zahnlinien auf dem linken Rheinufer jederzeit be⸗
triebsfühig und zu diesem Zwece hochwassersicher
ind. Ein Umbau der Strecken, welche das Hoch-
wasser vom November und Dezember als gefährdet
bezeichnet hat, wird sich dann nicht umgehen lassen.
Daͤmme werden gesichert, größere Durchlässe gebaut,
ind besonders wird die Rheinlinie durchweg auf
das Hochufer verlegt werden mülsssen. Es darf nicht
borkommen, daß während eines Krieges auf dem
linken Rheinufer eine Hochfluth die großen Ver—
kehrswege unterbricht, der militärische Aufmarsch
oder die Schachzüge der Armeeleitung gestört und
dem Vaterlande dadurch vielleicht unabsehbare Nach-
theile zugefügt werden. Die dazu nothwendigen
Umbau⸗- und Rekonstruktionsarbeiten werden aber
unseres Erachtens vom Reiche getragen wer—
den müssen, weil auch diesem der Gewinn aus
der unbedingten Betriebssicherheit der strategischen
Fisenbahnlinien zufällt.“
— 1784 und 1882. Der trauerige Unglücks—
fall von Sand hofen bez. Oppau ist noch in
Aller Erinnerung. Wie nun dem „Pf. K.“ mitgetheilt
vird, hat sich bei der Ueberschwemmung im Jahre
1784 an gleicher Stelle eine ähnliche Schreckens⸗
scene zugetragen. In dem Tagebuche des Lehrers
Niednagel von Sandhofen vom Jahre 1784
indet sich folgende Notiz: „Freitag den 18. Jan.
1784 sind 2 große Nachen von hier aus über den
Rhein nach Oppau gefahren, um Freunde und
Verwandten abzuholen, die in großer Wassersnoth
waren. Auf der Rückfahrt schlug der größere
Nachen, der mit 43 Personen beladen war, durch
Anprallen an einen Baumstamm um und ertranken
35 Leut'. Darunter war auch mein Schwestersohn
Jacob Wehe und mein Geschwisterkindsvetter Peter
Wehe. Der Jacob ist am 265. Jan. 1784 in
Bacharach geländet und erkannt worden; der Peter
aber ward nicht funden. Von den übrigen Er—
runkenen wurden 19 aufgefunden, von den andern
allen aber keine Spur. Gott der Herr hat sie
hegraben.“
— Einem das Pfälzer Ueberschwemm—
ungsunglück besprechenden Artikel der „Allg.
3tg.“ (München) entnehmen wir das Nachstehende:
Wie wird es mit dem Wiederaufbau der
ingestürzten Gebäude werden, welchen
Schaden werden die Fluren erlitten haben u. dgl.?
Wir können mit Freude konstatiren, daß sich viele
Bemeinden dahin schlüssig gemacht haben, Alles
aufzubieten, daß die neuen Wohngebäude nicht
mehr in den tief gelegenen Ortsthei—
len, welche häufig der Ueberfluthung durch Wasser
ausgesetzt sind zum Wiederaufbau gelangen, sondern
daß hiefür höher gelegene wasserfreie Plätze ausge⸗
wahli werden. Hierdurch wird an sich einer Ka⸗
lamität für die Zukunft vorgebeugt. Auch soll
Anordnung ergehen, daß nicht mehr mit sog.
