Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
F St. Jugberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
dlan und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 75 A, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrüchung wird nur dreimaliae berechnet. 
W 144. Samstaa, 28. Juli 1888. 
18. Jahrz 
bdnn 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Bon der Ostseeküste. Beachtenswerth ist 
as in neuerer Zeit immer mehr hervortretende 
gestreben, die aus dem Inneren Deutschlands an 
ie Ostsee führenden Eisenbahnlinien möglichst zu 
ermehren und ihre strategische Bedeutung zu er—⸗ 
oͤhen. In diesem Sommer werden drei neue 
zisenbahnlinien erbaut, die alle von Wichtigkeit 
ind, wenn es gilt, im Falle eines Krieges große 
cruppenmassen in möglichster Eile an die Ostsee— 
üsten zu transportiren. Eine dieser Bahnen ist 
iie von Lauenburg nach Oldesloe in Holstein 
ührende, welche vom preußischen Landtag in der 
etzten Frühlingssession bewilligt wurde. Der Kriegs— 
aafen Kiel erhält durch diese Bahn eine erleichterte 
chnellere und direktere Verbindung mit einigen 
oichtigen Plätzen des inneren und des westlichen 
deutschlands, besonders mit den beiden großen 
Vaffenplätzen Magdeburg und Mainz, welche als 
zauptstapelplätze für Munition und schwere Geschütze 
ienen. Eine zweite Bahn, an welcher jetzt mit 
Anstrengung aller Kräfte gearbeitet wird, ist die 
„on Rostock über Dobberan nach Wismar. Diese 
zahn hat eine Länge von 57 Kilometer, geht in 
er Entfernung von 2—3 Kilometer längs der 
Istseeküste hin und führt von Wismar über Lübeck 
denfalls nach Kiel; sie soll zu Ende dieses Jahres 
ertig sein. Eine dritte Bahn von großer strateg⸗ 
scher Bedeutung, zu welcher die mecklenburgische 
degierung jetzt auf Wunsch Preußens die Conzession 
jegeben hat, und mit deren Bau ebenfalls begonnen 
vird, ist die vom Seehafen Warnemünde direkt 
iber Rostock, Wahren, Neu⸗-Strelitz nach Berlin. 
durch dieselbe wird die Reichshauptstadt eine um 
wu 42 Kilometer nähere Verbindung mit der Ost⸗ 
eeküste erhalten, als dies bisher der Fall war. 
Ausland. 
London, 26. Juli. Einer Meldung aus 
durban vom 26. Juli zufolge bestätigt sich die 
dachricht von dem Tode Cetewayd's voll- 
tändig; gleichzeitig mit ihm sind viele seiner Frauen 
ind viele seiner Fuͤhrer getödtet worden. Der Häupt⸗ 
ina Nsißeyn dringt üßorall sienreich im Aisulonde vor. 
iaal hatte, wie noch bemerkt sei, in seinem großen 
Saale nicht Raum genug, die Zuhörer alle zu 
assen.“ 
Angesichts solcher Worte bedarf es kaum noch 
des Hinweises, daß der Besuch des Concertes sich 
ohnen werde. Wir möchten jedoch besonders die 
zeehrten Damen darauf anfmerksam machen, daß 
ie keine Ursache haben, sich fern zu halten, indem 
das Programm nur Volks- und Kunstgesang ent— 
zält. Der gute Vortrag soll den Erfolg verbürgen, 
her Wohlklang der Töne den Genuß bereiten. Das 
eben ist das Wesen der reinen Kunst, daß sie 
zrickelnde Beigaben verschmäht; die wahre Kunst 
jat hier noch immer Freunde gefunden. 
* St. Ingbert, 27. Juli. Dem Vernehmen 
nach wurde Herr Rechtspraktikant Cantz ler von 
Frankenthal als Amtsanwalt an das hiesige kal. 
Umtsgericht ernannt. 
AMABlieskastel, 26. Juli. Dem soeben 
ausgegebenen Jahresberichte der kgi. bayer. Lehrer⸗ 
bildungsanstalt Speyer und der ihr zugetheilten 
Bräparandenschulen Blieskastel und Kirchheim— 
holanden eninehmen wir für die hiesige Prä— 
darandenschule folgende Frequenzzahl: l. 
Zurs: 4 Protestanten, 12 Katholiken, zusammen 16; 
I. Kurs: 6 Protest., 7 Kathol., zusammen 13; 
III. Kurs: 4 Protest. 14 Kathol., zus. 18. Unter 
den 47 Schülern der hiesigen Präparandenschule befin⸗ 
den sich also 14 Protestanten und 33 Katholitken. 
