Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
—— Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1A 40 3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 —4, einschließtich 
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auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, I35 4, bei Reclamen 30 A. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
—18. Jahrg. 
J iti statt, worin das Volk gegen die besitzenden Classen 
Politische Uebersicht. aufgereizt wurde. Die —A —D 
—A Zusammenrottungen. 
München, 21. Juli. Der bisherige königl. Der französische Kriegsminister General 
zabinetssetretär Dr. v. Ziegler ist zum Mini- Thibaudin ist aus Anlaß der jüngsten Truppen— 
terialrath im Kultusministerium er⸗— chau zum Großoffizier der Ehrenlegion ernaunt 
annt worden. vorden, und muß sich dafür manches böse Wort 
Nachdem die versuchsweise Ausrüstung verschie- von der monarchischen Presse sagen lassen. Aber 
ener Truppentheile der Arme, in Spandau, Königs- uuch republikanische Blätter sind von dieser etwas 
rerg, Stettin und Mainz, mit Repetir-Gewehren, iußergewöhnlichen Auszeichnung nicht sehr erbaut, 
atigefunden, um die Brauchbarkeit derselben für ind selbst das Journal des Débats bemerkte hämisch, 
as Feld und in der Hand der Mannschaft selbst s sei sonst nicht Sitte, daß ein Minister sich 
u erproben, sind auch die Matrosen und Seesol- vdährend seiner Amtszeit decoriren lasse, aber ver— 
aten des deutschen Panzer-Geschwaders mit nuthlich habe Herr Thibaudin große Eile gehabt, 
jeser Waffe ausgerüstet worden. »en Lohn für seine politischen Dienste (Ausschließ— 
die Frage der Auswanderung deut⸗- ing der Prinzen von Orléans aus der Armee)ein— 
cher Einwohner nach dem Auslande, nament- uustreichen. 
ich nach Amerika, ist in letzter Zeit etwas mehr Madrid, 21. Juli. Der Senet genehmigte 
m den Hintergrund getreten, wahrscheinlich wohl den deutsch- spanischen Handels- und jSchifffahrts- 
eßhalb, weil die Auswanderer des letzten Jahres bvertrag. Der Vertrag gelangt heute an den Congreß. 
ich erheblich gegen die der beiden Vorjahre ver— Zehn türkische Offiziere werden nun— 
nindert haben. Hielten wir es bei früheren Be- nehr bestimmt Anfangs August in Berlin eintreffen, 
prechungen durchaus nicht für ein großes nationales im den Dienst der preußischen Armee bei verschie— 
änglück, wenn jährlich so und so viele Tausende benen Regimentern aus eigener Anschauung kennen 
en heimischen Boden verließen, um die deutsche u lernen. Bevor indessen die Vertheilung dieser 
Fultur in der Fremde auszubreiten, so haben wir Äffiziere auf die Truppentheile stattfindet, werden 
uuch vorausgesetzt, daß bei richtiger und durch die dieselben während eines Zeitraumes von etwa 6 
resse geförderter Erkenntniß der Zustände in der Monaten in der Hauptstadt militärischen Studien 
remde, namentlich in Amerika, bei dem dadurch und der Erlernung der deutschen Sprache obliegen, 
erbeigeführten Nachlassen der Agitation gewinn- im dann mit desto größerem Nutzen in den vrafk— 
üchtiger und gewissenloser Speculanten, bei der ischen Dienst einzutreten. 
uuch durch die frühere Auswanderung in gewissem Aus Südamerika kommt wieder eiumal eine 
zrade influirten Hebung des Handels und Verkehrs Lachricht, welche sich auf den Conflict zwischen 
n Deutschland die Auswanderungssucht nachlassen Fhile und Peru bezieht. General Caceres, 
vürde. In den ersten fünf Monaten der Jahre velcher die Streitkräfte anderer peruanischer Führer 
881 und 1882 belief sich die Zahl der deutschen nit den seinigen vereinigt hatte, ist von den Chilenen 
luswanderer auf 108,510 resp. 102,324, in den- n der Nähe von Huanuco geschlagen worden und 
bem Zeitraume des laufenden Jahres nur auf oll nahe an tausend Mann verloren haben. Ca— 
0,813. Der Rückgang ist demnach ein recht er⸗ eres war das Haupt der Kriegspartei, welche von 
reblicher. Betrachten wir die auf die einzelnen iner Versöhnung mit Chile nichts wissen wollte. 
