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St. Inuberter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs-
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M 138.
Donnerstag, 19. Juli 1883.
18. Jahrg
Politische Uebersicht. ich das Madchen versah, hatte er es zu Boden ge⸗
Deul vorfen und mit einer bereit gehaltenen Schnur an
eutsches Reich. den beiden Händen und einem Bein gelnebelt.
München, 17. Juli. Von der kgl. Staats⸗ im es am Schreien zu verhindern, steckte er seinem
gierung ist gutem Vernehmen nach die Erlassung Opfer ein Tuch in den Mund und verübte sein
es bayerischen Gesetzes, welches das Gesetz vom Zerbrechen. Darauf sah er in den Schränken und
9. April 1869 über Armen' und Kranken- n der Küche nach, ob er nicht an die Kasse ge⸗
fege in seinen bezüglichen Bestimmungen mit angen koönne. Er ging dann wieder in die Stube
en Normen des neuen Reichsgesetzes über Kranken- ind entfernte das Tuch aus dem Munde des
ersicherung der Arbeiter in Eintlang bringen soll, Rädchens, das fast erstict war. Sodann verließ er
„Aussicht genommen, ohne daß jedoch bis jetzt as Haus. Spaäter kam ein kleiner Knabe in das
astsseht, ob der Entwurf dem nächsten Landtag so- zimmer. Das Mädchen bedeutete ihm, er möge
dt oder erst nach Neujahr zugehen wird und ob die Mutter aus der Kirche rufen. Diese band
icht vorher die Ergebnisse der Berathung über den dann ihre Tochter erst los. Der Schrecken, den
intrag des Abg. Keß ler auf Revision der Social- die Unthat im Dorfe hervorrief, ist nicht zu schildern.
esetgebung abgewartet werden sollen. Döge es der Gendarmerie gelingen, den Misse—
Eine Münchener Correspondenz des „Pf. K.“ häter zu fassen. Die Familie selbst ist tiefgebeugl
hreibt unterm 17. ds.: Ueber Anträge der Staats- von Schmerz.
cgierung für das Budget der nächsten Finanzperiode X Aus dem Bliesgau. Bezüglich des
uf Erhöhung der Beamtengehalte und n Wittersheim verübten Verbrechens dürfte
imfang solcher Anträge ist Bestimmtes bis jezt olgende Notiz von Wichtigkeit sein. Vor cirka
icht bekannt; wir glauben sogar Grund zu der 3Tagen begegnete einem israelitischen Handelsmanne
Zermuthung zu haben, daß in dieser Augelegenheit des Adends ein Handwerksbursche zwischen Rimsch
efinitive Veschlüsse höchsten Ortes noch gar nicht veiler und Althornbach, blieb vor ihm stehen, be⸗
efaßt sind. rachte ihn aufmerksam und ließ ihn dann weiter
BSerlin, 17. Juli. Der „Reichsanz.“ ver⸗ jehen. In Althornbach fragte den Handelsmann
sentlicht das vom Kaiser unterm 11. d. in Mai- die Wirthin, ob ihm nicht ein Handwerksbursche
au genehmigte Kirchengesetz. egegnet sei. Als jener es bejahte, sagte sie, daß
Ausland. erselbe bei ihr eine bedeutende Quantität Schnur
Bad Gastein, 17. Juli. Kaiser Wil⸗ jekauft, mit einer scharfen Kneipe in mehrere Theile
m ist gegen fun ühr hierher angekommen, don berschnitten und zu sich gesteckt habe. In der Ge⸗
en Bemohnern und Vadegasten jubelnd begrüßt. meinde sei man ihm mit Mißtrauen begegnet. Es
eer Badeort ist festlich geschmückt. väre moͤglich, daß dieser Handwerksbursche das
Frohsdorf, 17. Juli. Die Aerzte Drasche Verbrechen verübte. I
ud Mayer hatten heute Vormittag eine längere — In Zweeiber ücke n wurde in einer der letzten
busmtallon it Dr Vulpian. Das ausgegebene Nachte ein fast komischer Diebstahl verubt. Mitten zwi ⸗
sulleiin besagt, daß die Besserung der lehten Tage (chen der Wohnung des Polizeiklommissars und der Po⸗
dem Vesinden des Grafen von Chamdord for- lizeiwachstube, keine 80 Schritte von der Haupt⸗
auere. vache stieg der Dieb vom Stadthaushof in ein
Zimmer des Stadthauses, in dem allerlei Trödel
ufbewahrt wird. Aus daliegenden Lumpen ꝛc.
