Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
* St. Ingberter Anzeiger? erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
hiait und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen LM 75 H, einschließlich 
OAZustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I5 8, bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet 
I 149. 
Politische Uebersicht. 
Deutiches Reich. 
München, 2. August. Die oberbayerische 
dandels⸗ und Gewerbekammer hat der Petition der 
Franktfurter Handelskammer um Einberufung des 
deichetags zur Berathung des Handelsvertrages 
mit Spanien einstimmig beigestimmt. 
München, 2. August. Landgerichtsrath Her z 
st zum Direktor des Landgerichts in Nurnberg be— 
oͤtdert worden. In Folge dessen wird eine Neu— 
vahl zum Reichstag und zum Landtag nöthig. 
Ausland. 
In Paris wird Major v. Goßler, Adjutant 
es Generalfeldmarschalls Grafen Molkte, in den 
achsten Tagen erwartet, um den bei Chalons statt— 
ndenden Cavaller emanövern unter General Gallife! 
izuwohnen. An der Spitze der preußischen Ab⸗ 
dnung zur Beiwohnung des diesjährigen großen 
sanövers zwischen dem fünften und sechsten fran⸗ 
osischen Armeecorps wird Generallieutenant von 
dartensleben, Commandeur der 17. (mecklenburgi⸗ 
hen) Division, stehen. Beiläufig bemerkt heißen 
ie Commandeure des fünften und des sechsten 
lrmeecorps Wolf und Schneegans, haben also echt 
ranzösische Namen. 
Ein polnisches Blatt, der Kur. Pozn., 
eicher seine Befriedigung darüber äußert, daß das 
eue Kirchengesetz mit dem 1. ds. Mts. in Kraft 
getxeten ist, constatirt, daß der Bischof von Kulm, 
de. v. d. Marwitz, auf Grund des Gesetzes bereits 
iele junge Geistliche, welche sich bis dahin in 
bayern aufgehalten, in ihre Stellen zurückgerufen 
jabe, und spricht die Hoffnung aus, daß nun auch 
vieder die Geistlichen, welche ehemals in verschiedenen 
aamhaft angeführten Orten der Diöcöse angestellt 
varen, in ihr Amt würden einberufen werden. 
Die türkische Armee-Reorganisation ver— 
eichnet einen wichtigen Schritt: der Sultan hat 
us Reorganisationsstatut für die Armee ge— 
rehmigt: die raschere Mobilisirung und eine ver— 
lärktte Centralisation der Armeeverwaltung sind die 
haupigrundsöße des Siatuts 
¶ 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 3. August. Der am Diens 
ag auf der Staffelsstraße verunglückte Knecht Joh. 
hut ist aus Ommersheim HJebürtigt. woselbsi 
och seine alte Mutter, deren einzige Stüße der 
berunglückte war, lebt. Gestern Abend wurde der 
iode in seinen Geburisort übergeführt, um daselbst 
xute beerdigt zu werden. Der Unglücksfall war 
un die Verwandten des Hut um so schmetrzlicher, 
ib ein alterer Bruder don ihm vor mehreren Jahren auf 
ane ahnliche Weise sein Leben verlor. Derseibe ver⸗ 
mglüctte auf dem hiesigen Hüttenwerke und starb an 
xnerbaltenen Verletzungen ebenfalls im Spitale dahier. 
„* Ensheim, 2. August. (Viktualienmarkt.) 
diet per Dutzend 70 Pf., Butter per 3 Kilo 
»10 Mk., Kartoffeln per 50 Kilo 3 Mk., Weiß⸗ 
daut per Kopf 20—35 pf. 
In Ens heim wurden während des Monats 
un geschlachtet: 6 Kühe, 8 Rinder, 11 Kälber 
nd 8 Schweine. 
Der 16 Jahre alte Lehrling des Müllers 
Lebzer von GlaneMünchweiler wurde am 
n duti auf freiem Felde vom Blitze erschlagen. 
etselbe war aus Miesau gebürtig. 
bun, In Pirmasens konstituirie sich am 30. 
sn definitid ein , Kaufmännischet Verein“ mit 62 
itgliedern 
Samstag, 4. August 1883. 
