Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Her St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungt⸗ 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljaährlich 1AM 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 H, einschließlich 
40 A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 40gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 18 , bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 145. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 27. Juli. Gegenüber einer Bemerk— 
ung der Blätter betreffend die Uebertragung der 
preüßischen Bahnen an das Reich erinnert die Nordd. 
Allgem. Ztg. an die Aeußerung des Ministers der 
zffentlichen Arbeiten in der Sitzung des Abgeord— 
netenhauses vom 10. Dezember 1879, er habe nicht 
wahrgenommen, daß die Ausführung des Gedankens 
eines Reichseisenbahnprojektes bei den übrigen ver— 
hündelten Regierungen großen Anklang gefunden 
habe. Die Norddeutsche meint, der Minister würde 
heute auf eine bezügliche Anfrage die gleiche Ant⸗ 
wort ertheilen. 
Berlin, 27. Juni. Gesandte v. Schlözer 
begibt sich heule Nachmittag nach Potsdam; derselbe 
wird dort vom Kronprinzen empfangen werden. — 
Gestern empfing der Kronprinz den Afrikareisenden, 
Lieutenant Wißmann. 
Ausland. 
Paris, 26. Juli. Dr. Vulpian soll glauben, 
daß Graf Chambord vergiftet sei. Es werden be⸗ 
ruhigendere Bulletins über den letzteren ausgegeben. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
e. Ensheim, 26. Juli. Viktualienmarkt. 
Eier per Dutzend 70 Pfg., Butter per 2 Kilo 
1,10 Mark, Kartoffeln per 50 Kilo 2,80 Mark, 
Weißkraut per Kopf 15-20 Pfg. 
— In Kaiserhauntern findet morgen Sonn⸗ 
iag um 11 Uhr im Schwanen eine Versammlung 
pfälzischer Reichstags- und Landtagsabgeordneter 
und anderer herbvorragender liberaler Parteifreunde 
behufs Besprechung der Parteiorganisation statt. 
— Eine eigenthümliche Auffassung von dem 
Wesen der Vereine gegen den Hausbettel entwickelte 
dieser Tage ein biederer Landmann in Kaiserslautern. 
Derselbe kam nach Abwicklung seiner Marktgeschäfte 
auf das Polizei-Bureau, sah fich erst gauz fremd 
um und fragte dann ganz treuherzig: „Sein eich 
do recht?“ „Ja, was wollt ihr denn?“ erwiderte 
der Polizeibedienstete. „Eich sein von O. und hun 
meine Geschäfte gemacht. Eich hun gehört, daß 
mer do sein Stadigeschenk krien dhut.“ 
— Die Zahl der Anmeldungen für das in 
Neustadt abzuhaltende oberrheinische Turnfesß 
beträgt bis jetzt nahezu 1200. 
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Vermischtes. 
F Nürnberg, 27. Juli. Der Correspondent 
erführt aus bester Quelle, daß die Wiederaufführ⸗ 
ung des Parsifal in Bayreuth im Jahre 1884 ge⸗ 
ichert sei. 
F Ein junger Regensburg er Biuchhändler er— 
ieß kürzlich in der „Französischen Buchhändlerzig.“ 
nachstehendes Inserat in französischer Sprache: Ein 
suunger Bayer, der französischen Sprache mächtig 
und seit acht Jahren in einer Buchhandlung thätig, 
ucht eine Stelle in Frankreich. Man beansprucht 
für die erste Zeit kan Salair. Nähere Auskunft 
ertheilt Herr W., Buchhändler in R., Bayern. Es 
lief darauf keine einzige Offerte ein, dagegen zwei 
Schreiben, eines anonym von Marseille, das andere 
mit füns Unterschriften von Paris. Oben ange— 
führles Inserat war aus dem Buchhändlerblatt 
herausgeschnitten und aufgeklebt; darunter auf 
franzöfisch nachstehende Zeilen: Man wende sich 
im die Bewohner des Dorfes Bazailles im Re—⸗ 
gierunasbezirk Sedan, Deparlement der Ardennen. 
Sonntag, 29. Juli 1883. 