hand er sich eine Art Seil zusammen, ließ sich an
»emselben auf der anderen Seite hinab und drang
run von hinten in eines der mit der Front nach
em Marktplatz und nach Osten gerichteten an der
dauptstraßße siehenden Hauser. Im Uebrigen war
r genügsam, nahm nur Eier zc. mit und schwang
ich hernach wieder zurück. Ob es derselbe Dieb
st, der schon wiederholt in den letzten Monaten
dictualien gestohlen hat, oder ob ein anderer zeigen
vollte, wie wenig das wache Auge der Polizei zu
ürchten sei, das wird vielleicht die im Werk be⸗
indliche Untersuchung zeigen, vielleicht auch nicht.
— Kaiserslautern, 18. Juli Es sind schon
Fälle vorgekommen, daß in Folge einer freudigen
üufregung plößlich der Tod eines Menschen ein⸗
rai.Haͤufig sind jedoch die Fälle, daß großer
Schrecken zur Todesursache wird. Wir wollen nun
olgenden Fall mittheilen: Am letzten Freitag stan⸗
zauisirte in der hiesigen Altiengießerei ein entlassener
Arbeiter, welchen der Direktor nicht wieder auf⸗
iahm, derart, daß er dem Direktor ein Stück Eisen
zegen den Kopf warf, wodurch der anwesende Por⸗
nier, der 57jahrige Peter Naßhan, Militärpensionist
ind Vater von acht Töchtern, so in Schrecken ge⸗
neth, daß er einen Schlaganfall bekam, und nach
inigen Stunden den Geist aufgab. K. 3.)
dDas Anwesen der Herren Gebrüder
Schöneberger in Kaiserslautern (uecha⸗
nische Buntweberei und Färberei. nebst drei Wohn⸗
äuern. Garten und Hofraum) wurde bei der Ver—
steigerung am 16. ds. Mis. nicht abgegeben. Herr
Banquier Möser hatte 106,000 M. geboten.
— CGauterthalbahn.) Das Normal⸗
Geleise liegt bereits bis Wolfstein, bis wohin
sich der Materialzug von Kaiserslautern aus täg⸗
lich hin und zurückbewegt, um Schienen, Schwellen
c. thalabwärts zu bringen. Da bei günstiger
Witterung pro Tag vom Normalgeleise ca. 500
Meter gelegt werden können, so hofft man bis
August mit dem Geleise der ganzen Strecke fertig
zu werden, so daß der Materialzug in ca 3 Wochen
dis Lauterecken fahren wird.
— Dürkheim, 15. Juli. Die drei Kinder
des Fuhrmannes Haur dahier lagen während der
Abwesenheit der Eltern zusammen in einem Bette.
Plötzlich löste sich die Decke, das Bett wird an
einem Ende durchgeschlagen, es folgten Balken,
Steine und Ziegeln, kurzum das ganze Haus stürzt
zusammen. Als man unter dem Schutte nach den
indern sieht, waren dieselben unversehrt. Die
Balken hatten eine natürliche Schutzdecke gebildet,
unter welcher wohlgeborgen die Kleinen saßen.
— Ludwigshafen, 17. Juli. Vom 15.
Juli ab und in der Folge während des ganzen
Jahres werden auf der Station Ludwigshafen für
den Rundreiseverkehr nach Italien Billete zu er—
mäßigten Preisen abgegeben, welche für eine ganze
Rundreise nördlich und südlich der Alpen für 60
auf einander folgende Tage Giltigkeit haben. Die
Billete berechtigen zur Benutzung aller fahrplan⸗
mäßigen Züge mit entsprechenden Wagenklassen.