dehmsteinen, sondern mit gebrannten
Dder Bruchsteinen gebaut wird. .. Gewiß
zeschäftigt man sich auch bereits mit der Frage,
yb, wie und in welchem Umfang zum Ersatz für
die Verluste, insbesondere für die eingestürzten
daäuser, eine Beihilfe gewährt werden soll, und
denn man bedenkt, daß für solche Elementarereig⸗
nisse eine Versicherung nicht moͤglich erscheint und
der Schaden der einzelnen theilweise ein sehr erheb⸗
icher ist, so dürften die Ansprüche auf öffent⸗
iche Beihilfe zum Reitablissement völlig be—
cechtigt sein. Die Beurtheilung dieser Frage hängt
edoch jedenfalls von einer borgängigen Schätz—
ung des Schadens ab. Wenn auch eine
olche Schätzung bezüglich der Häuser jetzt schon
nöglich, so ist dieselbe geradezu ausgeschlossen be—
züglich der Schäden an Grundstücken, da diese fast
nsgesammt noch unter Wasser und mit einer starken
Fisdecke überzogen sind. Auch das Mobiliar liegt
um großen Theile unter den mit Eis bedeckten
Trümmerhaufen der Häuser vergraben. Wir haben
Jewiß ein warmes Herz für die vom Unglüdk Be⸗
troffenen; aber die Beihilfefrage muß doch einiger⸗
maßen geklärt sein, um in ausreichender Weise
gerecht und konsequent verfahren zu lönnen. So
chließen wir denn in der Ueberzeugung, daß bisher
ür die Unglücklichen Alles geschehen ist, was möglich
war, und daß denselben auch die berechtigte Hilfe
für die Zukunft nicht versagt werden wird.“
— Seit Sonntag den 21 Jan. l. Is. ist auf
»er Strecke Mainz-Worms auch der Per⸗
onenverkehr wieder eroöffnet. Von Dienstag den
23. 1. Mtis. ab, werden, so lange die Betriebsstör⸗
ing auf der Linie Frankfurt⸗Mannheim noch dauert,
die Berlin⸗Straßburger Schnellzüge über Mainz⸗
zudwigshafen gefahren. Dieselben gehen fahrplan⸗
näßig in Frankfurt ab und werden fahrplanmäßig
zaselbst angebracht. Ankunft in Straßburg 1228
stachm. Abgang in Straßburg 52 Nachm.
— Die dem pfälzischen Sängerbunde an—
Jehörigen Vereine haben sich mit großec Majorität
ür die Bewilligung eines Unterstützungsbeitrages
»on 1000 M. ausgesprochen und es ist diese Summe
»em Central⸗Comitẽ in Speyer bereits ausgehändigt
vorden.
Im Kreisamtsblatt werden die Satzungen
er „Heinrich Hilgard'schen Kreisstipen—
pienstiftung“ veröffentlicht und Bewerber auf⸗
zefordert, ihre Gesuche bis längstens 15. Februar,
nit den nöihigen Zeugnissen belegt, bei der kgl.
Kegierung einzureichen. Der Stiftungsfonds be—
rägt 55,000 Mk. Aus den Zinsen sollen be—
ürftige, besonders begabte Studirende
er Medizin, Jurisprudenz, Philologie, Geschichte.
Mathematik oder Naturwissenschaft, welche ein
fälz. Gymnasium absolvirt haben, mit Stipendien
jon wenigstens 600 Mk. jährlich unterstützt werden.
— Das kgl. Staatsministerium des Innern
jat zur Verstärkung des technischen Baupersonals
zIngenieur-Praktikanten nach Speyer
iubgeordnet, um bei der schlennigen Wieder—
erflellung der Rheindammbauten und bei den tech⸗
iischen Arbeiten zur Bewerkstelligung raschen Ah—⸗
aufes des Wassers in den Ueberschwemmungsge⸗
dieten mitzuwirken.
— Die Anzahl der Fortbildungsschulen in der
ßfalz hat im Jahre 1881182 sih von 440 auf
354 vermindert. In ganz Bayern ist ihre Anzahl
von 913 auf 784 zurückgegangen.
Vermischtes.
CGDoppelmord mit Raub und Brandstiftung.)
Man schreibt dem „Nosenh. Anz.“ unterm 18. ds.
wuus Kolbermoor, zwischen München und Ro—
enheim: Vergangene Nacht um halb 12 Uhr
vurde der Wirih Schmid in Hohenhofen Gemeinde
hang, und dessen Frau auf brutale Weise erschla—
en. Dieselben waren anscheinend mit Gästen der
zeche wegen in Streit gerathen wobei einer der⸗
Iben den Wirth mit einer Holzhacke den Kopf
paltete, so daß derselbe jedenfalls sofort zusam⸗
nenstürzte. Die Wirthin ergriff dann wahrscheinlich
ie Flucht, sie wurde mit schauderhaften Wunden
im Hinterkopfe hinter dem Nachbarshaus todt auf⸗
efunden. Tische und Bänke im Wirthszimmer
ind durcheinander geworfen und dazwischen
espaltenem Kopfe lag der Wirth. Der oder
ie Thäter erbrachen dann im oberen Stocke
Schränke und Kästen und zündeten hierauf das
Inwesen an, welches jedoch gerettet wurde, nur
er angebaute Stall und Stadel brannten nieder.