Frovinzen Preußens und auf die einzelnen Bundes- Seine Niederlage trägt jedenfalls dazu bei, den Ein— 
aaten entfallenen Zahlen, so muß auffallen, daß luß des Präsidenten Iglesias zu erhöhen und so die 
us Ostpreußen nur 721 Personen ausgewandert Durchführung des von diesem mit Chile abge— 
ind, während Pommern mit 11,519 Personen auf chlossenen Friedensbertraas zu erleichtern. 
er Auswanrerungsliste figurirt. Bisher war viel— 
ich die Ansicht verbreitet, daß gerade der Osten 
as erheblichste Contingent der Auswanderer stelle. 
itfährt man nun, daß in den ersten fünf Monaten 
es letzten Jahres Ostpreußen von nicht einmal 
000, Westpreußen von 6951, Schlesien gar von 
ur 2088 Personen verlassen worden seien, dagegen 
)annobver 6505 seiner früheren Bewohner in die 
flemde geschickt habe, so wird man diese Ansicht 
s eine irrthümliche bezeichien müssen. Bei den 
ahlen für die außerpreußischen Bundesstaaten könnte 
Rast scheinen, als ob sie nach einer correcten 
kegel aufgestellt, als ob diese Länder nach den 
sͤpfen der Bevölkerung ihre Auswanderung regu— 
i hütten. Während Bayern 7907 Auswanderer 
ufweist, hat Württemberg deren 4869, Sachsen 
576, Baden 2510 u. s w. Die statistischen Er 
ungen in der Auswanderungsfrage haben jeden⸗ 
Als in diesem Jahre das erfreuliche Resultat zu 
Ae gefördert, daß das Gerücht von einer sich 
Fr entwickelnden Noth, namentiich in den öst— 
IO Probinzen. und einer dadurch hervorgerufenen 
ung auf die Auswanderung nicht mehr aufrecht 
u halten sein pirg 
Lokale und vfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 23. Juli. Die gestern 
— 
Weirich stattgehabte Generalversammlung 
der „allgemeinen Kranken-Unterstütz— 
ungs- und Sterbe-Kasse St. Ingbert“ 
var sehr zahlreich besucht. Nach Eröffnung und 
Lorlesung des Proton!s über die vorangegangene 
heneralversammlung erstattete der II. Vorstand, 
derr Stadtschreiber Ba yer, Bericht über Thätig— 
eit und Stand des Vereins im abgelaufenen halben 
zahre. Hierauf wurde die vom Kassierer, Herrn K. 
zecker, vorgelegte Rechnung durch drei von der Gener— 
lversammlung gewählte Revisoren eingehend geprüft. 
dieselben fanden alles in bester Ordnung und 
durde deßhalb dem Kassierer mit der Decharge— 
ertheilung zugleich der Dank für die pünktliche 
ind gewissenhafte Führung der Kasse ausgesprochen. 
hiermit war die eigentliche Tagesordnung der Ge— 
seralversammlung erschöpft. Bemerkt sei noch, daß 
m Verlaufe derselben 11 neue ordentliche Mitglieder 
tufgenommen wurden, ein Beweis, daß man in 
inseren Handwerker- und Arbeiterkreisen den ge— 
neinnützigen Zweck der Kasse wohl zu würdigen weiß. 
* St. Ingbert, 283. Juli. Den gestrigen 
Nachmittag hatte de Turn-Verein von Saar— 
Ausland. 
Paris, 21. Jun. Gessern Abend fand ein 
»ner Auflauf in Roubaix in Folge von Plakaten 
brücken zu einem Ausfluge nach hier benutzt. 