Außer dem üblichen Handgepäck wird Freigepäch
nicht gewährt. Alles übrige ist aus der von der
Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen veröffentlichten
Bekanntmachung in Affichenform zu ersehen.
— Den Aufruf zur Errichtung eines Denk⸗
nals für Schulze⸗Delitzsch haben folgende
Pfälzer unterschrieben: Reichsstagsahgeordneter Kom⸗
nerzienrath Dr. A. Buhl von Deidesheim, Landtags⸗
ibeordneter Kommerzienrath Dr. A. Clemm von
Ldudwigshafen und Verbandsdirektor Dr. F. Knecht
zon Neustadt a. H.
— Die pfälz. Bahnen haben im Juni
1883 um 116,127 M. 31 Pfg. mehr vereinnahmt,
als im nämlichen Monat des Vorjahrs; die Ge—
ammteinnahme des ersten Halbjahrs von 1883
eträgt 6, 785,689 M. 44 Pfg., was gegen die
leiche Zeitperiode von 1882 ein Mehr ergibt von
146,725 M. 90 Mfa
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 19. Juli. (Theater.)
Nit Freude berichten wir, daß uns für Sonntag
ind Montag ein schönes Vergnügen, sowie ein
rroßer Kunstgenuß in Aussicht stehen. Frau Di—
eltor Schroth wird von Neunkirchen aus 2
zorstellungen dahier geben, verbunden mit einem
hastspiel der Frau Albinus, die von früheren
jahren her noch in so gutem Andenken bei uns steht.
jr. Albinus ist gegenwärtig in Frankfurt a. M. en⸗
agirt und bringt ihreFerien bei Frau Schroth zu.
zur Aufführung gelangt am Sonntag, den 22.,
ie beliebte, bei uns noch niegesehene Novität:
Krieg im Frieden', Lusispiel in 5 Akten
on G. d. Moser. Montag, den 28. kommen zur
lufführung: Berschwörung der Frauen“
iustspiel in 8 Alten von Olfers und das stets
ern gehörte Singspiel:, DasSingvögelchen“.
sewiß wird von Jedermann die Äbsicht der Frau
Rreklorin Schroth mit Freuden begrüßt. Auch
und die beiden Hauptstüde so gut gewählt, daß
sicher an einem voilbesetzten Hause nicht fehlen
ird. Wir unsererseits wünschen der strebsamen
sheatergesellschaft den besten Erfolg.
02 Witrersheim, 16. Juli, Meine gestrige
dittheilung bezůglich des hiet derübten Verbrechens
ug wie folgt ergänzt werden. Der Verbrecher,
et mit einem weißen Anzuge bekleidet war und
men langen, wohl falschen Bart trug, ging, da
Hausthüre verschlossen war, durch den Stall in
as Haus. Er gab an. ein Müller zu sein. Ehe
Vermischtes.
Gier und sein Trinken.) Der
Direktor einer Münch ener Brauerei sagt: „Es
st nicht genug, gutes Bier in die Welt zu schicken,
nan sollte auch jeden Wirth und Trinker die Be—
sandlung lehren! Wie wird aber verfahren?
»lo Wirthe verstehen nicht einzuschenken, und Ne
Trinker verstehen nicht zu trinken! Dem Biere
nuß seine Kohlensäure erhalten werden bis zum
Munde des Trinkers. Durch die Kohlensäure nur
bekommt uns das Bier gut. Wird fie durch ver—
lehrtes Verfahren dem Biere entzogen, so hat es
einen widrigen, faden Geschmad und liegt wie Blei
m Magen, macht Kopfschmerzen und alderlei Uebes-
hefinden. Durch mehrmaliges Umgießen verflüchtigt
ich auch die Kohlensaure, deßgleichen auch durch
Erwärmung; 1. Bedingung ist: Berührung deẽ
Bieres mit der Luft und Erwärmung zu vermeiden
so viel als möglich; 2. das Bierglas muß dicht
inter den Hahnen gehalten werden. Verkehrt ist
aber: das Einschenken tief unterm Hahnen uns