dem sofortigen energischen Eingreifen der Gen⸗
armerie von Kolbermoor, welche sich eben auf
qachtpatrouille befand, ist es zu danken, daß der
nuthmaßliche Mörder bereits in den Händen der
gerechligkeit sich befindet. Derselbe ein 285jähriger
vbuster Pferdeknecht in der B.'schen Ziegelfabrik
n Kolbermoor, wurde heute Früh schon aus den
Federn geholt, und es erscheint derselbe, obwohl er
eugnet, durch die vorhandenen Indizien vollkommen
iberführt.
Das Fr. Journal bringt eine lange Passa⸗
ierliste der untergegangenen „Cimbria“. Auf dem
dampfer befanden sich folgende Passagiere aus
zayern: Rieder, Heinr. Häußler, Joh. Oban,
leischmann, Andr., Wellhofer, Georg, Raeder, Joh.,
»uerwanger, Carl, Poetsch, Alois. Die übrigen
zassagiere waren meist Rufsen, Ungarn, Böhmen
ind Preußen. Unter den geretteten Personen be⸗
inden sich obige aus Bayern nicht.
— In einer süddeutschen Residenz ist jüngst dem
bersten Leiter der dortigen heiligen Hermandat ein
heschichtchen passiert, welches in zahlreichen Kreisen
Zztoff zum Lachen gegeben hat. In jener Stadt
errscht nämlich laut Gebot des gestrengen Oberen
iber alle Schutzleute, zu Fuße und zu Pferde, über
ille Geheim⸗ und Kriminalpolizisten, die Polizeistunde,
velche allen Kneipe und anderen Genies zum Aer⸗
jer erfunden zu sein scheint; denn bei einer den
Inhaber der Gastwirthschaft und zugleich die Gäste
elbst treffenden Geldstrafe muß das Lokal um die
weite Nachtstunde geraumt sein. Jüngst sitzt nun
inser Polizeipräsident, ein gesellschaftlich überaus
ovialer Mann, dem es im Traume nicht einfallen
vürde, die „Fourchambaults“ zu verbieten, und
em man mit Recht eine ganz intime Kenninis des
stiersteiner, Pisporter und der Liebfrauenmilch nach⸗
ühmt, in dem gemütlich warmen Winkel einetr
Weinstube, und im anregenden Gespräche über Gama—
etta und den letzten Ball beim Prinzen X. überr
Fhanzy und die schöne Frau von O. fliegen dien
„tunden dahin. Da plötzlich ... öffnen sich dies
Thüren und herein treten ... zwei Gendarmen,r
velche unter Hinweis auf die vierte Morgenstunde
nicht allein den Wirth notiren, sondern auch diez
die Namen sämtlicher am Stammtisch noch zechenden
Gäste ins Dienstbuch eintragen. Lauter sehr hon
nette Leute: „Geheimer Ministerialrath A.“,
Professor v. B.“, „Reichsrath Graf C.“, „Majotp
». D.“, da ... ja Allmächtiger, ... ja, da siß
a auch ... der ... Polizeipräsident!! Sprach
oses Erstaunen seitens der Untergebenen, erstaun-
iche Sprachlosigteit seitens des Vorgesetzten .
»omerisches Gelächter aller Umsitzenden! Sr. Erzellenn
iber hatten am nächsten Tage, unter besonderet
Zelobigung der beiden Gendarmen, welche pflicht
jetreu den Herrn Polizeipräsidenten dem Herryh
Zolizeipräsidenten anzeigten, der Reichsmarken Dreitr
rlegt. Und die Moral von der Geschicht! Wenn—
Du nicht willst, daß Dirs geschicht, verfüge keint
bozeistunde nicht.