18. Jahrg. 
—N 
— Für Kaiserslautern wurde die Kon— 
ession zur Errichtung einer vierten Apotheke da— 
elbst ertheilt. 
— Landau, 2. August. Die Bewilligung 
»jner Fahrpreisermäßigung durch die Direktion der 
„fälzischen Bahnen für die Besucher der am näch— 
ten Sonntag hier stattfindenden „Paulus“ Auf— 
ührung ist nunmehr eingetroffen. Auf den Stati⸗ 
men Annweiler, Bergzabern, Dürkheim, Edenkoben, 
germersheim, Kaltendach, Kandel, Neustadt, Pir⸗ 
nasens, Speier, Winden und Zweibrücken werden 
jegen gleichzeitige Lösung eines Concertbillets 41 
Mark einfache Fahrbillets ausgegeben, welche zur 
reien Rückfahrt berechtigen. Der Beginn des Con— 
zertes wurde auf *45 Uhr verlegt. 
— In Börrstadt fand am 20. Juli ein 
landwirthschaftliches Kränzchen Statt, bei dem Hr. 
Weyrich von Alsenbrück hauptsächlich betonte, daß 
die landwirthschaftlichen Brennereien nicht mehr be— 
stehen könnten; von den früher ca. 240 Brennereien 
im Bezirk beständen heute nur noch 12-13!“ 
— Kirchheimbolanden, 1. August. In 
zinem Weinberge des Herrn H. Becker auf dem 
ahlenberge wurden bereits reifende Trauben, Gut⸗ 
edel und Burgunder angetroffen, ein Zeichen, daß 
unsere Hoffnungen trotz des bisher so ungünstigen 
Wetters noch nicht ganz zu schwinden brauchen. — 
Für das unreife Obst auf den Bäumen wurde 
gestern durch die ortsübliche Schelle von mehreren 
händlern der Preis Vit. 6.50 bekannt gegeben, 
jedoch ist das Angebot zu diesem Preise gering 
Aus Sachsen sind große Quantitäten Körbe ange— 
tangt, jedoch dürften sich die auswärtigen Händler 
in ihren Erwartungen auf einen billigeren Vreis 
zetäuscht sehen. 
— Der Herr Bischof von Speyer wird am 
19. August den 7 Alumnen des Priesterseminars 
das Satrament der Priesterweihe spenden. 
— Es ist nunmehr entschieden, daß die weib⸗ 
liche Gefangenenanstalt Frankenthal bis 1. Oktober 
aufgelöst und der Bestand an Sträflingen in das 
Weiberzuchthaus Kaiserslautern übergeführt wird. 
— Die Gewohnheit, die weibliche Kopfbedeckung 
hurch eine über den Hutrand hinausragende, durch 
»as Haar gesteckte Nadel am Hinterkopf zu befestigen, 
hat bereits in wiederholten Fällen Unheil angerichtet; 
so auch vor einigen Tagen in einem Coupé des in 
Ludwigshafen um 8 Uhr 23 Minuten ein— 
reffenden Zuges. Als die Passagiere sich bei der 
Ankunft des Zuges daselbst von ihren Sitzen er⸗ 
sjoben, um auszusteigen, erhielt der Waggon noch 
inen kleinen Stoß, der einen Herrn aus Mann—⸗ 
heim das Gleichgewicht verlieren machte; leider stief 
er dabei so unglücklich mit dem Kopfe seiner Rach— 
barin zusammen, daß die betr. Nadel ihm tief ins 
Auge fuhr und dasselbe so sehr verletzte, daß die 
Sehkraft wohl für immer verloren sein wird. 
macht, die ihm jedenfalls von seinem Arzte verordnet 
worden sind. Auf solchen Spaziergängen ist der 
Fürst dann stets von der Fürstin oder dem Grafen 
Wilhelm und von seinem treuen Thyras begleitet. 
Der große Schlapphut und ein kräftiger Knotenstock, 
auf den er sich allerdings noch viel stützt, sind be— 
kannte Sachen. 