—t. Blieskastel, 26. Juli. Die heurige 
Schlußfeier der k. Präparandenanstalt 
dahier findet Montag, den 6. August, im Garten⸗ 
okale der Frau Witb. König statt. — Sicherem Ver—⸗ 
aehmen nach will das Lehrercollegium an der hiesigen 
dateinschule für dieses Jahr von einer Schlußfeier 
ibsehen. 
— In Zweibrücken feierte am 24. ds. der 
Ju. Gymnasialprofessor, Herr Friedrich Butters, 
einen achtzigsten Geburtstag. Der Jubilar wirkte 
38 Jahre lang als Professor am Gymnasium zu 
Zweibrücken, vom Jahre 1837 bis zum Jahre 1875. 
Außer den Kindern und Enkeln waren auch die 
Professoren des Gymnasiums mit ihrem Rektor zur 
Beglückwünschung bei dem Gefeierten, der sich all⸗ 
jemeinster Liebe und Hochachtung erfreut, erschienen. 
derr Professor Butters hat vier Söhne, von denen 
der älteste, Friedrich, Geistlicher in Zweibrücken, ein 
weiter, Erwin, protest. Pfarrer in Kirchheim a. E. 
ein dritter, Gerold, Prof. der Realschule in Neu— 
stadt a. H. ist und der vierte als Maler in Zwei— 
drücken lebt; eine Tochter ist an Herrn Fabrikanten 
GBroß in Nürnberg, die andre an Herrn Albedunll 
in Berlin verheirathet. 
— In Waldfischbach wurde der Gemeinde⸗ 
chreiber Hauck verhaftet und nach Zweibrücken ab⸗ 
zeführt. Wie man hört, ließ sich derselbe ver⸗ 
chiedene Verbrechen wieder die Sittlichkeit, begangea 
auf dem Gemeindebureau, zu Schulden kommen. 
— In Kaiserslautern hatte sich kürzlich 
die Gesundheitskommission der Stadt zu einer Sitz⸗ 
ung versammelt, um Vorkehrungen wegen der immer 
nehr vordringenden und heftiger auftretenden Cho— 
era zu treffen, insoweit Dies schon jetzt möglich ist. 
Es sollen Aborte, die Wasserabzugskanäle, auch die 
Brunnen ꝛc. in sanitätlicher Hinsicht einer Unter⸗ 
uchung unterstellt werden, um darnach jetzt schon 
die nöthigen Anordnungen zu treffen, die Mißstände, 
die einer etwa auftretenden Cholera-Epidemie günstiq 
ein könnten, zu beseitigen. 
— Herxheim, 25. Juli. Schreiber dieses 
afte gritern Gelegenheit. ein falsches 20-Markstück 
zu sehen. Dasselbe ist mit der Jahreszahl 1872 
und dem Bildniß des deutschen Kaisers so täuschend 
geprägt, daß es 80 90 bei der Einnahme nicht 
merken; Klang hat es jedoch nicht. Bei diesen Gold⸗ 
»ögeln muß man die Augen offen halten oder den 
Beldbeuta; auch könnte man in Unannehmlich— 
keiten mit der Polizei kommen. (L. Tgbl.) 
— Kandel, 25. Juli. Bei dem gestern über 
unserer Gegend sich entladenden Gewitter wurde der 
üickerer Doll vom Blitz erschlagen. Derselbe hatte 
ich mit noch 9 anderen Personen zum Schutze 
zegen den Regen unter einen Baum gestellt. Doll 
war der Einzige, den der Blitzstrahl traf, während 
die Anderen mit dem Schrecken davon kamen. 
(L. Tgbl.) 
— Der edle Geber, der unlängst 200,000 M. 
uum Aufbau der Retscherkrche in Speyer spen— 
dete, soll wie das Land. Tgol. erfährt, Herr Hetzel 
in Neustadt sein. 
— Wie das „Pfälzer Journal“ von bestunter⸗ 
richteter Seite erfährt, hat die kgl. Regierung ver⸗ 
'ügt, die dritte allgemeine Conferenz für das Lehrer— 
»ersonal an den Volksschulen in der Pfalz, welche 
n allen Bezirken gleichzeittg am 16. August statt⸗ 
inden sollte, ausfallen zu lassen, damit denjenigen 
Ldehrern, welche der Einweihung des Unionsdenk— 
nals in Kaiserslautern anwohnen wollen, keine 
dindernisse im Wege stehen. 