Vor der Stadt wurde derselbe vom hiesigen Turn— 
Verein empfangen und in die Gartenwirthschaft 
des Herrn Joh. Weirich geleitet. Hier wurden an 
den aufgestellten Turngeräthen derschiedene Uebungen 
»eranstaltet und daneben natürlich nicht vergessen, 
»urch Speise und Trank die Bedürfnisse des Leibes 
u befriedigen. Am Abend verließ die muntere 
Turnerschaar nach einigen hier froh verlebten 
Stunden wieder unsere Stadt. 
- Folgendetragitomische Geschichte 
vird dem B. L. B. von der Haardt gemeldet: In 
der Gemeinde D. lag dieser Tage ein Mann auf 
dem Sterbebette. Gegen Mitternacht, als seine Ehe— 
rau allein bei ihm und sehr müde war, legte sie 
ich neben den Sterbenden und sprach zu letzterem: 
„Seppi, i mues e wenig schlofe, wenn de ebbe 
terbe wit, so stupf mi.“ Aber „Seppi“ ist ge— 
torben, ohne seine Frau gestupft zu haben. Wahr— 
cheinlich wollte er seine treue Ehegattin, die schon 
mehrere schlaflose Nächte bei ihm zugebracht hatte, 
in ihrer süßen Ruhe nicht stören. 
— Aus Frankenthal sind in diesem Jahre 
zum erstenmale 12 Körbe Kirschen nach Ha— 
oannah gesandt worden. Dieselben gingen dort 
das Pfund zu 1Mk. 20 Pf. reißend ab. Im 
nächsten Jahr soll eine arößere Sendung nach dort 
abgehen. 
— Seitens des Bayerischen Frauen— 
vereins, der so viele herrliche patriotische Thaten 
zu verzeichnen hat, ist die Idee erwacht, allent— 
halben, besonders aber in den Landgemeinden, das 
Institut von ausgebildeten Krankenpflegerinnen ein— 
uführen. Diese Ortskrankenpflegerinnen sollen nicht 
dem Orden vom rothen Kreuze angehören. 
Vermischtes. 
(Explodirende Cigarren.) Aus Cob— 
enz wird geschrieben: „In einem Geschäft in der 
Rheinstraße war dieser Tage einer der Ange— 
telllen mit Durchsicht der Briefe beschäftigt, als 
olötzlich die brennende Cigarre, welche er in der 
dand hielt, mit heftigem Knall erplodirte und das 
janze Pult, an dem er stand, mit Asche und Ci— 
jarrenresten überschüttete. Wie sich hald heraus— 
tellte, hatte sich in der Cigarre eine Kupferhülse 
yon der Größe einer kleinen Erbse befunden, die 
nit einer sehr kräftigen Sprengmasse gefüllt gewesen 
ein muß, denn die einzelnen dünnen Theilchen der 
dülse hatten eine bedeutende Durchschlagskraft ge⸗ 
—V 
Rock des Rauchers eingedrungen, während das an— 
dere eine achtfach zusammengefaltete, lose in der 
Nähe liegende Zeitung durchschlagen hatte. Bei einer 
inderen Richtung der Sprengstücke hätte die schwerste 
örperliche Verletzung des Rauchers oder eines neben 
hm Stehenden die Folge der Erplosion sein können. 
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Hülse 
ei der Fabrikation der Cigarre von dem betreffen— 
)en Arbeiter in der Absicht irgend ein Unheil her— 
eizuführen, heineingelegt worden ist.“ 
F In Bochum wurde eine Familie von einem 
ntsetzlichen Unglück betroffen, indem deren 7jühriges 
Zöhnchen seinem eigenen Brüdercher im Alter von 
ritthalb Jahren beim Spiele mittelst eines Beiles 
ius Unvorsichtigkeit den Kopf spaltete. Der Tod 
rat sofort ein. 
F.AAlte Stahlfedern.) Das Organ des 
ächsischen Gewerbevereins in Dresden schlägt vor, 
ibgenutzte Stahlfedern, ähnlich wie Cigarrenab⸗ 
chnitte, zu sammeln und den Erloös zur Anschaf—⸗