchem eine 
zalastähnliche Villa für die deutsche Botschaft ge— 
zaut werden soll. Dieser Partk ist einstweilen ein 
eliebter Zielpunkt für Festausflüge; regelmäßig 
hird dort auch das sogenannte Maifest der deutschen 
S—chule gefeiert. Dieses Mal fiel das Fest in den 
;uni. Dasselbe verlief überaus schön. Für die 
—„chuljugend, die über 250 Köpfe zählt und deren An⸗ 
ehörige war ein eigenes Dampfschiff gemiethet, mit 
eutschen, preußischen und anderen Flaggen geschmückt. 
die einzelnen Schulklassen marschirten, jede mit ihrer 
igenen Fahne, früh Morgens in geordneten Zuge zu 
»em Schiff. Die Fahrt dauerte etwas über eine Stunde. 
An der Landungsbrücke wurde ein großer Festzug 
ormirt, derselbe bewegte sich unter den Gesängen 
eutscher patriotischer Lieder nach dem über 4 Stunde 
ntfernt gelegenen Park. In diesem angelangt, 
vurde die Jugend zunächst gespeist und dann eine 
Keihe heiterer Gesellschaftsspiele arrangirt, wozu 
ich ein großer freier Platz vortrefflich eignete. Nach— 
nittags erschien auch der deutsche Botschafter v. 
dadowitz, mit seiner Gemahlin und seinen Kindern 
ind nahm an dem Feste Theil. In der deutschen 
-chule, welche als die bei weitem beste gilt, be— 
indet sich übrigens anch eine Anzahl Kinder anderer 
Nationen, wie Engländer, Griechen, Armenier, ja 
ogar einzelne Franzosen und Türken. Einer der 
etzteren dirigirte u. a. mit dem Tactirstocke ein 
zeutsches Chorlied. Gegen Abend zog die Gesell⸗ 
haft, die sich herrlich amüsirt hatte, wieder in 
angem Zuge zum Dampfschiff zurück. 
F Kairo, 16. Juli. (Meldung des Reuter'- 
chen Bureaus.) In Bulak, einer Vorstadt Kairo's, 
ind zwei choleraverdächtige Erkrankungen vorge⸗ 
ommen und in Wagsa sind sechs Personen an der 
Tholera gestorben. 
Wie aus Alexandrien gemeldet wird, 
st die Volkszählung in Egypten soehen beendet 
vorden. Die gesammte Einwohnerzahl beträgt 
3,798,200 Seelen, und zwar 3,393,918 Einwohner 
nännlichen und 3,404,312 weiblichen Geschlechts. 
dairo hat 368,108, Alexandrien mit den Vor—⸗ 
tädten 208,775, Port Said 16,560, Suez 10,9183 
Tantah 33,725, Damiette 34, 046, Rosette 16,671, 
MNansurah 28,784 und Zagazig 19.046 Ein— 
wohner. 
— Den jenseits des Oceans ansässigen Deutschen 
bringt der kommende Hexbst einen bedeutsamen Ge⸗ 
denktag: das zweihundertjährige Jubi— 
läum der ersten deutschen Ansiedelung 
ruf nordamerikanischem Boden. Am ð. 
Oktober 1683 gründeten deutsche Auswanderer die 
Niederlassung, welche, „Philadelphia“ genannt, sich 
eitdem zu einer der ersten Großstädte des nord— 
imerikanischen Gemeinwesens entwickelt hat. Um 
iesen Tag in würdiger Weise zu begehen, ist unter 
der gesammten deutsch-amerikanischen Bevölkerung