18. Jahrg. 
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welches durch die bayerische Armee eingeäschert 
wurde, nachdem sie zuvor Frauen, Kinder und 
Hreise ermordet hatten. Unterzeichnet von einem 
helagerten Pariser, welcher mit Ungeduld nach Rache 
»dürstet. Adressiren Sie obiges Schreiben an alle 
»dlen und tapferen Deutschen, Kinder der großen 
Nation, welche Stellen in Frankreich suchen. Das 
weite Schreiben lautet: Die Angestellten einer 
ranzösischen Buchhandlung in Partis leseun mif 
tiefem Abscheu in der „Buchhändler⸗Zeitung“, daß 
ein junger Bayer eine Stelle in Frankreich sucht 
Untengennante benachrichtigen den jungen Bayer, 
daß es für die Deutschen keine Stellen in den an— 
tändigen Buchhandlungen Frankreichs gibt. Sie 
fönnen dem jungen Deutschen sagen, daß es ohne 
ihn genug Spione in Frankreich gibt. Was das 
Fonrnal betrifft, welches die Frechheit hatte, Ihre 
Anzeige einzurücken, so hoffen wir, dies theuer be— 
jahlen zu lassen. Es lebe Frankreich! 
Heusweiler, 25. Juli. Vor kurzem 
zenahmen sich mehrere Soldaten bei Gelegenheit 
einer hier abgehaltenen Festlichkeit ungebührlich; der 
Bendarm sah sich schließlich zur Aufrechterhaltung 
der öffentiichen Ordnung genötigt, von seiner Waffe 
Bebrauch zu machen; dabei erhielt ein Soldat eine 
Verletzung. Als derselbe am nächsten Tage in den 
Barnisonsort Saarlouis zurückkehrte, hatte sich zwei⸗ 
sellos infolge Vernachlässigung der Wunde der sog 
alte Brand eingestellt; der Soldat fand Aufnahme 
im Miltärlazareth, woselbst er trotz der größten 
irztlichen Fuüͤrsorge starb. Vorgestern begab sich eine 
zuständige Kommission der militärischen Gerichts— 
»arkeit von Saarlouis nach Heusweiler zur Fest—⸗ 
tellung des Thatbestandes. Der Verstorbene war 
dem „St. Joh.⸗Sbr. Anz.“ zufolge aus Elpersberg. 
F Trier, 26. Juli. Die Trier'sche Zeitung 
meldet aus Neuennahe: In Landeskrone im Banne 
Deimesheim wurde vorgestern ein neuer Reblaus— 
fund entdeckt. 
Der kürzlich in Mannheim verstorbene 
Zaufmann Hr. Hermann Gerson hat letztwillig zur 
Anterstützung israelitischer und christlicher Armen 
12,000 M. und außerdem noch 7000 M. für wohl⸗ 
hätige und gemeinnützige Zwecke ausgeworfen. 
FNiersteina. Rh., 26. Juli. Hier tobte 
Jeute Mittag ein entsetzliches Wetter. Der Blitz 
inhr in den Schornstein eines Hauses, nahm seinen 
Weg durch den Hausflur in den Hof und traf 
eine Frau, welche in Begleitung eines Hundes in 
das Haus eintreten wollte. Frau und Hund 
wurden von dem Strahl getroffen und blieben auf 
der Stelle todt. 
In Berlin hat sich der Professor Ste— 
phan zu Putlhitz in Folge eines amerikanischen 
Duells erschossen. 
Dem unseligen Spielen mit Streichhölzern 
sind am Sonntag Vormittag in dem Oerichen Neu 
dichterfelde bei Berlin vier junge Menschen 
zjum Opfer gefallen. Gegen 8*2 Uhr Vormittags 
wurde am Sonntag in Steglitz alarmirt; sofort 
um Alarmplatz eilend, erfuhren die Mannschaften 
daß in dem kaum 10 Minuten entfernten Neu— 
Aichterfelde verdächtiger Rauch bemerkt worden sei— 
Dort angelangt, fanden sie ein Häuschen aus dem 
zichter Qualm herausströmte. Mit Gewalt mußten 
Thüren und Fenster erbrochen werden und nun bot 
sich in der Wohnung des Zimmermanns Mahlo 
ein entsetzlicher Anblick dar. In ihren Betten lagen 
die 4 Kinder des Mahlo leblos da. Mahlo war 
in der Frühe zur Arbeit gegangen, seine Frau hatte 
iich später nach Steglitß begeben. um dort Einkäufe 
zu machen, und hatte die vier schlafenden Kinderchen, 
hon denen das älteste fünf Jahre, das jüngste ein 
Jahr alt war, eingeschlossen. Aller Wahrscheinlich⸗ 
eeit nach ist das älteste erwacht, hat die Streich⸗ 
jölzer gefunden, mit ihnen gespielt und dabei die 
Betten in Brand gesetzt. Ohne sich rathen und 
jelfen zu können, sind die armen Kleinen sodann 
m dem entstandenen Qualm jämmerlich zu Grunde 
zegangen. Alle Bemühungen eines sofort herbei⸗ 
zeholten Arztes, um die Erstickten zum Leben zurück⸗ 
züführen, blieben fruchtlos. 
