ↄi. Justherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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M 151.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Muͤnchen, 5. August. Der Köonig hat dem
rüheren preußischen Kriegsminister General von
dameke das Großkreuz des Militär-Verdienstor⸗
Fens verliehen.
Berlin, 4. August. Täglich mehren sich die
hingaben von Handelsorganen an die Reichsregier⸗
ing, welche um die Einberufung des Reichstages
ur Ermöglichung des Inkrafttretens des Handels⸗
ertrages mit Spanien ersuchen. Man erwartet
emnächst die Hieherkunft eines Mitgliedes des
hamburger Senats, welches mündliche Verhand⸗
ungen uͤber die Spritfrage pflegen wird.
Ausland.
Paris, 4. August. Gegen 30 Colporteure
vurden verhaftet, welche in den Straßen Plakate
erkauften unter der Aufschrift: „Sturz der Repu—
lik und Proclamation des Königs Heinrich.“
Paris, 4. August. Die Journale „Paris“
ind „France“ melden, die Polizei sei einem ge—
zeimen Comite auf der Spur, welches eine legiti—
nistische Action bezwecke; bei mehreren Personen
vurden Haussuchungen vorgenommen und hätten
ieselben zur Auffindung von Schriftstücken geführt,
woraus über die Mittel zur Aktion Näheres her⸗
porginge. Der „Temps“ meint, es handle sich da⸗
hei um keine ernsthafte Sache.
Der Vossischen Zeitung meldet ein Londoner Pri⸗
attelegramm auf Grund einer Meldung aus Cap⸗
tadt: Die Voruntersuchung gegen O?Donnell
endete mit der Verweisung des Angeklagten wegen
brmordung Carey's vor die Oktober⸗Assisen in Port
klizabeth. O'Donnell erklärt, er sei nicht Schuldig
und habe Carey nur aus Nothwehr erschossen.
barey's Sohn bestreitet dies. Wie ferner aus Lon⸗
don gemeldet wird, sind Kavanagh, Hanlon, Smith
und sieben andere Kronzeugen vom Phönixpark⸗
Prozeß vorgestern in Adelaide, der Hauptstadt der
bdritischen Colonie Südaustraliens, angelangt. Die
dortige Regierung untersagte jedoch die Landung
der drei Erstgenannten in der loblichen Absicht,
neue Executionen des irischen Vehmgerichtẽ
u verhindern. Der Arm desselben reicht jedoch
de Fall Carey zeigt, auch aufs offene Meer
inons
Lokale und pfaälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 6. Auguft. Heute sind es
18 Jahre, daß von den Höhen von Spichern der
danonendonner zu uns herüber hallte und nach
heißem Ringen der alte Erbfeind aus unserer Nahe
detdrängt wurde. Ewig unvergeßlich wird uns
Allen, die wir jenen blutigen 6. August des Jahres
—1870 mit erlebten, derselbe bleiben, und in dank⸗
harer Erinnerung werden wir immer der Helden
sedenken, die mit ihrem Blut und Leben dem deut⸗
sben Vaterlande den Sieg erkauften.
7 3weibrücken, 4. August. Die hiesige
I. Studienanstalt zählte am Saluß des Studien
ahres 1882 83 241 Schuler, wovon 128 in der
Lateinschule, 118 im Ghmnasinm. Die Frequen;
derselben wäre ohne Zweifel eine bedeutend großere
denn die nöthigen Raͤume vorhanden wären. Die
lußprüfung haben sämmiliche 29 Oberklässer de
tanden. Das H. Hilgard'sche Stipendienkapital,
us dessen Zinsen im vorigen Schulsahre zehn Schület
merstützt wurden, hat soeben der hochherzige Suf—
et derdoppelt. Ehre einem so pietalsvollen und
edlen Spender! 8w. 3ta.)
Montag, 6. August 1883.
18. Jahrg.
— Aus Weisenheim a. S. wird berichtet:
das Kartoffelgeschäft blüht tüchtig. Die
Neunwochenkartoffeln fallen nach Qualität und Quan⸗
ität sehr gut aus. Zur Zeit gelten 100 Kilo 6.