F Saarbrücken, 20. Jan. Eine Nach.
icht, für den btr. hochverdienten Beamten erfreu—
ich und ehrend, für unsern Kreis aber recht schmerzeh
ich schreibt die „Sbr. Ztg.“ trifft aus Berlin hier
in: Unser Landrath, Herr v. Geldern hier, ise
um Ober⸗Regierungsrath und Dirigenten der Abp
heilung des Innern bei der Regierung zu Trien
rnannt worden. Herr v. Geldern, seit 1874 vorr
»en Kreisständen als Landrath erwählt, hat sits
vährend der ganzen Dauer seiner Amtsführung di
rdiebe und Hochachtung der Kreiseingesessenen undp
zurch sein liebenswürdiges und gefälliges Benehmeif⸗
die Werthschätzung der hiesigen Einwohner erworg
den, welche den verdienten Beamten und Mitbürgaẽ
uur ungern verlieren. Möge die neue ehrendig
Stellung dem geehrten Herrn Glück und Befriedig
ing gewähren!
FSaarbrücken, 20. Jan. Die Vertreta
)er gestern hier versammelten Eisenwerke der Sact
ind Moselwerke haben nach der „Fr. Ztg.“ i9
Bemeinschaft mit einzelnen ebenfalls anwesenden
Vertretern rheinwestfälischer Werke beschlossen, and
)en zeitherigen Preisen und Verkaufsbedingungene
nichts zu ändern, nachdem die Preise der Rohn
ind Brennmattrialien theils sich gleich geblieben—
heils erhöht worden sind. d
Frankfurt, 19. Jan. In einer heutigen
Amtsgerichtssitzung wurde der Portier eines grön
zeren Hotels darüber vernommen, wie viel eiuy
olcher durchschnittlich einnehme, da einer seingug
jiesigen Kollegen einen Hotelbesitzer auf Entschg
»igung angeklagt habe. Zum nicht geringen Ere
taunen des ganzen Gerichtssaales erklärte das—
Zachverständige, daß der Portier eines nur etwalh
requenten größeren Gasthauses auf eine durcher
chnittliche Einnahme von 20 Mk. pro Tag red
en könne.
4 Ein kaiserlicher Beamter im Elsaß hau
ine Fuhre Holz bekomamen. Zu dem mit den
Abladen beschäftigten Fhrmann gesellt sich ein u
heitsuchender Holzhacker und fragt Jenen: „Fus
ven isch dis Holz?“ — „Ei for de Inziecher“s
intwortete der Fuhrmann. — „Wie?“ entgeguehl
zarauf der Holzhader, „wolle denn die Prühf—
diesse Winter noch emol dobliewe?“
4 (Unfall einer Hebamme.) Der „Konst. Ztg.
vird geschrieben: In Weiler war am Minwo
eine Kindtaufe; ein dortiger Junge darob erfreu
choß aus seiner Wohnung, als gerade die Tau
jon der Kirche kommend vorüberging und verletßz
nicht wissend, daß sein Gewehr Für Hasen ꝛc.
richtet, die Hebamme am Rücken und Arm. De
zutiwattirte Unterrock soll mehreren Schroten da
unheilvollen Lauf verhindert haben. Die Hebamm—
oll, wie mitgetheilt wird, durch den Schrecken vo
Sinnen gekommen sein.
Aus Anhalt. Eine entsetzliche Mot
hat hat in dem Dorfe Thießen bei Roßlau
d. Elbe statigefunden. Man fand den Leichnah'
es Nachtwächters Großkopf daselbst aufgehäng
Zämmiliches Fleisch des Gemordeten war vol
Schädel bis an die Ohren losgelöst, jedenfalls us
entweder den Leichnam unkenntlich zu machen od
im den Verdacht zu erregen, daß die Raben*
Todten so zugerichtet hätten, und er selbst sich
Tod gegeben habe. Der Gemordete hatte eine Wo
nung bei dem Handarbeiter Brachwitz inne und
sog kinen kleinen Auszug von diesem. Die Fu