er ‚„Gemahl auf Zeit“) Ber— 
liner Blätter erzählen: Gestern sollte eine eigen⸗ 
hümliche Hochzeit stattfinden. Herr Rittmeister 
1. D. v. A. sollte ein reiches bürgerliches Fräulein 
heimführen, aber — um sich sogleich wieder von 
ihr scheiden zu lassen. Der eigentliche Freiersmann 
ist ein hochgeborner Graf, für den das bürgerliche 
Fräulein erst die Metamorphose in eine Frau v. 
A. durchmachen sollte. Derr Herr Rittmeister a. 
D. ist nämlich dafür bekannt, daß er für Geld 
seinen Namen zu allem Möglichen hergibt. Für 
die Heirath waren ihm 600 Mark zugefichert, und 
für die Scheidung ebensobiel. Aber im letzten 
Moment siegte über die Braut die Furcht, der 
derr Gemahl auf Zeit könne fie am Ende nicht 
wieder loslassen, und fie schrieb ihm ab. Da saß 
er nun mit seinen Hoffnungen auf 1200 Mark 
und hatte nichts zu essen. Doch noch ein Besitz 
var ihm geblieben: ein Packet Cabinetsschreiben 
jon allen Potentaten, ablehnende Bescheide auf 
eine fabrikmäßigen Bettelbriefe. Aber auf diese 
kostbarkeiten wollte ihm der Antiquar nichts geben, 
o lieh er sich denn stolz 20 Pfg., um seinen Hoch⸗ 
leitstag gebührend zu feiern. Bald bin ich, meinte 
der Herr Rittmeister, fünfzig Jahre, dann fange 
ch an, zu adoptiren, zehn Abonnenten habe ich 
chon! Seine Familie hat ihn verstoßen, da er 
hr in der Armee Schande gemacht hat, und nun 
üttert er sich durch, so gut es geht. Er hat schon 
ille möglichen Rollen, als Schlepper für Wechsel⸗ 
nacher, Wucherer u. s. w. gespielt, und mancher 
Offizier verdankt ihm seinen schlichten Abschied. — 
Das Bild ist aus dem Leben genommen, nichts 
abgenommen und nichts hinzugesetzt. 
F Die Heuscherecken, diese Geißel der Be⸗ 
dölkerung in den Steppen des südlichen Rußlands, 
haben diesen Sommer an der unteren Wolga eine 
solche Verbreitung gefunden, daß die Regierung 
den General Schebeko nach Zaritzin gesandt hat, 
um energischere Maßregeln zur Vertilgung der 
deuschrecken zu ergreifen. Ein Bataillon Soldaten 
st nach der deutschen Kolonie Sarepta geschickt, um 
im Verein mit den Bauern, wo die Heuschreden 
'ich auf einen Quadratmeter verbreitet und Steppe 
ind Felder kahl gefressen, diese Landplage zu ver⸗ 
tilgen. Die russischen Bauern verhalten sich der⸗ 
elben gegenüber sehr passiv. Als die Heuschrecken 
noch nicht aus den Eiern gekrochen waren, haben 
ie sogar versänmt, den Boden umzupflügen; sie 
etrachten die Heuschrecken als eine Heimsuchung 
Bottes, welche mit Ergebung getragen werden 
nüsse. Die Soldaten ziehen Gräben, fegen die 
deuschrecken hinein, begießen sie mit Naphta und 
derbrennen sie. 
f Ein verfehlter Krönungsbesuch, 
Rear⸗Admiral Baldwin von der Flotte der Ver. 
Staaten, der Kommandeur des Geschwaderé in den 
europäischen Gewässern, hatte von seiner Regier⸗ 
ung die spezielle Mission erhalten, die Krönungs⸗ 
reierlichkeit in Moskau als außerordentlicher Ge⸗