— Diejenigen jungen Leute, welche die dies⸗ 
ährige Herbstprüfung für den einjährig-freiwilligen 
Dienst mitmachen wollen, haben ihre Gesuche um 
Zulassung bis längstens 1. August nächsthin bei 
der k. Prüfungskommission für Einjähria⸗-Freiwillige 
in Speier einzureichen. 
— In Bezug auf den von patriotischer Seite 
zu erwartenden Antrag auf Verstaatlichung der 
fälzischen Bahnen theilt die „S. Pr.“ mit, daß 
ein solcher Antrag unmittelbar beim Wiederbeginn 
»er Thätigkeit der Kammern zu Ende September 
ingebracht werden würde. Das genannte Blatt 
—W 
Bedanke der Verstaatlichung der Pfalzbahnen in der 
atriotischen Presse lebhaft verfochten, ohne auf Wider⸗ 
tand zu stoßen. Mögen die Motive für den pa⸗ 
riotischerseits beabsichtigten Schritt welcher Art auch 
ein, in der Kammer wird ein Antrag auf Ver— 
taatlichung der Pfalzbahnen kaum ernstliche Oppo⸗ 
ition finden, weil unstreitig mancherlei triftige 
Zründe vorliegen, welche für die Verstaatlichung 
prechen — von der delikaten finanziellen Seite, 
velche die pfälzischen Aktionäre nach einem patri— 
tischen Ausspruche als „Staatsbürger höherer Güte“ 
erscheinen lassen könnte, ganz abgesehen.“ 
— daut Belannmachung der Direktion der 
gfälzischen Eisenbahuen wird Dienstag den 7. Aug. 
der bereits erwähnte zweite Extrazug von Straßburg 
iach Berlin über Weißenburg-Mainz- Frankfurt⸗ 
Bebra⸗Nordhausen-Belzig abgelassen werden, zu wel⸗ 
hem auf den pfälzischen Stationen Landau, Neu⸗ 
tadt, Schifferstadt, Ludwigshafen und Frankenthal 
Bislete 1., 2. urd 8. Classe zur Hin- und Rück⸗ 
iahrt mit 35tägiger Giltigkeit zu bedeutend ermäß⸗ 
gten Fahrpreisen verausgabt werden. Für Kinder 
im Alter von 4 bis 10 Jahren werden Retour⸗ 
bdillete zur Hätfte der vorstehenden Fahrpreise aus— 
gegeben. Die Rückfahrt, welche spätestens mit dem 
Schnellzug in der Nacht vom 10. auf den 11. 
September beendet sein muß, kann bis dahin mit 
sedem die betreffende Wagenclasse führenden fahr— 
planmäßigen Zuge der Route Belzig-Nordhausen—⸗ 
Bebra- oder Maadeburg-Nordhausen-Kassel-Gießen— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 27. Juli. Im Ober— 
zauser'jchen Saale wird Samstag (morgen) und Sonn— 
ag Abend das Zapf'sche Männerquartett aus Wies— 
daden ein Concert geben. Ueber die Leistungen 
ieses Quartetts äußert sich der in Ems erscheinende 
Lahnbote“ wie folgt: 
„Ems, 16. Juli. Unsere Kurverwaltung hatte 
ar den gestrigen Concertabend im Kursaale das 
zapf'sche Vocal Quartett aus Wiesbaden engagiert. 
das Quartett wechselte bei seinen Vorträgen mit 
Nen der Kurkapelle unter Leitung des Herrn 
Ndusikdirektors Langenbach ab und half das Con⸗ 
ert zu einem äußerst genußreichen gestalten. Wir 
aben nicht nöthig, über die Leistungen des hier so 
r beliebten und allseitig renommirten Quartetts 
en Lesern d. Bl. gegenüber uns ausführlich zu 
»erbreiten, es genügt zu sagen, daß auch gestern 
lbend dem reinen und tiefempfundenen Vortrage 
auptsachtich bei den Volksliedern, die verdiente 
lnerkennung in reichen Beifallssalven wurde. Das 
cilcher'sche Volkslied: „Die drei Röselein“ brachten 
Sänger in entzückend schöner Weise zu Gehör. 
luch das turorchefler hatte fich wiederholten Bei— 
falls bei seinen Norträgen zu erfreuen. Der Kur—⸗