Mark. — Mit dem Hauptprodukt, dem Wein, sieht
»s bis jetzt noch sehr gut aus. Die Stöcke sind
teich behangen und die Trauben äußerst schön ent⸗
vickelt. — Zwetschen⸗, Aepfel- und Birnbäume
ragen reichlich und find die Früchte sehr schön;
benso die Pfirsiche.
— Speyer, 4. August. Kommenden Mitt⸗
voch den 8. August, Morgens 9 Uhr, treffen die
J. uͤ. 5. Festungs-Kompagnie des 2. Pionierba⸗
aillons aus Germersheim hier ein, um dem großen
grückenschlag beizuwohnen, der in den Tagen vom
3. bis 11. August von unserer Garnison vorge—⸗
ommen wird. Zur Inspektion werden anwesend
ein die Herren Generallieutenant v. Fries, In—
pekteur des Ingenieurkorps und der Festungen, und
fberst Staudacher, Sectionschef der zweiten
Ingenierdirektion.
— Fur bie Wasserbeschädigten in der
Pfalz gingen nach dem dieser Tage veröffentlichen
stechenschafts⸗Berichie im Ganzen ein Mark
1,438,852. 15, welche bis auf Mark 5185,56 zu
Unterstützungszwecken verausgabt wurden. Letztere
ZSumme' wurde der königlichen Kreisregierung zur
Reserve überwiesen.
— Die „Deutsche Wein⸗-Zeitung schreibt“ aus
der Pfalz: Was den Stand der Reben anbelangt,
jo ist derselbe sowohl am oberen wie auch am mitt
leren und unteren Haardtgebirge als ein fast durch⸗
weg sehr guter zu bezeichnen. Die Stöcke sind
neist reichlich mit gut enwwickelten Trauben behangen,
o daß bezüglich der Quantität auf einen halben
dis drei viertel, in manchen Lagen sogar auf einen
janzen Herbst gerechnet wird. Was jedoch die in
Aussicht stehende Qualität anbelangt, so muß sich
die nun schon drei Wochen andauernde rauhe reg—
nerische Witterung bald zum Besseren, d. h. zum
Wärmeren wenden, wenn die auf jene gesetzten
doffnungen erfüllt und der mehrfach auftretenden
raubenkrankheit mit Erfolg gesteuert werden soll.
Trotz der schlechten Witterung finden sich doch schon
n den Wingerten viele helle und schwarze, zum
Theil aanz reife Trauben.
im Circus Wulff zum Austrag gebracht, noch be—⸗
dor die in dem Zwinger befindlichen sechs Löwen
sefüttert waren. Dieselben definden sich in einem
doppelkäfig, dessen äußeres Gitterwerk in die Höhe
sewunden wird. Nachdem dies geschehen war, be⸗
tiegen Batty und Hakman, Ersterer voran, den
Zwinger. Batty dirigirte die zähnefletschenden Be—
vohner dieses unheimlichen Raumes nach seinem
Wiilen und führte Hakman, ihn am Arme fest⸗
jaltend, zweimal am Gitter des Zwingers vorbei.
dann öffnete Batiy die Thüre, schob Hachman hin⸗
rus und folgte. Die Polizei soll die Absicht ge⸗
jabt haben, die kühne That zu verhindern, ist aber
u spãt eingetroffen.“
F. Nachstehende Todes anzeige in
vommerschen Blättern entrollt in ihrer schlichten
Zprache ein Bild von der Tragik des Lebens, wie
s ergreifender nicht gedacht werden kann: Todes⸗
Anzeige. Mein lieber Sohn und unser guter Bruder,
er Schiffskapitän Robert Wahl, hat im Alter von
39 Jahren seinen Tod im Meere gefunden. Er
zing mit seinem Schiffe „Emilie“ im Oktober
‚origen Jahres von Plymouth nach Stettin ab,
purde am 1. Dezember vorigen Jahres in der
Nordsee von einem Dampfschiffe angesprochen und
eitdem ist von ihm, der ganzen Mannschaft und
em Schiffe nichts wieder gesehen und gehoöͤrt worden.