F Neunkirchen, 1. August. Von den7 
durch die unbesonnene Grubenfahrt am Bergfeste 
im Kohlwald verunglückten Perscnen ist gestern 
Abend die dritte, Elisabeth Westrich, aus Leiters— 
weiler bei St. Wendel, 18 Jahre alt, ihren Leiden 
erlegen. Dieselbe wurde heute Abend aus dem 
Knappschafts-Lazarett in ihren Heimathsort verbracht. 
— Heute Nachmittag wurden die bei derselben 
Belegenheit verunglückten und gestorbenen beiden 
ungen Leute unter großer Betheiligung von Leid⸗ 
cragenden hierselbst beerdigt. (Saar- u. Bl.-Ztg.) 
F Aus Louisenthal wird der „St. Joh. 
Ztg.“ geschrieben: Hetr M. von hier hat eine 
äußerst fromme Hühnerhündin, die in voriger Woche 
3 Junge geworfen. Herr M. nahm die Thierchen 
veg, legte an deren Stelle ein Ferkelchen, einen 
Tag alt, hin, und befahl der Hündin ernst, das— 
elbe saugen zu lassen und lieb zu haben. Mit 
ichtlichem Widerstreben ging diese anfangs auf den 
Tausch ein; da sie aber ihre Jungen nicht mehr 
sah, nahm sie sich des Schweinchens mit mütter— 
licher Liebe und Sorfalt an und wird dasselbe in 
b Wochen zu einem Prachtschweinchen erzogen haben. 
Der Anblick der Hündin mit dem Schweinchen, 
für das sie jetzt ihr Leben opfern würde, ist sehr 
interessant. 
F GDie älteste Turner⸗Fahne.) Es 
wird wohl Jedermann interessiren, etwas Näheres 
über die bei dem Turnfeste in Neustadt erschei— 
nende älteste Fahne zu erfahren, und wollen wir 
nicht versäumen, sowohl die Turner als auch alle 
Festtheilnehmer auf dieselbe aufmerksam zu machen. 
Der Turnverein Mannheim, welcher in einer 
Stärke von 80 Mann beim Feste in Neustadt's 
Mauern einziehen wird, ist im Besitze zweier Fahnen, 
einer neueren im Jahre 1846 von Jungfrauen ge⸗ 
stifteten prachtvollen Fahne und einer älteren, die 
aus dem Jahre 1811 stammt. 
Es ist dies eine der ehemaligen Mannheimer 
Bürgerwehr gehörende Bataillons-Fahne, die nach 
der Ende der dreißiger Jahre erfolgten Auflösung 
dieses Corps lange Jahre in stiller Ruhe schlummerte 
und später dem Turnverein gegeben wurde. 
Die Fahne trägt auf der einen Seite das Mann— 
heimer Stadtwappen und auf der andern Seite die 
Inschrift: 
ures 
BATAILON 
BVRGER MILITAIRE 
IM JAIIRE 
MDCCOXI 
Nachdem die Fahne an den Turnverein über—⸗ 
zing, wurde die Inschrift, welche aber heute noch 
deutlich zu sehen ist, mit Seidenzeug übernäht und 
der Name Mannheimer 
Turnveérein 
1846. 
aufgemalt. In der vergoldeten Spitze befindet sich 
eine Krone und der Buchstabe C als Namenszug 
des damals regierenden Großherzogs Carl von 
Baden. 
Wenn die Fahne durch ihr großes Alter an 
hrem Aeußeren auch gelitten hat, so kann der 
Turnverein Mannheim, welcher sie nur bei größeren 
— 
Vermischtes. 
F Die Socialdemokraten Münchens 
werden den Buchdrucker Ernst als Candidaten für 
den Reichstag aufstellen. 
F Kifsingen, 30. Juli. Fürst Bismarc 
nahm heute schon sein zweites Bad und ging nach 
demselben auf die nächstgelegene Waagr am Salinen⸗ 
weg, wo er, wie er es gewöhnlich thut, über die 
Zunahme seines Körpergewichts sich Aufschluß geben 
läßt. Der Fürst soll damit sehr zufrieden gewesen 
jein und beschenkte reichlich die Waagefranu. Man 
darf es wohl als ein günstiges Zeichen ansehen 
daß der Fürst jetzt schon kleinere Spaziergänge