Fr folgte seinem gleichfalls im Meere gebetteten
Bater mit drei Brüdern und seinem im Kriege
jefallenen Bruder. In ihm betrauern wir meinen
etzten hoffnungsvollen Sohn und unseren letzten
zeliebten Bruder. Allen seinen vielen hiesigen und
uswärtigen Freunden und Bekannten zeigen diese
krauernachricht stan jeder besonderen Meldung hier⸗
zurch auf's Tiefsie bettübt an. Jasenitz, Juli 1883.
Die trauernde Mutter und vier Geschwister. —
Der Vater und vier Söhne im Meeresgrund ge⸗
Hettet, ein fünfter Sohn auf dem Felde der Ehre
Jestorben: welche überwältigende Lebenstragödie in
zem engen Raume eines Schifferhäuschens! Und
olche Faͤlle sind nicht selten in unserer Küstenbe-
völkerung.
EGpätes Glück) Vor siebzig Jahren
vanderte Hert Elias M. aus Kosir nach Amerila
aus und blieb seither verschollen. Vor acht Tagen
erhielt sein in Prag lebender 89 Jahre alter Bru⸗
det vom dortigen Konsulate die Verständigung, daß
Flias M. in Thicago ohne Testament gestorben ist
ind daß seine Brüder als gesetzliche Erben die Erb⸗—
schaft, die sich auf 800,000 Dollars beziffert, an⸗
reten mögen. Zu der Verlassenschaft werden sich
aunmehr die drei Brüder des Erblassers melden.
Der 8öjährige M. lebte bisher in den ärmlichsten
Verhältnissen.
Zürich, 5. August. Hier ist ein großar⸗
tiger Droschkierstricke ausgebrochen wegen Einführung
eines neuen Tarifs.
Paris, 3. Augusi. Die Gebäude der Pul⸗
»erfabrik zu Angouleme wurden heute Vormittag
zurch drei Explosionen in die Luft gesprengt. Sechs
Personen wurden getödtet. Der Schaden beläuft
sich auf eine Million Francs.
— Ueber die wahrscheinliche Entstehung der Er⸗
chütlerung von Ischia spricht der namhafte Geo—
oge Gerhard vom Rath eine von den bisherigen
Anschauungen abweichende Vermuthung aus. Er
rucht die UÜrsache der Katastrophe in einer Dampf-
explosion, ähnlich den bei Dampfkesseln vorkommen⸗
den. Von den heißen Quellen Ischias haben einige
eine Temperatur bis zu 97 Grad Celsius. Selbst
das Meer zeigt an einem Punkte in der Nähe der
Vermischtes.
F Neunkirchen, 3. August. Heute Morgen
gegen 7 Uhr ist das vierte Opfer der fatalen Ka⸗
aftrophe in der Kohlwaldgrube vom 29. v. Mis.
»er 19jährige Schuhmachergeselle Johann Walt aus
Zirschhorn in der Pfalz, im hiesigen bergmännischen
nappschafts-Lazarett seinen Wunden erlegen.
(S. u. B.-Z.)
f Raädesheim, 4. August. In Folge fal—
cher Weichenstellung entgleiste diesen Abend bei
rangenlonsheim der nach Saarbrüden gehende
Schnellzug. Menschenleben sind dabei nicht zu be⸗
lagen. Die Passagiere müssen sämmilich umsteigen
die Bahnlinie ist frei.
4 (Im Löwenkäfig.) Aus Braunschweig
vird berichtet: „Der Löwe des Tages ist hier nicht
nehr der Löwenbändiger Batty im Circus Wulff,
sondern ein Engländer Namens Hakman. Letzterer
vettete nämlich am Samstag mit einem Herrn Herbst,
daß er mit Herrn Batty in den Löwenzwinger
gehen werde. Der Preis der Weite betrug 100 M.
die in Sect umgesetzt werden sollten. Als Zeuge
ollte der Sohn eines hiesigen Bäückermeisters dienen.
die Wette wurde vor einigen Tagen in aller Früh